Oman 2013

Hallo an alle,

kurz entschlossen machen wir uns wieder auf den Weg, einen Teil der Welt zu erkunden.

Diesmal geht es auf die arabische Halbinsel, da hier im Winterhalbjahr die Temperaturen mit 30°C – 35°C einigermaßen erträglich sind.

Wir fliegen am 28.10.2013 von München aus nach Dubai und wollen dann, wenn unser Gepäck samt Fahrrädern vollständig angekommen ist, vom Flughafen aus in das Sultanat Oman starten. Dort soll es dann zunächst am Golf von Oman entlang nach Muskat, der Hauptstadt des Omans, gehen. Von hier aus führt unsere geplante Route mehr oder weniger an der Küste weiter. Dann fahren wir der Sandwüste entlang ins Hajar-Gebirge. Von den Bergen aus wollen wir weiter nach Al Ain, einer Wüstenstadt, die zu den Vereinten Arabischen Emiraten gehört. Von dort geht es dann zurück nach Dubai, wo wir noch die letzten Tage vor unserem Rückflug verbringen wollen und von wo aus wir am wieder nach München zur 27.11.13 ück fliegen werden.

Nun wisst ihr also, wo wir uns die nächsten 4 Wochen herumtreiben werden.

Übersichtskarte Oman

Reiseroute Oman

 

28.10.2013

Bei 24°C starteten wir von München aus mit Qatar Airways über Doha nach Dubai. Unsere Räder wurden auch ohne Karton, so wie wir sie verpackt hatten, problemlos und ohne Kosten transportiert.

 

29.10.2013 60,1 km und 267 Hm

Um 8:40 landeten wir bei 30°C in Dubai. Gepäck und Räder waren bald da und so konnten wir die Räder reisefertig montieren. Leider war Norberts Schaltwerk wieder etwas beschädigt, so dass sich nicht mehr alle Gänge problemlos schalten lassen. Am Flughafen trafen wir Eva, die wir im vergangenen Jahr in Eriwan getroffen hatten und tranken zusammen noch eine Tasse Kaffee. In der größten Hitze, bei 37°C, begannen wir dann unsere Radreise. Eva fuhr uns mit ihrem Auto noch bis zu einem großen Einkaufscenter voraus und erklärte von dort aus den Weiterweg aus Dubai hinaus. Trotz guter Beschreibung dauerte es noch einige Zeit, bis wir den Stadtrand von Dubai erreicht hatten. Weiter ging es durch die Wüste und nach mehrfachem Nachfragen bei den Einheimischen fanden wir nicht die Nebenstrecke nach Hatta und wurden auf die Autobahn Nr. 44, die für Radfahrer gesperrt war, verwiesen. Wie so oft kümmerte dies aber niemanden. Erst um 17:30 Uhr fanden wir ein Nachtquartier in der Sandwüste. Noch bevor wir das Zelt aufgebaut hatten wurde es dunkel und um 19 Uhr lagen wir total müde in unserem Zelt.


Begrüßung in Dubai mit einem Rosenstrauß


Eva trafen wir am Flughafen


Gleich hinter Dubai beginnt die Wüste


Unser 1. Wüstencamp

 

30.10.2013 72,1 km und 488 Hm

Um 6 Uhr standen wir beim ersten Tageslicht auf. Es dauerte 2 Stunden, bis wir endlich los kamen, da wir noch einiges umpacken mussten und alles voller feinstem Sand war. So starteten wir um 8 Uhr und setzten unsere Tour ohne Frühstück fort. Nach 12 km machten wir Frühstückspause bei einem Inder. Nach 30 km erreichten wir die Grenze zum Oman, die ohne Kontrollen zu passieren war. Nach weiteren 30 km durch den Oman ging es wiederum ohne Grenzkontrollen zurück in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Durch die für uns noch ungewohnte Hitze bis 38°C mussten wir viele Trinkpausen und eine lange Mittagsrast einlegen. Schließlich erreichten wir Hatta und kämpften uns mit 21% Steigung zum Stausee hinauf. Leider war dort Campingverbot und der mühselige Aufstieg umsonst. Wir fanden dann etwas unterhalb der Straße einen geeigneten Platz zum Campen. Am späten Abend sangen uns 3 Muezzine von verschiedenen Moscheen in den Schlaf.


Mächtige Sanddünen


Die ersten Kamele in der Wüste


Unterwegs nach Hatta wird es bergiger


Trinkwasser und Waschgelegenheit an einer Moschee


Der Hatta-Stausee

 

31.10.2013 68 km 235 Hm

Frühstück gab es in Hatta und 4 Kilometer später folgte die 1. Grenzkontrolle, bei der niemand etwas von uns wollte. Nach einem weiteren Kilometer folgte die nächste Kontrollstelle ohne Personal. Also flott weiter. Dann der erste Kontrollposten im Oman. Wir erhielten einen Zettel und wurden weiter geschickt. Nach 21 Kilometer standen wir vor dem Grenzgebäude zum Oman. Hier wurden wir gestoppt und wollten unser Omanvisum beantragen. Dies war jedoch nicht möglich, da wir keinen Ausreisestempel von den VAE hatten. Wir wurden freundlich aufgefordert, 12 Kilometer zurück zu fahren und uns am ersten Grenzposten (dort hatte uns ja niemand aufgehalten) den Ausreisestempel zu besorgen. Der Zöllner orderte für uns ein Taxi, mit dem wir zurückfuhren und uns den Ausreisestempel abholten. Wieder zurück erhielten wir ein kostenloses Visum für 21 Tage Aufenthalt. Wir wechselten noch Geld und dann ging es weiter nach Shinas am Golf von Oman. Wegen der Hitze legten wir eine lange Mittagspause ein. Weiter führte die Strecke auf einem Nebensträßchen parallel zur Autobahn. Um nicht wieder erst bei Dunkelheit das Zelt aufstellen zu müssen suchten wir um 16:30 Uhr nach einem geeigneten Platz zum Zelten. Hinter einer Mauer wollten wir unser Zelt aufstellen und fragten, ob dies in Ordnung wäre. Ein Bediensteter holte seinen Chef, der uns zum Übernachten und Essen in seine Villa einlud. Es wurden uns Obst und Getränke gereicht. Wir konnten uns duschen und wurden der Familie und einigen Verwandten vorgestellt. Frieda durfte mit der Hausherrin das Anwesen besichtigen und war fasziniert von dem feudalen Anwesen. Gegen 20 Uhr, als die Männer vom Abendgebet aus der Moschee zurück waren, wurden wir noch mit einem reichhaltigen omanischen Abendessen bedacht.


Ortsende von Hatta (VAE)


Die Grenze zum Oman ist erreicht


Am Golf vom Oman


Das Haus unserer Gastgeber


Köstliches omanisches Abendessen im Kreis der männlichen Familienmitglieder


Unser Gastgeber Mohamad mit Freunden

 

01.11.2013 71,6 km 58 Hm

Kurz vor 6 Uhr waren wir wieder auf und wurden mit einem feinen Frühstück verwöhnt. Nach der Verabschiedung fuhren wir an der Küste entlang und das Thermometer überschritt schon früh die 30°C. Leider fährt man bisher ausschließlich in der prallen Sonne, in der wir locker die 40°C erreichten. Viele Trinkpausen und eine wiederum lange Mittagspause mussten eingelegt werden. Dann ging es auf der Küstenstraße weiter bis wenige Kilometer vor Sahan. Vom Stadtrand aus fuhren wir Richtung Strand und durften hinter den Mauern eines Gehöfts unser Zelt aufstellen. Die Bewohner brachten uns noch Essen und Trinken ans Zelt. Interessiert betrachteten sie unser Schlafzimmer und machten viele Fotos. Wir waren hundemüde, doch der Muezzin ließ uns lange nicht schlafen, es wurde die ganze Predigt per Lautsprecher übertragen. Außerdem krähten die Gockel und die Ziegen und Schafe gaben fast die ganze Nacht keine Ruhe. Die Hitze, auch bei Nacht und die Schnaken ärgerten uns auch noch.


Küstenstraße


Kastell in Saham


Abendessen vor dem Zelt

 

02.11.2013 43,1 km 69 Hm

Da wir vom Muezzin in unserer Nachtruhe wieder gestört wurden, standen wir ganz gerädert um 5:45 Uhr auf. Wir bauten unser Zelt ab und wurden nochmals von den Bewohnern mit gefrorener Milch, Mineralwasser und Eiern, Tee mit Milch und Zucker (sehr lecker) Brot und Käse verwöhnt. Die Omani haben wir bisher als äußerst freundlich und hilfsbereit kennen gelernt. Mehrmals wurden wir von den Leuten mit Äpfeln, Mineralwasser oder anderen Getränken versorgt. Dann ging es auf der Nebenstrecke am Meer entlang. Unterwegs besuchten wir noch den Markt (Souq) und den interessanten Fischmarkt. Auf der Nebenstrecke liegt viel Müll umher und auch viele Gebäude haben schon bessere Tage gesehen. Aber dann stehen wieder tolle Villen, alle mit einer großen Mauer umgeben an der Strecke. Bei wiederum hohen Temperaturen legten wir viele Pausen ein. In der Mittagshitze ist fast kein Mensch unterwegs. Autos halten an Restaurants an, hupen, dann kommt einer aus dem Geschäft heraus und nimmt die Bestellung auf und bringt sie dann ans Fahrzeug. Im klimatisierten Auto lässt sich die Hitze gut aushalten. Bei einer weiteren Pause wurden wir von einem Omani, der mit seinem Pickup vorbeikam, angesprochen, ob wir nicht bei ihm übernachten wollten. Wir lehnten ab, denn wir wollten mal in ein Hotel gehen. Es musste dringend Wäsche gewaschen werden und wir hatten großen Nachholbedarf an Schlaf. Er bot uns an, uns zu einem 14 km entfernten Hotel zu fahren, das wir bei der Hitze gerne annahmen.


Sie brachte uns Essen und Trinken


Straßen Souq


Fischmarkt in Saham


Die Netze werden an Land gezogen


Neugierige Dorfjugend


Wir werden zum Hotel gefahren

 

03.11.2013 67,1 km und 53 Hm

Nach einer wieder nicht erholsamen Nacht bei 28° im Zimmer ging es um 7:00 Uhr auf der Nebenstraße weiter. Die Klimaanlage im Zimmer war fürchterlich laut und musste abgestellt werden. Unterwegs an der Strecke gab es viele Palmen, Bananen und Gemüsefarmen, die gerade bewässert wurden. Ohne Schatten ging es Richtung Meer nach As-Suwaya mit einem riesigen Fort aus osmanischer und portugiesischer Epoche. Endlich kamen wir an einen Shop, der uns eine Simkarte verkaufte. Hier kamen wir auch ins Internet, konnten Mails abfragen und versenden. Freitag und Samstag ist fast kein Geschäft geöffnet, so mussten wir lange darauf warten. Inzwischen war es 12:00 Uhr und wir mussten schnell das Geschäft wieder verlassen. Bei 42° war es nun wieder unerträglich heiß. Es gibt wenige Stellen wo wir uns im Schatten ausruhen können. Alle Geschäfte und Lokale schließen bis 16:00 Uhr. Wir wurden mal wieder von Einheimischen mit Kaffee und Datteln versorgt. Gegen Abend fragten wir an einem Haus, ob es möglich ist, unser Zelt im Hofraum aufzubauen. Sie sagten zu und wir stellten in eine Ecke das Zelt auf und kochten Abendessen. Wir hatten uns gerade hingelegt, da kam ein älterer Verwandter auf Besuch vorbei und verwies uns Christen vom Hof. Eilig packten wir zusammen und trugen das komplette Zelt in das freie, ungeschützte Gelände. Kaum waren wir wieder im Zelt, kam die junge Familie und entschuldigten sich für das Verhalten des Onkels, der wieder fort war. Sie baten uns, doch wieder in den geschützten Hof zu kommen und halfen beim transportieren und einrichten. Dann brachten sie uns noch ein üppiges Abendessen und Getränke für die Aufregung. Einen kleinen Teil haben wir noch gegessen und uns dann schlafen gelegt.


Wüstenfuchs


As-Suwaya


Schließlich durften wir doch im Innenhof schlafen

 

04.11.2013 44 km und 44 Hm nach Barca

Am Morgen bekamen wir noch Kaffee ans Zelt und aßen dann noch einen Teil des Abendessens, bevor es dann an der Küstenstraße ohne jeglichen Schatten mühsam weiter ging. Viele Trink- und Ruhepausen mussten eingelegt werden, da es Norbert überhaupt nicht gut ging. Er fühlte sich total schlapp und kraftlos. Mehrmals wurden wir von Einheimischen mit Getränken versorgt, denn die Strecke war öde und wenig abwechslungsreich. Endlich kamen wir in Barca an und fanden ein ordentliches Hotel. Den Nachmittag verbrachten wir mit Ausruhen. Wir holten noch für Norbert Medikamente und gingen zum Essen. Zum ersten Mal seit Tagen verspürte er Appetit, wir hoffen, dass alles wieder gut wird.


Schon um 10 Uhr völlig platt

 

05.11.2013 36,8 km und 25 Hm nach Seeb

Leider war es wie die Tage zuvor, Norbert hatte einfach keine Kraft. Wir fuhren mit einigen Pausen nach Seeb und schauten dem Feilschen der Händler auf dem Fischmarkt zu und machten gerade Rast an einem Schattenplatz, da rief Pamela uns an, dass Paul und sie uns abholen kommen. Paul arbeitet in der Öl-Industrie hier und über ihre Freundin Anni, die uns vor Hatta getroffen hatte, wurden wir in ihr Haus eingeladen. Wir hatten zwei Tage zuvor mit den aus England stammenden Freunden schon Kontakt per Mail. Norbert konnte sich noch ausruhen, bevor wir am Abend zum Pizzaessen fuhren. Die Hauptstadt Muscat ist wahnsinnig verkehrsreich. Hier geht niemand zu Fuß, alle nutzen nur das klimatisierte Auto. Die Straßen sind deshalb ständig verstopft und es braucht viel Zeit um von A nach B zu kommen.


Fischmarkt


Gemeinsamer Abend mit unseren Engländern

 

06.11.2013 Ruhetag

Im total leisen Zimmer, trotz Klimaanlage, konnte Norbert immer noch nicht schlafen. Eine deutsche Ärztin, die gerade bei ihrem Mann und Pauls Kollege zu Besuch ist, gab uns neue Anweisungen und Medikamente. Mit Pam besuchten wir die großartige Moschee des Sultan Qaboos bin Said bin Taimur Al Said, dem Herrscher im Oman. Er ist sehr beliebt bei den Bewohnern und sorgt für kostenfreie Krankenversicherung, Schulen und Universitäten. Der Koran spielt hier eine sehr große Rolle im Leben der Omanis. Zig Moscheen prägen das Bild der Städte und Dörfer. Der Weihrauchduft ist vielfach wahrnehmbar. Wir besuchten anschließend den Küstenabschnitt (Corniche) in Mutrat mit seinem Souq und dem Fischmarkt, bevor wir per Taxi wieder in den Stadtteil Qurm der Öl-Gesellschaft zurückfuhren.


Die Große Moschee in Muskat


Im Souq


Küstenstraße in Muskat


Startpunkt zur Weiterreise

 

07.11.2013 Muscat – 8 km vor Dibab 87, 4 km und 539 Hm

Nach dem Aufenthalt bei Pam und Paul, die uns beide in ihrem Haus so freundschaftlich aufnahmen, hatte sich Norbert recht gut erholt. Nochmals- unseren Engeln - herzlichen Dank für Transport, Unterkunft, Essen und Radreparatur. Wir waren froh, dass uns das Verkehrschaos und Straßengewirr Muscats mit unseren Rädern erspart blieb. Seit es einen Tag zuvor bei Nacht regnete, (der letzte Regen fiel im Februar) war es deutlich angenehmer und nicht mehr so heiß.
Pam fuhr uns nach dem Frühstück mit dem Pkw aus Muskat auf der erst vor 2 Jahren neu fertiggestellten Autobahn hinaus. Nach dem Autobahnkreuz begannen wir unsere Weiterreise. Auf landschaftlich sehr schöner Strecke ging es durch die Berge. An einer Tankstelle kauften wir noch Proviant ein. Von einem Omani, der uns unterwegs gesehen hatte, erhielten wir eine ganze Tragetüte voller frischer Getränke geschenkt. Diese und ähnliche Gesten sind es, die einem oft wieder Mut machen und so manche Schinderei vergessen lassen. Wie immer war es schon fast dunkel, als wir etwas abseits der Autobahn einen geeigneten Platz für unser Zelt fanden. Wir kochten noch unser Abendessen und legten uns dann schlafen.


Durch die Berge zum Meer


Camp nahe der Autobahn

 

08.11.2013 8 km vor Dibab – Qalhat 79,5 km – 371 Hm

Wir mussten zunächst 29 km zurücklegen, bevor wir in dem kleinen Ort Fins frühstücken konnten. Ab da hörte die gute Nebenstrecke auf und über Schotter ging es weiter zum Wadi Shab. Dort hielten wir uns längere Zeit auf und wanderten ein Stück weit in den Wadi hinein. Nach der Rückkehr zu unseren Rädern ging es weiter zum nächsten Wadi, Wadi Tiwi, in den einige Kilometer weit eine geteerte Straße führt. Ein weiteres Stück setzten wir noch zu Fuß zurück und dann ging es wieder zurück zu den Rädern. Die Route führte von dort weiter am Meer entlang und kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir bei Qualhat direkt am Strand einen geeigneten Patz für unser Zelt.


Kurz vor Wadi Shap


Wadi Shap


Wadi Tiwi


Wadi Tiwi

 

09.11.2013 Qalhat – Ras al-Jinz 80,1 km und 429 Hm

Nachdem uns der Muezzin schon kurz vor 5 Uhr weckte, standen wir bald darauf auf und konnten die herrliche Morgendämmerung und den Sonnenaufgang bewundern. Über eine 25 Grad steile Rampe ging es dann auf den Highway zurück und weiter nach Sur. Nach Besichtigung der schönen Hafenstadt ging es recht hügelig weiter bis nach Ras al-Jinz, wo wir in Nassan-Camp ein Häuschen mieteten. Wir besorgten uns noch die Berechtigung zum Besuch des Schildkrötenstrandes für den nächsten Morgen.


Sonnenaufgang von unserem Camp am Meer


Sur


Unser Häuschen im Al Naseem-Camp

 

10.11.2013 Ras al-Jinz – Ja`lan Bani Bu Ali 103,2 km und 284 Hm

Schon um 3:20 standen wir auf und konnten bei einem englischen Paar bis zum Eingang des Besucherzentrums am Schildkrötenstrand mitfahren. Dann ging es zu Fuß bei Dunkelheit zum Strand, wo wir die erste Meeresschildkröte bei der Eiablage beobachten konnten. Nach der Eiablage machen sich die Schildkröten dann wieder auf den Rückweg ins Meer. Es war hoch interessant die riesigen Urtiere zu beobachten. Nach Tagesanbruch ging es zurück ins Camp, wo wir unsere Räder bepackten und noch ausgiebig frühstückten. Gegen 8 Uhr nahmen wir dann die nächste Etappe, die auf den nächsten 60 Kilometern zum Teil an der Steilküste mit herrlichen Ausblicken entlang führte, in Angriff. Unterwegs sahen wir an einem See noch Flamingos und zur Mittagszeit erreichten wir Asilah. An einer Tankstelle fragten wir nach Gaskartuschen. Ein Omani sagte, er könne uns weiterhelfen. Kurze Zeit später fuhr er uns hinterher und überreichte uns ein komplettes Mittagsmenü, bestehend aus Reis, Fisch und Hühnchen samt Sauce. Wir wollten das gar nicht annehmen, aber er fuhr winkend wieder weg. So gestärkt ging es weg vom Meer in Richtung Norden. Schon bald befanden wir uns wieder in der Wüste und immer wieder sahen wir Kamele auf und neben der Straße. Um 15:30 Uhr erreichten wir ein Motel, in dem wir uns nieder ließen.


Meeresschildkröte nach der Eiablage


Steilküste


Flamingo


Unser Mittagsmahl


Kamel in der Wüste

 

11.11.2013 Bani Bu Ali – Al-Mintirib 92,3 km und 271 Hm

Schon kurz nach dem Start stoppte ein Fahrzeug. Es hielt uns an und überreichte uns eine Tüte, gefüllt mit Milch, Joghurt, Süßgetränken und Wasser. Wir hatten Mühe, die Getränke in unseren schon vollen Taschen unter zu bringen. Es folgten viele Kilometer durch die Steinwüste. Die einzige Abwechslung boten Ziegen, Esel und Kamele, die auf der Suche nach etwas fressbarem waren. Endlos lange Geraden ohne Versorgungsmöglichkeiten waren zu durchradeln. Wir campierten am Rande der großen Wahib Sandwüste.


Unser Getränkesponsor


Omani mit Krummdolch

 

12.11.2013 Al-Minitrib - Ibra - Lizq 103,3 km und 363 Hm

Nach wenigen Kilometern fuhren wir zum Frühstück an eine Tankstelle, wo es Döner gab. Auf abwechslungsreicher Strecke ging es weiter nach Ibra, wo wir in einem Supermarkt Proviant und Gas für die nächsten Tage einkauften. Auf den nächsten 55 Kilometern, die durch eine bizarre Felslandschaft führten, gab es keinerlei Versorgungsmöglichkeiten (auch kein Wasser). Hier war Gegenwind unser ständiger Begleiter. Etwas abseits der Straße fanden wir ein ruhiges Plätzchen und schlugen dort unser Zelt auf.


Die große Wahiba Sandwüste


Einmal Volltanken (1 Liter ca. -,30 €)


Moschee


Unterwegs in der Wüste


Mittagsrast

 

13.11.2013 Lizq – Birkat al-Mawz 72,7 km und 251 Hm

Frühstück nahmen wir heute bei einem Pakistani ein. Es gab eine feurige Kichererbsensuppe mit frischem Fladenbrot. Auf wiederum landschaftlich sehr schöner Strecke schlängelte sich die Straße zwischen den Bergen durch. Zur Mittagszeit erreichten wir den sehr interessanten Oasenort Birkat al-Mawz, wo wir eine Mittagsrast einlegten. Hier gesellte sich ein Ehepaar aus dem Schwarzwald zu uns. Sie waren mit einem Mietwagen auf einer Rundreise durch den Oman unterwegs und steuerten als nächsten Ausflugspunkt Jebel Akhdar an. Sie boten uns freundlicherweise an, uns mit zu nehmen. So nahmen wir nur unsere wichtigsten Dokumente und das Geld mit, schlossen unsere Räder ab und konnten die Reise hinauf auf über 2000 m Höhe im klimatisierten Fahrzeug ganz relaxt genießen. Sehr kurvenreich und mit herrlichen Ausblicken führte die Straße aufwärts. Immer wieder legten wir kurze Stopps ein und genossen die phantastische Aussicht. Auch eine kurze Wanderung zu einem verlassenen Dorf in einem Wadi unternahmen wir, bevor wir wieder zurück zum Ausgangspunkt fuhren. Gegen 17 Uhr trafen wir dort wieder ein und unsere Räder samt Gepäck fanden wir unversehrt wieder. Gleich außerhalb der Stadt fanden wir einen geeigneten Platz, schlugen unser Zelt auf und zum Abendessen gab es noch Spaghetti mit Tomatensoße.


Startbereit


Abwechslungsreiche Strecke


Oase


Birkat al-Mawz Altstadt


Jebel Akhdar


Verlassenes Dorf im Wadi


Mit ihnen konnten wir zum Jebel Akhdar fahren

 

14.11.2013 Birkat al Mouz - Nizwa - Bahla 59,5 km und 226 Hm

Schon um 6:30 Uhr waren wir unterwegs nach Nizwa. Leider war der Verkehr auf der gesamten heutigen Strecke recht heftig. Viele Baustellen in und um Nizwa - auf nur 2 spuriger Fahrbahn ohne Standspur – verlangten höchste Aufmerksamkeit von uns. Schon vor 8 Uhr waren wir in Nizwa und schauten uns nach einem Hotel um. Leider wurden wir nicht fündig, was sich später als Vorteil herausstellen sollte. So besichtigten wir die Stadt und den Souq und frühstückten in aller Ruhe und machten uns dann auf den Weiterweg nach Bahla. Hier kamen wir in einem guten Hotel unter und hatten noch ausreichend Zeit, um das Fort und die Altstadt in Lehmbauweise (Weltkulturerbe) zu erkunden. Norbert ließ sich beim Barber noch den 7 Tage alten Bart rasieren, was 25 Minuten in Anspruch nahm. Mit einem guten Abendessen in einem netten Restaurant beschlossen wir den Tag.


Im Souq von Nizwa


Das Fort von Nizwa


Auf der Straße nach Bahla


Beim Barber


Fort von Bahla


Moschee in Bahla

 

15.11.2013 Bahla – Jebel Shams Resort 33,2 km und 293 Höhenmeter

Nach einem ordentlichen Frühstück im Hotel ging es zunächst Richtung Al-Hamra. Auf der Strecke hielt plötzlich ein Auto vor uns an und Pam und Paul, bei denen wir so schöne Tage in Muscat verbracht hatten, begrüßten uns an der Straße. Die Freude bei uns war riesengroß, sie wieder mit ihrem Sohn und dessen Freundin zu sehen. Die Welt ist doch recht klein. In leichter Steigung ging es durch eine wilde Gebirgslandschaft langsam höher, bis wir nach 33 km Ghul erreichten. Die restliche Strecke konnten wir samt Fahrrädern und Gepäck in einem Fahrzeug zurücklegen, so dass wir schon um 12 Uhr auf dem knapp 2000 m hoch gelegenen Jebel Shams Resort ankamen. Nur die ersten 8 Kilometer hinter Ghul waren noch geteert, dann ging es wie auf Wellblech weiter. Oben angekommen stellten wir unser Zelt auf und begaben uns dann noch auf eine 2-stündige Wanderung, die grandiose Ausblicke in den Canon und zum Jebel Shams bot. Am späten Nachmittag kochten wir dann nochmals Spaghetti mit Tomatensoße und ließen so den Tag ausklingen.


Im Wadi Guhl


Auffahrt zum Jebel Shams


Canon unter dem Jebel Shams

 

16.11.2013 Jebel Shams Resort – Jabrin 75,8 km und 356 Hm

Die ganze Nacht über regnete es leicht und die Temperatur fiel bis am Morgen auf 8°C. Kurz nach 7:30 Uhr starteten wir bei wieder wolkenlosem Himmel. Zunächst ging es 5 Kilometer auf Asphalt, dann 8 Kilometer auf Schotterpiste zurück, bis wir wieder zur geteerten Straße gelangten. Mit bis zu 62 km pro Stunde ging es in steilen Serpentinen wieder hinab und nur ein gehöriger Gegenwind bremste uns und so erreichten wir zur Mittagszeit wieder Bahla. Von dort fuhren wir gleich weiter nach Jabrin, wo wir in einem Hotel unter kamen. Wir duschten und machten uns dann gleich auf den Weiterweg zum Fort Jabrin, das sehr schön restauriert wurde. Eine wirklich sehenswerte und interessante Anlage. In Al-Hamra trafen wir heute erstmals 2 Radler aus Frankreich. Auch heute wurden wir unterwegs wieder von Einheimischen mit Bananen und Chips bedacht.


Abfahrt vom Jebel Shams Resort auf 2000 m


Aussicht von der Straße in den Canon


7 km Wellblechpiste


Manchmal ging es nur schiebend weiter


Traumhafte Bergwelt


Fort Jabrin

 

17.11.2013 Jabrin – Bat 106,7 km und 427 Hm

Von Beginn an herrschte viel Verkehr. Schon nach 3 Kilometern konnten wir an einer langen Baustelle die Landstraße verlassen und auf die neue, für den Verkehr aber noch nicht frei gegebene Autobahn, wechseln. So hatten wir auf eine Länge von 15 Kilometern alle Fahrbahnen für uns. Nach 40 Kilometern bogen wir ohne Hinweisschild nach Amla ab, wo es sehr gute Versorgungsmöglichkeiten gab. Dann ging es weiter nach Al-Ayn, wo wir schon von weitem auf einem Höhenrücken die runden Grabtürme erkennen konnten. Leider gibt es nirgends ein Hinweisschild, das einem den Weg weist. So bogen wir nach Al-Ayn ab und weglos durchquerten wir eine Oase, in der uns hunderte von großen und kleinen Fröschen begleiteten, um wieder zur Straße zu gelangen. Von dort aus sahen wir die Gräber wieder und machten uns zu Fuß auf, um sie zu besuchen. 21 dieser sogenannten Bienenkorbgräber stehen in einer Kette aufgereiht auf einem Hügel und sind ca. 5000 Jahre alt. Da wir sehr gut vorwärts gekommen waren setzten wir unsere Fahrt noch bis nach Bat fort und fanden kurze Zeit später ein geschütztes Plätzchen, wo wir unser Zelt aufstellen und kochen konnten. Die Strecke war wieder sehr eindrucksvoll und abwechslungsreich und besonders das markant zerklüftete Gipfelmassiv des Jebel Misht beeindruckte uns.


Wir haben die Autobahn ganz für uns alleine


Über 3 Meter hohe Gräser im Wadi


In der Oase in Al-Ayn


Jebel Misht


Bienenkorbgräber


Sie lassen sich durch uns nicht aus der Ruhe bringen


Jebel Misht


Das Abendessen wird vorbereitet

 

18.11.2013 Bat – Ibri 45,1 km und 44 Hm

Im Oman ist heute Nationalfeiertag, da der Sultan Geburtstag hat. Allerdings haben wir bislang noch nichts davon gemerkt. Da wir nur ca. 30 Kilometer bis Ibri zu fahren hatten, standen wir erst um 6:30 Uhr auf und erreichten gegen 9 Uhr Ibri. Auch heute hatten wir wieder mit viel Verkehr und vielen Baustellen zu kämpfen. Bald war ein Hotel gefunden, wir duschten und machten uns dann mit unseren Rädern (ohne Gepäck) auf, den Souq, das Kastell sowie die alten Lehmbauten der Stadt zu besuchen. Eigentlich wollten wir hier 2 Tage verbringen, aber das Interessanteste haben wir gesehen und so werden wir morgen weiter ziehen und uns auf unsere letzten 2 Etappen durch den Oman begeben, bevor es wieder in die VAE zurück geht.


Wir teilen uns die Fahrbahn mit den Baufahrzeugen


Fort in Ibri


Schneider im Souq


Verlassene Lehmbauten in Ibri


19.11.2013 Ibri – Al-Qabil 118,5 km und 151 Hm

Am Abend des 18.11. schauten wir uns im Fernsehen die Paraden zu Ehren von Sultan Qaboos an. Auch auf den Straßen war einiges los und es ging zu wie nach einem gewonnenen Fußballspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft.


Zum Nationalfeiertag sind viele Autos mit einem Bild von Sultan Qaboos geschmückt

Auf Nebenstraßen und kaum befahrener Autobahn ging es heute durch Steinwüsten, Oasen und vorbei an Sanddünen, die bis zur Straße reichten. Wir machten noch einen Abstecher zum Al-Mamur Castle und kamen auf der flachen Strecke gut vorwärts. Allerdings gab es nur spärliche Versorgungsmöglichkeiten und so fanden wir schon am frühen Nachmittag einen geeigneten Platz für unser Zelt abseits der Autobahn. Wir kommen immer besser vorwärts, da man inzwischen den ganzen Tag über Radeln kann, da die Temperaturen zwischen 20°C am Morgen und 32°C in der Mittagszeit recht moderat sind. Von 2 Omanis bekamen wir noch kühles Wasser und hatten zum Kochen, Trinken und Waschen insgesamt 7 Liter zur Verfügung.


Ein Kamel folgt seinem Herrchen über die Autobahn


Sanddünen


Al-Mamour Castle


Sanddünen

 

20.11.2013 Al-Qabil – Al-Buraimi 80 km und 291 Hm

Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns auf die letzte Etappe im Oman. Eigentlich hatten wir mit einer kurzen Tagesetappe von 35 Kilometern gerechnet, aber um Al-Buraimi zu erreichen, ohne den Oman zu verlassen, mussten wir einen Umweg von 45 Kilometern in Kauf nehmen. Zuerst ging es auf flacher Strecke durch die Wüste bis zu einem Polizeikontrollposten. Zahlreiche Zementwerke liegen auf dieser Strecke (Sand und Steine gibt es ja genügend). Für die unzähligen LKW`s, die deswegen unterwegs sind, wurde eine separate Straße gebaut. Danach ging es wieder auf landschaftlich schöner Strecke durch die Berge des Hadjar Gebirges, bis wir schließlich um 13:30 Uhr in einem Hotel in Al-Buraimi unter kamen. Den Mittag nutzten wir noch, um den Souq, die beiden Forts und das Stadtzentrum zu besichtigen. Morgen geht es dann gleich zur nur 500 m entfernten Grenze zu den VAE.


Bei Hafit wäre der Grenzübergang ins Emirat Abu-Dhabi aber wir wollten ja noch nach Al-Buraimi (Oman) und von dort nach Al-Ain einreisen


Nochmals ging es in die Berge


Eigene Straße für LKW`s


Eingangstor vor Al-Buraimi


Gemüsemarkt


Kleider für die Damenwelt

 

21.11.2013 Al-Buraimi (Oman) – Al-Ain (VAE) 19 km und 33 Hm

Wir frühstückten noch in Al-Buraimi und gaben das restliche omanische Geld für Getränke, Kekse und Obst aus. Dann fuhren wir zur nahen Grenze, wurden jedoch nicht abgefertigt, da wir kein Einreisevisum für die VAE hatten. Wir mussten 4,7 km zurück zur Hilli Border, wo wir das Einreisevisum beantragen mussten. Dort angekommen, verweigerte man uns dieses, da wir noch keinen Ausreisestempel aus dem Oman hatten. Man teilte uns mit, dass wir 35 Kilometer zur entsprechenden Grenzstation zurück fahren müssten, und sollten uns dann wieder hier melden. Zwischenzeitlich entlud sich ein kräftiges Gewitter mit Sturm und sintflutartigem Regen. Wir mussten längere Zeit abwarten, denn die Straßen waren weitestgehend überflutet. Dann nahmen wir uns ein Taxi und fuhren die 35 Kilometer zur Grenze, holten unseren Stempel und fuhren wieder zurück zur Hilli Border. Dort erhielten wir dann problemlos unseren Einreisestempel in die VAE und wir mussten Al-Buraimi großräumig umfahren, um nach Al-Ain, das zum Emirat Abu-Dhabi gehört, zu gelangen. Zig Kreisverkehre (alle dreispurig) mussten wir durchfahren, um ins Zentrum von Al-Ain zu erreichen. Hier fanden wir nach einigem Suchen ein zentral gelegenes Hotel, das vom gestrigen ca. 2 Kilometer entfernt liegt. Auch nach der Ankunft im Hotel gegen 13:30 Uhr gingen immer wieder heftige Regenschauer nieder. Hier werden wir auch den morgigen Tag noch verbringen, da es einiges anzusehen gibt und der Wetterbericht auch für morgen noch kein stabiles Wetter verspricht.


Grenzstation Hili Border unter Wasser


Grenzübertritt in die VAE

 

22.11.2013 Ruhetag in Al-Ain

Mit dem Bus fuhren wir heute zum größten Kamelmarkt im arabischen Raum, der etwas außerhalb der Stadt Al-Ain liegt. Hunderte von Kamelen suchen hier einen neuen Besitzer oder werden vom Schlachter aufgekauft. Interessant war es, den Händlern beim Feilschen zuzusehen. Neben den Kamelen werden auch Ziegen und Schafe gekauft und verkauft. Dann ging es wieder zurück in die Stadt, die einen großstädtischen Eindruck vermittelt und mit vielen schönen Grünanlagen und Blumenrabatten bestückt ist. Auch gibt es einen großen Souq sowie viele riesige Moscheen. Wir sind froh, dass wir heute den Ruhetag einlegten, denn die Straßen waren noch vielfach voller riesiger Wasserpfützen. Die Temperaturen lagen nur noch zwischen 16°C und 21°C und es war meist stark bewölkt.


Kamelmarkt


Kamelmarkt


Ziegenmarkt


Stadtzentrum von Al-Ain

 

23.11.2013 Al-Ain - Stadtrand von Dubai 117,1 km und 302 Hm

Schon um 7 Uhr saßen wir im Sattel und fuhren aus der Oasenstadt Al-Alain hinaus. Die 6-spurige Autobahn war, ganz im Gegenteil zu den Strecken im Oman, gut ausgeschildert. Nach ca. 15 Kilometern war der Stadtrand erreicht und nach weiteren 10 Kilometern führte die Strecke weiter durch die Sandwüste mit schönen Dünen und vielen Kamelen. Wir hatten meist einen breiten Seitenstreifen zur Verfügung und der Verkehr, der anfangs recht ruhig war, nahm immer mehr zu. Zwischen den Mittelleitplanken und links und rechts der Fahrbahnen war die gesamte Strecke begrünt. Versorgungsmöglichkeiten waren genügend vorhanden nur unser Kartenmaterial erwies sich wieder einmal als völlig fehlerhaft. Wir bogen nach 106 km von der Autobahn ab, um über eine Nebenstraße in die Sportcity, in der Eva, die uns für die verbleibenden Tage in Dubai, eingeladen hat, zu gelangen. Doch nach wenigen Kilometern standen wir an der Air Base von Dubai, wo es nicht mehr weiter ging. Wir fuhren wieder einige Kilometer zurück, besorgten uns noch Wasser zum Kochen und Trinken. Es war zwar erst 13:30 Uhr aber wir beschlossen, unser Tagwerk zu beenden und fanden schnell ein geeignetes Plätzchen für unser Zelt mit Blick auf Sanddünen im Süden und die Skyline von Dubai im Norden. Morgen werden wir dann versuchen, die verbleibenden Kilometer nach Dubai zurück zu legen.


Mit viel Aufwand wir die Wüste begrünt


Die Straße zur Air Base war eine Sackgasse


Unser letztes Wüstencamp mit Blick auf Dubai


und Blick auf Sanddünen

 

24.11.2013 Stadtrand von Dubai – Dubai (Sport City) 56,5 km und 101 Hm

Gerade als wir kurz vor Sonnenaufgang aufstehen wollten, begann es leicht zu regnen. Nach einer halben Stunde hörte es wieder auf aber wir warteten noch einige Zeit ab, bis unser Zelt einigermaßen abgetrocknet war. Dann ging es wieder zurück auf die E66 und nach weiteren 4 Kilometern wechselten wir auf die E77. Der Verkehr auf der 8-spurigen Autobahn war zunächst gering. Noch einmal kamen wir durch die Sanddünen der Wüste und sahen wieder viele Kamele. Da auf unserer Karte die meisten Straßen gar nicht zu finden waren hielten wir auf der Autobahn ein Polizeifahrzeug an und erkundigten uns nach dem Weiterweg. Diese schickten uns auf die zum Teil 16-spurige E611, die Richtung Sport City, in der Eva wohnt führt. Auf Nachfrage, ob wir mit unseren Rädern dort schon fahren dürften nickten sie nur zustimmend. Der Verkehr wurde langsam immer dichter und wir verließen die Autobahn nach einer Brücke, von der es eine Abfahrt aber keine Auffahrt gab. Für uns mit den Fahrrädern war dies aber kein Problem. Wir schoben unsere Fahrräder ein kurzes Stück und konnten so seitlich auf die Brücke gelangen. Wir folgten nun der Beschilderung Jumeirah und erreichten bald darauf Dubai Sports City. Dort kreisten wir einige Zeit umher, fanden aber nicht das Appartement von Eva und riefen diese daher an. Sie kam gleich darauf mit ihrem Fahrzeug und lotste uns die letzten 2 Kilometer bis zu ihrem Zuhause. Dort angekommen gab es Kaffee auf dem Balkon im 10. Stockwerk mit einer herrlichen Aussicht auf den darunter liegenden Golfplatz und die City. Wir genossen diesen tollen Blick bis in
den späten Abend und legten uns dann zur Ruhe.


Wenig befahrener Autobahnabschnitt

Ein
Aussicht von Evas Balkon im 10. Stock

 

25.11.2013 Ruhetag in Dubai

Schon früh waren wir wieder auf und frühstückten zusammen mit Eva, die einen freien Tag hatte. Dann fuhren wir zunächst zur Old Town am Dubai Creek. Dort besichtigten wir die Altstadt und deren Sehenswürdigkeiten, setzten mit einem Boot über den Ckeek über und am gingen dann zum Jumeirah Beach, wo wir am Strand unser Mittagessen verzehrten. Von dort aus ging es dann weiter zur Dubai Mall, die direkt beim Burj Khalifa, dem mit 828 m höchsten Bauwerk der Welt, gelegen ist. Hier verbrachten wir die restliche Zeit und bestaunten bei Dunkelheit die Wasserorgel, die in den Abendstunden in ½-stündigem Rhythmus spielt.


In der Altstadt von Dubai


Am Creek


Auf den Straßen Dubais


In der Dubai Mall


Burj Khalifa, das mit 828 m höchste Bauwerk der Erde. Ein echter Wolkenkratzer


Die Dubai Mall bei Nacht


Wasserorgel an der Dubai Mall

 

26.11.2013 Dubai 32,9 km und 79 Hm

Da Eva heute beruflich zu tun hatte, machten wir uns mit den Rädern zur Emirates Mall auf. Dort stellten wir unsere Räder in einem Parkhaus ab und besuchten die Skihalle. Von dort gingen wir zur Metro und fuhren verschiedene Stationen an. Besonders beeindruckt waren wir von Dubai Marina, wo ein Hochhaus neben dem anderen steht. Hier in Dubai können sich die Architekten austoben. Trotz allem Streben nach Höher und Größer erhält sich die Wüstenstadt durch die vielen schönen Grünanlagen, Blumenrabatten und Palmenalleen einen gewissen Flair. Vor Reiseantritt waren wir Dubai gegenüber etwas skeptisch aber die 3 Tage hier hatten sich durchaus gelohnt.


Ohne Gepäck in der Stadt unterwegs


Skihalle in der Emirates Mall von außen


und von innen


Dubai Marina

 

27.11.2013 Fahrt zum Flughafen 53,2 km und 90 Hm

Zunächst hieß es nach einem gemütlichen Frühstück Abschied von Eva zu nehmen. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die liebenswerte Aufnahme und Betreuung. Dann machten wir uns auf, um die letzte Etappe bis zum Flughafen in Angriff zu nehmen. Zunächst ging es bei dichtem Verkehr zum Burj Al Arab, dem wohl bekanntesten Hotel Dubais, das einem vom Wind aufgeblähten Dhau-Segels ähnelt. Auf einer weniger befahrenen und nur 6-spurigen Strecke ging es hier immer nahe am Arabischen Golf entlang. Erst kurz bevor wir den Creek erreichten ging es nochmals durch die Altstadt und dann am Creek entlang und über die Floating Brigde gelangten wir auf die andere Flussseite. Bald darauf erreichten wir den Flughafen, wo wir schon früh unser Gepäck einchecken konnten und nach einigen Diskussionen waren auch unsere Räder abflugfertig.
Somit geht eine sehr interessante und unfallfreie Reise zu Ende, die viele schöne Eindrücke bei uns hinterlassen wird.


Burj Al Arab


Am Jumeirah Beach


Wieder am Creek kurz vor dem Flughafen

 

 

Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan

 

Die Visa für Usbekistan und Tadschikistan sowie die Sondergenehmigung für Gorno-Badachschan bzw. die Pamirregion haben wir.

Es wird sich zeigen, ob die geplante Reise so durchgeführt werden kann. Es bleiben genug Unwägbarkeiten offen (Wetter, Gesundheit, Straßenverhältnisse, Höhe sowie politische Verhältnisse), die es unter Umständen nötig machen, unsere Reisepläne zu ändern.


29. und 30.04.2013 Turbulenter Auftakt

Von Frankfurt aus starteten wir mit Air Baltic zunächst nach Riga, das nach 2 Stunden erreicht war. Von dort ging es dann weiter nach Taschkent, wo wir nach weiteren 5 Flugstunden um 2:00 Uhr nachts ankamen. Bis dahin lief alles noch ganz planmäßig. Wir füllten brav unsere Zollerklärungen aus, nahmen unser Gepäck in Empfang, warteten aber vergeblich auf unsere Fahrräder. Es dauerte sehr lange bis wir jemanden fanden, der uns weiter helfen konnte. Zunächst aber ging es zur Zollabfertigung. Dort erzählten wir von unserem Missgeschick. Der Zollbeamte erteilte uns die nötigen Stempel und vergaß dabei völlig, unser Gepäck zu überprüfen. So war diese Hürde ganz rasch genommen. Dann suchten wir die Stelle auf, die sich um verloren gegangenes Gepäck zu kümmern hat. Ein freundlicher Beamter bemühte sich sehr aber es war eine langfristige Prozedur, bis alle bürokratischen Hindernisse überwunden waren. Wir bekamen eine Bescheinigung der Verlustanzeige sowie seine Telefonnummer, unter der wir ihn erreichen könnten, um etwas über unsere Räder zu erfahren. Er selbst wollte uns im Hotel benachrichtigen, wenn es Neuigkeiten gäbe. So fuhren wir also morgens um 4:15 Uhr statt mit den Rädern mit dem Taxi zum Hotel, das wir schon von zu Hause aus gebucht hatten. Während der Taxi fahrt wechselte uns der Fahrer gleich noch 200,-- € in 540.000,-- Som (540 Schein a`1.000,-- Som). Der 1.000,-- Som Schein ist der größte Geldschein der Usbekischen Währung und hat einen Gegenwert von ca. 0,37 €. Nun wisst ihr, warum unsere Taschen so voll sind. Bei der Ankunft im Hotel wusste man schon von unserem Missgeschick und sagte uns, dass wir am 30.04. um 24:00 wieder am Flughafen erscheinen sollten, um unsere Räder zu holen.
Wir legten uns dann noch 2 Stunden aufs Ohr, bevor wir uns aufmachten, um Taschkent zu erkunden.
Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans hat 2,2 Mio. Einwohner. Was uns auffiel waren die vielen gepflegten Grünanlagen in Centrum. Wir tauchten ein in den größten Basar der Stadt und besichtigten die Juma-Moschee sowie die Ko`kaldosh-Medrese. Mit der U-Bahn ging es dann zurück ins Zentrum und zu Fuß zurück zum Hotel. Von dort aus telefonierten wir nochmals mit dem Flughafen wegen der Abholzeit für unsere Fahrräder und vereinbarten 9:00 Uhr am 1.5.13.
Das Wetter ist für uns im Moment sehr angenehm mit kühlen Temperaturen in der Früh und am Abend und angenehmen 25°C tagsüber.


01.05.2013

Nach einer erholsamen Nacht ging es nach dem Frühstück mit dem Taxi zum Flughafen wo wir glücklich unsere Räder in Empfang nahmen. Leider stellte sich sehr schnell heraus , dass sie ziemlich verschrammt waren (die gesamte, mühsam angebrachte Verpackung fehlte) . Ansonsten war Friedas Rad in einem guten Zustand aber mein Rad ließ sich nicht einmal mehr schieben. Die Kette war total verklemmt und ein Schalten war unmöglich. Ein freundlicher Taxifahrer kam uns zu Hilfe, schaffte es aber auch nicht, die Schaltung wieder sauber in Gang zu bringen. So ließen wir uns von einem Kleintransporter zu einem Fahrradhändler fahren, der das Problem einigermaßen in Griff bekam. Den Rest konnte ich selbst noch beheben und nun läuft alles wieder rund.
Was uns besonders ärgerte ist der Verlust unserer Benzinflasche samt Pumpe, so dass wir nicht selbst kochen können. Ob wir irgendwo Ersatz finden wird sich zeigen.
Morgen geht es nun mit der Radtour los und wir hoffen, dass es dann wie in den vergangenen Jahren ohne große Pannen weiter geht.


Ausblick vom Hotelzimmer bei unserer Ankunft um 5 Uhr morgens


540.000 Som für 200 Euro


Ko`kaldosh-Medrese


Chorsu-Basar


Chorsu-Basar


Müde vom Einkausstress


Im Regierungsviertel


Timur-Museum


Im Timur-Museum


02. - 05.05.2013 Endlich geht es los 129,5 km und 217 Hm

Kurz nach 8 Uhr starteten wir von unserem Hotel und begaben uns in das Verkehrsgetümmel. Es war nicht leicht, aus Taschkent hinaus zu finden, da auf den ersten 21 Kilometern nicht ein einziges Hinweisschild zu sehen war, das uns den Weg gezeigt hätte. So fragten wir immer wieder nach und nach 1 ½ Std. hatten wir den Stadtrand von Taschkent erreicht und befanden uns auf einer autobahnähnlichen Straße. Über flaches Land ging es vorbei an landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie an riesigen Erdbeerplantagen. Am Straßenrand gab es jede Menge Verkaufsstände, die von Eselskarren beliefert wurden. Auch Raststätten folgten in regelmäßigen Abständen, so dass man keine Angst haben musste, zu verhungern. Gegen 17 Uhr erreichten wir Gulistan, wo mit erst nach gutem Zureden noch ein letztes Zimmer im einzigen Hotel ergattern konnten. Somit war der Tag gerettet.


03.05.2013 124,5 km und 299 Hm

Ohne Frühstück, nur mit einer Tasse Kaffee ging es wieder kurz nach 8 Uhr los. Die Strecke bot keine große Abwechslung und war vielfach recht steppenhaft. Dagegen bot die Straße jede Menge Abwechslung. Mal war der Straßenbelag durchaus akzeptabel doch dann folgten Passagen über viele Kilometer, auf denen der Belag aufgebrochen und mit jeder Menge Schlaglöchern versehen war. Der Wind war auch nicht unser Freund und so kamen wir nur recht mühsam und langsam vorwärts und erreichten gegen 17 Uhr unser Etappenziel Jizzakh. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich außerordentlich schwierig. Im ersten Hotel wurden wir, als der Besitzer unsere Reisepässe und Visa überprüfte, abgewiesen. Er erklärte es uns zwar, aber auf Russisch, was wir nicht verstanden. Nach mehreren Versuchen die Leute auf der Straße nach einem Hotel zu fragen sammelte sich zwar immer eine ganze Menschentraube an und alle redeten auf uns ein aber ohne konkrete Angabe zu einem Hotel. Schließlich half uns ein Taxifahrer weiter, dessen Schwester ein Hotel hatte. Er rief dort an und es wurde uns bestätigt, dass ein Zimmer frei wäre. So fuhr der Taxifahrer voraus und wir hinterher. Als wir im Hotel ankamen wollten sie wieder unsere Reisepässe und gaben uns dann zu verstehen, dass ihr Hotel voll belegt sei. Wir können uns das nur so erklären, dass nicht alle Hotels die Berechtigung haben, eine Registrierung auszustellen. Diese benötigen wir in Usbekistan spätestens nach 3 Tagen und müssen diese bei Kontrollen und bei der Ausreise nachweisen. Immerhin erhielten wir eine weitere Adresse und dort klappe es auch. Für 60.000 Som (22,-- €) erhielten wir ein tolles Zimmer incl. Frühstück. So fand auch dieser Tag noch ein glückliches Ende.


04.05.2013 Fahrt nach Samarkand 100,5 km und 683 Hm

Nachdem ein Polizeioffizier ins Hotel kam und einen Stempel auf unsere Registrierung setzte, konnten wir unsere Etappe beginnen. Auf landschaftlich recht abwechslungsreicher und hügeliger Strecke kamen wir ganz gut voran. Die Temperatur in der Mittagszeit stieg auf 32°C an aber ein kräftiger Wind blies uns heute in den Rücken, so dass wir schon um 14 Uhr Samarkand erreichten. Leider bohrte sich noch ein dünner Draht in mein Hinterrad und wir zogen einen neuen Schlauch ein, bevor wir die letzten 2 Kilometer bis zum Hotel zurück legen konnten. Am Abend verabredeten wir uns mit Jasmin und Chris, einem Radlerpaar aus Deutschland, mit denen wir schon von zu Hause aus E-Mail Kontakt hatten, zum gemeinsamen Abendessen. Wer Interesse hat kann ihre Reise unter www.radeln-fuer-den-augenblick.de verfolgen. So verbrachten wir einen sehr unterhaltsamen Abend, denn jeder hatte viel über seine Reiseerlebnisse zu berichten.


05.05.2013 Ruhetag in Samarkand

Der heutige Tag diente der Besichtigung von Samarkand. Der Registanplatz mit seinen monumentalen Bauwerken war unser erstes Ziel. Mehrere Moscheen und Medresen gibt es hier zu bewundern. Später besichtigen wir noch die Gräberstraße mit verschiedenen Mausoleen, bevor es zum Basar ging. Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam mit Jasmin und Chris und feierten Jasmins Geburtstag.


Einkehr unterwegs


Flaches Land und schlechte Straßen


Blühende Wiesen


Hügelige und abwechslungsreiche Strecke nach Samarkand


Die höheren Berge sind noch tief verschneit


Registanplatz


Großartiger Registanplatz


Mausoleen an der Gräberstraße


Marktfrauen in bunten Gewändern


06.05.2013 Samarkand – Ziyadin 143,1 km und 115 Hm

Mit mehrfachem fragen nach der richtigen Straße fanden wir aus Samarkand hinaus, denn nach wie vor gibt es kaum ein Hinweisschild, das einem den Weg anzeigt. Bei günstigem Wind ging es zügig über landwirtschaftlich genutztes Land fast immer eben dahin. Das Wetter war traumhaft schön und die Temperatur stieg am Mittag bis auf 32 °C an. Für Abwechslung sorgten die Straßenverhältnisse, die zwischen recht gut und Slalomfahren zwischen den Schlaglöchern wechselte. Unterwegs trafen wir einen Radler aus Aserbaidschan, der nach Japan unterwegs ist. Nach 143 km fanden wir das erste Hotel, in dem wir auch unter kamen. Von außen sah es sehr gut aus, innen war es jedoch in einem recht desolaten Zustand. Aber es gab keine Alternative und weiter wollten wir auch nicht mehr radeln.


O7.05.2013 Fahrt nach Bukhara 142,2 km und 48 Hm

Die ersten 75 km brachten wir auf gutem Straßenbelag zügig hinter uns. Zur Mittagszeit gingen wir Essen und ruhten uns dann in der größten Hitze noch einige Zeit aus. Während der Mittagsstunden stieg das Thermometer bis auf 35°C und es war nahezu windstill. Die weitere Strecke bis Bukhara gestaltete sich sehr mühsam, da wir wieder auf feinster usbekischer Holperpiste unterwegs waren. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir Bukhara und nach mehreren Fehlversuchen kamen wir im Hotel Mekhtar Ambar, einer frühere Medrese aus dem 19. Jahrhundert, unter. Am Abend konnten wir uns noch einen ersten Eindruck dieser herrlichen Stadt verschaffen.


08.05.2013 Ruhetag in Bukhara

Taschkent, Samarkand und Bukhara waren einst die bedeutendsten Städte der Seidenstraße. Der unermessliche Reichtum dieser einstigen Handelsplätze spiegelt sich in prunkvollen Bauten wieder. Wir fühlen uns wie im Märchen von Tausendundeiner Nacht.
Buchara ist reich bestückt mit herausragenden Baudenkmälern und nicht umsonst unterliegt die ganze Altstadt dem UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Moschee und Medrese (Koranschule) reiht sich an die nächste und dazwischen gibt es überdachte Basare für Schmuck, Teppiche und Kunsthandwerk. Die meisten Sehenswürdigkeiten stehen auf engem Raum beieinander und sind gut erreichbar. Für uns ist Bukhara der absolute Favorit unter den oben genannten Städten der Seidenstraße.


Geburtstagsfeier mit Jasmin und Chris


Querverkehr auf der Autobahn


Kontrollstelle


Kamel an der Seidenstraße


Endlose Geraden ohne Schatten


Mittagpause auf dem Tschajchanas


Feister usbekischer Straßenbelag


Innenhof unseres Hotels in Bukhara


Kalon-Moschee


Mira Arab Medrese und Kalon Moschee


Zitadelle Ark


Mira Arab Medrese und Kalon Minarett

09.05.2013 Buchara – Kasan 143,4 km und 315 Hm

Gut fanden wir aus Bukhara hinaus und bald darauf ging es durch die Wüste. Wieder brannte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf uns nieder aber ein kräftiger Rückenwind sorgte nicht nur für gutes Vorankommen sondern auch für angenehme Kühlung. Nach dem Wüstenabschnitt (Stein-, Sand- und Salzwüste) folgten abwechselnd fruchtbares Land und Steppengebiete. Die Straße war über längere Abschnitte in ganz ordentlichem Zustand und verlief meist kerzengerade. Natürlich durften auch die Abschnitte mit aufgebrochenem Asphalt nicht fehlen. Die Gegend war nur ganz dünn besiedelt und so nutzten wir die wenigen Gelegenheiten am Straßenrand, an denen Getränke angeboten wurden. Heute sahen wir auch des Öfteren Kamele und Dromedare, worüber wir uns sehr freuten. Kurz vor Kasan sahen wir ein großes Festzelt und hielten an. Dahinter war ein ganzes Camp mit vielen Zelten aufgebaut. Wir fragten, ob wir hier übernachten könnten und es wurde uns eines der Zelte mit 6 Betten zugewiesen. Wir konnten uns noch frisch machen und wurden dann zum Essen eingeladen. Es gab Plov und zu fünft löffelten wir von einem großen Teller. Die Küchenmannschaft setzte sich zu uns und wir wurden anlässlich des Nationalfeiertages zu Musik und Tanz am Abend ins Festzelt eingeladen. Wir freuten uns schon sehr darauf. Immer mehr Feldarbeiterinnen wurden von der Arbeit ins Camp zurückgebracht und begrüßten uns freundlich. Doch plötzlich tauchte ein hochrangiger Offizier auf und gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir das Gelände zu verlassen hätten. Traurig über den Abschied blickten uns alle nach. Da es schon 19:45 Uhr war wurde es schnell dunkel. So fuhren wir schon im Dunkeln nach Kasan hinein um nach einer Unterkunft zu suchen. Dort fuhren uns 3 Jungs mit ihren Rädern voraus und brachten uns zum einzigen Hotel. Nach langem und gutem Zureden und mit dem Hinweis, dass wir keine Registrierung benötigten, bekamen wir schließlich doch noch ein Zimmer.

10.05.2013 Kasan – Qarshi 28 km und 52 Hm

Ohne Frühstück fuhren wir nach Qarshi, einer Provinzhauptstadt mit 227.000 Einwohnern. Hier kamen wir gleich im ersten Hotel unter und nutzten den restlichen Tag zur Besichtigung der Stadt.

11.05.2013 Qarshi – Karashina 103,9 km und 777 Hm

Die ersten 60 km ging es noch recht flach weiter doch nach einer Mittagspause in einer Fernfahrer-Raststätte ging es durch Sandberge. Diese wurden immer steiler und höher und das Vorwärtskommen mit unserem schweren Gepäck wurde deutlich mühsamer. Meter für Meter schraubten wir uns höher. Landschaftlich jedoch war es wesentlich abwechslungsreicher als an den Tagen zuvor. Der Wind wehte zwar nicht stark aber meist wieder von hinten. In Karashina fanden wir Unterkunft in einem Hotel und mit einem feinen Nudelgericht und einem Bier beendeten wir den Tag.

12.05.2013 Karashina – Sherabad 113,6 Km und 1022 Hm

Der Morgen begann mit einer unangenehmen Überraschung. Frieda hatte heftigen Durchfall und war richtig geschwächt. Wir überlegten kurz, was wir machen sollten und entschieden uns dann dazu, die nächste Strecke anzugehen. So zogen wir wieder einmal ohne Frühstück los. Im ersten Minimarkt kauften wir ein paar trockene Kekse und ausreichend Wasser für unsere erste Bergetappe. Schon unmittelbar nach dem Start endete der Straßenbelag und der überwiegende Abschnitt bis Sayrab war eine Baustelle. Für uns bedeutete dies, dass wir nur sehr langsam vorwärts kamen und die Strecke uns alles abverlangte. Durch grobe, tief aufgeschüttete Steine zog sich die Strecke dahin, unterbrochen durch sandige Abschnitte und nur wenigen Kilometern mit schlechtem Asphalt. Völlig durchgeschüttelt und von den vielen Fahrzeugen eingestaubt schafften wir so in 4 Stunden gerade mal 31 Kilometer und hatten noch ein ganzes Stück bis zur Passhöhe auf 1581 m. Zum Glück ging es dann einige wenige Kilometer auf ordentlicher Fahrbahn bergab. Kein Gasthaus war zu sehen und auch die Baustelle hatte uns bald wieder eingeholt. So mühten wir uns bei bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen weiter ab und erreichten nach ca. 60 km Sayrab, wo wir eigentlich übernachten wollten. Da wir trotz aller Umstände am Nachmittag besser vorankamen, beschlossen wir, so lange weiter zu fahren, bis sich eine Übernachtungsgelegenheit ergibt. Trotz mehrfacher Nachfragen in Restaurants, ob wir dort nächtigen oder unser Zelt aufschlagen dürften, wurde uns dies verwehrt. Es blieb uns also nur die Hoffnung, in Sherabad, einer größeren Stadt etwas zu finden. Auf Nachfragen, ob es dort ein Hotel gäbe, lauteten die Antworten „Ja“ oder „Nein“. In Sherabad angekommen wurden wir aus einem Auto heraus angesprochen. Wie immer wollten sie wissen, woher wir kommen und wohin wir wollten.
Auf unsere Frage nach einem Hotel wurden wir spontan aufgefordert, ihnen hinter dem Auto zu folgen, denn wir könnten bei ihnen schlafen. Wir waren sehr froh, doch noch eine Bleibe gefunden zu haben. Als wir ihr Haus erreichten wurde für uns ein Zimmer hergerichtet, wir konnten uns frisch machen und wurden zusammen mit Kindern und Enkeln zum Essen und Trinken eingeladen. Es entwickelte sich ein richtig netter Abend bei Ludmilla und Schachrad, denen wir dafür ganz herzlich danken.

13.05.2013 Sherabad – Termiz 61,7 km und 42 Hm

Der Tag begann mit einem guten Frühstück, das uns angeboten wurde. Zu Beginn gab es Grießbrei, später Brot und Butter und Grünen Tee als Getränk. Gut gestärkt verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg nach Termiz. Dort kamen wir um 11Uhr, nach bislang 1101 zurückgelegten Kilometern an und fanden ein günstiges Hotel, in dem wir für 2 Nächte buchten.
Termiz mit seinen 140000 Einwohnern ist die südlichste Stadt Usbekistans, liegt nur noch 300 m hoch und ist Hauptstadt der Provinz Surxondaryo. Hier unterhält die Bundeswehr den „Lufttransportstützpunkt Termiz“, von hier werden alle Truppen- und Nachschubtransporte für das deutsche und niederländische ISAF-Kontingent in Afghanistan abgewickelt. Der Fluss Amudaryo bildet die Grenze zu Afghanistan.



Leckere Manty (usbekische Maultaschen)


Weite Steppenlandschaft


Kamele am Wegesrand


Einladung bei den Camp-Bewohnern


Schulkinder


Fettschwanzschafe


Durchs Sandsteingebirge


Üble Piste


Zaungäste


Käsestände an der Straße


Dunkle Wolken über den Ausläufern des Hissargebirges


Bei Ludmilla und Schuchrad mit Familien


Kurz vor Termiz. Hinter dem Fluß liegt Afghanistan


14.05.2013 Ruhetag in Termiz

Wieder ein Tag mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen im Schatten bis 36°C. Den Morgen verbrachten wir damit, das wirklich sehenswerte Archäologische Museum von Termiz anzusehen. Danach gingen wir durch einen Park und bestaunten die vielen antiquierten Spielgeräte und Karusselle, an denen sich die Kinder in Scharen vergnügten. Dann begann die lange Suche nach einem Internetzugang, um unsere Mails versenden zu können. Aber wir blieben zunächst erfolglos. Schließlich schickte man uns auf Nachfragen in die Zentrale von Ucell, wo wir ein Modem erwarben und nun, so hoffen wir wenigstens, einen Internetzugang für die nächste Zeit haben. Gute 2 Stunden verbrachten wir dort, bis alles unterzeichnet war. Reisepässe, Visa und Hotelreservierungen wurden kopiert, wir wurden mit ca. 18,-- € zur Kasse gebeten und dann wurde alles noch auf unserem Notebook installiert. Danach verschickten wir auch gleich noch unsere Mails und wir hoffen, dass sie alle angekommen sind. Den restlichen heißen Nachmittag verbrachten wir noch in unserem kühlen Zimmer, richteten unsere Räder, denn in den nächsten 3 Tagen soll es zur tadschikischen Grenze weiter gehen. Zum Abendessen gab es Mantys und 3Halbe Bier, wofür wir umgerechnet 3,-- € incl. Trinkgeld bezahlten.


Archäologisches Museum in Termiz



Marktfrauen verkaufen Käse


15.05.2013 Termiz – Qumqorghan 83,5 km und 164 Hm

Schon kurz vor 7 Uhr starteten wir, um der größten Tageshitze auf der Straße zu entgehen. Auf der gesamten Strecke hatten wir leichten Gegenwind, was uns nicht weiter störte, da wir ja keine lange Distanz vor uns hatten und keine Steigungen zu überwinden waren. Zur Mittagszeit kehrten wir in einer schattigen Gaststätte ein, deren Betreiber 2 Jahre als Soldat in Brandenburg war. Von dort waren es nur noch 15Kilometer bis Qumqorghan, wo wir in einem ganz neuen Hotel unterkamen. Das Hotel ist sehr sauber und mit Dusche und Flachbildschirm ausgestattet aber die Toilette befindet sich ca. 50 m außerhalb des Hotels. Das verstehe wer will. Die Straßen boten das übliche Geholpere und das Thermometer stieg zur Mittagszeit bis auf 39°C an.


Harte und staubige Feldarbeit bei mehr als 35°C


16.05.2013 Qumqorghan – Denov 114,8 km und 311 Hm

Ein kräftiger Gegenwind und Straßenverhältnisse wie bisher ließen uns nur schwer vorwärts kommen. Wir hatten zwar nur mit ca. 65 km gerechnet aber es kam wieder einmal anders als geplant. Als wir nach 64 Kilometern in Denov ankamen fanden wir auch schnell das einzige Hotel, das der Reiseführer empfahl. Als wir aber den Preis pro Übernachtung hörten waren wir nicht bereit, diesen zu zahlen. So entschlossen wir, nach Shargun weiter zu fahren, denn laut Auskunft gab es dort ebenfalls ein Hotel. So fuhren wir die verbleibenden 27 km in der Mittagshitze (35°C im Schatten) und freuten uns, in einem einfachen aber netten Hotel unter zu kommen. Dort wollten wir auch den morgigen Tag verbringen, da wir ja erst am 18.5. nach Tadschikistan einreisen können. Um 17 Uhr erfuhren wir dann, dass das Hotel keine Registrierung durchführen kann und wir mussten wieder zurück nach Denav ins teure Hotel Eurasia, das registrierte Übernachtungen anbietet. Ein Teil unseres Gepäcks konnten wir im Hotel in Shargun hinterlassen, das wir morgen wieder ansteuern werden. Zum Glück gab es aber auch erfreuliche Geschichten unterwegs. Als wir beim Mittagessen waren wurde unsere Zeche von einem freundlichen Usbeken übernommen und einige Zeit später bekamen wir bei einer Rast Brot und Süßigkeiten geschenkt. Wie so oft ging auch dieser Tag glücklich zu Ende und wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Landschaftlich wird es wieder interessanter, denn die hohen Berge, die uns begleiten, sind noch mit viel Schnee überzogen.

 


See auf dem Weiterweg nach Denav

 


Sanddünen begleiten uns über viele Kilometer


Übersichtliches Sortiment im Minimarkt


17.05.2013 Denov – Shorgun 28,3 km und 130 Hm

Nach einem kargen Frühstück im Hotel suchten wir nach einer Bank, denn unsere Som waren zu Ende. Nach längerem Suchen wurden wir fündig aber der freundliche Bankbeamte gab uns zu verstehen, dass ein Geldwechsel in der Bank nicht möglich sei. Eine andere Bank am Ort gab es nicht. Wir wollten ja nur 20,-- € umwechseln. Nun begann ein langwieriger Telefonmarathon. Schließlich fand sich nach 40 Minuten jemand, der mit dem Auto bei der Bank vorfuhr, uns 60.000 Som überreichte, die 20,-- € einschob, und sich wieder davon machte. Danach konnten wir die Strecke nach Shorgun, wieder bei kräftigem Gegenwind und Temperaturen wie an den Vortagen, in Angriff nehmen und kamen um 11 Uhr an. Dann wurden die Räder, die total eingestaubt waren, gepflegt und geölt und die Taschen wurden nach dem Durcheinander vom Vortag neu gepackt. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausruhen, Essen und viel Trinken.



Zwiebelernte


Wasserversorgung


Weiße Berge grüßen im Hintergrund

 

18.05.2013 Shorgun – Dushanbe 86,1 km und 537 Hm

Schon vor 6 Uhr saßen wir auf unseren Rädern. Wieder ohne Frühstück, dafür mit Gegenwind. Um 7 Uhr erreichten wir nach 16 km die Grenze. An der usbekischen Grenze mussten wir zunächst warten, da schon einige Leute vor uns waren. Als ein Grenzbeamter auf uns aufmerksam wurde, gab er uns die Ausreisedeklaration auf russisch zum Ausfüllen. Auf Nachfrage erhielten wir diese dann in englischer Sprache und füllten alles schön aus. Dann wurden wir vor allen anderen Wartenden in einen Raum gerufen, in dem alle Angaben überprüft wurden. Dann mussten wir unsere Taschen, die außerhalb des Gebäudes an unseren Rädern hingen, holen und deren Inhalt wurde stichprobenartig untersucht. Schließlich wurden die Taschen an einem Scanner durchleuchtet und zuletzt mussten wir noch die Räder zur Begutachtung durch den Raum schieben, bevor wir die erste Station hinter uns gebracht hatten. Dann ging es ein Gebäude weiter, aus dem uns der nächste Beamte herbei rief und wieder wurden Pässe und Visa kopiert. Im dritten Gebäude dann erhielten wir noch den Ausreisestempel und nach knapp 1 ½ Stunden konnten wir Usbekistan nach 1.344 Kilometern und 4.180 Höhenmetern verlassen. Von all unseren gesammelten Registrierungen nahm keiner Notiz. Aber das weiß man vorher nicht und bei Nichteinhaltung der Registrierungspflicht drohen hohe Geldstrafen.
Dann folgte die tadschikische Grenze. Hier wurden wir zunächst freundlich begrüßt . Die Einreiseformalitäten waren bald erledigt und nach 20 Minuten hatten wir den Einreisestempel auf unseren Visa. Wir waren glücklich, dass alles doch recht zügig verlaufen war. Wir wechselten noch Geld auf der Straße und dann konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Leider begann direkt hinter der Grenze der Neubau der Straße, der sich bis nach Dushanbe hinzog. Der Zustand wechselte von übelster Schotterpiste auf Wellblechpiste und manchmal war sogar noch etwas löchriger Asphalt zu sehen. Mit maximal 10 Kilometern pro Stunde kämpften wir uns durch die mittägliche Hitze (bis 38°C) und wurden vollkommen eingestaubt. Immer wieder kam ein Lastwagen vorbei, der die Piste mit Wasser bespritzte was, um dem Staub zu begegnen, was für uns bedeutete, dass wir dann mit Dreck bespritzt wurden. Die Fahrweise der Einheimischen war auf diesem Streckenabschnitt unvorstellbar. Mit Höchstgeschwindigkeit rasten sie links und rechts an uns vorbei, überholten, obwohl sie uns sahen und wir mussten immer wieder ausweichen, um nicht überfahren zu werden. Der Verkehr war außerdem so heftig, dass wir uns zeitweise im dichten Staub kaum mehr orientieren konnten. Ein Sturz von Frieda, die einem dieser Raser ausweichen musste, verlief zum Glück glimpflich. So erreichten wir recht abgekämpft nach 11 Stunden, die wir insgesamt benötigten, das Hotel Mercury in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Das Hotel wurde uns von einem Einheimischen empfohlen. Es ist leider nicht ganz leicht zu finden aber ein wahres Kleinod. Freundlich wurden wir aufgenommen und finden für die nächsten beiden Nächte Unterkunft.


Unterwegs zur Grenze um 6 Uhr morgens


50 Kilometer lange Baustelle


Schlimmer geht’s fast nimmer


Wir verzichten aufs Essen und schlucken Staub


Dushanbe ist erreicht


Ob wir unsere Füße wohl wieder sauber bekommen?

 

19.05.2013 Ruhetag in Dushanbe

Erstmals auf unserer Reise bekamen wir ein wirklich gutes Frühstück. Gut gestärkt machten dann auf, um uns für die nächsten Tage zu rüsten. Trotz intensiver Suche konnten wir keinen geeigneten Kocher finden. Als nächstes ging es zu einem Telefonanbieter, bei dem wir uns eine neue Sim-Karte für unser Handy besorgten und für unser Notebook ein neues Modem. Wir tauschten Geld und kauften dann noch verschiedene Lebensmittel für die nächsten Tage. Wäsche musste gewaschen werden und dann besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten in die Stadt. Ab morgen wird es dann ernst, denn nun geht es in die Berge. Ihr seht, auch an einem Ruhetag gibt es meist eine Menge zu erledigen.


Im Regierunsviertel


Die Große Moschee von Dushanbe


Hotel Mercury

 

20.05.2013 Dushanbe – 2 km nach Shar-Shar-Tunnel 73,8 km und 1373 Hm

Stressige Ausfahrt aus Dushanbe im morgendlichen Berufsverkehr. Auf guter Straße ging es bis Vahdat (800 m hoch) und von dort ging es weiter zum Beginn des Passes. Bis ca. 5 km vor der Passhöhe auf 1589 m war die Straße o.k. Den Rest bis zum Pass mussten wir vielfach Schieben. Auf der Passhöhe deckten wir uns wieder mit 6 Liter Getränken ein. Nach der Passhöhe ging es zunächst auf schlechtem Belag bergab bis zu einer Großbaustelle. Hier wird ein Tunnel gebaut und ab hier war der Belag traumhaft, so dass wir schnell unten im Tal Norak (670 m) erreichten. Bei einer Einkehr erhielten wir selbstgemachten Aprikosensaft, dazu verschiedene Nüsse, Tomaten und Gurken. Wir kauften noch Brot ein und setzten unsere Fahrt mit dem Aufstieg zum nächsten Pass fort. Die Hitze (38°C im Schatten) machte sich bei dem mühsamen Aufstieg bemerkbar und wir mussten mehrere Trinkpausen einlegen. 3 Kilometer vor dem Tunnel erfolgte ein dauernder Wechsel zwischen feinstem Belag und Schotterpiste. Der Tunnel war in bestem Zustand doch danach wieder das Wechselspiel. Von nun an waren wir auf der Suche nach einem Platz, an dem wir Zelten konnten und wurden schon bald fündig. Wir sahen ein offenes Tor und schoben unsere Räder etwa 100 m weit auf einem Feldweg nach oben. Dort kam uns der Grundstücksbesitzer entgegen und wir fragten, ob wir hier zelten könnten. Er bejahte dies und schloss das Tor ab, so dass kein anderer auf das Gelände konnte. Von unserem Zeltplatz auf 1223 m Höhe hatten wir einen herrlichen Blick auf den Nurek-Stausee und verbrachten eine ruhige Nacht bei 23°C.


Es geht zum 1. Pass auf 1589 m


Propaganda


Viehherden auf der Passstraße zum 2. Pass


Ausblick von unserem Zeltplatz auf den Nureksee

 

21.05.2013 Zeltplatz 1223 m und 2 km hinter dem Tunnel – Kulyab 115,9 km und 747 Hm

Bei starker Bewölkung fuhren wir zunächst zur Passhöhe auf 1352 m. Kurz darauf bremste uns ein Gewitter mit starkem Regen. Wir fanden Unterschlupf in einer Bushaltestelle. Danach ging es auf super Asphalt mit einigen Gegenanstiegen hinunter Richtung Kulyab auf 570 m. Leider hatten wir auf den ersten 80 km teilweise heftigen Gegenwind, der uns das Leben unnötig erschwerte. Wieder hatten wir gut 35°C und Getränkeverkauf an der Straße bzw. in den wenigen Orten war nur sehr spärlich. Dafür wurden wir von Imkern eingeladen und sie servierten uns in ihrem Camp Nudelsuppe und Salat mit eisgekühltem und mit Honig versüßtem Wasser und dazu gab es Brot. Am Nachmittag erreichten wir dann Kuylab und quartierten uns im einzigen Hotel am Ort ein.


Fleischverkauf am Straßenrand


Einladung bei den Imkern zum Mittagessen


Festungsanlage ca. 20 km vor Kulyab


Monument in Kulyab

 

22.05.2013 Kuylab - einige Kilometer hinter Shuroabad auf 1623 m Höhe - 40 km und 1331 Hm

Schon um 6:30 Uhr saßen wir wieder auf unseren Rädern und nahmen den nächsten Pass mit 1982 m Höhe in Angriff. Es war sehr dunstig, so dass man die schöne Landschaft gar nicht so richtig wahrnehmen konnte. Auch hier ging es auf einigen Strecken bis zu 12% steil nach oben. Bis auf 1800 m Höhe, bei einer gefassten Quelle wurde der Belag immer schlechter, bis schließlich nur noch Schotter übrig blieb. Von der Quelle aus, an der wir wieder Wasser fassten, war es nicht mehr weit bis zur Passhöhe. Danach ging es durch grobes Gestein, Sand und Geröll äußerst vorsichtig bergab. Hier trafen wir 3 junge Bayernfans, die uns einen Bayernwimpel schenkten. Wir redeten eine Weile miteinander bevor sie die Fahrt mit ihrem Bus fortsetzten. Doch schon kurze Zeit später holten wir sie vor Sheroabad an der Kontrollstelle wieder ein. Hier wurden die Pässe überprüft und es muss ein gültiges Permit enthalten sein, damit man diese Region bereisen darf. Bei uns und auch den Münchnern ging alles klar. Wir wurden in einem Buch registriert und konnten dann unsere Fahrt fortsetzten. In einem kleinen Dorf konnten wir noch einkehren und bekamen etwas Warmes zu essen, bevor wir zu einer imposanten Schlucht gelangten, in der wir auf 1623 m Höhe einen Platz für unser Zelt fanden.


Es folgt der 3. Pass auf 1982 m


3 Bayernfans mit dem Bus unterwegs


Oft werden wir eingestaubt und eingerußt


Unser verstecktes Zeltplätzchen

 

23.05.2013 Weiter bis etwa 12 km vor Zigar 56,6 km und 776 Hm

Der Tag begann mit der Abfahrt auf übelstem Schotter durch eine imposante Schlucht. Steil ging es bergab und immer wieder blieben wir stehen, um die gewaltige Landschaft zu bestaunen. So erreichten wir nach langer Abfahrt den Fluss Panj, der die Grenze zu Afghanistan bildet. Von hier an geht es nun immer dem Fluss entlang und wir können am anderen Flussufer die Dörfer und kühnen Pfade, die sich am Flussufer entlang ziehen, bewundern. Ein stetes Auf und Ab durch eine wiederum gewaltige Schlucht und auf überwiegend Schotter und tiefem Sand erschweren das Vorwärtskommen. Lediglich auf einer Länge von 10 km war guter Asphalt anzutreffen. Wir sind glücklich, als wir nach knapp 6 ½ Std. Fahrzeit bei einer Familie neben ihrem Haus zelten dürfen, denn wir sind völlig ausgelaugt. Es war wieder über 35°C warm und die Sonne brennt unbarmherzig nieder.


Auf liederlichen Straßen in großartiger Landschaft


Afghanischer Saumpfad


Auch am Panj entlang gibt es viele Höhenmeter

 

24.05.2013 Weiter nach Kalaikhum 77,8 km und 821 Hm

Wir wollten sehr früh los, um es bis Kalaikhum zu schaffen. Doch um 4:30 Uhr begann es zu regnen und erst um 7:30 Uhr hörte es wieder auf. Nass bauten wir das Zelt ab und waren gerade zur Weiterfahrt bereit, als uns der Grundstücksbesitzer und seine Frau zum Frühstück einluden. Wir nahmen dankend an und kamen schließlich um 8:30 Uhr los. Die 12 Kilometer bis Zigar, wo sich die nächste Kontrollstelle befand, an der wir wieder in einem Buch registriert wurden, waren wieder äußerst schwierig zu befahren. Dann jedoch ging es 38 km lang auf bestem Asphalt weiter. Dafür blies uns ein kräftiger Wind entgegen, so dass wir auch hier nur mühsam vorwärts kamen. Vor den verbleibenden 27 Kilometern wurden wir schon von anderen Radreisenden in Berichten gewarnt, aber es war halb so schlimm und wer es bis hierher geschafft hat, der bewältigt auch dieses Stück ohne große Probleme. Zum Glück war es heute von den Temperaturen mit max. 27°C recht angenehm und durch den vorangegangenen Regen nicht so staubig. Landschaftlich ist die Strecke großartig und gewährt ununterbrochen freie Sicht über den Panj nach Afghanistan. Von dort grüßen und rufen immer wieder Leute zu uns herüber und wir winken zurück. Entlang des Flusses Panj erstrecken sich immer wieder kleine Oasen sowohl auf der tadschikischen als auch auf der afghanischen Seite. In Kalaikhum, das wir gegen 18 Uhr erreichten, fanden wir nach längerer Suche Unterkunft für 2 Nächte in einem Homestay mit Frühstück und Abendessen zum Preis von 16,-- € pro Tag für uns Beide. Wir brauchen dringend diesen Ruhetag, denn die letzten Tage seit Dushanbe waren extrem anstrengend und auch sonst muss wieder einiges erledigt werden.

 

25.05.2013 Ruhetag in Kalaikhum

Ausschlafen, Tagesberichte schreiben, Wäsche waschen, Einkaufen, E-Mails versenden und den weiteren Verlauf der Reise vorbereiten sind Aufgaben des heutigen Tages, bevor wir die nächsten 240 Kilometer bis Khorog weiter entlang der Grenze zu Afghanistan in Angriff nehmen. Auch das bisher gute Wetter macht heute Ruhetag und schon in der Nacht gingen heftige Gewitter nieder und es regnet den ganzen Vormittag über. Wir sind froh, dass wir eine feste Unterkunft haben und heute nicht weiter müssen und hoffen gleichzeitig, dass das Wetter ab morgen wieder gut ist. Auch die Temperatur ist auf kühle 20°C abgesunken.


Einladung zum Frühstück mit frisch gebackenem Brot


Eseltransport auf der afghanischen Seite


Dorf in Afghanistan


Großartige Kulisse am Panj entlang


Grüne Oasen am Panj


Landschaftlich tolle aber auch anspruchsvolle Strecke


Kinder haben ihre Freude an uns

 

26.05.2013 Ruhetag in Kalaikhum

Starke Bewölkung mit viel Regen und stürmischem Wind ließ uns nochmals in Kalaikhum bleiben. Straßen waren teilweise wegen Muren und abgegangenem Geröll gesperrt. Zwar schaute am späten Nachmittag auch mal die Sonne durch doch schon wenig später begann es wieder zu regnen. Die Straßen waren verschlammt und verdreckt und für den nächsten Tag war wieder besseres Wetter angesagt. Innerhalb von 2 Tagen fiel die Tagestemperatur von 38°C auf unter 18°C. Norbert hat gesundheitliche Probleme und kann seit gestern kaum und seit heute gar kein Wasser mehr lassen.


Kaleikhum


Behandlungsraum im Krankenhaus von Kalaikhum

 

27.05.2013 Fahrt nach Khorog

Nach einer weiteren schlaflosen und schlimmen Nacht für Norbert gingen wir gleich um 8 Uhr morgens ins Krankenhaus von Kalaikhum. Sofort wurde nach ihm geschaut und mittels eines Katheters die Blase entleert. Die Behandlung erfolgte völlig kostenfrei durch die Agha-Khan Stiftung. Es geht ihm nun etwas besser aber an Radfahren ist zunächst nicht zu denken. Der Arzt riet dazu, bei Verschlechterung einen Urologen in Dushanbe oder Khorog aufzusuchen. So beschlossen wir kurzfristig, unsere Sachen zu packen und die Räder für einen Transport mit einem Allradbetriebenen Taxi vorzubereiten. Die 240 km lange Fahrt nach Khorog durch eine imposante Schlucht des Panj war großartig aber auch anstrengend. Über Asphalt und Asphaltreste, Geröll-, Sand- und Schotterpiste dauerte die Reise über 10 Stunden und trotz angemessenem Tempo schüttelte es uns kräftig durch. Ein nicht unerheblicher Teil der Strecke war extrem steinschlaggefährdet. Im Hotel Lal Inn, im Zentrum von Khorog, fanden wir ein schönes Plätzchen zur Erholung, das Norbert dringend brauchte.


Es geht mit dem Auto weiter nach Khorog


Eindrücke von der Fahrt nach Khorog

 

28.05.2013

Für Norbert folgt die nächste schlimme Nacht. Diesmal wurde er von heftigem Durchfall und Magenkrämpfen geplagt. Fast den ganzen Tag verbrachten wir damit, alle Banken abzuklappern um an Geld zu kommen. Unsere EC + Kreditkarte funktioniert nicht. Kein Automat spuckt Geld aus. Unter Mithilfe von Hotelgästen, der Polizei und dem Informationszentrum kamen wir zur einzigen Möglichkeit, Geld von daheim an eine internationale Bank zu schicken. Mit Ausweis und der Codenummer können wir dann Geld tanken.

 

29.05.2013

Durch die Regenfälle an den Vortagen funktionierte kein Internet und auch das Handy ging nur zeitweise. So erfuhren wir nachts kurz vor 24 Uhr, dass der Geldtransfer klappt und Christian gab uns die dafür nötigen Daten durch. Norbert erlebte die 4. schlechte Nacht in Folge und gleich um 8 Uhr ging es ins Hospital, wo wir eine Einweisung zum Urologen im Krankenhaus erhielten. Überall wurden wir äußerst freundlich behandelt und überall wurde uns weiter geholfen. Schließlich landeten wir beim Urologen, der mir einen Dauerkatheter einsetzte, mit dem ich nun die nächsten Tage verbringen werde. Die Radtour ist hiermit also beendet und wir planen nun, die weitere Reise mit dem Auto bis Osh in Kirgistan fortzusetzen und von dort aus den Heimflug anzutreten.


Ärztin im Hospital von Khorog


Khorog


Markt in Khorog


Beim Bäcker

 

30.05.2013 Fahrt von Khorog nach Murgab

Nach einem guten Frühstück wurden das Gepäck und unsere Fahrräder auf das Dach eines Allradfahrzeugs verfrachtet. Zusammen mit 3 weiteren Mitfahrern und einem englisch sprechenden Fahrer ging es dann auf dem wunderschönen Pamir Highway zunächst nach Yelondy. Hier wurde eine Rast eingelegt und es bestand die Möglichkeit zu einem Bad in einem schwefelhaltigen Becken, das von heißen Quellen gespeist wurde. Weiter ging es über 3 Pässe, die alle über 4000 m hoch waren. Dazwischen befanden sich riesige Hochplateaus, die nahezu eben waren. Das Wetter war traumhaft schön mit für diese Höhe angenehmen Temperaturen. Der überwiegende Teil der Strecke war gut befahrbar und es gab außer einigen chinesischen Tracks kaum Verkehr. Die vielen 60 Tonner aus China machen den Straßen, die dafür nicht ausgelegt sind, doch erheblich zu schaffen. In Alichur wurde noch eine Mittagsrast eingelegt, bevor es zu unserem Tagesziel Murgab weiter ging. Im Guesthouse Ibragim kamen wir unter. Am Abend wurde es in der Höhe von 3880 m doch empfindlich kalt.


Fahrt auf dem Pamir Highway


Unsere Reisegruppe


Tankstelle in Tadschikistan


Pamir Highway


2 Pamiri

 

31.05.2013

Durch Vermittlung unseres gestrigen Fahrers haben wir für die nächsten 2 Tage einen neuen Fahrer samt Fahrzeug. Für Heute war nur eine relativ kurze Strecke bis zum herrlichen Karakulsee auf knapp 4000 m Höhe vorgesehen. Bis dahin musste aber noch der höchste Pass des Pamir Highways, der Akbaytal-Pass 4655 m, überwunden werden. Nur die letzten 150 Höhenmeter ging es steil und auf schlechterem Untergrund bergauf. Ansonsten zog sich die Anfahrt über viele Kilometer mit nur leichter Steigung aufwärts und führte immer am Grenzzaun zu China entlang. Die Abfahrt auf der anderen Seite war bis auf 4200 m hinunter recht steil mit vielen Waschbrettstellen. Auf meist ordentlichem Asphalt ging es dann weiter hinunter zum meist noch zugefrorenen Karakulsee.Von hier aus hat man eine herrliche Sicht auf den über dem See herausragenden Pik Lenin 7134 m und entgegengesetzt auf den Mustang Ata mit knapp 7500 m Höhe in China. Im Homestay Sadat in Karakul wurden wir freundlich aufgenommen. Die Menschen hier oben leben ohne fließendes Wasser und teilweise ohne Strom. Sie führen ein sehr entbehrungsreiches und hartes Dasein.


Karakulsee mit Blick zum Pik Lenin 7134 m


Transport von Wasser und Kind


Blick zum knapp 7500 m hohen Mustang Ata


Gastgeberfamilie in Karakul

 

01.06.2013 Karakul – Osh

Nach einem guten Frühstück mit Milchreis, Brot, Butter und Marmelade setzten wir unsere Fahrt bei erneut wolkenlosem Himmel und herrlicher Fernsicht fort. Zunächst stand der nächste über 4000 m hohe Pass an, bevor wir zur tadschikischen Grenze gelangten. Diese befindet sich an der Auffahrt zum nächsten Pass. Die Abfertigung zog sich lange hin, obwohl fast nichts los war. Dann ging es über viele Kilometer auf übelster Piste durchs Niemandsland auf die nächste Passhöhe und auch die steile Abfahrt bis zur Grenzstation war nur schwer zu befahren. Die Grenzabfertigung nach Kirgistan dauerte etwa eine halbe Stunde, bevor es weiter bergab ging. Die Landschaft veränderte sich und es wurde immer grüner. Auch hier sahen wir, wie schon in den vergangenen Tagen, viele Murmeltiere, die sich kaum stören ließen. In Sary Tash legten wir eine Mittagsrast ein und dann ging es auf gutem Asphalt zum nächsten Pass hinauf. Es folgte eine endlos lange Abfahrt mit wunderschönen Ausblicken auf eine sich ständig verändernde Landschaft. Hinter Gulcho ging es hinauf zum letzten Pass des Tages. An der Passhöhe legten wir erneut eine Pause ein und konnten das Aufstellen zahlreicher Jurten beobachten. Hier entstehen im Sommer ganze Jurtendörfer. In Kirgistan sitzen die Hirten auf Pferden und treiben die oft großen Herden, die aus Yaks, Rindern, Schafen und Ziegen bestehen hinauf auf die Bergweiden. Je tiefer wir kamen desto wärmer wurde es und nach langer Fahrt erreichten wir schließlich Osh, wo wir uns im Hotel Peking einquartierten. Erstmals seit einigen Tagen hatten wir wieder eine funktionierende Dusche mit warmem Wasser und auch eine Toilette war im Zimmer.


Grenzzaun zu China


Wir sind in Kirgistan


Jurten und Pferde in der grünen Bergwelt Kirgistans


Osh ist erreicht

 

02.06.2013 Osh

Nach einem mageren Frühstück machten wir uns auf den Weg zu Salomos Berg. König Salomo, im Koran als Prophet verehrt, hatte an diesem Ort geruht. Seither entwickelte sich der Berg zu einem bedeutenden islamischen Wallfahrtsort. Leider war es stark bewölkt, was die Aussicht sehr einschränkte. Auf der Südseite des Berges besuchten wir das Historisch-Kulturelle-Museum, das die Sowjets in die Felsen sprengten. Am Nachmittag verbrachten wir viel Zeit bei einem Internetanbieter, da wir ganz dringend Nachricht von unserer Fluggesellschaft wegen unserer Fahrräder erwarten. Mit einem neuen Modem klappte es nach langer Wartezeit.
Osh ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen. Spannungen sind hier jederzeit möglich. Die Frauen sind nicht mehr so traditionell gekleidet. Der Basar besteht überwiegend aus Containern, die teilweise auch übereinander stehen. Hauptsächlich werden Billigprodukte und Imitationen aus China verkauft und natürlich Gemüse, Obst und Lebensmittel. Der Jayma-Basar gehört zu den buntesten in ganz Zentralasien.


Salomos Berg in Osh


Aufstieg zu Salomos Berg


Moschee unter Salomos Berg


Auf dem Jayma-Basar


Container auf dem Jayma-Basar

 

03.06.2013 Osh

Wieder war es am Morgen stark bewölkt und es regnete auch etwas. Wir unternahmen einen Spaziergang durch die Stadt, die aber keine interessanten Sehenswürdigkeiten bot. Hier war es überall sehr schmutzig und staubig. Auf dem Basar gab es noch einige nette Schnappschüsse.
Wieder einmal war Packen angesagt. Wir packten unsere Taschen in Säcke und deponierten sie in einem Abstellraum des Hotels neben unseren Fahrrädern. Dann ging es nochmals durch den netten Park, wo sich Kinder und Erwachsenen vergnügten. Beim Mittagessen in einem Restaurant wurden wir lange Zeit ignoriert. Erst als sich ein Einheimischer für uns einsetzte, bekamen wir unser Essen. Immer wieder schauten wir in unserem Notebook nach, ob eine Nachricht wegen der Mitnahme unserer Fahrräder eingegangen war aber nichts kam. Um 23:00 Uhr bestellten wir ein Taxi, das uns und unser gesamtes Gepäck zum Flughafen transportierte. Dort schauten wir nochmals nach einer Nachricht in unserem Notebook nach und um 23:58 Uhr ging eine Mail ein die bestätigte, dass unsere Räder angemeldet seien und alles andere Sache der Fluggesellschaft sei.


Zulieferer


Fleisch- und Geflügelstand


Marktbesucher


Outdoorladen

 

04.06.2013 Heimflug

Der Flughafen in Osh gleicht eher der Wartehalle eines kleinen Bahnhofes. Es gibt einige Sitzgelegenheiten aber wir vermissten eine Anzeigetafel, die Auskunft über Ankunft bzw. Abflug von Flügen gibt. Die seltenen Ansagen erfolgten ausschließlich auf Russisch und so war es nicht ganz einfach, Informationen über unseren Flug und die Abflughalle zu erhalten. Aber auch dies gelang und als unser Flug aufgerufen wurde machten wir uns mit unseren Rädern zum Abfertigungsschalter auf. Wir machten unsere Räder transportfertig und stellten uns in die Warteschlange. Aber wir wurden gleich gestoppt, als man unsere Räder sah und es wurde uns vermittelt, dass Fahrräder nicht mitgenommen werden. Wir verwiesen auf unsere elektronischen Flugtickets und ignorierten die Anweisungen des Personals, bis wir zur Abfertigung vorgedrungen waren. Dort sprach zu unserem Glück die maßgebende Beamtin sogar etwas deutsch und wir erklärten ihr, dass unsere Räder angemeldet sind und nach vielen Anrufen und mehr als 30 minütigem Hin und Her wurden wir abgefertigt und erhielten die Zusage, dass nach Bezahlung von 180,-- € für den Transport unserer Räder, auch diese mitgenommen würden. Die notwendigen Unterlagen würden wir später erhalten. So warteten wir bis die letzten Fluggäste 10 Minuten vor Abflug abgefertigt waren und es tat sich immer noch nichts. Ichsprach nochmals vor und schließlich hatte ich die nötigen Unterlagen und konnte mich vergewissern, dass unsere Räder als letzte Gepäckstücke zum Flugzeug gebracht wurden. So blieb es also spannend bis zum letzten Augenblick. Der Abflug um 4:00 Uhr erfolgte pünktlich und nach 5:30 Stunden erfolgte die Zwischenlandung in Istanbul. Nach 1:30 stündigem Aufenthalt ging es in weiteren 2:30 Stunden weiter nach Stuttgart, wo wir nach insgesamt 10 Stunden ankamen. Freudig überrascht waren wir, als uns dort Christian und Timo empfingen und wir mit dem Auto abgeholt wurden.
So nahm unsere Radtour, die lange Zeit wie geplant verlaufen war und dann aus gesundheitlichen Gründen leider beendet werden musste, doch noch ein glückliches Ende.


Heimflug


Atatürk-Flughafen in Istanbul


Glückliche Ankunft in Stuttgart

Türkei – Rundtour 2011

Türkei - Radtour (2451 km und 16053 Höhenmeter durch die Türkei)

Die geplante Reiseroute durch die Türkei beginnt in Istanbul und führt dann zunächst nach Izmir. Weiter geht es dann nach Kapadokien, Kayseri und über Erzurum nach Ostanatolien bis zur Grenze zum Iran. Dann fahren wir weiter zum Schwarzen Meer und an diesem entlang bis Trabzon.

 

08.05.2011 Anreise zum Flughafen

Nach einem gemeinsamen Frühstück bei Christian, Silke und Timo sattelten wir unsere Pferde und nahmen um 10 Uhr die erste Etappe in Angriff. Über Ehingen und Münsingen ging es zunächst nach Urach, wo wir eine gemütliche Pause einlegten. Danach ging es bei hochsommerlichen Temperaturen von 27°C über Metzingen zum Neckar und für einige Kilometer an diesem entlang. Es folgten noch einige kräftige Anstiege, bevor wir nach 107 Km und 732 Höhenmetern den Stuttgarter Flughafen erreichten. Das Einchecken des Gepäcks sowie der Fahrräder erfolgte problemlos.
Pünktlich um 22.40 rollte unsere Maschine zum Start und um 2 Uhr Ortszeit (+ 1 Std. Zeitverschiebung zu Deutschland) landeten wir in Istanbul.

09.05.2011 Istanbul - Bursa 90 km und 978 Hm.

Nach der Landung machten wir unsere Räder wieder reisefertig. Einen Defekt an Friedas Schutzblech konnten wir mit Kabelbindern beheben. Sonst war alles ok.
So starteten wir um 5:45 Uhr bei liederlichen 6°C zum Fährhafen nach Pendik, wo wir kurz vor 7 Uhr eintrafen. Schon nach wenigen Minuten ging es dann mit der Fähre nach Yalova, das wir nach 45 Minuten erreichten. Von dort nahmen wir die recht hügelige Strecke nach Bursa in Angriff, wo wir nach 90 Kilometern und 978 Höhenmetern um 15 Uhr in einem central gelegenen Hotel eintrafen. Von Yusuf, einem Einheimischen, wurden wir angesprochen und zum Cay (Tee) eigeladen und um 20 Uhr trafen wir uns und er zeigte uns noch einige Sehenswürdigkeiten der 3 Mio. Einwohner zählenden Stadt. Danach kehrten wir gemeinsam im Lokal seines Bruders ein und beendeten mit einem erstklassigen Abendessen den Tag.


Bad Urach


Ankunft am Fährhafen von Istanbul nach Yalova


Im Bazar von Bursa

10.05.2011 Bursa – Mustafakemalpasa 84 km und 336 Höhenmeter

Unser so nötiger Schlaf wurde um 4:50 Uhr jäh durch das Rufen des Muezzins unterbrochen. Doch nach knapp 5 Minuten kehrte wieder Ruhe ein und wir konnten noch einige Zeit liegen bleiben. Kurz nach 9 Uhr machten wir uns dann auf. Zunächst ging es durch die schmalen Gassen der Altstadt von Bursa, dann wurden die Straßen immer breiter bis wir schließlich auf der 8-spurigen Stadtautobahn landeten, die uns aus Bursa hinaus führte. In leichtem Auf und Ab ging es weiter zum Ulubatsee und kurz vor Karacabey bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren auf einer Nebenstrecke Richtung Mustafakemalpasa. Da die Strecke zeitweise ungeteert war, wurden wir von jedem Fahrzeug kräftig eingestaubt. Gegen 16 Uhr quartierten wir uns im Hotel Sultan in Mustafakemalpasa ein. Der Eigentümer machte uns darauf aufmerksam, dass warmes Wasser wegen Umbauarbeiten erst in zwei Stunden verfügbar wäre. Im Zimmer stellten wir dann fest, dass zunächst überhaupt kein Wasser floss. So machten wir uns eben ungeduscht auf, um den Ort zu erkunden. Als wir später zurück kamen, trafen wir an der Reception einen Deutschen aus Rostock, der ebenfalls mit dem Rad für 2 Wochen in der Türkei unterwegs ist. Mit ihm verabredeten wir uns zum Abendessen und verbrachten einen vergnüglichen Abend. Das Duschen fiel leider aus, da sich das warme Wasser endgültig verabschiedet hatte.


Fahrt nach Mustafakemalpasa

11.05.2011 Mustafakemalpasa – Balikesir 76 km und 575 Höhenmeter

Bei lausigen 6°C nahmen wir die heutige Etappe in Angriff. Zum Glück wurde es im Laufe des Vormittags wärmer und auf landschaftlich abwechslungsreicher Strecke erreichten wir um 15 Uhr Balikesir. Die 320000 Einwohner zählende Stadt hatte eigentlich nichts Sehenswertes zu bieten. So gingen wir schon zeitig ins Bett, um unser immer noch bestehendes Schlafdefizit zu vermindern.


Fahrt nach Balikesir

12.05.2011 Balikesir – Bergama 7km und 15 Höhenmeter

Wieder einmal kam es anders als geplant. Schon sehr früh waren wir aufgestanden, um die geplante Strecke zu bewältigen. Doch der Regen hinterließ auf der Straße ganze Bäche, so dass wir beschlossen, die Strecke mit dem Bus zurück zu legen. So fuhren wir die 6 Kilometer bis zum Busbahnhof und hier kümmerte sich gleich ein Türke um uns. Er fragte für uns nach, ob ein Bus nach Bergama fahren würde. Da es keine Direktverbindung gab mussten wir zunächst nach Soma fahren und dort umsteigen um nach Bergama zu gelangen. Da es sich um einen kleinen Bus handelte musste zunächst das Ersatzrad weichen, damit unsere Fahrräder untergebracht werden konnten. Während der Fahrt telefonierte unser Busfahrer mehrfach und als wir in Soma ankamen erwartete uns bereits ein anderer Busfahrer an der Straße, lud Räder und Gepäck ein und ohne weitere Verzögerung ging es weiter nach Bergama.
Bei der Ankunft waren wir froh, uns für diese Variante entschieden zu haben, da die Straße sehr eng und in einem recht schlechten Zustand war, was die Fahrt bei Regen nicht einfacher gestaltet hätte.
Den Mittag verbrachten wir mit der Besichtigung der Roten Kathedrale bevor es mit der Seilbahn hinauf zur Akropolis ging und danach besuchten wir noch das Amphitheater.


Fahrradtransport


Akropolis von Bergama (Pergamon)

13.05.2011 Bergama – Izmir 104 km und 305 Höhenmeter

Bei ordentlichem Wetter machten wir uns heute auf nach Izmir, der mit 4 Mio. Einwohnern drittgrößten Stadt der Türkei. Schon nach ca. 30 Kilometern erreichten wir die Ägäis und auf meist 4-spuriger Strecke kamen wir flott voran. Nach 80 km erreichten wir den Stadtrand von Izmir. Auf der 6-spurigen Stadtautobahn ging es ins Zentrum von Izmir, wo wir tags zuvor übers Internet ein Hotel gebucht hatten. Was sich hier auf den Straßen abspielt ist für unsere Verhältnisse kaum zu begreifen. Fuhrwerke, Traktoren, Radfahrer, Motorradfahrer und sogar Autos kamen uns auf unserem Standstreifen entgegen. Am schlimmsten von allen jedoch sind die Bus- und Taxifahrer. Sie überholen uns ganz knapp, schneiden uns und bremsen dann direkt vor uns, um Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen. Das gleiche Spiel geschieht, wenn sie wieder weiter fahren. Für uns stellte sich immer wieder die Frage, wie gelangen wir zu unserem Hotel, denn alle paar hundert Meter kam eine Ausfahrt mit Ortsangaben, mit denen wir nichts anfangen konnten. Dank an dieser Stelle an Moritz Hamberger, der uns bei der Aufzeichnung unserer Reiseroute auf das GPS sehr unterstützte. So gelang es uns, ohne uns zu verfahren, das Hotel ausfindig zu machen. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, einige Sehenswürdigkeiten Izmirs zu besichtigen und mehrere Kilometer bummelten wir an der wunderschön angelegten Strandpromenade mit hunderten von Cafes und Restaurants entlang. Man hat den Eindruck, dass sich hier am Abend ganz Izmir trifft.


Erster Blick auf die Ägäis


Izmir ist erreicht

14.05.2011 Ruhetag in Izmir

Den heutigen Tag nutzten wir zur Erholung und zur Besichtigung von Izmir. Zuerst tauchten wir in den riesigen Bazar ein, wo alles zum Kauf angeboten wird, was man sich vorstellen kann. Später fuhren wir mit dem Bus zu einer Burganlage, die einen überwältigenden Blick über die Bucht und Stadt bot. Erst hier wurden die gewaltigen Ausmaße Izmirs so richtig sichtbar.


Strandpromenade


Der Uhrturm, das Wahrzeichen von Izmir


Burganlage von Izmir

15.05.2011 Izmir – Selcuk 84 km und 572 Höhenmeter

Schon früh verließen wir Izmir, was sich als Vorteil herausstellte. Der Verkehr am Sonntag war noch sehr ruhig. So machte es auch nichts aus, dass wir gleich zu Beginn den Bazar durchqueren mussten, da er noch fast menschenleer war. Wir fanden die 15 Kilometer bis zum Ende von Izmir gut hinaus und konnten dann auf ruhiger Nebenstrecke Richtung Selcuk fahren. Die Straße führte durch hügelige und grüne Landschaften. Von den zahlreichen Orangenplantagen strömte der Duft der Blüten in unsere Nasen. Nach 56 km erreichten wir wieder die Ägäis und fuhren auf der Küstenstraße weiter bis Selcuk, das wir um 13 Uhr erreichten. Hier bezogen wir in einer netten Pension Quartier und machten uns dann mit unseren Rädern – ohne Gepäck – auf nach Ephesus. Das Theater sowie die Bibliothek sind die Glanzlichter der riesigen Anlage, die man sich allerdings mit hunderten von Touristen teilen muss. Trotz der vielen Besucher kann man die Besichtigung nur empfehlen.
Seit gestern haben wir auch in der Türkei Sommerwetter mit Temperaturen bis 27°C. Wir hoffen, dass dies so anhält.


Ephesus

16.05.2011 Selcuk – Nazilli 98 km und 474 Höhenmeter

Der Tag begann mit dem Frühstück im Freien. Gleich hinter Selcuk begann ein ca. 6 km langer Anstieg durch eine herrliche grüne Berglandschaft. Leider war der Straßenbelag extrem rau und auch der Wind blies uns kräftig entgegen. Erst nach 55 km wurde der Belag besser und auch der Wind hatte ein Einsehen und wir kamen wesentlich flotter voran. Dafür kletterte das Thermometer auf 31°C und wir legten immer wieder Trinkpausen ein. Unsere Straße war meist flach und verlief entlang von Obstplantagen mit Orangen, Aprikosen, Erdbeeren und Feigen und grünen Pflaumen. Außerdem werden Oliven und Tomaten angebaut. Als Frieda ein Bild von Frauen, die grüne Pflaumen ernteten machte, bekam sie ca. 3 Kilo der Früchte geschenkt. An einer Ampel standen wir bei Rot und neben uns hielt ein Fahrzeug mit Erdbeerpflückerinnen und ihren Früchten und sie reichten einige ihrer Früchte herüber. In Nazilli, wo wir nach einem Hotel fragten, begleitete uns eine junge Frau bis zu diesem. Immer wieder sind wir freudig überrascht über die selbstverständliche Hilfe und Gastfreundschaft der Türken. Nazilli mit seinen 111000 Einwohnern lernten wir als eine recht lebendige Stadt kennen.


Weiterfahrt von Selcuk


Ernte von grünen Pflaumen


Nazilli

17.05.2011 Nazilli – Pamukkale 93 km und 458 Höhenmeter

Ein langer Tag liegt hinter uns. Zunächst hatten wir die Fahrtstrecke durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft zu bewältigen, bevor wir Pamukkale erreichten. Dort fanden wir schnell ein gemütliches Hotel und machten uns, diesmal zu Fuß, gleich wieder auf den Weg zu den Kalksinterterrassen von Pamukkale. Diese entstanden über Jahrtausende durch kalkhaltige Thermalquellen und stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Auch wir waren fasziniert von diesem einmaligen Naturereignis. Anschließend besichtigten wir noch Hierapolis, das direkt an die Kalksinterterrasse angrenzt. Wunderschön sind auch die sehr gepflegten Parkanlagen, , die das ganze Gebiet begrenzen und durchziehen.


Freundlicher Empfang an einer Tankstelle


Pamukkale


Hierapolis

18.05.2011 Pamukkale – Dazkiri 86 km und 850 Höhenmeter

Nach spärlichem Frühstück ging es zurück nach Denizli und auf der Fernstraße ging es auf einer Strecke von 40 Kilometern immer leicht bergauf. Landschaftlich sehr reizvoll führte die Straße zwischen zwei Bergketten hinauf zu einem Salzsee. Leider war die Sicht durch Regenwolken sehr eingeschränkt und ein starker Gegenwind machte uns schwer zu schaffen. Als wir an einer Tankstelle etwas zu Trinken kauften sprach uns einer der Umstehenden an, ob wir ein Hotel suchten. Wir bejahten dies und schon 8 km später trafen wir ihn in seinem Hotel wieder. Hier verbrachten wir mit Erdal, dem Besitzer, der uns zum Raki einlud, noch einen vergnüglichen Abend.


Salzsee bei Dazkiri


Straße zwischen Bergkette und Salzsee

19.05.2011 Dazkiri – Isparta 91 km und 791 Höhenmeter

Bei deutlich kühleren Temperaturen erfolgte heute die nächste Etappe in Westanatolien. Leider machte uns auch heute wieder ein kräftiger Gegenwind das Leben schwer und wir schafften zeitweise gerade mal 8 Kilometer pro Stunde. Trotzdem erreichten wir um 16 Uhr Isparta (1050 m hoch gelegen). Wir hätten noch ausreichend Zeit gehabt, die quirlige Stadt anzuschauen, doch immer wieder gingen kräftige Regenschauer mit Blitz und Donner nieder. Aber zum Glück waren wir wenigstens trocken angekommen und gut unter gebracht.


Unterwegs nach Isparta


Ausblick vom Hotelzimmer auf den Davraz Dagi 2635m

20.05.2011 Isparta – Egirdir 38 km und 201 Höhenmeter

Eigentlich wollten wir heute weiter kommen doch schon bei der geplanten Abfahrt regnete es noch, so dass wir noch eine halbe Stunde im Hotel bis zum Start abwarteten. Auf regennasser Straße kamen wir zunächst flott voran. Es folgte ein kurzer Anstieg und dann wurde der Blick frei auf den herrlichen Egirdir-See mit dem wunderschön gelegenen Ort Egirdir. Wir fuhren bis zum Ende der kleinen Halbinsel als sich der Himmel wieder verdunkelte und das Grollen des Donners zu vernehmen war. Daher beschlossen wir, im Ort eine Pension zu suchen und den Rest des Tages hier zu verbringen. Wir schauten uns das Städtchen und seine Karawanserei an und als wir auf dem Rückweg zur Pension durch einen kleinen Park gingen wurden wir von einer Gruppe junger Leute angesprochen, die uns zum Essen und Trinken einluden. Es gab süßes Gebäck mit Cola und Fanta und dazu machten sie Musik und Tanzten. Die Betreiberin unserer Pension bot uns an, für uns das Abendessen zu kochen. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.


Marmorbruch


Abfahrt zum Egirdir See mit Halbinsel


Drohendes Gewitter


Wir sind Gäste bei jungen Türken

21.05.2011 Egirdir – Sarikikaraagac 88Km und 654 Höhenmeter

Nach dem üblichen türkischen Frühstück, das in der Regel aus Brot, Butter, Marmelade, Schafskäse, Ei, Tomaten, Gurken und Oliven besteht gab es heute zusätzlich noch Melone und Kiwi. Gut gestärkt nahmen wir bei idealem Radelwetter die Strecke in Angriff und fuhren die ersten 35 km in ständigem Auf und Ab am Egirdir See entlang. Traumhafte Ausblicke auf den See und die umliegenden Bergen belohnten unsere Mühen. Auf dem Weiterweg wurden wir zur Besichtigung eines Bauernhofes eingeladen und immer wieder wollten uns die Leute einladen was wir leider nicht annehmen konnten, da wir sonst nicht vorwärts gekommen wären. Am Zielort angekommen schauten wir das kleine Städtchen an und wurden sofort wieder zum Tee eingeladen. Leider kam zunächst keine Verständigung zustande, bis die Türken einen anderen Landsmann, der als Gastarbeiter in Deutschland war, herbei riefen. So fand doch noch ein Gedankenaustausch statt und schließlich gesellten sich immer mehr deutsch sprechende Türken dazu, darunter eine Frau, die in Vöhringen wohnt. Immer wieder gab es eine Runde Tee und von 2 der Anwesenden wurden wir sogar zur Übernachtung in ihr Haus eingeladen, was wir aber ablehnten, da wir ja schon im Hotel gebucht hatten. Schließlich konnten wir uns unter dem Vorwand, noch zu Hause anrufen zu müssen, zum Abendessen aufmachen. Insgesamt ein toller Tag in herrlicher Landschaft und mit netten Begegnungen.


Am Egirdir See

22.05.2011 Sarikikaraagac – Beysehir – Konya 77 km und 275 Hm

Gut ausgeschlafen machten wir uns auf den Weg nach Beysehir. Der erste Teil der Strecke war landschaftlich wieder sehr reizvoll und abwechslungsreich. Später ging es auf der Hochebene – wir bewegen uns derzeit immer auf einer Höhe zwischen 1050 m und 1250 m – recht flach weiter, bis der Beysehir See ins Blickfeld rückte. Genau um 12 Uhr erreichten wir nach 58 km Beysehir am gleichnamigen See. Da wir so früh hier waren fuhren wir gleich zum Busbahnhof, da die Weiterfahrt nach Konya mit dem Bus geplant war. Wir kauften unsere Tickets für 7,-- € für 90 km und 2 Personen samt Gepäck und Fahrrädern. Nun hatten wir noch genügend Zeit, um den netten Ort Beysehir und seine Sehenswürdigkeiten anzusehen und konnten bei einem Straßenfest mit Musik, Tanz und Verköstigung zusehen. Um 15 Uhr fuhren wir dann mit einem modernen Reisebus mit Fernseher und Spielkonsole an jeder Rückenlehne sowie Versorgung mit gratis Getränken nach Konya, wo wir um 16:30 Uhr am Busbahnhof eintrafen. Die Busbahnhöfe liegen immer am Stadtrand und so hatten wir noch 13 km durch die Millionenstadt zu ahren, bis wir im Zentrum ein Hotel fanden. Am Abend erkundeten wir noch die nähere Umgebung, wo es viele großartige Moscheen gibt.


Am Beysehir See

23.05.2011 Konya – Aksarey – Selime 51km und 465 Hm

Den Vormittag nutzten wir dazu, noch einige Moscheen und Märkte zu besuchen. Leider hatte das Museum montags geschlossen, aber so ist es eben. Dann machten wir uns auf, um zum Bus Terminal zu radeln, denn am Vortag hatten wir die Tickets für 13 Uhr gebucht. Die knapp 11 km brachten wir stressfrei hinter uns und konnten sogar einen Großteil der Strecke auf Radwegen zurück legen. Was uns in Konya auffiel war, dass wieder mehr Frauen mit Kopftuch unterwegs waren als in anderen Großstädten der Türkei, die wir bisher bereist haben.
So ging es also mit dem Bus von Konya nach Aksarey, das wir nach 2 Stunden erreichten. Die Strecke bot nichts Sehenswertes und so waren wir froh, dieses Teilstück so überbrückt zu haben. Dann ging es wieder auf die Räder und die weiteren 40 km kosteten noch einige Mühen und erst um 19 Uhr erreichten wir Selime, wo wir für 2 Nächte in einem Hotel buchten. Auch wenn diese 40 km bis Selime noch recht anstrengend waren, so verschafften sie uns doch einen ersten traumhaften Eindruck von Kappadokien. Den Abend verbrachten wir mit 2 anderen Deutschen, die wir Im Hotel trafen.


Moschee in Konya

24.05.2011 Wanderung durchs Ihlara Tal

Bei traumhaftem Wetter machten wir uns auf, um durch das Ihlara Tal zu wandern. Die ersten 3 km legten wir mit dem Rad zurück, das wir an einem Restaurant abstellten. Dann ging es 18 km mit dem Bus nach Ihlara, wo das Ihlara Tal beginnt. Die nächsten 14 km legten wir dann zu Fuß zurück und waren begeistert von den Eindrücken, die die Naturhier bietet. Der Fluss schlängelt sich durch ein teilweise sehr enges, dann wieder weiter werdendes Tal mit faszinierenden Steilwänden an beiden Seiten und 12 sehr alten Kirchen, die die Mönche in die Wände gehauen haben. Viele alte Fresken zieren diese Kirchen, leider sind sie aber zum größten Teil mutwillig zerstört. Gut 4 1/2 Stunden dauerte unser Wanderung und wir waren sehr froh, dass wir den Abstecher unternommen hatten. Bemerkenswert war auch, dass wir bis auf wenige Stellen, an denen es Seiteneinstiege von der Straße ins Tal gab, keine Leute trafen. Es gäbe so viel über dieses Tal zu berichten aber schaut euch lieber ein paar Bilder an, die wir mit senden.




Ihlara Tal

25.05.2011 Selime – Uchisar 85 km und 859 Hm

Erneut starteten wir bei wolkenlosem Himmel und herrlicher Sicht auf die Landschaft Kappadokiens. Kappadokien ist ein Teil von Zentralanatolien und mit einzigartigen Naturlandschaften ausgestattet. Kernstück dieser Region ist der Naturpark Göreme, der zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. In dieser Region werden wir uns in den nächsten Tagen aufhalten, um einen Teil dieser Attraktionen anzuschauen. Unsere Fahrt war geprägt von vielen landschaftlichen Eindrücken. Hier blühen zur Zeit die Apfelbäume und der Flieder, die Bauern stupfen Kartoffeln und auch Getreide gedeiht in diesen Höhen von über 1400 Meter noch. Zur Mittagszeit erreichten wir die Höhlenstadt Derinkuyu, die über sieben Ebenen mit mehreren größeren Höhlenräumen in die Tiefe führte. Die Gänge sind bis zu 9 km lang und es lebten dort bis zu 10000 Menschen.
Nachdem wir diese eindrückliche Anlage besichtigt hatten ging es weiter nach Uchisar. Schon von weitem konnten wir die Burg von Uchisar sehen, die auf einem Vulkanhügel steht. Wir fanden in dem netten Städtchen eine schöne Unterkunft und besichtigten dann noch die Burg, die einen herrlichen Rundumblick bot. Zufällig hatten sich Hans und Fritz, die wir schon vor 2 Tagen in Selime getroffen hatten, in derselben Unterkunft eingemietet und so verbrachten wir den Abend wieder in gemütlicher Runde.


Untergrundstadt Derinkuyu


Burgberg von Uchisar

26.05.2011 Uchisar – Göreme 7 km

Während des Frühstücks auf der Terrasse unserer Pension konnten wir ein tolles Spektakel beobachten. Überall waren Heißluftballone unterwegs, die vielfach im Tiefflug über die Felsgebilde hinweg schwebten. Danach ging es mit dem Rad nur einen Ort weiter nach Göreme, dem Kernort des Göreme Naturparks. Dort besuchten wir zunächst das Freilichtmuseum mit zahlreich in den Fels gehauenen Kirchen. Leider begann es danach für einige Zeit zu regnen aber gegen Abend besserte sich das Wetter und wir konnten noch das Säbeltal besichtigen.


Heißluftballone über Göreme


Fahrt nach Göreme


Freilichtmuseum in Göreme


Im Säbeltal

27.05.2011 Rad- und Wandertag in Göreme 20 km und 590 Hm

Als wir morgens aufstanden, sah das Wetter alles andere als gut aus. Aber schon während des Frühstücks auf der Dachterrasse besserte es sich zusehends und so machten wir uns mit unseren Rädern auf, um einige der herrlichen Täler in der Umgebung von Göreme zu besuchen. Teils Fahrend, teils Schiebend ging es durch beeindruckende Landschaften und alle paar Meter veränderte sich die Umgebung und wir konnten oft nur staunend stehen bleiben und schauen. In einem der Täler trafen wir zufällig ein Radlerpaar, das am 10.042011 in Berlin gestartet war und für 2 Jahre mit dem Rad um die Welt fährt (mehr unter http://www.fernziele.info). So erlebten wir wieder einen herrlichen Tag und es war richtig, dass wir für dieses Gebiet 4 Tage eingeplant hatten. Die Wanderungen waren eine wohltuende Abwechslung zu den Tagen auf dem Rad, denn davon stehen in den nächsten Wochen noch genug an. Lasst Euch ruhig von den beigefügten Bildern aus Kappadokien inspirieren.


Festung von Cavusin


Feenkamine bei Cavusin


Mit dem Rad durchs Rosental

28.05.2011 Göreme – Kayseri 73 km und 432 Hm

Die ersten Kilometer ging es heute noch durch die herrliche Landschaft des Naturparks Göreme. Nach 14 Kilometern besichtigten wir die an der Straße gelegene Karawanserei Sarihan von 1249. Zur Zeit bewegen wir uns auf der Seidenstraße, der wir nun für die nächst Zeit folgen. Die Landschaft veränderte sich und das Gebiet wurde karger. Immer wieder rückte der Erciyes Dagi 3912 m in unser Blickfeld, aber meist war er von Wolken verhüllt. Kurz nach 13 Uhr erreichten wir die Millionenstadt Kayseri und fuhren gleich zum Bus Terminal, um Tickets für die morgige Weiterfahrt nach Sivas zu kaufen. Dann ging es weiter zum Hotel und den Rest des Tages verbrachten wir damit, die Zitadelle, Moscheen, Bazare und eine alte Karawanserei zu besuchen. In dieser wird unter anderem mit Wolle gehandelt und natürlich gibt es jede Menge Teppichgeschäfte.
In der Türkei findet derzeit der Wahlkampf statt. Die Zentren aller Orte sind mit Fähnchen der verschiedenen Parteien beflaggt und permanent fahren Wahlkampfbusse und andere Fahrzeuge mit Lautsprechern durch die Straßen. Am 12. Juni findet die Wahl statt und wir hoffen, dass alles friedlich verläuft.


Karawanserei Sarihan


Erciyes Dagi 3912 m


In der alten Karawanserei in Kayseri

29.05.2011 Kayseri – Sivas mit dem Bus

Wie geplant ging es heute mit dem Bus weiter. Die 200 km und 1224 Höhenmeter genossen wir bei der 2 ½ stündigen Busfahrt und kamen um 13 Uhr in Sivas an. Unterwegs ging es durch hügeliges Ackerbau- und Weideland. Die Strecke verlief vielfach auf sehr rauem Asphalt und viele lange Baustellen blieben uns durch die Busfahrt erspart. Sivas liegt geographisch in der Mitte der Türkei und war zur Zeit der Seldschuken zeitweise Hauptstadt ihres Reiches. Hiervon zeugen einige der schönsten seldschukischen Bauten, die es überhaupt gibt Die Stadt ist voller Leben und man hat den Eindruck, als ob alle Einwohner in der City unterwegs wären. Immer wieder werden wir angesprochen und gefragt, wo wir herkommen, wie es uns in der Türkei gefällt und wir sind hier nahezu die einzigen Touristen. Ab morgen geht es dann wieder mit dem Rad weiter und einige hohe Pässe erwarten uns in den nächsten Tagen. Wir hoffen auf gutes Wetter und günstigen Wind.


Metrasa mit doppeltem Minarett


Diese Spezialität wird überall angeboten


Wahlkampfbus

30.05.2011 Sivas – Zara 73 km und 457 Hm

Bei meist stark bedecktem Himmel - aber idealen Temperaturen zum Radeln - ging es heute weiter. In ständigem Auf und Ab führte die kaum befahrene Straße durch ein landschaftlich recht abwechslungsreiches Gebiet, das jedoch kaum besiedelt war. Da die Straße in einem ausgezeichneten Zustand war und der Wind nur zeitweise von der Seite kam erreichten wir Zara (12000 Einwohner) schon um 12:30 Uhr. Auf Nachfragen war bald ein Hotel gefunden und da sich ein Wasserkocher im Zimmer befand kauften wir Kuchen und kochten Kaffee dazu und machten uns einen gemütlichen Nachmittag vor der ersten großen Bergetappe, die morgen auf uns wartet. Später gingen noch einige heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel nieder und wir waren froh, im Trockenen zu sitzen. Das Abendessen nahmen wir in einem kleinen Lokal zu uns. Niemand sprach ein Wort Englisch und wir kein Türkisch. Man wies uns einen Platz zu und der Ober wirbelte durchs Lokal. Wir bekamen je eine Gabel mit Papierserviette und unaufgefordert brachte er uns einen Salat. Der Koch winkte uns zu sich und zeigte uns seine Lahmacun (Teigfladen) Zutaten, die aus Hackfleisch oder Gemüse bestanden. Wir entschieden uns für Hackfleisch und aßen zunächst unseren Salat. Als dieser aufgegessen war erhielten wir umgehend den nächsten und kurze Zeit später kam unser Hauptgericht, das wirklich lecker schmeckte. Zu trinken gab es Wasser und Ayran (Jogurtgetränk). Das Ganze kostete für 2 Personen 12,-- TL, was beim derzeitigen Wechselkurs etwa 5,-- € entspricht.


Unterwegs nach Zara


Seniorentreff beim Cay


Zubereitung von Lamacun

31.05.2011 Zara – Refahiye 112 km und 1284 Hm

Schon früh standen wir auf und um 6:30 Uhr starteten wir zur heutigen recht anspruchsvollen ersten Bergetappe. Die ersten 20 km brachten wir recht flott hinter uns, da wir noch einen sehr guten Straßenbelag hatten. Dies änderte sich dann und es ging nur noch langsamer vorwärts. Der Straßenbelag ist auf vielen Strecken in der Türkei extrem grobkörnig und so war auch ab hier wieder. Zudem ging es immer wieder auf und ab, was einem zu schaffen macht, wenn man die gewonnene Höhe immer wieder verliert. Aber so ist es nun mal im bergigen Gelände. So schraubten wir uns langsam aber sicher mit einigen kurzen Pausen immer höher und erreichten schließlich nach 72 km den Kizildag Pass mit 2190 m Höhe. Wir freuten uns auf die folgende lange Abfahrt doch diese konnten wir nicht genießen, da der Straßenbelag extrem schlecht war und sich stürmische Windböen dazu gesellten. Wir mussten höllisch aufpassen, nicht vom Wind umgeworfen zu werden und hatten fast die ganze Zeit über beide Hände an den Bremsen. Zum Glück war auf der 4-spurigen Strecke fast kein Verkehr, so dass wir häufig die ganze Straßenbreite für uns nutzen konnten. Kurz vor dem Ziel kehrten wir nochmals bei einer Tankstelle ein, um zu trinken als ein Fernradler zu uns stieß. Er hieß Lutz und ist auf dem Weg nach Indien. Die letzten 10 Kilometer verlangten uns nochmals alles ab, da es wieder leicht bergauf ging und ein stürmischer Gegenwind uns fast zum stehen brachte. Insgesamt haben wir die Etappe trotz aller Widrigkeiten recht gut überstanden und wettermäßig erwischten wir einen traumhaft schönen Tag mit Temperaturen bis 27°C in herrlicher Umgebung.


Unterwegs zum Kizildao-Pass 2190 m


Geschafft


Abfahrt nach Refahiye

01.06.2011 Refahiye – Erzincan 70 km und 760 Hm

Bei leichtem Nieselregen ging es heute los. Zum Glück hörte der Regen nach 10 km auf und die Sonne zeigte sich. So fuhren wir bei gleichmäßiger Steigung bergan. Wie so oft wurden wir unterwegs von einem Mopedfahrer angesprochen und in der nächsten Kneipe zum Cay eingeladen. Die ersten 20 km rollte es ganz prima doch dann wurde der Straßenbelag wieder schlecht und auf den letzten fünf Kilometern hinauf zum Sakaltutan-Pass 2160 m regnete es wieder. Trotz allem hatten wir den 34 km langen Anstieg gut bewältigt und konnten danach 36 km in flottem Tempo und ohne weiteren Regen nach Erzincan (102000 Ew.) hinunter rollen. Dank der langen Abfahrt waren wir bereits um 13 Uhr hier. Der Nachmittag brachte abwechselnd Regenschauer und Sonnenschein und auch für die nächsten Tage ist kein beständiges Wetter zu erwarten.


Auffahrt zum Sakaltutan-Pass 2160 m


35 km lange Abfahrt nach Erzincan

02.06.2011 Erzincan – Tankstelle 5 km vor Terkan 93 km und 344 Hm

Bei bedecktem Himmel machten wir uns auf und kamen zunächst auch sehr gut voran. Nach 13 km kam dann wieder der gefürchtete Gegenwind auf und unsere Fahrt verlangsamte sich zusehends. Die Straße führte fast die gesamte Länge am Firat Nehri (Zufluss zum Euphrat) entlang, der durch die starken Regenfälle recht reißend war. Auf einer Länge von etwa 50 km schlängelten sich die Straße und die Bahn durch eine unterschiedlich breite Schlucht und bot schöne Motive. Erstmals auf unserer bisherigen Tour waren heute auf beiden Fahrspuren viele gepanzerte Fahrzeuge unterwegs und auch Busse und LKW aus dem Iran waren vermehrt unterwegs. Natürlich wurden wir auch heute wieder bei jedem Tankstellen Stopp zum Cay eingeladen. Beim letzten Stopp, kurz vor unserem geplanten Zielort, lud uns der Pächter wiederum ein und wollte wissen, wo unsere Fahrt an diesem Tag noch hingehen sollte. Wir sagten ihm, dass wir in Terkan übernachten wollten, worauf er uns anbot, bei ihm kostenlos übernachten zu können, da das Hotel dort teuer und schlecht sei. Wir waren von den Räumlichkeiten nicht sehr angetan, wollten aber die Gastfreundschaft nicht zurückweisen und so bezogen wir mittags um 15 Uhr unser Nachtquartier, das nicht gerade einem Grand Hotel entsprach, aber wir hatten 2 Betten, eine Waschgelegenheit und Toilette. Essen und Trinken gab es im Haus, da eine Raststätte angeschlossen war.


Fahrendes Volk mit Sack und Pack unterwegs


Einladung zur Übernachtung an der Tankstelle

03.06.2011 Tercan – Erzurum 106 km und 1192 Hm

Die Nacht in unserer bescheidenen Unterkunft war nicht sehr erholsam. Unser Zimmer lag genau unter dem Restaurant und da immer wieder Busse ankamen war dauernder Lärm die Folge. Von Vorteil aber war, dass wir sehr früh aus den Betten kamen und schon um 5:30 Uhr starteten. Zunächst ging es 34 km immer leicht ansteigend zum Tepebasi-Pass 2057 m hinauf. Während der Auffahrt hatten wir zwei nette Erlebnisse. Zum einen wurden wir wieder einmal zum Cay eingeladen und bekamen die Kekse, die wir kaufen wollten auch noch obendrein spendiert. Kurze Zeit später überholte uns ein LKW und hielt gleich darauf an. Er stoppte uns und wollte uns samt unserer Räder mit nach Erzurum mit nehmen. Wir lehnten dankend ab und er konnte gar nicht begreifen, dass wir sein Angebot nicht annehmen wollten. Winkend und Hupend überholte er uns später wieder und wir wussten zu diesem Zeitpunkt auch noch gar nicht, wie viele Höhenmeter wir noch zu bewältigen hatten. Aber landschaftlich war es so schön, dass die Anstrengungen durch die herrlichen Ausblicke kompensiert wurden. Die Straße war heute den ganzen Tag über in bestem Zustand und auch das Wetter war viel besser als angekündigt. So war auch die 15 km lange Abfahrt vom Pass ein wahrer Genuss und die 15 Kilometer legten wir in 20 Minuten zurück wobei wir in der Spitze etwas mehr als 61 km erreichten. Dann stieg das Gelände in einem weiten Tal wieder an und nach 6 ½ Std. legten wir eine längere Mittagspause ein. Frisch gestärkt machten wir uns an die vermeintlich letzten 25 km bis Erzurum. Die letzten 15 km in die knapp 400000 Einwohner zählende Stadt waren für Radfahrer grausam. Die Strecke verlief schnurgerade und führte immer leicht bergauf. Am ersten großen Kreisverkehr waren wir dann zu früh abgebogen und fragten dann Passanten nach dem Hotel, das wir uns im Reiseführer angeschaut hatten. Wir wurden wieder bergab geschickt, trauten aber den Angaben nicht so recht und fragten deshalb erneut. Prompt wurden wir wieder dort hinauf geschickt wo wir gerade herkamen. Nun holten wir unser Buch mit dem Stadtplan heraus und die freundlichen Leute erklärten uns, dass wir noch etwa 10 km zu fahren hätten. Wir glaubten dies nicht, da wir ja auch eine Karte lesen können. Sie bemerkten unsere Verunsicherung und ein Ladenbesitzer bot an, uns und unser Gepäck sowie unsere Fahrräder zum Hotel zu fahren. So stiegen wir ein, schon ahnend dass dies nicht sein kann, aber wenn man nicht selbst den Berg hoch fährt, sondern gefahren wird, ist dies kein Problem. So fuhren wir weit bergauf und außerhalb der Stadt stand ein Hotel mit demselben Namen in einem Skigebiet. Wir luden alles aus, warteten bis unser Fahrer weg war und fuhren dann zurück in die Stadt und waren dann auch erfolgreich mit der Hotelsuche. Erzurum liegt auf einer Höhe zwischen 1800 m und 2150 m und hat 370000 Einwohner. Da die letzten Tage zeitweise doch recht anstrengend waren und das Sitzfleisch reichlich strapaziert wurde, werden wir morgen einen Ruhetag einlegen und in Ruhe die Stadt besichtigen.


Unterwegs zum Tepebasi Pass


Einladung von LKW-Fahrern zu Keksen und Cay


Er wollte uns aus Mitleid mitnehmen


Skiflugschanzen in Erzurum

04.06.2011 Ruhetag in Erzurum

Wir nutzten den heutigen Tag, um uns etwas auszuruhen und die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Hier fand 2011 die Winter-Universiade statt. Mehrere Baudenkmäler aus der Zeit der Seldschuken sind hier noch gut erhalten. Im Zentrum wird einiges zur Verschönerung der Stadt unternommen und es entstehen schöne Grünanlagen vor alten Baudenkmälern.


Erzurum


Cifte Minarelli Medrese aus dem 13. Jahrhundert

05.06.2011 Erzurum – Horasan 85 km und 222 Hm

Ein ereignisreicher Tag. Um 7 Uhr verließen wir unser Hotel in Erzurum und schon nach wenigen Kilometern kamen uns einige Radler entgegen. Wir winkten und sie fuhren auf unsere Straßenseite. Wie sich herausstellte waren es fünf Iraner auf dem Weg nach Istanbul. Wir unterhielten uns eine Viertelstunde bevor jeder wieder in seine Richtung weiter fuhr. Durch weite meist grüne Hochtäler ging die Fahrt weiter und es lief heute wie geschmiert. Das Wetter war ideal zum Radfahren und die Straße bis auf die letzten 15 Kilometer in einem prima Zustand. Neben uns befand sich die Bahnstrecke aber wie so oft sah man keinen Zug. So rollten wir flott dahin bis wir bemerkten, dass Bauarbeiten an der Bahnlinie vorgenommen wurden. Grund dafür war ein Zugunglück, bei dem mehrere Waggons, von denen 2 noch an der Strecke lagen, entgleist waren. Weiter ging es vorbei an einer alten Brücke aus dem 13. Jahrhundert, die aber nicht mehr befahrbar war. Auf der Strecke waren viele Tracks sowohl aus der Türkei als auch aus dem Iran unterwegs, die meist meterhoch beladen waren. Die meisten hupten und winkten uns zu und so erreichten den Stadtrand von Horasan, wo uns Kinder zuriefen „Hallo, hallo, money, money.“ Wir winkten ihnen wie immer zu doch diesmal lief die Sache anders. Sie liefen an Friedas Rad und versuchten ihren Rucksack herunter zu zerren. Da dies nicht gelang warfen sie mit Steinen nach ihr und trafen sie am Oberarm. Zum Glück ging es noch glimpflich aus und nach anfänglichen Schmerzen blieb nur ein blaues Andenken. Als ich es bemerkte stieg ich sofort vom Rad und sie rannten so schnell sie konnten davon. Es ist schade, dass auch wir diese Erfahrung machen mussten, von der schon so viele Radler in Ostanatolien berichteten und hoffen, dass es ein einmaliges Vorkommnis war. Trotz alledem gelangten wir schon um 11:45 Uhr zum Hotel in Horasan. Beim Bummel durch Horasan, einem trostlosen Ort mit knapp 20000 Einwohnern, in dem man den Eindruck hat, dass nur wenige einer geregelten Arbeit nachgehen, waren wir richtige Exoten. Überall schauten uns die Leute nach und tuschelten. Aber auch hier wurden wir von einem älteren Mann, der im Freien vor einem Lokal zusammen mit vielen anderen Männern saß, zum Cay eingeladen. Er sprach etwas englisch und fragte uns, so wie es immer geschieht, woher, wohin, wie es einem in der Türkei gefällt, ob es Probleme gibt, ob wir verheiratet wären, wie viele Kinder wir hätten, was wir beruflich machten und wie alt wir seien. Wenn wir unser Alter nennen können sie es kaum fassen und wir trauen uns immer nicht zu schätzen wie alt sie sind, denn viele sehen mit 40 Jahren aus wie bei uns 70-Jährige. Nach dieser Episode gingen wir weiter aber schon nach Kurzem wurden wir von einem jungen Mann auf Deutsch angesprochen. Wie sich herausstellte ist er viel in Duisburg und Mühlheim a. d. Ruhr wo er mit seinen Brüdern eine Großmetzgerei mit mehreren Filialen betreibt. Lächelnd erzählte er, dass sein Vater ein fleißiger Mann sei und 14 Söhne gezeugt habe, die alle im Ruhrgebiet wohnten. Bei ihm saßen wir lange, bekamen Kaffe und Cay und gingen dann zurück in unser Hotel.


Radlertreff mit den Iranern


Fahrt nach Horasan


Alte Steinbrücke aus dem 13. Jahrhundert


Voll beladener LKW


Einladung zum Cay in Horasan

06.06.2011 Horasan – Agri 100 km und 876 Hm

Wir hatten vereinbart, dass wir um 6:30 Uhr frühstücken wollten. Im Hotel war niemand da und so gingen wir in die Kneipe nebenan und frühstückten dort. Unsere Fahrräder wurden am Vortag in einem verschlossenen Raum abgestellt und da niemand da war, kamen wir auch nicht zu unseren Fahrrädern. Wieder gingen wir in die Kneipe nebenan und schilderten unser Problem worauf uns der Wirt zu verstehen gab, dass der Hotelier noch schlafe und nicht hier wohne. Wir baten ihn daher, für uns anzurufen, was er auch tat und er organisierte den Schlüssel, so dass wir schließlich um 7:15 Uhr los kamen. Die ersten Kilometer verliefen flach doch dann stand der nächste und mit 2210 m bislang höchste Pass an. Nach 32 km war die Passhöhe schließlich erreicht und die nächsten Kilometer ging es teilweise durch enge Schluchten hinab. Unterwegs gab es nur wenige Orte und auch die so beliebten Tankstellen machten sich rar. Die wenigen Menschen die hier wohnen leben überwiegend in armseligen Behausungen. Leider ließ die Qualität der Straße wieder sehr zu wünschen übrig und auf den letzten 20 km gesellte sich noch der Gegenwind dazu. Alles in Allem waren wir jedoch sehr froh, unser Ziel trocken und bei insgesamt guten Wetterbedingungen erreicht zu haben, denn als wir morgens los fuhren waren die Straßen noch vollen Wasserpfützen und wir mussten damit rechnen, dass es jederzeit zu regnen beginnen könnte. In Agri fanden wir ein gutes Hotel, gingen Einkaufen, da unsere Vorräte aufgebraucht waren und wir waren gerade zurück im Hotel, als sich ein heftiges Unwetter mit Hagelschlag entlud. Das Timing stimmte wieder perfekt.


Unterwegs zum Sac Dagi-Pass


Ärmliche Behausungen an der Strecke

07.06.2011 Agri – Dogubayazit 97 km und 569 Hm

Bei bedecktem Himmel starteten wir um 7:25 Uhr. Wir freuten uns eigentlich auf diese Strecke. Leider waren wieder einmal die äußeren Bedingungen nicht auf unserer Seite. Der Wind kam uns auf der gesamten Strecke entgegen, die Straßenverhältnisse waren über 65 km recht schlecht und die Aussicht wegen der meist tief hängenden Wolken schlecht. Zudem begann es immer wieder mal kurz zu regnen, hörte aber genauso schnell auch wieder auf. Wir waren jedoch immer auf der Flucht, da wir wegen der Unwetter der Vortage Angst hatten, in ein solches zu geraten. Tankstellen gab es auch nur am Beginn und am Ende der Strecke. Auch der Ararat, den wir schon früh im Blickfeld gehab hätten verhüllte sich. So erreichten wir nach 61 km zur Mittagszeit den Ipek-Pass 2025 m und um 14:15 Uhr hatten wir unser Tagesziel erreicht. Nach insgesamt 2129 km hatten wir also unser Ziel, die östlichste Stadt der Türkei zu erreichen, geschafft. Wir suchten uns ein Hotel, duschten und fuhren dann mit dem Bus die 6 km zum Ishak-Pasa-Palast. Die Festung thront über der ca. 200 m tiefer gelegenen Ebene auf einem kleinen Plateau und vermittelt ein Feeling wie aus Tausendundeine-Nacht. Architektonisch ist es ein Mix aus seldschukischen, osmanischen, georgischen, persischen und armenischen Stilelementen. Es ist eine der Hauptattraktionen der Osttürkei.


Weiterfahrt von Agri nach Dogubayazit


Ishak-Pasa-Palast

08.06.2011 Ruhetag in Dogubayazit

Dogubayazit ist nicht gerade das, was man eine attraktive Stadt nennt. Es ist mit Ausnahme einer Straße überall recht schmutzig und das Wetter passt dazu. So nahmen wir morgens den Bus und fuhren zur 35 km entfernten Grenze zum Iran. Schon mehrere Kilometer vor der Grenze stauten sich auf 3 Spuren die LKW und warteten auf ihre Abfertigung. Als wir von unserem Ausflug wieder zurück waren ging es nochmals hinauf zum Ishak-Pasa-Palast von wo aus wir eine kleine Bergwanderung unternahmen und anschließend die 7 km zu Fuß nach Dogubayazit zurück legten. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, die nächsten Tage zu planen und für die nächsten 2 Tage zu packen, da es mit dem Bus nach Van am Vansee geht.


An der Türkisch - Iranischen Grenze


Kleine Bergtour

09.06.2011 Busreise nach Van am Vansee

Der Tag begann mit wolkenlosem Himmel und erstmals konnten wir den Blick zum 5137 m hohen Ararat, dem höchsten Berg der Türkei, genießen. Aber wir hatten uns für heute vorgenommen, einen Abstecher nach Van zu machen. Van ist eine Stadt in Südostanatolien und liegt auf ca. 1700 m Höhe. Die Stadt hat knapp 400000 Einwohner und liegt am Vansee, der 7 x so groß ist wie der Bodensee. Der Vansee entstand durch einen Ausbruch des Vulkans Nemrut Dagi 3050 m, der den natürlichen Abfluss blockierte. Von Dogubayazit legten wir die 185 km nach Van in 2 ½ Stunden mit dem Bus zurück. Die Fahrt führte über einen 2644 m hohen Pass und auf der anderen Passseite waren kilometerlange Lavafelder zu sehen. Als wir in Van ankamen erfuhren wir, dass der Bus am nächsten Morgen schon um 9 Uhr zurück nach Dogubayazit fährt. Schnell fanden wir ein Hotel und machten uns dann auf zur Burg von Van. Nach rund 8 km Marsch erreichten wir die sehr weitläufige Burganlage und es ist nicht schlecht, wenn man gewisse alpine Voraussetzungen wie Trittsicherheit mit bringt. Die Aussicht auf den Vansee, die Stadt Van und das Umland war grandios. So genossen wir den herrlichen Sonnentag und machten uns dann auf den Rückweg zum Hotel. Van zeigte sich als recht moderne Stadt.


Ararat 5137 m


Vansee mit Nemrut Dagi 3050 m


Burg von Van


Van


Nach Wochen der Enthaltsamkeit "Prost"

10.06.2011 Van – Dogubayazit mit Bus

Um 11:30 Uhr waren wir wieder zurück in Dogubayazit und verbrachten einen Großteil des Tages damit, die Weiterreise zu planen. Außerdem buchten wir übers Internet unseren Rückflug ab Trabzon, von wo wir am 20.06.11 nach Stuttgart fliegen werden.
Leider sind die Wetterprognosen für die nächsten Tage in der Region zwischen Dogubayazit und der Schwarzmeerküste sehr schlecht. Bis Dienstag kommender Woche werden schwere Regenfälle angekündigt und wir wissen noch nicht, wie wir weiter kommen, da selbst mit dem Bus ein Weiterkommen fragwürdig ist, da in dieser Region nur Minibusse verkehren und wir nicht wissen, ob diese auch unsere Fahrräder mit nehmen werden. Wir werden es sehen und irgendwie wird es schon gehen.


Kilometerlange Lavaströme

11.06.2011 Dogubayazit – Irgid – Kars 54 km und 294 m

Bei Sonnenschein ging es aus Dogubayazit hinaus und auf kaum befahrener Straße ging es am Fuße des Ararat entlang. Leider war dieser wieder in Wolken gehüllt aber landschaftlich war die Strecke bis Irgid auch ohne Gipfelsicht sehr schön. Auch der Pamuk-Pass 1660 m konnte uns nicht aufhalten und nach 3 Stunden waren die 53 km bis Irgid geschafft. Am Himmel waren wieder drohende Gewitterwolken aufgezogen. So sprachen wir an einer Kreuzung einen Taxifahrer an und fragten ihn nach dem Busbahnhof. Dieser antwortete auf Deutsch und er erzählte uns, dass er lange in Kempten wohnte. Der Busbahnhof lag gerade auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wir gingen dort hin, um zu klären, ob einen Weiterfahrt mit dem Minibus und den Rädern möglich wäre. Dies wurde bejaht und wir mussten die Vorderräder ausbauen und den Lenker quer stellen. So wurde ein Rad in einem Gepäckraum und das andere im hinteren Teil des Busses im Gang unter gebracht. Dieses Rad ging zwar im Wege herum aber niemand beschwerte sich darüber. Der Bus war voll besetzt und die Leute transportierten alles Mögliche. Unter anderem waren auch junge Hühner in einem Karton mit Luftschlitzen mit uns im Bus. Die Busfahrt nach Kars dauerte 3 Stunden und so kamen wir dort um 14:30 Uhr an. Wir bauten unsere Räder zusammen und suchten uns ein Hotel, in dem wir für 2 Nächte buchten. Dann machten wir uns daran, die Burg von Kars mit prächtiger Aussicht zu besteigen. Nächstes Ziel war die alte 12 Apostelkirche, die 932 bis 937 erbaut wurde und die 1579 in eine Moschee umgewandelt wurde. Dann schauten wir uns noch die alte Steinbrücke sowie einen alten Hamam an, bevor es zurück zum Hotel ging. Während wir beim Abendessen saßen ging ein heftiger Schauer nieder und wir hatten alle Mühe, einigermaßen trocken zurück zum Hotel zu gelangen, da die Straßen regelrecht überflutet waren.


Abschied von der Araratregion


Hier wohnen die Schäfer mit ihren Familien


Mitreisende im Bus


Burg von Kars


Kars nach Regenschauer

12.06.2011 Kars

Mit dem Taxi fuhren wir heute zum 45 km entfernten Ani, das direkt an der Grenze zu Armenien liegt. Leider ist es derzeit nicht möglich, von der Türkei nach Armenien ein zu reisen, da alle Grenzen zwischen den beiden Staaten geschlossen sind. Ani war früher die prächtige Hauptstadt der Armenier und beherbergte bis zu 100000 Einwohner. Davon sind heute nur noch Ruinen übrig, die über eine Hochebene zerstreut sind. Leider war das Wetter recht schlecht und es regnete immer wieder. Auch als wir nach Kars (77000 Einwohner und 1789 m hoch gelegen) zurückehrten stand hier wieder überall das Wasser. Nach einem erneuten Blick auf die Wetterprognose für die nächsten Tage mussten wir leider feststellen, dass die Voraussagen für die nächsten 3 Tage sehr schlecht sind. Daher entschieden wir schweren Herzens, die Strecke bis Hopa am Schwarzen Meer mit dem Bus zu fahren. Die Fahrt über einige Pässe mit bis zu 2640 m Höhe erscheinen uns bei diesem Wetter und den hiesigen Straßenverhältnissen einfach zu riskant.


Ruinenstadt Ani


Armenische Kirche in Ani


Grenzfluss zwischen der Türkei und Armenien

13.06.2011 Kars - Hopa (335 km und 2700 Hm.) Eine Busfahrt mit Hindernissen

Um 9:30 Uhr startete unser Bus nach Hopa. Unsere Räder wurden ziemlich unsanft in einem Laderaum verstaut und laut Auskunft am Busbahnhof sollte die Fahrt 7 Stunden dauern. So ging es also los. Doch schon am ersten Pass mussten wir eine längere Zwangspause einlegen, da der Bus einfach keine Leistung mehr brachte. Die Fahrgäste stiegen aus und warteten geduldig, bis der Bus wieder lief und die Fahrt fortgesetzt werden konnte. Immer wieder begann es etwas zu regnen und wir waren froh, uns für diese Reiseart entschieden zu haben. In Göle wurde eine kurze Mittagspause eingelegt, bevor es wieder weiter ging. Doch wir kamen wieder nicht weit, da der Bus ein weiteres Mal streikte. Wieder warteten alle geduldig und ohne Murren, bis die Fahrt wieder weiter ging. Die Landschaft wechselte immer wieder und schließlich ging es durch eine über 100 km lange Schlucht, die außerordentlich eindrucksvoll war. Neben dem reißenden Fluss schlängelte sich die Straße, die streckenweise eine Schotterpiste war, durch die Schlucht, die von riesigen Felswänden eingerahmt war. Überall wurde die Straße von lockerem Gestein und Geröll bedroht. Und dann war es soweit, Geröll hatte die Straße verschüttet und wir mussten längere Zeit warten, bis sie wieder frei gegeben wurde. Mehrere Stunden dauerte die Fahrt durch die grandiose aber auch Angst einflößende Schlucht und wir waren froh, als wir diesen Abschnitt hinter uns hatten. Inzwischen ist man dabei, eine neue, sehr aufwändige Straße zu bauen, die sehr der Brennerautobahn ähnelt. Dann ging es auf besserer Straße weiter nach Artvin und schließlich nach Hopa. Auf diesem Abschnitt wird viel Tee angebaut und überall sahen wir Arbeiter bei der Ernte. So erreichten wir schließlich nach 9 Stunden Busfahrt Hopa. Nach der Ankunft in Hopa brachten wir zunächst unsere ramponierten Räder in Ordnung und suchten uns dann ein nettes Hotel, in dem wir 3 Nächte bleiben werden.


Busfahrt nach Hopa

14.06.2011 Hopa

Wir hatten vor, ohne Gepäck mit unseren Rädern Richtung Artvin zu fahren, um den Teepflückern zusehen zu können. Wir kamen nur knapp 3 km weit, als es heftig zu regnen begann und fanden Unterschlupf in einer kleinen Kneipe am Straßenrand. Bei einem Cay wollten wir das Ende des Regens abwarten aber es goss weiter und so tranken wir einen weiteren Tee, aßen zu Mittag und es folgte noch ein Tee. Nach gut 2-stündiger Wartezeit schien der Regen etwas nach zu lassen und wir beschlossen, zum Hotel zurück zu fahren. Kaum waren wir auf der Straße, als sich die Schleusen des Himmels erneut öffneten und klatschnass kamen wir zum Hotel zurück. Der Regen hörte nicht mehr auf und wir konnten zusehen, wie der nahe Fluss anschwoll und die Einheimischen Planen kauften, um die undichten Stellen an ihren Häusern zu schließen.


Hopa am Schwarzen Meer


Land unter

15.06.2011 Hopa – Batumi – Hopa 85 km und 121 Hm

Den heutigen Tag nutzten wir zu einem Abstecher nach Georgien. Von Hopa aus waren es nur 19 km bis zum Grenzübergang. Die Abfertigung auf der türkischen Seite verlief problemlos. Wir erhielten unseren Ausreisestempel und weiter ging es zur georgischen Grenze. Wir waren überrascht über das riesige und moderne Gebäude und erhielten ohne die geringsten Probleme innerhalb kürzester Zeit unseren Einreisestempel und der Grenzbeamte hieß uns auf Deutsch „Herzlich Willkommen“. Von der Grenze aus waren es noch 17 km bis Batumi, der größten Hafenstadt Georgiens und drittgrößten Stadt des Landes. Batumi überraschte uns zunächst mit einer kilometerlangen Uferpromenade. Der Strand bestand aus groben Kieselsteinen, die Promenade war eingesäumt von Palmen und vielen schönen Grünanlagen und gepflegten Parks. Was auch sehr angenehm auffiel war die Sauberkeit, die wir vorfanden. Wir gingen die gesamte Uferpromenade entlang bis zum Hafen und danach bogen wir in die Innenstadt ab, die uns ebenso überraschte. Viele großartig restaurierte oder in ursprünglichem Baustil neu erbaute Gebäude waren zu sehen und auch Neubauten mit außergewöhnlicher Architektur prägten das bunte Stadtbild. Die Plattenbauten aus der Sowjetzeit in den Vororten waren zumindest farbig gestrichen und vermittelten deshalb keinen so tristen Eindruck. Wir hielten uns mehrere Stunden in Batumi auf, wurden auch noch Zeugen einer Kindstaufe in einer griechisch-orthodoxen Kirche, bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Hopa machten. Der Grenzübergang verlief wiederum unproblematisch und wir waren uns einig darüber, dass sich dieser kurze Abstecher gelohnt hatte. Zum Glück war es heute auch trocken und vielfach schien die Sonne. Nur in den nahen Bergen hingen nach wie vor dunkle Regenwolken. Hier an der Küste herrscht ein subtropisches Klima, das uns leicht zum Schwitzen bringt und sich vom trockenen Klima der vergangenen Wochen in den Bergen sehr unterscheidet.


Strandpromenade von Batumi


Batumi


Schwarzmeerküste zwischen Hopa und Batumi

16.06.2011 Hopa – Rize 92 km und 96 Hm.

Auf der einen Seite das Schwarze Meer, auf der anderen steile Hänge, auf denen überall Tee angebaut wird, so verlief die heutige Etappe auf 4-spuriger Straße. Bei sonnigem Wetter und ohne Wind, dafür flacher und guter Straße, starteten wir kurz nach 8 Uhr in Hopa und waren bereits um 13 Uhr an unserem Hotel in Rize. Rize ist eine moderne Stadt mit 100000 Einwohnern und umgeben von einem riesigen Teeanbaugebiet. Wir besuchten noch den Botanischen Garten sowie den Teegarten und statteten auch dem Teemuseum einen Besuch ab. Bei Temperaturen von knapp 30°C und feucht warmem Klima kamen wir heute kräftig ins Schwitzen.


Teeanbau


Rize

17.06.2011 Rize – Trabzon 79 km und 234 Hm

Heute stand die letzte Etappe mit dem Rad an. Um 8 Uhr starteten wir bei sonnigem und warmem Wetter. Wieder ging es auf der 4 bis 6-spurigen Straße an der Küste entlang. Auf den ersten 35 km waren die Berghänge wieder mit Tee bepflanzt aber vom einen auf den anderen Meter hörte dies auf. Die Hänge waren zwar weiterhin grün aber Tee war nicht mehr zu sehen. Dafür stehen hier überall Mandelbäume uns Haselnußsträucher. Der schmale Küstenstreifen und das Schwarze Meer wurden von der Sonne beschienen, während die Berge, die daran anschließen, von dunklen Regenwolken verhüllt wurden. So hatten wir wenigstens das Glück, trocken in Trabzon an zu kommen. Schnell fanden wir ein Hotel, in dem wir für 3 Nächte buchten, da wir von hier aus am Montag den 20.06. einen Flug zurück nach Stuttgart gebucht haben. Trabzon selbst hat trotz seiner 400000 Einwohner nicht allzu viel zu bieten. Aber in der Umgebung gibt es noch einiges Sehenswertes, so dass wir die verbleibende Zeit noch sinnvoll nutzen können.


Teefabrik


Teetransporter

18.06.2011 Trabzon – Kloster Sümela (mit Bus)

Heute machten wir einen Ausflug zum Kloster Sümela. Mit dem Bus fuhren wir bei bedecktem Himmel um 10 Uhr los und erreichten den Ausgangspunkt 46 km südlich von Trabzon nach einer Stunde. Das Kloster befindet sich hoch an einer Felswand. Zu Fuß legten wir dann die restliche Strecke bis zum Kloster, das in byzantinischer Zeit gegründet und 1923 aufgegeben wurde, zurück. Leider spielte das Wetter nicht wie gewünscht mit und es regnete fast während der gesamten Aufenthaltsdauer. So ging es nach 3 Stunden wieder zurück nach Trabzon, wo es am Nachmittag leider auch immer wieder regnete.


Kloster Sümela

19.06.2011 Trabzon

Heute besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten der Stadt. Unter anderem die Hagia Sophia, ursprünglich eine Kirche aus der spätbyzantinischen Epoche, mit gut erhaltenen Wandmalereien. Außerdem sahen wir, dass ein großer, neuer Park zwischen alten Stadtmauern entsteht, der sehr schön gestaltet wird. Zuletzt besuchten wir noch einen hoch über der Stadt gelegenen Teegarten, von dem aus man eine prächtige Aussicht auf das Schwarze Meer und Trabzon hatte.


In der Hagia Sophia von Trabzon


Neuer Park in Trabzon

20.06.2011 Rückreise in die Heimat

Heute besuchten wir noch die hoch über Trabzon gelegene Villa Atatürks. Hier konnte man die Räumlichkeiten der Villa besichtigen, in denen Atatürk wohnte und auch Gäste empfing. Eigebettet ist die Villa in einen schönen, kleinen Park, der herrliche Ausblicke hinunter auf Trabzon und das Schwarze Meer bot. Mit dem Bus ging es dann zurück in die Stadt und noch einmal genossen wir das Treiben im Bazar. Dann ließen wir die noch verbleibende Zeit bei einem Cay in einem Teegarten ausklingen, bevor wir unsere Räder ein letztes Mal packten und zum Flughafen radelten. Hier lief alles reibungslos ab und pünktlich um 19:35 Uhr hob Maschine ab und landete nach 4-stündigem Flug in Stuttgart, wo wir von Christian, Silke und Timo empfangen und nach Hause gebracht wurden.


Atatürk Villa in Trabzon


Wir und die Räder sind zum Rückflug bereit

Radtour nach St. Petersburg 2010

Morgen (30.04.) geht es los. Die Reise führt uns in diesem Jahr in die nordöstlichen Staaten Europas. Zunächst geht es an der Donau entlang nach Regensburg und über den Bayrischen Wald in die Tschechische Republik nach Prag. Weiter geht es von dort nach Krakau im Süden Polens und über Warschau hinauf zur Ostsee. Dann folgt der erste Übergang in die Russische Föderation nach Kaliningrad.

Es folgen die Baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland, bevor wir erneut in die Russische Föderation einreisen wollen, um nach Sankt Petersburg zu gelangen.

Von hier aus geht es zur letzten Station unserer diesjährigen Reise, der finnischen Hauptstadt Helsinki. Zurück geht es von Helsinki am 11.06. mit dem Flugzeug nach Memmingen, von wo aus wir die letzten Kilometer bis Laupheim nochmals mit dem Rad zurücklegen wollen.

Die Visa Anträge für die Russische Föderation sind da. Benötigt wurden dazu:
eine von Russland anerkannte Auslandsreisekrankenversicherung
eine Einladung für die 2-malige Einreise in die Russische Föderation
Unsere Visa für Russland gelten vom 10.05. – 08.06.2010.

Wir hoffen, dass wir ohne Pannen, gesund und mit vielen neuen Eindrücken zurückkehren werden. Über unsere Erlebnisse werden wir Euch, soweit dies möglich ist, auf dem Laufenden halten.

Liebe Grüße
Norbert und Frieda

Tagesberichte:

30.04.2010:

Um 5:30 Uhr standen wir auf und um 7:00 Uhr wollten wir zu unserer Tour starten. Doch das Wetter spielte nicht mit, denn im Gegensatz zu den Prognosen regnete es und so starteten wir bei leichtem Nieselregen erst um 8:00 Uhr. Silke, Timo, Christian, und Carmen hatten sich zu unserer Verabschiedung eingefunden.
Schon nach wenigen Kilometern hörte der leichte Regen auf und bei günstigem Wind fuhren wir über Ulm nach Günzburg und auf dem Donauradweg weiter bis Donauwörth. Da wir zeitig dran waren ging es nach einer Pause noch weiter bis Neuburg an der Donau, wo wir nach 154 km eine gute Unterkunft fanden. Unterwegs waren die Leute fast in jedem Ort mit dem Herrichten von Maibäumen beschäftigt.

01.05.2010:

Bei starker Bewölkung, die den ganzen Tag über anhielt, ging es über Ingolstadt an vielen riesigen Spargelfeldern entlang. Diese wechselten sich mit Hopfenplantagen ab und überall blühten Obstbäume und gelbe Rapsfelder leuchteten in den wenigen Sonnenstrahlen. Weiter ging es über Neustadt an der Donau zum Kloster Weltenburg, wo wir eine längere Mittagspause einlegten. Die nächsten 6 km durch den Donaudurchbruch bis Kelheim legten wir per Schiff zurück. Danach folgte noch die Etappe bis Regensburg, das wir gegen 17 Uhr erreichten.
Der Donauradweg, dem wir bisher überwiegend folgten, ist immer dann schlecht ausgeschildert, wenn man in eine der vielen Städte abbiegt, um diese zu besichtigen. Auf dem ausgewiesenen Donauradweg muss man immer wieder längere Strecken auf Schotter zurücklegen, was das Vorwärtskommen etwas erschwert.
Was uns wunderte war die Tatsache, dass wir kaum Radler auf der bisherigen Strecke antrafen.
Gesundheitlich haben wir beide seit Reisebeginn mit heftigem Husten zu kämpfen, was uns überwiegend die Nachtruhe raubt. Wir hoffen, dass dies bald besser wird, denn ausgeschlafen fährt es sich besser.
Ansonsten geht es uns ausgezeichnet und wir freuen uns auf die weiteren Reiseziele.

02.05.2010:

Bei wiederum starker Bewölkung starteten wir von Regensburg aus zum Regentalradweg. Auf idyllischer Strecke kamen wir bis Cham gut voran. Dort verließen wir den Regentalradweg und wurden immer wieder auf andere Radwege gelotst. Jeder Kirche, auch die die auf den Bergen standen, wurde angesteuert und so kamen viele unsinnige Höhenmeter zusammen. Bei den Wegen handelte es sich vielfach um Forst- und Wanderwege, die teilweise kaum befahrbar waren. So gelangten wir nach einigen Umwegen nach Furth im Walde, dem letzten Ort im Bayrischen Wald. Hier wurden wir kilometerweise den Berg hochgeschickt, bis wir plötzlich vor dem verlassenen Grenzhäuschen in die Tschechische Republik standen. Hier endete der Radweg abrupt und wir standen zunächst auf einem grasigen Wanderpfad, der in eine unbefahrbare Schotterpiste mündete. Da sich keine Alternative bot, schoben wir unsere Räder, bis sich eine Gelegenheit zur Weiterfahrt bot. Mit 25° bis 30° Neigung ging es auf einem ca. 20 cm breiten Betonband bergab und wir waren froh, dass wir gesund unten ankamen. Zu allem Überfluss hatte es ab der Grenze auch noch zu regnen begonnen, was das Ganze nicht einfacher gestaltete. Schließlich erreichten wir die Hauptstraße und legten dort die restlichen Kilometer bis zu unserem Quartier in Babylon zurück.
Soviel zu unserem Empfang durch die Tschechen.
Morgen soll es nun nach Pilsen weiter gehen und wir werden uns bei nächster Gelegenheit wieder melden.
Tachostand: 371 km

03.05.2010:

Schon bei Nacht regnete es immer wieder heftig und auch bei der Abfahrt zur heutigen Kurzetappe regnete es. Zum Glück hörte der Regen schon nach wenigen Kilometern auf aber den ganzen Tag über blieb es recht kühl. Wir versuchten so gut als möglich dem München – Regensburg – Prag Radweg zu folgen, was uns nur zeitweise gelang. Auf kleinen, kaum befahrenen Nebenstrecken bewegten wir uns in Richtung Pilsen. Die Landschaft ähnelte anfangs stark der Schwäbischen Alb, was für uns bedeutete, dass es häufig Auf und Ab ging. Um 14 Uhr erreichten wir Pilsen und so blieb uns noch Zeit die Stadt anzusehen und landestypisches Essen mit verschiedenen Knödeln auszuprobieren.
Tachostand: 442 km

04.05.2010:

Ein Tag, an dem vieles anders verlief als geplant. Zunächst wurden wir auf der Frage nach dem Weg hinaus aus Pilsen von den Einheimischen immer wieder in eine andere Richtung geschickt. Die Ausschilderung auf den kleinen Nebenstrecken war sehr dürftig und verursachte fast an jeder Kreuzung einen Halt, um sich neu zu orientieren. Außerdem war es unangenehm kalt und zeitweiliger Gegenwind erschwerte das Vorwärtskommen. Die Landschaft ähnelte wieder vielfach der Schwäbischen Alb und dies zeigte am Ende der Tagesetappe auch der Tacho an, der es auf 1150 Höhenmeter brachte. Zudem waren die Straßenverhältnisse vielfach sehr schlecht und der wolkenverhangene Himmel ließ die vielen kleinen Orte recht trostlos erscheinen. Aber wir wollen uns nicht beklagen, denn abgesehen von wenigen Regentropfen, kamen wir trocken durch den Tag und erreichten gegen 18 Uhr unser Hotel in Prag. Auf Nachfrage, wo wir unser Rad abstellen könnten wurde uns gesagt, dass wir diese im Zimmer abstellen könnten. Dies war das erste Hotel, in dem wir unser Rad bis in unser Zimmer im IV. Stock mitnehmen konnten und eine kleine Entschädigung für die Mühen, die uns dieser Tag abverlangte. Zum Glück ist morgen Ruhetag und wir werden diesen Tag trotz der schlechten Wetterprognosen genießen.

05.05.2010:

Langsam wird unser Husten besser und so konnten wir auch deutlich besser schlafen. Nach einem ausgedehnten Frühstück in unserem Zimmer machten wir uns auf den Weg, um die Sehenswürdigkeiten Prags zu erkunden. Leider ist es immer noch sehr kalt, so dass man keine Pausen im Freien verbringen kann. Prag selbst ist ein wirklich lohnendes und sehenswertes Ziel.

06.05.2010:

Wir brachen von Prag gegen 8 Uhr bei wolkenverhangenem Himmel auf. Es gelang uns, ohne Umwege die 19 km bis zum Stadtrand von Prag zu finden, als es zu regnen begann. Wegen der kalten Temperaturen hatten wir schon 3 Lagen warme Kleidung übereinander angezogen und nun kam noch die Regenbekleidung darüber. Von den vorbeifahrenden Fahrzeugen, insbesondere von den zahlreichen LKW`s, wurden wir regelmäßig besprüht aber wir waren ja schon froh, dass es nicht schneite. So fuhren wir bis zur Mittagszeit im Regen und wärmten uns in einem Cafe auf. Danach hörte der Regen auf, doch dafür setzte teilweise heftiger Wind ein. Außerdem schien es so, als seien alle LKW in Richtung Polen auf unserer kleinen und schmalen Straße unterwegs und wir mussten höllisch aufpassen, dass wir ungeschoren davon kamen. So erreichten wir um 17 Uhr Hradec Kralove, wo es noch einmal böhmische Knödel und Pilsner Urquell zur Stärkung gab, bevor es morgen nach Polen weitergehen soll.
Tachostand: 677 km

07.05.2010:

Schon früh um 6 Uhr stehen wir auf und erstmals sehen wir die Sonne. Als wir nach dem Frühstück losfahren ist es zwar noch kühl, aber es macht Freude durch die blühende Landschaft zu radeln und auf Nebenstrecken kommen wir ganz gut vorwärts. Nach ca. 50 km fahren wir über die Grenze nach Polen und sind gespannt, was uns hier erwartet. Die Gegend bleibt, wie in den letzten Tagen recht hügelig aber bei Sonnenschein ist die Anstrengung nur halb so groß. Wir fahren durch ein schönes Naturschutzgebiet und kommen immer wieder durch schöne kleine Orte. Bis Klodsko lief es gut, doch dann machten uns viele Baustellen und schlechte Straßen das Leben schwer. Die Aufstiege zogen sich und das Tagesziel Nysa war noch weit entfernt. Um 17 Uhr erreichten wir dann nach 135 km und 1230 Höhenmetern wir das schöne Städtchen Nysa.
Tachostand: 812 km

08.05.2010:

Leider zeigte sich die Sonne nur am gestrigen Tag immer wieder. Heute dagegen begleitet uns in den ersten 2 Stunden dichter Nebel mit Sichtweiten um 50 Meter. Es war sehr kühl und unangenehm feucht. Zur Mittagszeit löste sich der Nebel zwar auf aber dafür verhüllten dichte Wolken den Himmel. Unterwegs mussten wir wegen eines Gewitters eine 2 ½ stündige Zwangspause einlegen, bevor wir gegen Abend noch bis Rybnik weiterfuhren. Auch auf dieser Strecke nieselte es immer wieder und wir waren froh, dass wir schnell ein Hotel fanden und unter die warme Dusche stehen konnten. Die Landschaft war wiederum hügelig aber wegen der teilweise schlechten Straßenverhältnisse und des widrigen Wetters mussten wir uns sehr auf die Straße konzentrieren und es blieb nur wenig Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern.
Tachostand: 940 km

09.05.2010:

Es gibt wenig Neues. Bei der Abfahrt von Rybnik nieselt es wieder und die Felder und Wiesen stehen vielfach unter Wasser. Die Landschaft bleibt nahezu unverändert und so radeln wir ohne rechte Freude, denn bei diesem Wetter kann man sich nirgends hinsetzen, denn überall ist es nass und kalt. Am Nachmittag erreichen wir Krakau und zum Glück kommt zur Begrüßung ab und zu die Sonne etwas durch. Wir sind froh, dass wir morgen hier einen Ruhetag verbringen.

11.05.2010:

Wir hatten beschlossen, unsere geplante Reiseroute, die über Szestochowa und Lodsch nach Warschau gehen sollte, zu ändern. Wir wollten, da die letzten Tage doch recht anstrengend waren und wegen des unsicheren Wetters einiges abverlangten, eine andere Route nach Warschau einschlagen. So verließen wir Krakau mit der Absicht, ca. 80 km in nördlicher Richtung bis Jedrzejowzu fahren. So der Plan. Aber, wie so oft, kam es ganz anders. Wir verließen Krakau bei nebligem und kühlem Wetter und der Nebel hielt sich bis gegen 11:00 Uhr. Dann riss es auf, die Sonne kam durch und man konnte die Umgebung endlich erkennen. Es machte wieder Spaß zu fahren und wir kamen trotz der vielen Steigungen ganz ordentlich vorwärts. So erreichten wir das angestrebte Etappenziel früher als erwartet und beschlossen, bis Kielce weiter zu fahren. Als wir dort nach 120 km ankamen suchten wir nach einer Unterkunft, wurden aber überall wegen voller Belegung abgewiesen. Wir wandten uns an eine Information und auch dort gab es nur Absagen wegen eines Festivals. Nach langem Suchen fand sich dann doch noch ein Hotel in 23 km Entfernung. Wir buchten das Hotel und verließen Kielce und nach 10 km standen wir vor der Autobahn. Da sich für uns keine Alternative anbot, setzten wir die Fahrt auf der Autobahn fort, verließen diese jedoch nach ca. 5 km wieder, da es uns doch nicht ganz wohl war. Bei der Abfahrt von der Autobahn fragten wir einen Straßenarbeiter nach dem Weiterweg zu dem Ort, in dem sich unser Hotel befand. Dieser schickte uns wieder zurück auf die Autobahn und so gelangten wir nach insgesamt 143 km und 1303 Höhenmetern kurz vor 20 Uhr in unser Hotel.
Manchmal ist es doch gut, wenn man morgens noch nicht weiß, was auf einen zu kommt.
Tachostand: 1212 km

12.05.2010:

Nach dem langen Tag von gestern ließen wir es heute ruhig angehen. Erst um 9 Uhr fuhren wir los und das Wetter war ganz ordentlich. Wir kamen gut voran und erreichten schon zur Mittagszeit die Stadt Radom. Bei der Ausfahrt aus Radom mussten wir wegen einer Umleitung die geplante Route verlassen und so steuerten wir auf Warka zu. Auf den letzten 20 km begann es immer wieder leicht zu regnen aber gerade noch rechtzeitig erreichten wir nach rasanter Fahrt ein Hotel.
Landschaftlich ging es heute überwiegend durch flaches Gelände. Felder, Wiesen und Wälder sorgten für Abwechslung. Der Himmel war wolkig bedeckt und erst am Nachmittag bildeten sich Regenwolken. Die Straßenverhältnisse spiegelten die ganze Bandbreite von prima bis nur sehr schwer befahrbar.
Tachostand: 1335 km

13.05.2010:

Nach einem ausgezeichneten Frühstück nahmen wir die letzten 60 km bis Warschau in Angriff. Durch riesige Obstplantagen führte die Straße Richtung Warschau, wobei wir kräftig durchgeschüttelt wurden. Alles verlief zunächst planmäßig, doch dann wurden wir wieder einmal von einem Regenschauer geduscht, bevor wir die letzten Kilometer ins Zentrum von Warschau radelten. Recht schnell fanden wir das Appartement, das wir am Vortag übers Internet gebucht hatten, aber dort wusste zunächst niemand Bescheid. Es bedurfte einiger Anrufe und der Hilfe von Angestellten aus dem Bürogebäude, bis alles geklärt war. So konnten wir im 5. Stock eines neuen Hochhauses ein nagelneues und wunderschönes Appartement für die nächsten beiden Nächte beziehen. Den Nachmittag verbrachten wir mit der Besichtigung von Warschau.

15.05.2010:

Bei regenverhangenem Himmel fuhren wir um 7:30 Uhr in Warschau los. Besser als erwartet fanden wir aus der polnischen Metropole hinaus und erreichten nach 20 km die Stadtgrenze. Weiter ging es auf regennassen Straßen mit zunächst viel Verkehr bis Pultusk. Dort wärmten wir uns beim Mittagessen wieder etwas auf, denn die Temperaturen waren nach wie vor sehr niedrig und lagen bei etwa 10°C. Danach fuhren wir weiter und entschieden uns, als um 15:30 Uhr kurzfristig die Sonne durch kam, noch bis Mlawa weiter zu fahren. Dort gelangten wir erst nach mehrfachem Nachfragen zum einzigen Hotel im Ort und waren froh, diese wieder recht lange Etappe ohne Regen überstanden zu haben.
Tachostand: 1544 km


Warschau von der Weichselbrücke aus gesehen


Vor Mlawa

16.05.2010:

Zur Abwechslung starteten wir heute mal bei leichtem Regen, der bis 13 Uhr dauerte. Es war kalt wie immer und dazu gesellte sich noch ein heftiger Gegenwind. Dies erhöhte den Spaß nicht besonders und wir waren froh, dass wir nach sehr anstrengenden 92 km in einem netten Hotel in Osterode unterkamen. Unterweges besuchten wir noch den Geburtsort meines Vaters, Hohenstein. Leider war mir die Straße nicht bekannt, in der mein Vater aufwuchs. Ein netter Herr hätte mir sonst weitergeholfen.
Tachostand: 1636 km


Hohenstein


Ostroda

17.05.2010:

Eigentlich wollten wir heute die ersten Kilometer per Schiff auf dem Oberländer Kanal zurücklegen. Dies war jedoch wegen des schlechten Wetters und der daher fehlenden Gäste nicht möglich (Schiff fährt erst ab 20 Personen). So starteten wir auch heute wieder bei kaltem aber trockenem Wetter. Dafür blies uns ein heftiger Wind ins Gesicht und wir kamen nur mühsam vorwärts. Nach 10 km ging die Straße als Autobahn weiter und vorsichtshalber verließen wir die Straße. In einem kleinen Ort wurde uns ein Radweg angezeigt, der über Umwege in Richtung Elblag wies. Wir folgten, doch schon nach wenigen Kilometern standen wir auf sandigen und verschlammten Wegen und waren froh, als wir wieder einer befestigten Straße folgen konnten. Wir hatten keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden. Nach ca. 40 km erreichten wir erstmals wieder eine Kreuzung mit Hinweisschildern. Völlig überrascht mussten wir feststellen, dass wir uns südlicher als unser morgendlicher Ausgangspunkt befanden. So waren wir in den Genuss einer landschaftlich sehr schönen Strecke mit Wälder, Wiesen und Seen gekommen, aber leider hatten wir uns in die falsche Richtung bewegt. Wir entschlossen uns daher, den nächsten größeren Ort, Ilawa, anzufahren. Dort begaben wir uns zum Bahnhof und kauften uns Tickets für die Weiterfahrt nach Elblag (war gar nicht so leicht, mit unseren Polnischkenntnissen). Völlig durchgefroren erreichten wir eine nette Pension in der Altstadt von Elblag. Die Temperaturen stiegen heute nie über 8 °C und die gefühlte Temperatur lag nahe am Gefrierpunkt.
Tachostand: 1695 km


Sand- und Schlammpiste


Masurische Seen


Bürgerhäuser von Elblag

18.05.2010:

Der Tag begann, wie sollte es auch anders sein, mit Regen. Da wir jedoch bis zu unserem Tagesziel, Braniewo, nur 56 km zurück zu legen hatten, warteten wir, bis es um 9 Uhr aufhörte zu regnen. Die Temperaturen waren wieder sehr frostig und mit 4 Lagen Bekleidung übereinander und Handschuhen ging es los. Auf sehr ruhiger und meist guter aber hügeliger Straße ging es zunächst nach Frombork am Frischen Haff, einer Bucht der Ostsee. Dort besichtigten wir den Dom, ein Bauwerk des Deutschen Ordens und hatten das Glück, einem Orgelkonzert zuhören zu können. Anschließend legten wir noch die restlichen Kilometer bis Braniewo zurück und bezogen schon um 15 Uhr das Hotel. Es blieb zwar während der Fahrt trocken aber gegen 16 Uhr zog dichter Nebel herein und draußen fühlte man sich wie an einem tristen Novembertag.
Nach 12 Tagen, an denen wir nun durch Polen radelten, soll es morgen nach Rußland, Kaliningrad, weiter gehen. Von der Grenze sind wir nur noch 8 km entfernt und wir sind gespannt, was uns dort erwarten wird.
Tachostand: 1751 km


Frombork, Burg des Deutschen Ritterordens

19.05.2010:

Der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen, als wir in Richtung russischer Grenze los fuhren, aber es war deutlich wärmer als an den vorangegangenen Tagen. Um 8:20 Uhr erreichten wir die Grenze zwischen Polen und Russland und waren sehr gespannt, was uns hier erwarten würde. Langsam durften wir immer wieder etwas weiter vorrücken, bis wir die erste Kontrollstelle erreichten. Hier wurde uns ein Formular gereicht, das wir ausfüllen mussten und die Pässe und Visa wurden kontrolliert. Wir erhielten die Genehmigung zur Weiterfahrt bis zur Zollstelle. Freundlich wurden wir empfangen und nur gefragt, ob wir besondere Waren mit uns führten oder über größere Bargeldmengen verfügten. Nachdem wir dies verneinten wurden wir freundlich weiter gewunken und nach genau 30 Minuten hatten wir die Ausreise aus Polen und die Einreise in die Russische Föderation überstanden. So radelten wir glücklich und frohen Mutes weiter und freuten uns, wenn sich zumindest zwischendurch ein paar Sonnenstrahlen zeigten. Was uns sofort auffiel war die Freundlichkeit der Leute. Es wurde uns zugewunken und die Autos hupten beim Vorbeifahren. Dies hatten wir in Tschechien und Polen sehr vermisst. Wenn wir dort grüßten wurde unser Gruß nur ganz selten erwidert. Die Uhren wurden noch um 1 Stunde vorgestellt und zur Mittagszeit erreichten wir Kaliningrad. Wir suchten uns ein Hotel und wurden bald fündig. Im 7. Stock des Neubaus fanden wir Unterkunft in einem ca. 80 m² Appartement mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad zu einem für hiesige Verhältnisse günstigen Preis. Bevor wir uns zur Besichtigung der Stadt auf machten wechselten wir noch einige Rubel. Wir waren sehr angenehm überrascht, was Kaliningrad alles zu bieten hatte. Zwischendurch gingen wir in ein Cafe und stärkten und mit Cappuccino und feinem Kuchen. Da wir wegen der kyrillischen Schrift nichts lesen konnten hatten wir etwas Bammel vor dem Abendessen. Die Angst war unbegründet, da die Speisekarte nicht nur in verschiedenen Sprachen (russisch und englisch) verfasst war, sondern auch mit Bildern der einzelnen Gerichte versehen war. Also muss man auch in Russland nicht verhungern und die Speisen schmeckten ganz hervorragend.
Morgen soll es über die Kurische Nehrung nach Litauen weiter gehen.
Tachostand: 1813 km


Grenzformalitäten an der russischen Grenze


Ankunft in Kaliningrad


Russisch-Orthodoxe Kirche in Kaliningrad


Altstadt von Kaliningrad

20.05.2010:

Auch aus Kaliningrad fanden wir prima hinaus und fuhren auf einer 4-spurigen Schnellstraße mit ganz wenig Verkehr bis zur Kurischen Nehrung. Leider war es wieder sehr neblig und die Sichtweite betrug zeitweise kaum 50 m. Die Kurische Nehrung ist ein 98 Kilometer langer Landstreifen, der das Kurische Haff und die Ostsee trennt. Davon gehören 46 km zu Russland und 52 km zu Litauen. Die Straße verläuft fast durchwegs durch urwaldähnliche Regionen und immer wieder gibt es Stege, die über die Dünen zu Stränden an der Ostsee oder das Haff führen. Unterwegs begegneten wir zweimal Deutschen Radlern, die Richtung Kaliningrad unterwegs waren. Gegen 14:45 Uhr kam für eine ½ Stunde sogar die Sonne zeitweise durch, was das ganze wesentlich angenehmer machte. Wir erreichten am frühen Mittag die Grenze zwischen Russland und Litauen und konnten ohne die geringsten Probleme diese passieren. Danach hatten wir nur noch 5 km bis Nida, einem kleinen und ausgesprochen hübschen Ort, zu radeln. Hier fanden wir eine reizende Unterkunft in einem privaten Häuschen und auch das Wetter belohnte uns mit Sonnenschein. So nutzten wir den Rest des Tages dazu, die bis zu 60 m hohen Dünen zu besteigen, den reizenden Ort anzusehen und gut zu Essen.


Kurische Nehrung


Düne von Nida


T
ypische Häuser in Nida

21.05.2010:

Heute konnten wir erstmals bei sonnigem Wetter starten. Es ging weiter auf dem Ostseeradweg über die Kurische Nehrung. Die Strecke war sehr reizvoll und abwechslungsreich. Nach 50 Kilometern erreichten wir das Ende der Kurischen Nehrung und mit der Fähre setzten wir nach Klaipeda über. Dort legten wir eine Mittagsrast ein, bevor es auf dem Küstenradweg weiter ging bis Palanga. Schnell hatten wir eine schöne private Unterkunft gefunden und genossen es, den Mittag bummelnd im Städtchen zu verbringen. Das Abendessen war wieder großartig und auch sprachlich kann man sich ganz gut arrangieren. Nun hatten wir doch einige Tage, an denen die Streckenabschnitte nicht so lang waren aber die nächsten Tage werden wieder etwas länger ausfallen. Wir werden sehen.
Tachostand: 1986 km


Ostseeradweg Kurische Nehrung


Strand von Palanga

22.05.2010:

Die ersten 20 km ging es auf dem Ostseeradweg durch waldreiches Gebiet auf sehr guter Strecke weiter. Abrupt hörte der Teerweg auf und wir blieben im Sand stecken und mussten eine kurze Strecke schieben, bis wir zur Hauptstraße gelangten. Kurz darauf ging es über die Grenze nach Lettland. Zunächst herrschte kaum Verkehr, aber die Straße wurde zusehends schlechter. Der Belag war meist sehr rau und viele Schlaglöcher erforderten erhöhte Aufmerksamkeit. So ging es bis Liepaja, das wir zur Mittagszeit erreichten. Die weitere Strecke nach Pavilosta war landschaftlich sehr schön, aber durch den schlechten Fahrbahnbelage und den zunehmenden Gegenwind auch recht anstrengend. Interessant war für uns zu sehen, dass hier die Apfelbäume in voller Blüte standen und auch die Rapsfelder leuchteten in grellem Gelb. In Pavilosta fanden wir wieder eine hübsche private Unterkunft und auch die Verköstigung im örtlichen Restaurant war wieder vorzüglich.


Suppe serviert in Brot


Abendstimmung bei Pavilosta

23.05.2010:

Bei Sonnenschein starteten wir und fuhren zunächst nach Jürkalne, wo wir die Steilküste besichtigten. Dann ging es weg von der Ostsee und weiter nach Kuldiga. Landschaftlich war es durch das viele Grün der Wälder und Wiesen sehr schön. Das Land ist jedoch kaum besiedelt und die wenigen Häuser, die man sieht, sind meist grau und machen keinen sehr guten Eindruck. Überall sieht man Störche, die hier ein ideales Revier vorfinden. Vor Kuldiga wurde zu unserer Überraschung das Gelände wieder buckliger und auch die Wolken türmten sich bedrohlich auf. So ging es auf ordentlichen Straßen bis zu unserem Zielpunkt, Talsi. Immer wieder fing es leicht zu nieseln an aber heute hatten wir dafür den Wind auf unserer Seite und so erreichten wir schon um 15:15 Uhr ein nettes Gästehaus in Talsi. Unmittelbar nach unserer Ankunft begann es zu regnen und hörte erst nachts wieder auf. Morgen geht es dann weiter in die lettische Hauptstadt, Riga.
Tachostand: 2243 km


Triste Häuser


Kinder beim Angeln in Talsi


Abendessen in Talsi

24.05.2010:

Wieder einmal starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel und kalten 9° C. Aber auch heute hatten wir den Wind auf unserer Seite und so kamen wir gut vorwärts. Die Strecke verlief bis zur Rigaer Bucht vielfach durch Wald und der Blick auf die Bucht wurde durch Dünen und Bäume verhindert. So gelangten wir nach Jürmala, einer Stadt die sich fast über 20 km hinzieht. Von dort aus legten wir die restlichen 20 km bis Riga auf der Autobahn zurück, wurden jedoch durch einen kurzen aber heftigen Regenschauer noch zu einer kurzen Rast an einer Tankstelle gezwungen. In Riga erreichten wir bald unser Hotel und hatten am Mittag noch viel Zeit, uns einige Sehenswürdigkeiten der lettischen Hauptstadt anzusehen. Wir genossen die langen Abendstunden und kehrten erst gegen 22:30 Uhr noch bei Tageslicht zum Hotel zurück.
Tachostand: 2354 km


Unterwegs nach Riga


Riga


Orthodoxe Kathedrale in Riga


Prost

25.05.2010:

Ruhetag in Riga. Wir waren am Vortag bis in die Nacht hinein unterwegs und schauten uns viele interessante Ecken der Altstadt von Riga an. Wir wussten, dass das Wetter am Ruhetag nicht besonders gut sein sollte. Schon als wir aufstanden prasselte der Regen und dies setzte sich bis in die folgende Nacht fort. So besuchten wir zunächst die Markthallen von Riga und fuhren anschließend mit dem Lift auf das Kulturzentrum, um die Stadt von oben anzusehen. Das Kulturzentrum sieht gleich aus wie das von Warschau, ist allerdings um einiges niedriger. Nach dem Mittagessen ging es für einige Zeit zurück ins Hotel und erst am Nachmittag, als es nicht mehr ganz so heftig regnete, starteten wir nochmals zu einer Runde durch Riga.

26.05.2010:

Nach dem Frühstück ging es bei leichtem Nieselregen und kühlen 7 °C weiter. Wir fanden den direkten Weg aus Riga hinaus und kamen trotz des stärker werdenden Regens recht gut voran. Die ersten 50 km der heutigen Strecke regnete es immer mehr oder weniger stark. In Saulkrasti legten wir eine Pause ein und danach hörte es auf zu regnen. Die A1, auf der wir fuhren war gut ausgebaut und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Die Route führte zwar vielfach ganz nahe an der Ostsee entlang, aber diese war wegen des Waldes nur selten zu sehen. Wir kamen gut vorwärts und zwischendurch blinzelte am Mittag immer wieder die Sonne durch die Wolkendecke. Schon um 15:30 Uhr waren wir an unserem Zielort Ainazi, wo wir in einem neuen Hotel unterkamen. Hier sind wir nur noch etwa 2 km von der Grenze nach Estland entfernt, wo es morgen weiter gehen soll.
Tachostand: 2469 km


Küstenstraße


Landidylle


Einladung zur Mittagsrast


Strand von Ainazi (Lettland)

27.05.2010:

Es sollte ein gemütlicher Tag auf dem Rad werden. Geplant war eine Strecke bis Halinga (98 km) oder auch nur bis Pärnu (70 km). Zunächst erreichten wir nach 2 km die Grenze nach Estland, wo ebenfalls keine Grenzkontrollen mehr stattfanden. So fuhren wir gemütlich weiter auf der A1 durch viele Wälder und nur sehr selten war die nahe Ostsee zu sehen. Durch guten Wind und eine flache Strecke kamen wir flott vorwärts und waren zur Mittagszeit in Pärnu. Wir schauten uns in dem schönen Städtchen um, aßen etwas und Frieda ging dann noch zur Information. Strahlend kam sie zurück und erzählte mir, dass sie im einzigen Hotel in Halinga gebucht hätte. So nahmen wir ganz gemütlich die vermeintlich letzten 28 km in Angriff. Als wir im Hotel ankamen war dieses geschlossen und man verwies uns auf das daneben befindliche Restaurant. Frieda ging ins Lokal, während ich bei den Rädern wartete. Ich hörte neben mir Leute, die sich auf schwäbisch unterhielten und sprach sie an. Es war eine Reisegesellschaft aus dem süddeutschen Raum, bei der auch eine Dame aus Laupheim dabei war. Zwischenzeitlich kam Frieda aus dem Lokal und erzählte mir, dass das Hotel erst ab 1.6. wieder öffnen würde und wir nicht übernachten könnten. Weitere Hotels gebe es im weiteren Umkreis keine und es wäre am besten, nach Pärnu zurück zu radeln, da es dort genügend Unterkünfte gäbe. Zurück wollten wir aber nicht und der Busfahrer der Reisegruppe sagte uns, dass in etwa 30 km Entfernung ein Hotel käme. So machten wir uns auf in der Hoffnung, dort unter zu kommen. Zum Glück regnete es nicht aber es war wieder sehr kühl und trüb. Nach 36 km erreichten wir den Ort, in dem das Hotel sein sollte und wir fragten eine junge Frau, die uns aber mitteilte, dass es kein Hotel oder sonstige Unterkünfte gäbe und bis zum nächsten Hotel nahe Tallinn seien es noch etwa 50 km. Was tun? Wir wendeten uns an einen Mann, der mit einem Hund unterwegs war doch auch er bestätigte, dass es hier keine Unterkunft gäbe. Ratlos standen wir da. Dann kam der Mann nochmals zurück denn es war ihm eingefallen, dass in etwa 8 km Entfernung auf einem Bauernhof Zimmer vermietet würden. Er rief dort für uns an und reservierte auch gleich ein Zimmer für die Nacht und als wir um 19:30 Uhr dort ankamen, wurden wir schon erwartet. Eine halbe Stunde später wurde uns das Abendessen samt 1,5 Liter selbstgebrautem Bier aufs Zimmer serviert. So nahm auch dieser Tag doch noch ein versöhnliches Ende.
Tachostand: 2613 km


Bunte Häuser in Estland


Übernachtung auf dem Bauernhof

28.05.2010:

Kalt und wolkenverhangen starteten wir in den Tag. Der Wind war günstig und so kamen wir wieder gut vorwärts. Die letzten 30 km nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands, legten wir wieder auf der Autobahn zurück. Schon um 13:30 Uhr waren wir an unserem Hotel und zwischenzeitlich war auch die Sonne durch gekommen. So nutzten wir den Nachmittag dazu, uns einen ersten Überblick über Tallinn zu verschaffen. Die Nächte sind hier zur Zeit sehr kurz, denn um 3:00 Uhr morgens beginnt bereits die Dämmerung und nachts wird es erst um 23:30 Uhr dunkel. Leider ist es aber immer sehr kühl. Den morgigen Tag werden wir noch hier in Tallinn zubringen, bevor es dann wieder weiter geht.
Tachostand: 2683 km


Autobahn nach Tallinn (Via Baltica A1)


Mittelalterliches Tallinn


Altstadt von Tallinn


Alt und Neu in Tallinn

29.05.2010:

Ruhetag in Tallinn. Leider ging es uns in Tallinn ähnlich wie an den letzten Ruhetagen auch. Es regnete immer wieder und die Temperaturen waren sehr niedrig. Aber wir hatten ja das Glück, dass wir am Vortag schon früh ankamen und so schon viele schöne Plätze bei gutem Wetter anschauen konnten.
Tallinn gefiel uns trotz der widrigen Umstände sehr gut. Besonders interessant und sehenswert ist die mittelalterliche Altstadt mit vielen Türmen, Stadtmauern, sehenswerten Kirchen und vielen schönen Plätzen.
Interessant war für uns auch die Tatsache, dass am Wochenende die Fähren mit ganzen Massen von Finnen ankamen, die sich hier mit reichlich Alkohol versorgten und die die ganze Nacht hindurch grölend durch die Altstadt zogen. Es ging zu wie am Ballermann.
Noch eine Anmerkung zur Verständigung in den bislang bereisten Ländern:
In Tschechien und Polen kamen wir gut mit Deutsch und Englisch zurecht.
In Kaliningrad klappte es mit Englisch
In Litauen sprachen viele Deutsch
In Lettland ging es mit Deutsch und Englisch und
In Estland klappte es überwiegend mit Englisch


Altstadt von Tallinn

30.05.2010:

Bei zunächst sonnigem Wetter verließen wir Tallinn. Die ersten 70 km ging es flott und mit gutem Wind auf der Autobahn weiter in Richtung Rakvere. Es herrschte kaum Verkehr und wir konnten meist nebeneinander auf dem Standstreifen fahren. Ca. 10 km hatten wir wegen einer Baustelle unsere Fahrbahnseite ganz für uns alleine. Nach Verlassen der Autobahn machten wir eine kurze Mittagspause an einer Raststätte. Kaum hatten wir Platz genommen, ging draußen ein kurzer aber heftiger Regenschauer nieder.
Eigentlich wären wir froh gewesen, wenn man die Straße für uns nicht schon wieder nass gereinigt und die Pfützen frisch aufgefüllt hätte. Zu allem Überfluss kamen nun auch noch ca. 10 km Baustellen, auf denen der Belag abgehobelt war, und der wieder einsetzende Regen verwandelte diese in Schlammpisten. Zu guter Letzt entwich am Hinterrad von Norbert langsam die Luft und in immer kürzeren Abständen musste der Reifen wieder aufgepumpt werden.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir unser Gästehaus in Rakvere und nach dem Duschen ging es zur Besichtigung der nahegelegenen Burg aus dem 15. Jahrhundert. Dies war wirklich einer der Höhepunkte unserer bisherigen Reise. Die Führung war hochinteressant und sehr anschaulich. Auch der Ort bot einige nette Ecken und nach der Stadtbesichtigung wechselten wir noch den Schlauch am Hinterrad, damit es morgen wieder weiter gehen kann.
Tachostand: 2783 km


Unsere nächsten Ziele


Burg von Rakvere

31.05.2010:

Heute ging es nach Narva, der drittgrößten Stadt Estlands. Es handelt sich um eine durch den Fluss Narva geteilte Stadt, die auf der einen Seite des Flusses zu Estland und auf der anderen zu Russland gehört. Auf beiden Seiten des Flusses stehen mächtige Burganlagen. Die Fahrt nach Narva war etwas abwechslungsreicher, da man immer wieder die Ostsee zu sehen bekam und wir nur wenig durch Waldgebiete fuhren. Ein Streckenabschnitt von ca. 30 km verlief nahe der felsigen Steilküste und bot immer wieder imposante Ausblicke. Außerdem hatten wir heute das Glück bei Sonnenschein starten zu können und das gute Wetter hielt den ganzen Tag über und zeitweise konnte man sogar kurzärmlig fahren. Morgen geht es dann zunächst zur nur einen Kilometer entfernten Grenze nach Russland und dann soll es nach St. Petersburg weiter gehen. Von dort aus werden wir uns dann nach Möglichkeit wieder melden.


Steilküste an der Ostsee


Grenzbrücke nach Russland


Burg von Narva

01.06.2010:

Beim Frühstück im Hotel sprach uns ein Amerikaner an und fragte uns, ob wir mit dem Rad unterwegs seien. Wir bejahten dies und er erzählte uns, dass er vor 2 Monaten in Amsterdam gestartet war und heute, ebenso wie wir, nach St. Petersburg fahren wollte. Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise und wir machten uns auf den Weg zur Grenze. Wir mussten uns bei den Fußgängern einreihen. Die Ausreise aus Estland war schnell erledigt und zur Einreise nach Russland mussten wir zunächst die Brücke überqueren und uns dann in eine längere Menschenschlange einreihen. Es dauerte eine Stunde bis wir am Abfertigungsschalter unser Einreiseformular zum Ausfüllen erhielten und schon nach weiteren 10 Minuten waren wir in Russland. Die Uhr wurde nochmals um eine Stunde vorgestellt und so war es schon 9:45 Uhr Ortszeit, als wir endlich starten konnten. Die ersten 20 km hatten wir noch eine gute Straße aber dann wandelte sich dies schlagartig. Über eine Distanz von 30 km war die Strecke in einem jämmerlichen Zustand und ein Schlagloch reihte sich an das nächste. Dazu blies und ein heftiger Wind entgegen und wir kamen nur sehr mühsam und mit erheblichem Kraftaufwand voran. Nach diesen ersten 50 km – ein Drittel der zu fahrenden Strecke – legten wir eine kurze Rast ein und sahen, wie sich ein Radler uns näherte. Es war der Amerikaner, den wir beim Frühstück getroffen hatten. Er schloss sich uns an und so fuhren wir fortan gemeinsam weiter. Dabei erzählte er uns, dass er 1 Jahr lang mit dem Rad unterwegs sein werde und nach Afghanistan wolle. Er war ein netter und unterhaltsamer Begleiter. Zum Glück hatten sich die Straßenverhältnisse wieder gebessert aber der Wind blies uns weiterhin ins Gesicht. Nach 120 km erreichten wir das Ortsschild von St. Petersburg und nach weiteren 27 km durch zum Teil dichten Verkehr kamen wir um 20:30 Uhr an unserem Hotel an. Es dauerte noch eine halbe Stunde bis wir alle Formalitäten im Hotel erledigt hatten und unsere Fahrräder untergebracht waren. Um 22 Uhr gingen wir schließlich zum Abendessen und danach machten wir, da es immer noch hell war, noch einen Gang ums Haus. Es war immer noch angenehm warm und wir waren glücklich, unser Ziel erreicht zu haben. Es war dies der bislang anstrengendste Tag unserer diesjährigen Reise. Aber wir hatten wenigstens das Glück, dass heute überwiegend die Sonne schien und angenehme Temperaturen herrschten. Erst um 0:00 Uhr gingen wir ins Bett und draußen war es immer noch nicht vollständig dunkel. Es folgen nun 2 Ruhetage in St. Petersburg, bevor es wieder weiter geht.
Tachostand: 3056 km


Wir sind in Russland


Ländliches Russland


Üble Strassen


Strassenverkauf


St. Petersburg ist erreicht

02.06.2010:

Wie an fast allen Ruhetagen unserer diesjährigen Radreise regnete es zunächst. Als es aufhörte zu regnen machten wir uns auf, um wenigstens einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten der 4,5 Mio. Metropole zu erkunden. Mehrere Stunden, während derer es draußen schüttete, verbrachten wir in der Eremitage, dem größten und bedeutendsten Museum in St. Petersburg. Danach ging es weiter durch die Stadt doch bei kühlen 10°C und regnerischem Wetter macht es nicht den größten Spaß, sich im Freien auf zu halten. Wir hoffen morgen auf besseres Wetter.


Eremitage (Museum)

03.06.2010:

Zumindest war es am Vormittag trocken jedoch sehr kühl und wolkenverhangen. So zogen wir wieder los, um weitere Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg zu besichtigen. Gegen Mittag lockerte der Himmel immer mehr auf und so sah man die vielen goldenen Kuppeln und Türme der Stadt in einem ganz anderen Licht. Wir unternahmen noch eine Fahrt mit dem Schiff durch die zahlreichen Kanäle St. Petersburgs und kamen uns vor wie bei einer Fahrt durch Venedig. Erst um 23 Uhr kehrten wir noch bei Tageslicht ins Hotel zurück und verbrachten die folgenden 1 ½ Std. im Cafe des 18. Stocks unseres Hotels, um die hereinbrechende Dunkelheit zu beobachten, was uns aber nicht gelang, da es gar nicht richtig dunkel wurde. So gingen wir erst um 1 Uhr ins Bett, da wir uns für den nächsten Tag nur eine kurze Etappe vorgenommen hatten.


Bootsfahrt


Für uns die schönste Kirche in St. Petersburg


Ausblick vom 18. Stock um 23:30 Uhr

04.06.2010:

Es war zwar noch kühl aber die Sonne schien und erst kurz vor 9 Uhr starteten wir. Wir waren gerade in eine Seitenstraße abgebogen um dem starken Verkehr etwas zu entgehen, als uns unser amerikanischer Mitradler zu Fuß entgegen kam. Er war dabei, weitere Visaanträge abzuholen und wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise. Für uns ging es weiter durch die Stadt und nochmals vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die wir endlich im Sonnenlicht genießen konnten. Wir ließen uns viel Zeit, denn wir wollten nur etwa 50 km weit fahren und dann nochmals an der Ostsee übernachten. Nach 24 km erreichten wir die Stadtgrenze von St. Petersburg und fuhren an der Ostsee entlang. Nach ca. 50 km machten wir uns daran, ein Hotel zu suchen aber die Preise schreckten uns ab, denn wir wollten diese ja nicht kaufen. Wir versuchten es in verschiedenen Hotels immer mit dem gleichen Erfolg, entweder einen Preis zwischen 200,-- € und 260,-- € pro Nacht zu bezahlen oder weiter zu fahren. Da wir viel Zeit vertrödelt hatten standen wir um 17 Uhr vor der Entscheidung, wieder zurück zu fahren zu einem der teuren Hotels oder nach Vyborg weiter zu fahren, das noch rund 90 km entfernt war. Den ganzen Tag über wehte uns ein kräftiger Wind entgegen was uns bis dahin nicht besonders störte, da wir ja nicht unter Zeitdruck standen. Doch jetzt änderte sich dies und um die Situation noch etwas zu verschärfen ging auch noch ein heftiger Regenschauer nieder. Wir entschieden uns trotzdem zur Weiterfahrt in der Hoffnung, doch noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Wir fragten eine Frau, die am Straßenrand getrocknete Fische verkaufte nach einer Übernachtungsmöglichkeit und sie schrieb uns auf Russisch eine Adresse auf einen Zettel, nach der wir suchen sollten. Es klingt unwahrscheinlich, aber wir fanden die Adresse tatsächlich doch leider wurden wir mit einem „njet“ abgewiesen. Nach weiteren 22 km erreichten wir einen kleinen Ort in dem wir etwas aßen und tranken, bevor es wieder weiter ging. Zu allem Überfluss verfuhren wir uns auch noch und machten einen Umweg von etwa 15 km. Wir stellten uns langsam darauf ein, die Nacht evtl. im Biwaksack zu verbringen und fuhren im nächsten Ort einen kleinen Laden an, um uns noch mit Getränken für die Nacht zu rüsten. Um uns nicht nochmals zu verfahren fragten wir einen Mann nach dem Weiterweg und ob er evtl. eine Übernachtungsmöglichkeit wisse. Er telefonierte kurz und bejahte die Frage. Er gab uns zu verstehen, dass wir 3 bis 4 km weiter radeln sollten und er komme dann nach. Glücklich und in der Hoffnung, die Nacht doch nicht im Freien verbringen zu müssen, fuhren wir weiter und bald schon überholte uns der Mann mit seinem Mercedes und wartete an der nächsten Kreuzung auf uns. Er winkte uns, ihm weiter zu folgen und er fuhr zu unserer Überraschung in eine Kaserne. Scheinbar hatte er großen Einfluss, denn der Schlagbaum ging hoch und ohne jegliche Kontrolle konnten wir ihm mit unseren Rädern folgen. Wir fuhren zu einer Unterkunft und brachten Gepäck und Räder in einen Vorraum. Dann telefonierte der Mann wieder und gab uns zu verstehen, dass es nur ein kleines Problem gäbe, aber er werde dies schon regeln. Nach mehreren Telefonaten musste er eingestehen, dass das Problem doch groß sei und er erklärte uns, dass wir mit ihm zum Kommandeur fahren sollten. Er nahm uns in seinem Mercedes mit, während das Gepäck und die Räder zurück blieben. Als wir beim Kommandeur ankamen wurden unsere Reisepässe überprüft und es wurde uns vermittelt, dass wir nicht übernachten können. Wir gaben zu verstehen, dass wir die noch verbleibende Strecke bis Vyborg nicht mehr vor Hereinbrechen der Dunkelheit schaffen würden und Kommandeur und Mercedesfahrer unterhielten sich wieder, was man wohl mit uns anfangen könne. Auf Russisch redeten sie auf uns ein und wir konnten nur mit den Achseln zucken. Da wir nichts verstanden holte der Kommandeur einen Zettel, malte den Ausgangspunkt (Kaserne) darauf, malte den Zielpunkt Vyborg darauf und 5 km davor einen Polizeiposten. Dann malte er zwei Strichmännchen (damit waren wir gemeint) und ein Fahrrad in einem Kasten. Dann gab er uns zu verstehen, dass der Mercedesfahrer uns und das Gepäck bis zur Polizeistation fahren würde und die Fahrräder als Cargo mit einem Militärfahrzeug dorthin befördert würden. Die restlichen Kilometer nach Vyborg sollten wir dann wieder mit dem Rad zurück legen. Frieda und ich schauten uns nur ungläubig an und sie sagte zu mir: Zwick mich, damit ich weiß, dass ich nicht träume.
Dann wurde unser Gepäck in den Mercedes verladen und die Fahrräder wurden auf einen LKW verladen und wie besprochen, wurden wir zu einer verfallenen Polizeistation gebracht. Dort verabschiedeten sich der Mercedesfahrer, der Kommandeur und die Soldaten per Handschlag und ohne etwas von uns anzunehmen fuhren sie zurück.
Wir sattelten unsere Räder wieder und fuhren die restlichen Kilometer nach Vyborg wo wir um 22:45 Uhr in einem Hotel unterkamen. Nach dem Duschen bekamen wir kurz vor 24 Uhr noch ein Abendessen und um 1 Uhr, immer noch während der Dämmerung, ging dieser ereignisreiche Tag zu Ende.
Tachostand: 3198 km


Abschied von St. Petersburg


Dampfende Strasse nach dem Regenschauer


Unser Fahrradtransporter

 

05.06.2010:

Da wir noch einen Puffertag übrig hatten beschlossen wir, diesen, nach dem ereignisreichen gestrigen Tag, hier in Vyborg einzulegen. Da wir in dem Hotel, in dem wir die Nacht verbracht hatten, nicht länger bleiben konnten, zogen wir in ein anderes um. Danach machten wir uns auf, die durchaus interessante Stadt zu erkunden. Wir besichtigten unter Anderem die mittelalterliche Burg, auf der ein Fest gefeiert wurde und es war recht unterhaltsam. Danach bummelten wir durch die Altstadt bevor es zum Abendessen zurück ins Hotel ging. Morgen geht es dann weiter nach Finnland.


Burg von Vyborg

06.06.2010:

Bei sonnigem aber kühlem Wetter ging es nach dem gestrigen Ruhetag zunächst zur Russischen Grenze. Die Strecke war sehr abwechslungsreich und zahlreiche Seen sowie der Saimaa-Kanal, der Vyborg mit der Finnischen Seenplatte verbindet, waren von der Straße aus zu sehen. Zweimal wurden wir unterwegs von Polizeiposten angehalten und mussten unsere Reisepässe zeigen, konnten aber jeweils ohne Beanstandungen weiter fahren. Nach 35 km begann die Russische Grenze, doch unmittelbar davor bogen wir noch in ein Cafe ab, um unsere restlichen Rubel los zu werden. Danach ging es zum ersten Grenzposten der die Visa prüfte und den Pass durchleuchtete. Dann erhielten wir den Ausreisestempel und weiter ging es zum Zoll, wo wieder der Pass geprüft wurde, bevor wir durchgewunken wurden. Hier bemerkte ich, dass ich an meinem Hinterrad einen Platten hatte. Schon am Vortag war mir aufgefallen, dass vermutlich beim Transport unserer Räder meine Luftpumpe verloren gegangen war. In Vyborg gab es zwar einen Radladen, aber dieser hatte keine Luftpumpe die auf mein Ventil passte. Um das Hinterrad zu entlasten fuhr ich die nächsten 4 km bis zum letzten Kontrollpunkt auf russischer Seite im Stehen und dann ging es zur Finnischen Grenze. Hier trafen wir auf sehr freundliche und hilfsbereite Grenzbeamte, denen wir unser Problem schilderten. Sie besorgten uns eine Luftpumpe und ich legte einen neuen Mantel ein und bald war das Problem behoben und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Zuvor aber stellten wir noch unsere Uhren um eine Stunde zurück, denn in Finnland beträgt der Zeitunterschied zu uns nur noch eine Stunde. In Lappeenranta legten wir eine Pause ein, da die Fahrerei wegen des heftigen Gegenwindes doch wieder recht anstrengend war. So erreichten wir um 17:30 Uhr unser Hotel, das sehr schön an einem der unendlichen Seen der finnischen Seenplatte lag.
Tachostand: 3291 km


Saimaa-Kanal


Plattfußreparatur


Abendstimmung

07.06.2010:

Nach einem ausgezeichneten Frühstück und bei sonnigem Wetter ging es zunächst nach Kouvola, einer Stadt mit 90000 Einwohnern. Dort kauften wir uns eine neue Luftpumpe und fuhren dann doch recht erleichtert weiter, denn die Gegend war doch nur sehr spärlich besiedelt und ein weiterer Plattfuß hätte sicherlich erhebliche Probleme bereitet. Die Strecke verlief recht wellig und vielfach konnten wir auf guten Radwegen neben der Hauptstraße fahren. Überhaupt fiel uns auf, dass sehr viele Finnen in den Städten aber auch auf den Radwegen mit dem Rad unterwegs waren. Für uns ging es dann weiter nach Lahti, was uns noch einiges abverlangte, da es ständig Auf und Ab ging und wir auch heute auf der gesamten Strecke mit mehr oder weniger starkem Gegenwind zu kämpfen hatten. Da es ja lange Tag war hatten wir noch ausreichend Zeit, um zu den bekannten Flugschanzen und dem herrlichen Lahtisee zu gehen.
Tachostand: 3418 km


Fahrt nach Kouvola


Sprungschanzen von Lahti


Der einzige Elch, der uns vor die Linse kam

08.06.2010:

Unser Ziel, Helsinki, vor Augen starteten wir früh und kamen wegen des Rückenwindes auch flott vorwärts. 30 km vor Lahti trafen wir kurz nach 11 Uhr einen Schweizer, mit dem wir uns eine ¾ Stunde unterhielten. Wir hatten ja viel Zeit und die Unterkunft in Helsinki hatten wir schon von zu Haus gebucht. Wir fuhren auf überwiegend ruhiger Strecke und vielfach auf Radwegen bis wir die ersten Vororte Helsinkis erreichten. Und hier standen wir vor einem Problem, denn es gab überall Radwege mit Ortsnamen, die wir auf unserer Karte nicht fanden. Da die Strecke nach Helsinki immer wieder von Schnellstraßen und Autobahnen gekreuzt wurde, die man über Brücken überqueren oder Tunnel durchfahren musste standen wir häufig vor der Frage, wo wir weiter fahren sollten. Immer wieder mussten wir fragen, standen dann aber an der nächsten Kreuzung wieder ahnungslos da. Einmal half uns eine Frau weiter und begleitete uns mit dem Rad einige Kilometer und von da an war der Rest dann einfacher. Schließlich erreichten wir um 16:20 Uhr unsere Unterkunft, nur dort wusste niemand etwas von unserer Buchung und das Haus war voll. Sie besorgten uns aber eine andere Unterkunft in einem anderen Stadtteil Helsinkis und schon ging die Sucherei aufs Neue los. Aber um 17:35 Uhr hatten wir es endlich geschafft und konnten unser Zimmer beziehen. Etwas Sorge bereitet uns nach den heutigen Erkenntnissen noch die Fahrt zum Flughafen aber auch dafür werden wir hoffentlich eine Lösung finden.
Tachostand: 3534 km


Schweizer Alleinradler


Straßengewirr nach Helsinki


Helsinki ist erreicht

09.06.2010:

Bei teils heiterem, teils bedecktem Himmel ging es heute zum Bummeln in die finnische Hauptstadt. Zunächst versuchten wir, Informationen über die Strecke zum Flughafen zu bekommen, da wir bei der Fahrt nach Helsinki hinein doch erhebliche Probleme hatten. Mit dem Auto ist das alles kein Problem. Wir erhielten verschiedene Karten und hoffen, dass wir am Freitag rechtzeitig den Flughafen erreichen werden.
Ansonsten besichtigten wir verschiedene Sehenswürdigkeiten, die verschiedenen Schiffs- und Fähranlegestellen und stellten fest, dass Helsinki eine sehr saubere und quirlige Großstadt ist, die viel zu bieten hat.

 

10.06.2010:

Von verschiedenen Informationen erhielten wir Kartenmaterial, an Hand derer wir uns eine Route zum Flughafen zusammen bastelten. Um sicher zu gehen, dass wir die richtige Route finden, beschlossen wir, die Strecke mit dem Rad zu versuchen und so sahen wir auch ganz neue Bezirke von Helsinki. Die Streckenführung war recht kompliziert aber wunderschön, denn sie führte vielfach kreuzungsfrei durch Parks und Wälder zum Flughafen. Das Naherholungsgebiet wird von vielen Einheimischen zu Fuß und mit dem Rad genutzt.
Am Mittag ging es zunächst ins Zentrum und anschließend nutzten wir den herrlichen Sonnentag mit warmen Temperaturen von mehr als 20°C zu einer 1 ½ stündigen Bootstour durch die Kanäle und Inseln, die Helsinki vorgelagert sind. Es war die der wettermäßig schönste Tag unserer gesamten Tour und somit ein würdiger Abschluss. Auch die Einheimischen genossen diesen herrlichen Tag denn nicht nur die Fußgängerzonen sondern auch alle Parks waren voller Leute, die feierten.
Tachostand: 3590 km

 

11.06.2010:

Bei sonnigem Wetter starteten wir heute zu unserer letzten Kurzetappe zum Flughafen von Helsinki. Da wir die Strecke schon gestern besichtigt hatten fanden wir gut aus Helsinki hinaus und genossen die letzte Fahrt durch die Parks und Wälder. Ohne Probleme erreichten wir den Flughafen, wo wir unsere Räder für den Rückflug herrichteten. Dann gaben wir unsere Räder sowie das Gepäck auf und alles verlief reibungslos. Um 13:10 Uhr starteten wir zum Rückflug zunächst nach Berlin-Tegel, wo wir 2 Stunden später ankamen. Dort hatten wir durch die Zeitverschiebung (wir bekamen wieder 1 Std. zurück) noch gut 3 Stunden Aufenthalt, bevor es nach Memmingen weiter ging, wo uns Thomas am Flughafen erwartete und nach Hause fuhr.
Insgesamt hatten wir eine erlebnisreiche Tour mit vielen neuen Eindrücken, sind nun aber auch froh, wieder gesund die Heimat erreicht zu haben.
Tachostand: 3615 km

Radtour durch den Iran, Armenien und Georgien

Iran, Armenien und Georgien

 

20.04.12 Flug von Stuttgart nach Doha (Qatar)

Um 7:15 Uhr trafen wir am Stuttgarter Flughafen ein und schon nach kurzer Zeit waren alle Formalitäten erledigt. Unsere Räder wurden kostenlos mitgenommen und so erfolgte 9:40 Uhr der Start nach Zürich und von dort ging es nach einstündigem Aufenthalt in weiteren 5 ½ Stunden nach Doha. Der Flug verlief ruhig und der Service an Bord war hervorragend. Leider war es schon dunkel, als wir dort ankamen und so gab es nichts zu sehen Nach weiteren 7 ½ Stunden Aufenthalt im recht lebhaften Transitraum ging es weiter zu unserem Ziel Shiraz.


Flughafen Qatar


Flughafen Qatar Nachts gegen 24:00 Uhr

21.04.12 Shiraz 12,2 km

Um 4:30 Uhr landeten wir in Shiraz und völlig problemlos konnten wir ohne weitere Formalitäten im Iran einreisen. Kurze Zeit später konnten wir unser Gepäck sowie unsere Räder in Empfang nehmen. Leider gab es an den Rädern einige Schäden, die wir zu Großteil selbst beheben konnten. Wir werden uns hier noch nach einem Fahrradladen umsehen, der die Schaltung an Norberts Rad wieder in Ordnung bringt. Natürlich waren auch am Flughafen sofort wieder Helfer da, die uns das Montieren an den Rädern abnehmen wollten, aber es fehlte ihnen jegliches fachliche Verständnis hierfür. Schließlich waren wir die einzigen Fremden, die sich noch im Gepäckausgaberaum befanden und der Zollabfertigungsbeamte drängte darauf, dass wir zu ihm kamen. Das Gepäck wurde durchleuchtet und der Beamte wollte wohl Schluss machen, denn ohne weitere Beanstandung oder Nachfrage war auch diese vermeintliche Hürde genommen und wir konnten unsere Reise beginnen.
Es war 10 Minuten nach 6 Uhr Ortszeit (die Zeitverschiebung beträgt 2 ½ Stunden), als es so hell war, dass wir das Flughafengelände verlassen konnten und noch bei kühlen Temperaturen Richtung Shiraz (2 Mio. Einwohner) fuhren. Vor der Melli Bank sahen wir viele Leute stehen und wir warteten mit diesen, bis die Bank öffnete, um Euros in Rial umzutauschen. Dies wurde abgelehnt und wir wurden auf Geldwechsler verwiesen. Auch ein weiterer Versuch in einer Bank schlug fehl. So suchten wir uns zunächst ein Hotel und wurden auch schnell fündig. Dort konnten wir später auch Geld umtauschen. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, ging es in die Stadt, um die zahlreichen Moscheen, Gärten und den Bazar zu besichtigen. Schon nach kurzer Zeit wurden wir von Reza, einem Iraner, auf Deutsch angesprochen, und er bot sich an, uns die wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen. So verbrachten wir den Vormittag und den frühen Nachmittag gemeinsam mit ihm und erfuhren so viel Wissenswertes und interessantes über Land und Leute. Inzwischen war es sehr warm (ca. 25°) und so kehrten wir gegen 15 Uhr zum Hotel zurück. Wir legten uns für eine Stunde hin, denn wir waren ja schon mehr als 36 Stunden ohne Schlaf unterwegs. Danach ging es bei angenehmen Temperaturen nochmals in die Stadt wo reges Treiben herrschte. So endete unser erster Tag im Iran mit vielen neuen Eindrücken und es ist gut, dass wir morgen noch einen weiteren Tag zur Eingewöhnung hier in Shiraz verbringen können.


Saraye Moschee, Shiraz


Nasir al-Molk Moschee


Koran Tor


Gartenanlage Shiraz


Iranisches Outfit

23.04.12 Shiraz – Persepolis 62 km 433 Hm

Bei wolkenlosem Himmel und angenehmer Temperatur starteten wir kurz vor 8 Uhr. Wir fanden gut aus Shiraz hinaus und auf den ersten 25 Kilometern ging es überwiegend bergauf. Die Autobahn ist die einzige Verkehrsverbindung nach Persepolis. Der Verkehr war recht heftig aber dank des Seitenstreifens konnten wir meist unbedrängt fahren.
So erreichten wir um 12 Uhr ein Motel, das in einer grünen Parkanlage gelegen ist. Dort wurde uns ein Ferienhäuschen zugewiesen, in dem wir uns nieder ließen. Wir machten nur eine kurze Rast und fuhren dann noch die 2 km nach Persepolis, wo wir uns einige Stunden aufhielten. Persepolis (Stadt der Perser) wurde 518 vor Christus von König Darius I. gegründet. 190 Jahre später wurde es von Alexander dem Großen zerstört. Noch heute können hier alte Reste von Mauern und Säulen sowie viele recht gut erhaltene Reliefs besichtigt werden.


Persepolis


Persepolis

24.04.12 Persepolis – Dehbid 131 km 1032 Hm

Von Persepolis ging es zunächst noch 7 km auf der Autobahn weiter, bevor wir auf eine Landstraße abbiegen konnten. Dort begegneten und viele Ziegen- und Schafherden. Bauarbeiter und Schafhirten sprachen uns ebenso an wie Auto und Mopedfahrer. Blieben wir irgendwo stehen, so scharten sich immer gleich alle umstehenden um uns. Alle wollen wissen, woher wir kommen, wie es uns im Iran gefällt, ob sie uns helfen können, wie wir heißen, ob wir verheiratet sind und ob wir Kinder hätten.
Die Landschaft war zunächst sehr abwechslungsreich und die Täler waren grün und saftig. Je höher wir kamen, umso karger wurde das Land nach knapp 60 km mündete unsere Landstraße wieder in der Autobahn und wir gewannen kontinuierlich an Höhe, bis wir unseren ersten Pass mit 2281 m erreichten. Wir verloren wieder gut 200 Höhenmeter, bevor es wieder aufwärts ging. Bis dahin hatten wir häufig günstigen Wind und wir kamen gut vorwärts. Die Temperatur lag bei 31°C als urplötzlich auf den letzten 17 km der Wind drehte und uns schier vom Rad blies. Kritisch wurde es immer, wenn ein LKW an uns vorbei fuhr, denn im Windschatten wurde man magisch angezogen. Da es auch noch stetig bergauf ging kamen wir kaum mehr vorwärts und benötigten für diese letzte Strecke mehr als 2 Stunden. Die Temperatur war in wenigen Minuten auf 13 °C abgesunken und zu allem Überdruss begann es auch noch zu regnen. An einem Polizeiposten bei der Abfahrt nach Dehbid (2320 m hoch) wurden wir angehalten. Sie wollten nur wissen, woher wir sind und wir nutzten die Gelegenheit, sie nach einem Hotel zu fragen. Nach langem Hin und Her setzte sich einer der Polizisten in sein Auto und brachte uns zu einem 4 Kilometer entfernten Hotel in Dehbid. Wir hätten dieses einzige Hotel wohl nie gefunden, da es für uns als Hotel nicht erkennbar war.
Gleich bei der Ankunft bot sich ein Einheimischer an, uns um 20 Uhr abzuholen und uns den Ort zu zeigen. Wir stimmten zu und so holte er uns ab und fuhr uns zu einem einsamen Haus weit außerhalb der Stadt, wo uns Tee serviert wurde und ein anderer Mann auf einem Instrument Lieder spielte. Dann ging es wieder zurück in die Stadt, wo wir uns noch ein Sandwich zulegten und dann ins Hotel zurückkehrten.


Ziegenherde


Unterhaltung mit Bauarbeitern

25.04.12 Dehbid - Abarkuh 109 km 315 Hm

Von Dehbid aus ging es gleich wieder mit Gegenwind bergauf, bis wir nach 17 Kilometern die Passhöhe auf 2565 m erreichten. Mit Erreichen der Passhöhe drehte der Wind und in flotter Fahrt ging es hinunter nach Surmaq, wo wir nach 60 Kilometern die Autobahn wieder verlassen konnten und auf guter Fahrbahn Richtung Abarkuh weiter fuhren. In einem kleinen Ort wurden wir von einem Mann aus dem fahrenden Auto angesprochen. Er lud uns in sein Haus ein und wir sollten seine Gäste sein. Wir lehnten das Angebot zunächst 2 Mal ab, konnten seinem dritten Versuch aber nicht widerstehen und fuhren ihm bis zu seinem Haus, das etwas abseits der Hauptstraße lag, nach. Dort wurden wir von den übrigen Familienangehörigen zunächst herzlich begrüßt. Danach wurde uns das Haus gezeigt, bevor es in den riesigen Garten mit vielen verschiedenen Obstbäumen ging. Zum Anwesen gehörte eine Hühnerfarm und die Familie war recht wohlhabend. Nachdem wir ins Haus zurückgekehrt waren wurden wir mit Trinken versorgt und 2 Männer waren damit beschäftigt, Grillspieße her zu richten. Die Leute waren so entspannt und freundlich und wollten viel über uns und Deutschland wissen und wie es uns im Iran gefällt. Es wurden jede Menge Fotos gemacht und die Frauen waren genau so locker wie die Männer. Zwischenzeitlich waren mindestens 20 Familienmitglieder anwesend und das Essen wurde serviert. Bis auf 2 ältere Personen saßen alle auf den Teppichen auf dem Boden. Ein Plastiktuch wurde über den Teppich gelegt und dann wurde serviert. Es gab Unmengen an gegrilltem Fleisch mit Reis und Soßen sowie Salaten. Wir wurden regelrecht gemästet und erst nach 3 Stunden konnten wir uns wieder reisefertig machen. Sie bedauerten sehr, dass wir ihre Einladung zum Übernachten nicht annahmen, aber wir wollten weiter nach Abarkuh, da uns am nächsten Tag eine lange Etappe bevor stand. Unterkunft fanden wir in einem Hotel in Abarkuh, das sich gerade im Umbau befand. Wir wollten am nächsten Morgen früh starten und nach einigem Verhandeln erklärte sich der Mann an der Rezeption bereit, das Frühstück wenigstens 7:30 zu richten.


Pass 2565 m


Essen mit der Großfamilie

26.04.12 Abarkuh - Yazd 74,77 km 396 Hm

Wir standen mit fertig gepackten Rädern kurz vor halb acht vor dem Frühstücksraum. Außer uns war niemand zu sehen. Kurz vor acht bemerkten wir in einem Raum, unter einem Knäuel von Decken, jemanden liegen. Wir klopften und es erhob sich unser Rezeptionist, der verschlafen hatte. Er telefonierte noch kurz um uns dann zu erklären, dass es doch kein Frühstück gäbe. So fuhren wir also ohne Frühstück, mit 2 Keksen, die wir noch hatten und einem Schluck Wasser im Magen, los. Direkt nach dem Ortsausgang - Abarkuh liegt auf 1500 m Höhe und ist eine Oase - ging es in die Wüste. Die Straße war gut aber fast die ganze Strecke bis zum nächsten Ort verlief pfeilgerade durch die Sand- und Steinwüste. Endlose Weite breitete sich um uns aus und das Thermometer stieg auf 31°C an. Die letzten Kilometer zum ersten und einzigen Ort nach 60 Kilometern ging es auf 1900 Meter hinauf und die Steigung samt Gegenwind machte uns sehr zu schaffen. Der Ort war trostlos aber zumindest gab es etwas zu trinken. Sofort scharten sich wieder einige Männer um uns mit den üblichen Fragen. Mit unserem „Ohne Wörter“ Wörterbuch versuchten wir zu erfahren, ob wir evtl. mit dem Bus nach Yazd weiter fahren könnten. Wir erfuhren, dass zwar ein Bus fahre, dieser aber unser Gepäck samt Fahrrädern nicht mitnehmen werde. So fuhren wir mit den Rädern zum Ortsausgang und stellten uns an die Straße, um von einem Pickup oder LKW mitgenommen zu werden. Wieder gesellten sich einige Männer zu uns und gleich der erste Truck, der mit 2 schweren Marmorblöcken beladen war, wurde angehalten. Es klappte, und der Fahrer nahm uns mit bis nach Yazd. So fuhren wir 75 Kilometer über das beeindruckend schöne Shirkuh- Gebirge mit tollen Felsformationen und dem 4075 m hohen Shir Kuh.
Gegen 15:30 Uhr erreichten wir den Ortsanfang von Yazd, wo er uns aussteigen ließ. Mit den Rädern ging es nun ins Zentrum, wo wir Unterkunft im Hotel Oasis, einem traditionellen Lehmhaus fanden. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Besichtigung der Altstadt. Yazd liegt auf 1200 m Höhe und ist mit 430000 Einwohnern Provinzhauptstadt und gilt als die interessanteste Wüsten-Großstadt


Endlose Gerade durch die Wüste


Unsere Räder werden beladen

27.04.12 Yazd

Heute war Ruhetag in Yazd. Wir nutzten den Tag, um noch verschiedene Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Außerdem konnten wir unsere ersten E-Mails versenden. Am Morgen machten wir uns auf, verschiedene Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Das sehr interessante Wassermuseum war sehr lehrreich. Von den Bergen wird über Qanate Wasser unterirdisch in Zisternen in die Oasen geleitet und die Windtürme halten das Wasser kühl. Wasser hat hier eine große Bedeutung. Unterwegs kauften wir Brot und Gebäck, durften aber nichts dafür bezahlen. Es wurde uns alles geschenkt. Auch heute hatten wir wieder verschiedene nette Begegnungen mit Iranern, die sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Land besuchen. Heute ist Freitag was gleich bedeutend mit dem Sonntag bei uns ist. Die meisten Geschäfte sind geschlossen und nur die Bäckereien und Lebensmittelläden haben geöffnet. Auch in den Straßen und Gassen ist nur wenig Betrieb.


Windtürme in Yazd


Minarette der Jame Moschee


Im historischen Viertel von Yazd

28.04.12 Yazd – Aradakan 68 km 41 Hm

Da es in unserem Hotel kein Frühstück gab starteten wir schon um 7:20 Uhr und erst nach etwas mehr als 20 Kilometern kauften wir uns etwas zum Frühstück. Die heutige Strecke ging fast ausschließlich leicht bergab aber ein störender Gegenwind erschwerte das Vorwärtskommen. Die Autobahn war von LKW`s stark frequentiert und auf dem Seitenstreifen, auf dem wir fuhren, war der Belag sehr schlecht. Gegen 11 Uhr erreichten wir Meybod, eine Kleinstadt mit etlichen Sehenswürdigkeiten. Da wir von hier aus nur noch 13 Kilometer bis zu unserm Etappenort Ardakan (1036 m) hatten, blieb uns ausreichend Zeit, verschiedene traditionelle Lehmziegelbauwerke zu besichtigen. Darunter eine alte Festungsanlage, sowie verschiedene Karawansereien. Am Ortsausgang wurden wir, wie immer wenn wir irgendwo stehen blieben, von Leuten angesprochen, die die üblichen Fragen nach woher und wohin stellten. Als wir sagten, dass wir in Ardakan ein Hotel suchten fuhr uns mehrere Kilometer einer mit dem PKW voraus und zeigte uns an einer Kreuzung die Richtung an, in der wir abbiegen mussten. Kurze Zeit später brachten uns zwei Mopedfahrer weiter bis zum Hotel, das wir um 13:30 Uhr erreichten. Endlich wieder ein Hotel mit weichen Matratzen, denn in den letzten Tagen waren unsere Betten immer bretthart.


Festung Narin Qaleh in Meybod


Unser Lieblingsbrot ganz ofenfrisch


Oase in der Wüste

29.04.12 Ardakan – Nain 125 km 604 Hm

Nach dem Ortsausgang von Ardakan ging es bis Nain, das wieder auf 1562 m Höhe liegt, durch die Geröll- und Salzwüste Dasht-e Kavir. Begünstigt durch etwas Rückenwind kamen wir auf der teilweise recht schlechten Straße trotzdem gut voran. Die ersten 60 km waren flach, danach ging es in leichter Steigung weiter. Die letzten 25 Kilometer drehte der Wind wieder und blies uns als Gegenwind ins Gesicht. Auch der permanente LKW Verkehr und der meist fehlende oder sehr schlechte Standstreifen erforderte hohe Konzentration. So gelangten wir gegen 14:30 Uhr zu unserem Hotel in Nain, das außerhalb der Stadt lag.


In der Geröll und Salzwüste


Einsame Karawanserei in der Wüste

30.04.12 Nain – Esfahan 145 km 857 Hm

Auch die heutigen 145 km ging es weiter durch die Dasht-e Kavir Wüste. Es begann mit einem 33 Kilometer langen Anstieg zum 2426 m hohen Pass. Auch hier hatten wir wieder mit Gegenwind zu kämpfen. Schließlich war es jedoch geschafft und auf der anderen Seite ging es nun bei nachlassendem Wind auf die Ausgangshöhe hinunter. Unterwegs wurden wir erstmals von der Polizei kontrolliert. Gleich 4 Polizisten, 2 davon mit Schnellfeuerwaffen, schauten unsere Pässe an und wunderten sich über die vielen verschiedenen Stempel und Visa der vergangenen Jahre. Zum Schluss fragten sie uns, aus welchem Land wir kämen. Dies zeigt, dass sie mit unserem Pass, außer mit dem Iranvisum, nichts anfangen konnten, da sie die Schrift und evtl. auch die Zahlen nicht lesen konnten. So konnten wir unsere Fahrt schon nach kurzer Zeit wieder fort setzen und gelangten nach einem langen Tourentag gegen 17 Uhr nach Esfahan (2,5 Mio. Einwohner und auf 1560 m Höhe gelegen). Der Verkehr war für uns wieder absolut chaotisch. Trotz allem fanden wir gut in den Innenstadtbereich und schnell war ein schönes und zentral gelegenes Hotel erreicht. Das Wetter war heute nur anfangs sonnig, später war es so diesig, dass die Sichtweite nur wenige Kilometer betrug. Trotzdem lag der Tageshöchstwert noch bei 27°C. Gegen Abend machten wir uns auf, den weltweit größten und schönsten Platz, den Imam Platz zu besuchen. Er ist großartig und wir konnten den Abend mit einem Bummel um den Platz ausklingen lassen.


Ankunft auf der Passhöhe 2426 m im Dunst


Mittagspause mit frischem Brot

01.05.12 Ruhetag in Esfahan

Wir ließen den Tag ruhig angehen. Nach einem sehr guten er Frühstück besichtigten wir heute das Zentrum und den südlichen Teil der Stadt mit den herrlichen Brücken über den Fluss Zayanderud. Kilometerlange, wunderschöne Parkanlagen ziehen sich auf beiden Seiten des Flussufers entlang. Im Süden der Stadt stehen auf engstem Raum zahlreiche Mausoleen und Friedhöfe. Auch in der Innenstadt gibt es zahlreiche Parkanlagen mit sattem Grün und alten Baumbeständen. Dazwischen befinden sich zahlreiche Moscheen und alte Paläste.
Auch heute wurden wir immer wieder von Einheimischen angesprochen, die sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Land besuchen und uns herzlich willkommen heißen. Bedingt durch die derzeit angespannte Lage sind zur Zeit nur wenige Touristen im Lande. Wir fühlen uns jedoch sehr wohl und sicher.


Imam-Platz in Esfahan


Zayande Fluss mit Pol-e Khaju Brücke


Lotfullah Moschee am Imam Platz

02.0 5.12 Ruhetag in Esfahan

Esfahan bietet so viel an Sehenswertem, so dass wir noch einen weiteren Tag hier verbrachten. Wir besuchten noch einige weitere Moscheen und hielten uns lange Zeit im Bazar auf. Hier gibt es alles, was man brauchen oder auch nicht brauchen kann. Es geht sehr eng zu und zwischen dem Menschengetümmel sind auch noch ständig Mopedfahrer unterwegs. Als Lastenschlepper werden vielfach Leute aus Afghanistan beschäftigt.
Noch etwas zur Kleidung: Die Männer sind überwiegend westlich gekleidet. Die Frauen sind entweder im traditionellen Chador unterwegs oder aber sie tragen Kleidung, die den ganzen Körper bedeckt. Das heißt, lange Kleider oder lange Hosen sowie langärmlige Oberbekleidung sowie ein Kopftuch. Jüngere Frauen sieht man, vor allem in den Großstädten, in Figur betonten Oberteilen. Für Frieda bedeutet dies, dass sie beim Radfahren unter dem Helm ein Kopftuch trägt, sowie eine lange Hose und ein Oberteil, das die Arme bedeckt. Ich selbst trage natürlich ebenfalls immer eine lange Hose, da kurze Hosen auch bei Männern verpöhnt sind. Allerdings können Männer kurzärmlige Hemden bzw. T-Shirts tragen.


Esfahan Imam-Platz


Musterwerkstatt eines Handwerkers?

03.05.12 Esfahan – Meymeh 110 km 498 Hm

Nach den 2 Besichtigungstagen in Esfahan ging es heute wieder in die Wüste. Zunächst jedoch mussten wir im Verkehrschaos von Esfahan die richtige Straße aus der Stadt hinaus finden. Dies gelang schließlich wie fast immer am besten auf der Autobahn. Als wir an den Industriegebieten am Stadtrand vorbei waren, tauchten Straßenschilder auf, die ein benutzen der Autobahn für Traktoren, Motorräder, Fußgänger und Radfahrer untersagte. Brav verließen wir die Autobahn und fuhren einige Kilometer übers Land. In der nächsten Kleinstadt erkundigten wir uns nach dem Weiterweg und wurden prompt wieder auf die Autobahn geschickt. Diesmal ließen wir uns von der Beschilderung nicht mehr abhalten und nutzten den breiten Seitenstreifen und kamen gut voran. Niemand hielt uns auf und nach der halben Wegstrecke endete die Autobahn und wurde als Schnellstraße weitergeführt, auf der wir nun auch offiziell wieder fahren durften. Schon bei der Abfahrt in Esfahan war der Himmel wolkenverhangen und nach 55 km begann es leicht zu regnen. Bald entdeckten wir neben der Straße einen Laden mit einem überdachten Sitzplatz. Wir fuhren hin, kauften uns etwas süßes Gebäck und etwas zu Trinken. Als wir zahlen wollten nahm der Besitzer unser Geld nicht an. Wir versuchten noch zweimal zu bezahlen aber ohne Erfolg. So bedanken wir uns und fuhren, nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, weiter. Mit Windunterstützung kamen wir gut voran und erreichten gegen 15 Uhr unser Tagesziel Meymeh, das auf 2026 m Höhe liegt. Die Hotelsuche gelang wieder nur mit Hilfe von Einheimischen, denn auch hier hätten wir das Hotel ohne ihre Hilfe nicht gefunden, da alles nur auf Farsi angeschrieben ist.
Noch eine Anmerkung zu Geschenken oder Einladungen. Man sollte diese mindestens 2 Mal ablehnen, um zu prüfen, ob sie ernst gemeint sind. Die Gastfreundschaft der Iraner ist sehr groß und manch einer wäre überfordert, wenn man sein Geschenk oder die Einladung sofort annehmen würde.
Zum Abendessen gingen wir in einen Imbiss. Niemand konnte Englisch und die Inhaber waren ganz aufgeregt, weil sie nicht wussten, was wir wollten. Mit Zeichensprache und Bildern konnten wir uns schließlich verständigen und es gab zuerst eine Suppe und dann einen Fleischspieß mit Beilagen und dazu für jeden einen Teller Reis. Zu Trinken bekamen wir je eine Fanta und das ganze zum Preis von umgerechnet 6 €. Geschmeckt hat es uns ganz ausgezeichnet.


Was kümmert uns das große Schild


Fahrt durch die Wüste


Unser Hotel in Meymeh - Alles nur in Farsi


Abendessen im Imbiss

04.05.12 Meymeh – Delijan 86 km 206 Hm

Ohne Frühstück ging wieder auf die Straße. Zunächst ging es mit geringer Steigung und etwas Gegenwind bis zur Passhöhe auf 2199 m, die 20 Kilometer entfernt war. Mit dem gleichen geringen Gefälle ging es auf der anderen Seite wieder bergab. Nach 25 km war eine Raststätte angekündigt, die wir anfuhren. Das einzige was hier jedoch geöffnet hatte war ein Polizeiposten und eine Station des Roten Halbmondes (Rotes Kreuz). Frieda fragte einen Polizisten nach der Möglichkeit eines Frühstücks und wurde an den Roten Halbmond verwiesen. Von dort kamen uns auch schon einige Sanitäter entgegen und luden uns in ihre Station ein. Es begann das übliche Frage- und Antwortspiel und wir bekamen Tee sowie Brot, Butter, Marmelade und Käse serviert. Auf die Frage nach unserem Heimatort geben wir meist „Nähe München“ an. München kennen alle, auch wegen des FC Bayern München. Immer wieder werden wir auf das Finale zwischen Chelsea und Bayern angesprochen. So wurde hier in einem Nebenraum mit Tischfußball das Finale schon vorweg gespielt. Ich spielte zusammen mit einem Bayern Fan gegen zwei Chelsea Fans und das Spiel endete 10:9 für Bayern. Wenn das kein gutes Omen ist. Nach einer knappen Stunde verabschiedeten wir uns wieder und bedankten uns mit einer Spende bei unseren Gastgebern. Die Weiterfahrt war sehr abwechslungsreich, da das Gestein der neben der Straße befindlichen Berge in allen möglichen Farben leuchtete. Außerdem kamen wir flott voran, da es immer leicht bergab ging und so konnten wir uns schon um 13:30 Uhr im Hotel einquartieren.
Den Mittag verbrachten wir damit, das Städtchen zu erkunden, das aber nicht viel zu bieten hatte. Außerdem war Freitag und die meisten Läden außer den Lebensmittelgeschäften waren geschlossen. So landeten wir noch in einem Eiscafe, wo wir noch ein paar Kugeln Eis aßen und als Zugabe noch frisch gepressten Karottensaft geschenkt bekamen.
Was uns seit gestern auffällt sind die vielen Menschen mit mongolischem Einschlag, die hier leben. Ob es Nachkommen der Mongolen sind, die vor 1600 das Land teilweise zerstörten, wissen wir nicht.


Sanitäter des Roten Halbmondes


Bayern gegen Chelsea


Frühstück bei den Sanis


Bunte Felsenlandschaft in der Wüste

05.05.12 Delijan – Qom 89 km 215 Hm

Bei gutem und warmem Wetter (21°C um 8:30 Uhr) starteten wir heute zur nächsten Etappe durch die Dasht-e Kavir. Auf den ersten 40 Kilometern hatten wir Gegenwind, so dass wir, trotz des leichten Gefälles, ganz schön in die Pedale treten mussten. Hier konnten wir von der Schnellstraße abbiegen und über eine Landstraße ging es Richtung Qom weiter. Die Strecke führte durch einen Gebirgszug und war zunächst zwar hügelig und der Straßenbelag war nicht besonders gut aber dafür war es landschaftlich sehr eindrucksvoll. Immer wieder tauchten kleine Oasen auf, die mit ihrem satten Grün auf sich aufmerksam machten. Bald ging es nur noch leicht bergab, die Straße wurde wieder 4-spurig mit gutem Belag und dann blies uns auch noch der Wind in den Rücken. So gelangten wir nach 1027 km (seit dem Start unserer Reise) früher als erwarte nach Qom und hatten schon um 12:30 Uhr ein Hotel im Zentrum gefunden.
Qom ist eine Großstadt mit 1 Mio. Einwohner und liegt auf 930 m Höhe (erstmals sind wir unter 1000 m Höhe). Der Verkehr ist genauso chaotisch wie in den anderen iranischen Großstädten. Hier gibt es über 50 Hochschulen und Seminare mit 100000 Studenten aus 90 Nationen. Qom besitzt nach Mashhad das zweitwichtigste schiitische Heiligtum Irans. Leider wurde uns der Eintritt in den ganzen Bereich verwehrt, da wir keine Moslems sind. Als wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal Richtung Heiligem Schrein gingen, sprach uns ein Einheimischer an. Wir teilten ihm mit, dass der Bereich für uns Tabu sei, worauf er es ermöglichte, dass wir mit ihm den Innenbereich betreten und auch fotografieren durften. Frieda bekam einen Chador verpasst und dann konnte die Besichtigung beginnen. Unser Führer erklärte uns viel und auf Grund seiner Beziehungen wurden wir in das internationale Büro eingeladen und von einem Gelehrten empfangen. Es wurden Getränke serviert und wir erfuhren vieles über den Islam und den Iran. So nahm es schließlich doch noch ein gutes Ende. Waren wir schon von Esfahan begeistert so waren wir von der Pracht dieser Gebäude überwältigt.
Da wir die Weiterfahrt nach Teheran mit dem Zug planten, gingen wir zum Bahnhof, um uns nach den Zugverbindungen zu erkundigen. Zunächst wurden von der Polizei unsere Pässe kontrolliert, erst dann konnten wir zum Schalter. Hier scheiterten wir kläglich, denn die Dame konnte kein Wort Englisch. So gingen wir zurück zur Polizei und erbaten dort Hilfe. Hier erfuhren wir, dass zwar Züge nach Teheran verkehrten, diese aber keine Fahrräder mitnehmen würden.
So ergibt sich eine neue Situation. Wir werden Morgen mit dem Rad zum Busbahnhof fahren und dort unser Glück versuchen und sollte dies nicht möglich sein, so werden wir wohl oder übel die 150 Kilometer mit unseren Rädern zurück legen müssen. Wir halten Euch auf dem Laufenden.


Oase in der Dasht-e Kavir


Qom


Einladung ins internationale Zentrum von Qom


Frieda im Chador


Qom bei Nacht


Qom bei Nacht

06.05.12 Qom – Teheran 81 km 606 Hm

Schon kurz nach 7 Uhr verließen wir das Hotel und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof. Mehrfach fragten wir nach dem Weg, wurden immer in dieselbe Richtung geschickt, bis wir schließlich weit außerhalb der Stadt waren und weit und breit war von einem Busbahnhof nichts zu sehen. Dies bedeutete, dass wir die Strecke von ca. 145 Kilometer aus eigener Kraft in Angriff nahmen. Wie so oft herrschte Gegenwind und schon in der Frühe hatten wir 24°C bei wolkenlosem Himmel. 2 lange Aufstiege verlangten uns einiges an Schweiß ab und nach 55 Kilometer sprachen wir einen Lieferwagenfahrer an, der gerade auf einem Parkplatz stand, ob er uns ein Stück weit mitnehmen würde. Er stimmte sofort zu, die Räder uns das Gepäck wurden verladen und die nächsten ca. 45 Kilometer legten wir so zurück. Dann ging es wieder mit dem Rad weiter. Es folgte ein erneuter langer Anstieg und unser Thermometer zeigte zwischenzeitlich 38°C in der Sonne an. Wir hatten gerade 3 km des Anstiegs bewältigt, als ein weiterer Lieferwagenfahrer anhielt und uns bis zum Stadtrand von Teheran mitnahm. Dann hieß es für uns, den richtigen Weg in das Zentrum von Teheran zu finden. Immerhin leben in der Hauptstadt Irans geschätzte 14 bis 15 Mio. Einwohner. Das Verkehrsaufkommen ist immens. Wir waren ja durch die vorherigen Millionenstädte schon einiges gewohnt, aber was sich hier abspielte übertraf alles, was wir bisher erlebt hatten. Was aber bei allem Chaos bleibt ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Iraner. Sie ermöglichten es uns auch, unser gewünschtes Hotel zu finden, wo wir uns für die nächsten 3 Nächte einquartierten.


Salzsee


Richtung Teheran unterwegs


Teheran


Verkehr in Teheran


Teheran mit Elburz-Gebirge

07.05.12 Teheran

Den heutigen Tag nutzten wir, um uns etwas in Teheran umzusehen. Unter anderem besichtigten wir den Golestan-Palast, der einst Regierungssitz der qajarischen Könige war. Mit der Metro fuhren wir in den Norden der Stadt. Männer und Frauen fahren getrennt. In unserem Hotel treffen sich internationale Traveller, auch zwei Deutsche sind dabei. Außerdem sind zwei Spanier hier um sich ihre Visa für ihre Weiterreise zu besorgen. Sie sind ebenfalls mit den Rädern unterwegs, sind aber in Valencia gestartet und wollen über Turkmenistan und den Pamir- und Karakorum Highway weiter bis Nepal. Dagegen ist das war wir machen nur ein Sonntagsausflug.

 

08. 05.12 Ruhetag in Teheran

Nach dem Frühstück im Hotel fuhren wir mit dem Taxi in den Norden Teherans.
Auf ca. 1800 stiegen wir aus und wanderten in 30 Minuten gemütlich bis zur Talstation der Seilbahn zum Tochal. Diese 7,5 km lange Kabinenbahn brachte uns dann hinauf ins Skigebiet von Teheran auf 3680 m Höhe. Oben angekommen empfing uns ein kräftiger Wind mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Einige Ski- und Snowboardfahrer frönten ihrem Hobby. Leider war die Sicht durch Wolken beschränkt und für die Besteigung des Tochal 3965 m fehlte uns die nötige Ausrüstung. So ging es nach einer Weile zurück zur Mittelstation auf 2942 m und später zurück zum Ausgangspunkt. Die Rückfahrt ins Stadtzentrum erfolgte wiederum mit dem Taxi. Es folgte ein Besuch des Juwelenmuseums in dem die ehemaligen Kronjuwelen der persischen Könige ausgestellt sind. Hier trafen wir zum 3. Mal Johannes und Rolf aus Sachsen, die wir zuvor schon in Shiraz und Abarkuh getroffen hatten. Zusammen mit ihnen fuhren wir wieder mit dem Taxi zum Milad-Turm, dem mit 435 m Höhe vierthöchsten Fernsehturm der Welt. Wir genossen es, die Abendstimmung und später das endlose Lichtermeer aus der Höhe zu betrachten. Nach diesem Highlight ging es erneut mit dem Taxi zurück ins Zentrum, wo wir uns von den Beiden gegen 22:30 Uhr verabschiedeten und zu unserem Hotel zurück marschierten. Dort wurden noch Mails verschickt und um 0:30 legten wir uns nach einem langen Tag zur Ruhe.


Skigebiet Tochal


Blick hinunter nach Teheran


Gemeinsames Essen mit den Sachsen


Häusermeer vom Milad-Tower


Blick bei Nacht vom Milad-Tower

09.05.12 Teheran – Karay 50 km 324 Hm

Es begann wie erwartet. Die rund 30 Kilometer aus Teheran hinaus nagten sehr an unseren Nerven, denn es war wieder der ungleiche Kampf von 2 einsamen Radlern gegen die Übermacht an Mopeds, Autos, Bussen, Taxen und LKW`s sowie Fußgängern. In diesem Chaos war es nicht einfach, den richtigen Weg zu finden, da man meist nichts lesen kann, sich auf den Verkehr zu konzentrieren hat und mit einem Auge im Rückspiegel den Partner zu beobachten muss, damit dieser dieselbe Strecke fährt. Es gelang uns heil durch zu kommen. Nur eine kurze Strecke landeten wir auf der 8-spurigen Autobahn, konnten diese jedoch bald wieder unversehrt verlassen. Am Ortsanfang von Karaj wurden wir am Straßenrand bei heißen 28°C zu einem Eis eingeladen, bevor es zu einem Hotel in die City ging. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem Bummel durch die recht moderne Stadt.


Azadi-Monument


10.05.12 Karaj - Qazvin 109 km 278 Hm

Die Landschaft veränderte sich heute völlig. Auf einer Höhe von 1300 m ging es heute flach durch ein grünes Tal. Eine Wohltat für unsere Augen. Die rechte Talseite wurde überragt von hohen Bergen, deren Gipfel noch vielfach weiß leuchteten. Ansonsten verlief mit etwas Rückenwind alles reibungslos und schon um 13 Uhr waren wir in Qazvin, unserem Zielort. So blieb uns noch ausreichend Zeit, um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der 400000 Einwohner zählenden Stadt zu besichtigen. Ab Morgen geht es dann Richtung Norden weiter. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Landschaft Richtung Kaspisches Meer verändert.


Immer am Elburzgebirge entlang


Eingangstor nach Qazvin

11.05.12 Qatvin – Rudbar 112 km 535 Hm

Von Beginn an hatten wir heute mit Gegenwind zu kämpfen. Zunächst ging es von Qazvin über die Ausläufer des Elburz-Gebirges bis zur Passhöhe von 1582 m. Auf landschaftlich sehr schöner Strecke schlängelte sich die Straße an einem Fluss entlang hinunter. Bis Lowshan auf 350 m ging es nur noch bergab. Dort legten wir eine Mittagspause ein, bevor wir die letzten 30 Kilometer, frisch gestärkt, in Angriff nahmen. Der Weiterweg führte im Auf und Ab an einem Stausee entlang. Immer heftiger wurde nun der Gegenwind und auf den letzten 20 Kilometern mussten wir mehrfach absteigen und schieben, um nicht von der Straße geweht zu werden. Hier kamen uns 2 Franzosen entgegen, die von Nizza nach Peking unterwegs sind. Nach kurzer Unterhaltung hieß es für uns zunächst, sicher in Rudbar an zu kommen und nach einigem Suchen gelang es uns auch, ein Hotel zu finden. Rudbar ist das Zentrum des größten Olivenanbaugebiets im Iran. Die Temperaturen lagen heute zwischen 21°C am Morgen und 32°C am Mittag. Am Abend ging noch ein Gewitter mit Hagel nieder und wir waren froh, ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben. Wir hoffen, dass der Wind morgen nachlässt, denn sonst werden wir unser Ziel, das Kaspische Meer, nicht erreichen. Zeitlich sind wir etwas in Verzug und unsere 30 Tage Visa laufen am 20.05.12 ab. Bis dahin schaffen wir es aber nicht, wenn wir unsere vorgesehene Route weiter verfolgen, den Iran zu verlassen. Wir müssen also schauen, wo und bei welcher Behörde wir eine Verlängerung beantragen können. Es wird schon irgendwie klappen.


Nicht der einzige rußende LKW


Es geht über das Elburz-Gebirge


2 Franzosen auf dem Weg nach Peking


Blick von unserem Hotel in Rudbar

12.05.12 Rudbad – Bandar-e Anzali 112 km 203 Hm

Wieder einmal gab es kein Frühstück und so starteten wir um 7:20 Uhr Richtung Rasht. Der Wind hatte sich zum Glück wieder beruhigt und so konnten wir die Landschaft genießen. Kurz hinter Rudbar wurden die ersten Reisfelder sichtbar und sie erfreuten uns mit ihren unterschiedlichen Grüntönen. Gegen 11 Uhr erreichten wir Rasht. Hier wollten wir Geld in einem Wechselbüro umtauschen, da die Wechselkurse bei den Banken deutlich schlechter sind. Es war nicht ganz einfach, ein entsprechendes Büro zu finden aber mit Hilfe der Einheimischen gelang es schließlich. Dann gingen wir zur Polizeizentrale, um unsere Visa zu verlängern, wurden jedoch nach Ardabil verwiesen, da unsere derzeitigen Visa ja noch 8 Tage gelten. Wir werden es dann aufs Neue versuchen. Danach suchten wir ein Restaurant auf um endlich Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Mit vollem Bauch ging es dann weiter nach Bandar-Anzali, wo wir um 15:45 Uhr im Hotel Iran, direkt am Hafen, unterkamen. Wir haben es also geschafft, unser nächstes Ziel, das Kaspische Meer, zu erreichen. Bandar-Anzali ist die bedeutendste iranische Hafenstadt am Kaspischen Meer und wir genießen den Ausblick von unserem Hotelzimmer auf den Hafen und das Kaspische Meer.


Reisfelder


Reisfelder


Ausblick vom Hotel aufs Kaspische Meer

13.05.12 Bandar Anzali - Choobar 122 km 377 Hm

Heute klappte es mit dem Frühstück und gut gestärkt konnten wir den Tag angehen. Geplant war die Strecke nach Astara mit 149 Kilometern. Es lief zunächst alles wie geplant. Die Strecke verlief zwischen dem Kaspischen Meer und den nahen Bergen. Überwiegend wurde Reis angebaut, dazwischen aber auch Kiwi und anderes Obst. Auf der Strecke herrschte lebhafter Verkehr und die Straße war nicht immer im besten Zustand. Oft fehlte der Seitenstreifen und so ging es vielfach recht eng zu. Nach 115 Kilometern wurden wir von einem Autofahrer mit 3 Kindern angesprochen. Er lud uns zur Übernachtung in sein Haus ein. Zunächst lehnten wir ab, weil wir eigentlich nach Astara wollten und sein Haus etwa 30 Kilometer vor Astara lag. Es bot sich aber auch für uns die Chance, das Leben einer iranischen Familie kennen zu lernen und so sagten wir zu. Er ist Hochschullehrer und bietet ausländischen Gästen Couchsurfing an. Nach unserer Ankunft wurden wir mit Tee begrüßt. Es wurde uns ein Raum zugewiesen, in dem wir auf dem Boden auf Polstermatten schlafen konnten. Nach dem Duschen, gingen wir mit dem ältesten der 3 Söhne, er ist 13, noch zum Kaspischen Meer, das nur unweit entfernt war. Nach der Rückkehr wurde das Abendessen gerichtet, aber es dauerte noch bis 21:30 Uhr, da der Hausherr noch unterwegs war, bis das Essen serviert wurde. So lange unterhielten wir uns mit dem 13. Jährigen, der recht ordentlich Englisch sprach, und wir erfuhren einiges über die iranische Lebensweise. Um 23:30 Uhr konnten wir uns endlich Schlafen legen, denn die letzten Tage waren doch recht anstrengend.


Arbeit im Reisfeld


Strand am Kaspischen Meer


Azims Haus


Abendessen bei Azim

14.05.12 Choobar – Ardabil 60 km 360 Hm

Nach einer kurzen Nacht standen wir um 6 Uhr auf. Um 7:30 Uhr gab es Frühstück, das ziemlich schnell beendet war, da alle um 8:00 Uhr in der Schule bzw. bei der Arbeit sein mussten. Wir hätten zwar noch alleine im Haus bleiben können aber wir wollten dies nicht und starteten kurz vor 8 Uhr. Flach ginge es zunächst auf den ersten 35 Kilometern bis Astara, dem Grenzort zwischen dem Iran und Aserbaidschan. Dann bogen wir nach wenigen Kilometern in Richtung Ardabil ab und schon bald wurde es bergig. Wir wussten, dass es von -27 m auf über 1500 hoch ging. Nach den Erfahrungen der bisherigen Tour spekulierten wir darauf, dass uns jemand mitnehmen würde.
Nach 55 Kilometern war es so weit. Ein Kastenwagen hielt auf unser Winken an, Räder und Gepäck wurden verladen und wir setzten uns auf den Radkasten des offenen Pritschwagens. Und los ging die wilde Jagd. Das Fahrzeug wurde gejagt, bis es nicht mehr konnte und stehen blieb. Fahrer und Beifahrer stiegen aus, schauten sich den Motor an, gaben im Leerlauf ordentlich Gas und dann ging es wieder ein paar Kurven weiter, bis wir erneut standen. Dies wiederholte sich mehrmals aber am Ende ging doch alles gut und wir wurden gut durchgeschüttelt am Ortsrand von Ardabil abgesetzt. Gleich stand eine ganze Meute um unsere Räder und unser Gepäck und sie beobachteten, wie wir unsere Drahtesel beluden. Natürlich wollten sie alle wieder wissen woher, wohin, wie alt, ob das meine Frau sei usw. Dann fuhren wir in die Stadt, um ein Hotel zu suchen und kamen schließlich in einem recht schäbigen Laden unter. Ardabil hat ca. 400000 Einwohner und liegt auf 1350 m. Die Sehenswürdigkeiten, die wir hier besichtigen wollten, waren entweder geschlossen oder wegen Bauarbeiten nicht zu besichtigen. Auch unsere Visa konnten wir nicht verlängern, da die zuständige Behörde nur vormittags geöffnet hat. In den letzten Tagen am Kaspischen Meer herrschte feucht warmes Klima und unsere Wäsche trocknete nicht, obwohl sie im Freien hing.
Jeden Nachmittag gab es Gewitter.


Auf dem Pritschenwagen- fast 1200 Höhenmeter und 50 km gespart!


Aussicht auf die Berge vom Fahrzeug


Sheikh-Safi-Heiligtum in Ardabil

15.05.12 Ardabil – Sarab 85 km 847 Hm

Schon kurz nach 7 Uhr starteten wir heute bei kühlen 12°C. Verwöhnt durch die hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen empfanden wir es als empfindlich kalt. Dazu blies uns wieder ein scharfer Wind entgegen und es ging stets bergauf bis zur Passhöhe auf 2055 m. Auch bei bergab Fahrten mussten wir kräftig in die Pedale treten, um wenigstens auf eine Geschwindigkeit von 15 km zu kommen. Auf der Strecke wunderten wir uns, dass so viele Polizeifahrzeuge fuhren und an allen Kreuzungen Polizeibeamte standen. Den Grund erfuhren wir in der ersten größeren Stadt. Dort sahen wir ein Transparent, das auf ein internationales Radrennen von Aserbaidschan nach Täbris im Iran aufmerksam machte. Auf Nachfrage unsererseits erfuhren wir, dass die Fahrer in ca. 1 Stunde den Ort passieren würden. So fuhren wir weiter Richtung Pass und an einer geeigneten Stelle, an der sich einige Polizisten und ein Kameramann sowie 6 Einheimische befanden, warteten wir dann auf das Fahrerfeld. Bevor dieses kam wurden wir vom Kameramann in Stellung gebracht und gefilmt. 2 Ausreisergruppen fuhren mit großem Abstand voraus, bevor das Hauptfeld folgte. Ein Fahrzeug mit der Aufschrift „Freistaat Bayern“ sah uns und hielt an. Sie waren begeistert, als wir sie über unsere Tour informierten und wir erfuhren, dass 2 deutsche Teams im Feld mitfuhren. Als der Spuk um war, folgte ein großer Tross von LKW, der sich hinter dem Fahrerfeld angesammelt hatte. Dann waren wieder mit dem Gegenwind fast alleine unterwegs. Mühsam kämpften wir uns voran. Leider war die Sicht den ganzen Tag über durch Nebel stark eingeschränkt, so dass wir von der herrlichen Landschaft des Sabalan Gebirges (der höchste Berg, der Sabalan ist 4811 m hoch) nicht viel sahen. Plötzlich, 5 Kilometer vor Sarab drehte der Wind und wir hörten Donnergrollen. Wegen des nun günstigen Rückenwindes schafften wir es gerade mit den ersten dicken Regentropfen das Hotel zu erreichen. Unmittelbar danach ging ein heftiger Schauer nieder. Wir waren froh, dass es in Sarab, das auf 1696 m liegt, überhaupt ein Hotel zu finden war und waren sehr überrascht über die prima Qualität dieses Hauses nach der gestrigen Enttäuschung.


Alman - umringt von Einheimischen


Radrennen


Bergstrecke von Ardabil nach Sarab

16.05.12 Sarab – Täbris 133 km 804 Hm

Über Nacht hatte sich das Wetter wieder beruhigt und bei strahlendem Sonnenschein aber kühlen +8°C konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Nach 2 Tagen ohne Sicht zeigte sich heute die Landschaft von ihrer besten Seite und wir hatten viel Spaß beim Fahren. Nach 73 km legten wir eine Mittagsrast ein und als wir danach wieder auf unsere Räder saßen blies uns urplötzlich heftigster Wind entgegen. Außerdem ging es immer höher hinauf, bis wir schließlich die nächste Passhöhe mit 2122 m erklommen hatten. Danach ging es zwar bergab, aber wir mussten weiterhin kräftig in die Pedale treten, um Vorwärts zu kommen. So wie der Wind gekommen war, so ließ er auch wieder nach und so konnten wir die weitere Abfahrt mit herrlicher Aussicht auf die zum Teil schneebedeckten Berge zu unserer Linken genießen. Dann wurden wir von einem LKW-Fahrer, der auf dem Weg nach Triest war, zu einem Kaffee eingeladen. Danach ging es in flotter Fahrt weiter bergab und auf der rechten Seite der Straße leuchteten die Berge in allen möglichen Farben, so dass wir immer wieder staunend stehen blieben. So erreichten wir schließlich Täbris, das auf 1400 m liegt und 1,5 Mio. Einwohner hat. Vom Stadtrand bis zum Hotel waren noch 18 Kilometer zu bewältigen, wobei uns auf den letzten 3,5 km ein junger Mann mit dem Rad den Weg zum Hotel zeigte. Hier quartierten wir uns für 3 Nächte ein. Am Abend trafen wir noch 2 Schweizer im Hotel, die mit dem Rad von Istanbul nach Singapur unterwegs sind (http://www.zentralbiker.ch).


Unterwegs nach Täbris


Einladung zum Kaffee


Fahrt nach Täbris

17.05.12 Ruhetag in Täbis

Trotz Ruhetag standen wir wieder um 6:30 Uhr auf und gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Passbehörde, um unsere Visa zu verlängern. Bevor wir zur Passbehörde im 1. Stock des Gebäudes kamen wurden wir von der Polizei im Erdgeschoss einer Leibesvisitation unterzogen und unsere Fotoapparate wurden einbehalten. Dann ging es nach Oben. Dort mussten wir zunächst erklären, warum wir überhaupt eine Verlängerung bräuchten. Als wir dies ausreichend erläutert hatten, wollten sie von jedem von uns 2 Passbilder, 2 ausgefüllte Fragebogen und wir sollten bei der Mellibank pro Person 300.000 Rial (ca. 15,-- €) einbezahlen. Mit Friedas Passbildern waren sie nicht einverstanden, da sie kein Kopftuch trug und sie sollte sich neue, mit Kopftuch, besorgen. Außerdem mussten wir noch Kopien des Reisepasses und der Visa besorgen und uns dann wieder bei ihnen melden. Zunächst wurden also neue Passbilder von Frieda gemacht und die nötigen Kopien angefertigt. Dann ging es zur Bank, wo wir das Geld einbezahlten und dafür eine Quittung erhielten. Da nun alle Unterlagen beisammen waren ging es wieder zurück ins Büro der Passbehörde. Ich wurde noch in ein weiteres Büro geschickt, wo ich nochmals 20.000 Rial einbezahlen musste. Dann hieß es warten, bis alle Vorgänge von mehreren Beamten geprüft und bestätigt waren. Die im Raum anwesenden 3 Beamten waren sehr freundlich und unterhielten sich immer wieder mit uns. Nach etwa 2 Stunden folgte noch das Finale. Jeder von uns musste 6 Unterschriften leisten und ebenso viele Fingerabdrücke auf verschiedenen Dokumenten anbringen. Damit war der unglaubliche Papierkrieg erledigt. Unsere Visa sind um 10 Tage verlängert und wir müssen nicht fluchtartig das Land verlassen. So gingen wir anschließend gut gelaunt durch den riesigen Basar und besuchten noch die Blaue Moschee und informierten uns über die Möglichkeit, nach Kandovan zu kommen, das wir morgen besuchen wollen.


Backstube


Bazar von Täbris


Blaue Moschee in Täbris

18.05.12 Ruhetag in Täbris und Fahrt nach Kandovan

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit den beiden Schweizer Radlern und einem iranischen Diplom Ingenieur. der 17 Jahre in Deutschland lebte und uns beim Geldwechseln behilflich war, wurden wir um 9 Uhr am Hotel von einem Taxi abgeholt. Mit ihm fuhren wir die 60 Kilometer nach Kandovan, einem noch bewohnten Felsendorf in schöner Umgebung. Dort hatten wir 2 Stunden Zeit, um uns umzusehen. Durch verwinkelte Gassen und über steile Treppen konnte man den Einwohnern bei ihrer täglichen Arbeit zusehen und die Felsenwohnungen, in denen sie leben, erinnern sehr stark an Kappadokien in der Türkei. Da der Ort relativ klein ist reichte die Zeit gut aus, bevor uns unser Taxifahrer wieder zum Hotel in Täbris zurück fuhr. Die ganze Aktion kostete uns beide gerade mal 20 €. Taxifahren kann man sich hier wirklich noch leisten. Am Nachmittag nutzten wir die Zeit noch, um unsere Räder mal wieder gründlich zu reinigen und auf Vordermann zu bringen. Morgen geht es wieder in den Sattel und wir rechnen noch mit 3 Tagen Fahrt im Iran, bevor es nach Armenien weiter geht.


Gemeinsames Frühstück


Kandovan


Kandovan


Kandovan


Kandovan


Wir in Kandovan

19.05.12 Täbris – Marand 77 km 533 Hm

Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir unsere Reise fort. Die 15 Kilometer aus Täbris hinaus fanden wir ganz gut und schon bald fuhren wir wieder durch eine grüne Landschaft mit rot leuchtenden Bergen auf unserer rechten Seite. So ging es ca. 40 Kilometer fast eben dahin, bevor es zum wahrscheinlich letzten kleinen Pass im Iran anstieg. Von knapp 1300 m Höhe ging es nochmals auf 1806 m hinauf. Während dieser Auffahrt wurden wir von Landarbeitern zum Tee eingeladen, was für uns eine willkommene Pause bedeutete. Bald danach war die Passhöhe erreicht und in rasanter Abfahrt ging es hinunter nach Marand, das auf 1337 m liegt und 110000 Einwohner zählt. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich schwierig aber dank der Mithilfe der Einheimischen wurden wir schließlich fündig. Äußerlich machte es einen sehr guten Eindruck aber im Innern sah es leider nicht mehr gut aus. Es dient unter anderem auch als Lehrerwohnheim. Was solls, wenn es an Alternativen mangelt ist man froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Leider hatte auch die Stadt nichts Besonderes zu bieten.
Zum Abendessen ließen wir uns von einem Taxifahrer, der uns bei der Hotelsuche behilflich war, abholen. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit ihm in einem guten Restaurant gingen wir noch zusammen mit ihm in seinen Laden in der Stadt. Er verkauft und näht Taschen und fährt noch 6 Stunden am Tag Taxi, um über die Runden zu kommen. Er lud uns noch zu sich nach Hause ein, wo wir Milchreis sowie Tee serviert bekamen. Dann fuhr er uns zurück ins Hotel, das wir gegen 23 Uhr erreichten.


Unterwegs nach Marand


Einladung zum Tee bei Landarbeitern


Einladung beim Taxifahrer

20.05.12 Marand – Jolfa 101 km 484 Hm

Im Hotel mussten wir zunächst den Mann an der Rezeption wecken, der dort schlief, um unsere Pässe zu bekommen und das Hotel verlassen zu können. Auf sehr schöner und abwechslungsreicher Strecke ging es weiter in den nördlichsten Teil des Irans. Auch heute wurden wir wieder von Straßenarbeitern zum Tee eingeladen. Flott ging es hinunter Richtung Jolfa, das wir nach 66 km zur Mittagszeit erreichten. Jolfa ist ein Grenzort mit etwa 20000 Einwohnern und liegt nur noch auf gut 700 m Höhe. Wir fanden ein gutes Hotel und machten uns dann nach kurzer Pause nochmals mit unseren Rädern auf, um in ein Naturschutzgebiet mit spektakulärer Landschaft und einigen Sehenswürdigkeiten zu fahren. Die Straße führte immer am Fluss Araz entlang, der hier die Grenze zwischen Iran und Aserbaidschan bildet. Diesem Fluss werden wir Morgen in die andere Richtung folgen, bis wir nach Armenien die Grenze überschreiten können.


Bei Jolfa


Wo geht es weiter?


Die Berge Aserbaidschans

21.05.12 Jolfa – Meghri (Armenien) 78 km 662 Hm

Der letzte Tag im Iran stand bevor. Es sollte eigentlich eine gemütliche und landschaftlich eindrucksvolle Tour werden. Aber so richtig gemütlich wurde es nicht. Der Iran wollte uns nicht gehen lassen. Nach den ersten 10 Kilometern, auf denen wir gut voran kamen, war es aus mit lustig. Schlagartig setzte wieder heftigster Gegenwind ein. Immer wieder mussten wir nach wenigen Kilometern kleine Pausen einlegen, denn der Kampf gegen den Wind war echt zermürbend und gefährlich, denn mehrfach kamen durch Windböen von der Straße ab oder mussten absteigen, um nicht vom Rad zu fallen. Nach 5 ½ Stunden, die wir für die 65 Kilometer bis zur Grenze benötigten, erfolgte die Abfertigung durch die iranischen Grenzbeamten. Nach 30 Minuten waren alle Formalitäten erledigt und wir durften ausreisen.
Frieda konnte nach 2136 km, die wir im Iran zurückgelegt haben, endlich ihr Kopftuch ablegen und wieder eine kurzärmlige Bluse anziehen.
Dann erfolgte die Einreise nach Armenien. Da wir für Armenien noch keine Visa hatten mussten wir einen Antrag ausfüllen und zusammen 6000,-- Armenische Dram bezahlen (12,-- €). Während wir auf die weitere Abfertigung warteten, gesellten sich 2 Franzosen dazu, die mit ihren Rädern nach China unterwegs sind. Die ca. 1 ½ stündige Wartezeit wurde durch Austausch der gegenseitigen Reiseerlebnisse verkürzt. Zusammen machten wir uns auf den Weg nach Meghri, unserem ersten Tagesziel in Armenien. Der steile Anstieg war ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen in den Bergen Armeniens erwartet. Die Quartiersuche erfolgte unter Mithilfe der Bevölkerung, die uns ein Privatquartier vermittelten. Am Abend suchten wir ein Restaurant. Artur, ein Soldat, fuhr uns in ein einige Kilometer entferntes Lokal, da es im Ort nichts gab. Dafür luden wir ihn zum Essen ein, das ganz vorzüglich angerichtet war und auch prima schmeckte. Erstmals gab es wieder ein Bier zum Essen und Artur trank Wodka. Wir waren die einzigen Gäste in einem riesigen Saal und kaum hatten wir zu essen begonnen, spielte eine 4 Mann Band für uns auf. Einen solchen Empfang hätten wir nicht erwartet. Wir wollten nach dem Essen eigentlich gleich zurück in unser Quartier aber Artur war mit seiner Karaffe Wodka noch nicht fertig, wurde dafür aber immer lustiger und wäre gerne noch länger geblieben. Mit reichlich Alkohol im Blut setzte er sich dann ans Steuer und wir waren froh, dass wir wieder heil ankamen.


Gegenverkehr


Unterwegs nach Armenien


Die ersten Kilometer in Armenien

22.05.12 Meghri – Goris 19 km 653 Hm

Schon um 4:30 Uhr standen wir auf. Am Vortag wurde uns gesagt, dass um 5:30 Uhr ein Bus nach Kavan fahren würde und wir wegen der Verladung der Räder um 5:10 Uhr da sein sollten. Um 5 Uhr standen wir an der verabredeten Stelle und warteten bis kurz nach 6 Uhr. Was nicht kam war der Bus. Wir hatten noch nicht gefrühstückt und im Ort war noch kein Laden offen, wo wir etwas hätten einkaufen können. Auch zu Trinken hatten wir nur eine gefüllte Trinkflasche dabei. Aber was sollten wir machen. Wir wussten, dass wir über einen 2533 m hohen Pass mussten und deshalb hatten wir schon bei der Planung Bus oder Taxi für die Strecke vorgesehen. Nun waren alle Pläne dahin und so beschlossen wir, die Strecke in Angriff zu nehmen. Nach 2 Kilometern hörten wir erstes Donnergrollen und kurze Zeit später begann es leicht zu regnen. Wir flüchteten in ein unweit der Straße befindliches Hotel, um uns unter zu stellen. Dort saß gerade eine englische Reisegruppe am Frühstück und wir wurden dazu eingeladen, was uns nicht ganz ungelegen kam. Der Regen hörte wieder auf und wir setzten unseren Aufstieg fort. Kaum ein Auto war auf der schmalen Passstraße unterwegs und nach 7 Kilometern mussten wir erneut die Straße verlassen und erreichten gerade noch einen überdachten Picknickplatz, als ein heftiger Gewitterschauer mit Hagel nieder ging und die ganze Straße überflutete. Nach ca. 40 Minuten hörte es wieder auf zu regnen. Inzwischen war es empfindlich kühl geworden, als wir unseren Aufstieg wieder fort setzten. Nach 16,6 km und 653 Höhenmetern war es geschafft. Wieder hatte es zu regnen begonnen und ein LKW-Fahrer hatte Erbarmen mit uns und nahm uns mit bis nach Gori, einer Kleinstadt, die sich über mehrere Kilometer an steilen Berghängen hinzieht. Hier fanden wir ein nettes Hotel auf einer Höhe von 1349 m.
Wir sind froh, dass die Geschichte für uns so glücklich endete, denn unterwegs schüttete und gewitterte es so gnadenlos, dass die enge und zeitweise sehr schlechte Straße überflutet war und viel Geröll und Dreck darauf lag. Die Straßenränder waren teilweise weiß vom niedergegangenen Hagel. Allerdings haben unsere Räder doch sehr unter den extremen Bedingungen gelitten und es gibt einiges zu tun.


Regenfluten


Radtransport über 2 Pässe


Passstraße nach Goris

23.0 5.12 Goris – Tathev (Ruhetag)

Nach den Unwettern am Vortag entschieden wir uns für einen Ruhetag. Diesen nutzten wir, um mit dem Taxi nach Tathev zu fahren. Auf der Fahrt dorthin waren überall auf der Straße die Folgen der Unwetter vom Vortag zu sehen. Viel Geröll und teilweise mächtige Felsbrocken lagen auf der Straße. Unsere ursprünglich geplante Route hätte über nicht geteerte Wege geführt und wir wären im tiefen Schlamm stecken geblieben. So besichtigten wir also die Klosteranlage in Tathev und konnten die Aussicht auf die grüne Gebirgslandschaft genießen. Leider jedoch regnete es auch hier immer wieder was den Spaß etwas trübte. Auf der Rückfahrt schauten wir uns noch die Satansbrücke in der Vorotanschlucht an und wurden dann in unser Hotel zurück gebracht. Für die 37 km lange Fahrtstrecke benötigte unser Taxifahrer, der so schnell er nur konnte fuhr, 1 Stunde. Die sehr kurvenreiche und schlecht ausgebaute Straße war übersät mit tiefen Schlaglöchern. Als ich beim Einsteigen ins Taxi den Sicherheitsgurt anlegen wollte, wies mich der Fahrer darauf hin, dass dies nicht nötig sei.
Am Nachmittag unternahmen wir noch eine längere Wanderung durch die schöne Felsenlandschaft um Goris, bevor es wieder zu regnen begann.


Kloster Tathev


Auswirkungen des Unwetters vom Vortag


Vorotanschlucht

24.05.12 Goris – Sarnakunk 55 km 1316 Hm

Da es erst nach 8 Uhr Frühstück gab starteten wir um 9 Uhr. Die für heute vorgesehene Etappe sollte uns nach Sisian führen, das nur 39 Kilometer entfernt lag. Von Anfang an hatten wir wieder mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Außerdem ging es zur Passhöhe von 2191 m immer wieder recht steil auf und ab. Daher kamen wir nur langsam vorwärts. Unterwegs trafen wir ein tschechisches Radler Pärchen, das eine Radtour durch Armenien unternimmt. Da wir nicht unter Zeitdruck standen unterhielten wir uns lange. Nach der Passhöhe ging es wieder auf ca. 1700 m hinunter. Unterwegs standen in kurzen Abständen Leute, die eimerweise Pilze verkauften, die sie in der Gegend gesammelt hatten. Ein an der Straße gelegenes Hotel ignorierten wir und auch am nächsten fuhren wir vorbei, da man uns sagte, dass 4 km später ein weiteres käme. Es ging weiterhin steil in Wellen bergauf und bergab und wir waren wieder auf einer Höhe von 2130 m, als wir uns entschieden, an einer Raststätte in Sarnakunk für heute Schluss zu machen, da kein Hotel mehr zu finden war. Neben der Tankstelle stellten wir unser Zelt auf einer nicht gemähten Wiese auf. Essen und Trinken gab es in der Raststätte. Kaum war das Zelt aufgebaut, setzte ein Gewitterregen alles unter Wasser. Wir hatten jedoch Glück, dass wir in der Raststätte im Trockenen saßen und als das Unwetter gegen 9 Uhr nach ließ, legten wir uns schlafen.


Pilzeverkauf am Straßenrand


Frisch verschneite Gipfel


Unser Nachtlager im hohen Gras

25.05.12 Sarnakunk – Arpi 73 km 520 Hm

Die Nacht im Zelt war recht unruhig und so standen wir schon um 5:30 Uhr auf und gingen zum Frühstück in die Raststätte. Das Wetter sah recht schlecht aus. Dunkle Gewitterwolken standen am Himmel aber als wir das Frühstück beendet hatten waren fast alle Wolken wie weg geblasen und ein herrlicher Tag erwartete uns. Also packten wir unsere Sachen zusammen, bauten das nasse Zelt ab und um 7:30 Uhr waren wir wieder unterwegs. Da wir am Vortag weiter als geplant gefahren waren, waren es bis zur nächsten Passhöhe 2359 m nur noch 19 km. Dann erfolgte eine lange Abfahrt mit einigen ruppigen Gegenanstiegen bis nach Arpi auf 1052 m, wo wir Unterkunft in einem Hotel fanden. Landschaftlich war es bislang unser schönster Tag. Die Fahrt durch die herrlich grüne Gebirgslandschaft mit den noch verschneiten Bergen im Hintergrund bildete eine großartige Kulisse. Nach der Ankunft im Hotel wurden zunächst die nassen Schlafsäcke und das Zelt getrocknet und wir genossen die verbleibende Freizeit am Nachmittag.


Fahrt von Sarnakunk zum Pass


Abfahrt nach Vajkh

26.05.12 Arpi – Eriwan 114 km 1157 Hm

Erst um 8 Uhr sollte es Frühstück geben. Wir waren fertig, die Räder beladen, aber der Wirtschaftsraum war verschlossen und auch sonst gab es keine Möglichkeit, das Hotel zu verlassen. So warteten wir bis kurz vor 8:30 Uhr, bis die Inhaber endlich mit dem Auto ankamen. Wir nahmen noch schnell das Frühstück zu uns und dann ging es kurz vor 9 Uhr endlich los. Durch eine herrliche Schlucht führte die Straße noch 5 Km bis auf 1000 m hinunter, bevor der 16 km lange Anstieg zum nächsten Pass auf 1805 m erfolgte. Die Aussicht war herrlich und auch das Wetter spielte wieder mit. Von der Passhöhe ging es zunächst wieder 170 Höhenmeter bergab und dann nochmals auf 1803 m hinauf. Dann folgte die viele Kilometer lange Abfahrt in die Araratebene bis auf 818 m hinunter. Auch hier boten sich wunderschöne Landschaftsbilder aber der Ararat blieb hinter einer drohenden Gewitterwand verborgen. Bei der Abfahrt mussten wir permanent bremsen, da die Straße in einem recht schlechten Zustand war. Nach einer kurzen Mittagspause in Yerakh, einem Grenzort zwischen Armenien und Aserbaidschan ging es weiter zur trostlosen Stadt Ararat. Inzwischen drohten von allen Seiten Unwetter und hier warteten wir unter den Vordächern verschiedenen kleiner Läden den einsetzenden Regen ab. Da wir aber nur noch etwas Kleingeld in Armenischen Ram im Geldbeutel hatten mussten wir weiter in die armenische Hauptstadt Eriwan, um uns neues Geld aus dem Automaten zu besorgen. Der Regen ließ nach und so bewältigten wir die verbleibende Strecke in flottem Tempo. Als wir uns dem Stadtzentrum näherten fragten wir einen Taxifahrer nach dem Weiterweg zu einem Hotel im Zentrum. Er deutete uns an, dass er gegen eine Gebühr von 1000 Ram (2 €) bereit wäre, uns den Weg zu zeigen. So fuhren wir noch weitere 5 km hinter dem Taxi durch die Stadt und quartierten uns dann gegen 19 Uhr im 11. Stock eines Hotels ein. Nach dem Duschen ging es dann noch in die Stadt zum Abendessen und um 23:30 Uhr ging ein langer und ereignisreicher Tag für uns zu Ende.


Fahrt durch die Schlucht des Arpha


Weinverkauf am Straßenrand in allen möglichen Flaschen


Die Passhöhe befindet sich beim Mast in der Bildmitte


Abfahrt in die Araratebene

27.05.12 Ruhetag in Eriwan

Trotz Ruhetag standen wir schon um 7 Uhr auf, da draußen kein Wölkchen die herrliche Sicht auf den Ararat 5165 m trübte. Vom Bett aus konnten wir zum höchsten Berg der Türkei schauen. Diese Aussicht war uns gestern bei der Fahrt durch die Araratebene verwehrt geblieben. Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg, um die 1,5 Millionenstadt, die auf einer Höhe zwischen 800 m und 1200 m liegt, zu erkunden.


Der Ararat 5165 m vom Hotelbalkon


Eriwan


Wasserorgel am Platz der Republik in Eriwan

28.05.12 Eriwan - Sevansee 85 km 1260 Hm

Am Vortag hatten wir beim Frühstück Eva aus Deutschland kennen gelernt. Sie arbeitet als Hubschrauberpilotin in Dubai und macht hier in Armenien ein paar Tage Urlaub. Am Abend verabredeten wir uns zum gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant mit armenischer Küche. Das Essen war nicht nur gut zubereitet sondern es schmeckte auch ganz vorzüglich. Der Wirt spendierte uns Wein dazu und zum Abschied gab es für jeden noch einen Wodka. Danach gingen wir noch zum Platz der Republik wo eine Wasserorgel für eine tolle Atmosphäre sorgte. Nach der Rückkehr ins Hotel setzten wir uns noch auf dem Balkon zusammen und Eva spendierte noch eine Flasche Wein. Die Zeit verging wie im Flug und wir bemerkten gar nicht, dass es schon weit nach Mitternacht war, als wir uns eine gute Nacht wünschten. Da wir noch einiges für den kommenden Tag vorbereiten mussten war es fast 2 Uhr, als wir uns hinlegten.
Nach der kurzen Nacht folgte ein gutes Frühstück und gut gestärkt ging es immer bergauf aus Eriwan hinaus. Verglichen mit den iranischen Großstädten ging es in Eriwan viel geruhsamer zu. Nach einer Stunde hatten wir die Stadt hinter uns gelassen aber es ging weiterhin stetig bergauf bis wir auf 1800 m ankamen. Dann ging es in Wellen weiter und schließlich folgten noch die letzten Meter hinauf zum Sevansee auf 1930 m Höhe. Der Sevansee ist 78 km lang und 56 km breit und das größte Gewässer in Armenien. Trotz der vielen Höhenmeter kamen wir heute gut voran, da uns ein angenehmer Rückenwind unterstützte und auch die Straße fast über die gesamte Länge in einem guten Zustand war. Am nördlichen Ende des Sevansee fanden wir ein Hotel, in dem wir sehr freundlich aufgenommen wurden. Es wurde uns gleich noch etwas zu Essen spendiert und als Zugabe gab es Rotwein. Vom Zimmer aus können wir direkt auf den herrlichen Sevansee blicken. Zum Abendessen wurden uns Krabben und verschiedene Fische aus dem Sevansee zubereitet und man muss sagen, dass wir in Armenien bestens versorgt werden. Allerdings sind die Preise teilweise ähnlich hoch wie in Deutschland und wir können uns nicht vorstellen, wie die Leute über die Runden kommen.


Fahrt zum Sevansee


Ausblick von unserem Hotel am Sevansee

29.05.12 Sevansee - Alaverdi 111 km 1196 Hm

Kurz vor 8 Uhr verließen wir unser Hotel. Wieder waren wir die einzigen Personen im Haus aber zum Glück fanden wir einen unverschlossenen Ausgang und konnten unsere Tour fortsetzten. Wir nutzten die erste Gelegenheit, um in einem kleinen Laden etwas einzukaufen, so dass wir den Sevanpass 2158 m, zu dem es hinauf ging, nicht ganz ohne Frühstück in Angriff nehmen mussten. Bald war der erste Pass des Tages geschafft und auf miserabler Straße ging es auf 1259 m hinunter nach Dilijan. Dort gab es eine kurze Mittagspause, bevor wir den 2. Pass mit 1873 m in Angriff nahmen. Wieder ging es 24 km bergauf und auf der anderen Seite hinunter nach Vanadzor auf 1328 m. Von hier aus ging es durch die zeitweise recht eindrucksvolle Debedschlucht hinunter, natürlich nicht ohne einige Gegenanstiege. So erreichten wir gegen 17:30 Uhr Alaverdi und fanden Unterkunft bei netten Leuten in einem Guesthouse. Für 10,-- € pro Person bekamen wir Unterkunft, ein prima Abendessen sowie ein ebenso gutes Frühstück.


Abfahrt vom Sevanpass


Wir fahren auf der armenischen Seidenstraße


Durch die Debedschlucht

30.05.12 Alaverdi – Tiflis 122 km 753 Hm

Gut gestärkt machten wir uns also wieder auf den Weg. Wir dachten eigentlich, dass es eher ein gemütlicher Tag werden würde. Aber wie meist kam es ganz anders. Schon am Morgen hatte es 22°C und es ging zunächst immer weiter bergab Richtung georgischer Grenze. Dadurch wurde es immer heißer uns schwüler und die Straße war in einem Ort verschüttet. Daher mussten wir eine Umleitung fahren. Es ging so steil bergauf, dass ich Frieda selbst beim Schieben des Rades behilflich sein musste. Außerdem handelte es sich um einen Feldweg übelster Art. Nach diesem Kraftakt war es nicht mehr weit bis zur Grenze wo alles ganz reibungslos und schnell ablief. So verließen wir nach 512 km Armenien. Ab der Grenze waren es dann noch 80 Kilometer bis Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Die Unterschiede zu Armenien fielen sofort auf. Die Leute waren sehr freundlich und winkten uns wieder zu. Die Straßen sind deutlich besser und auch die Bausubstanz der Häuser sieht wesentlich besser aus als in Armenien. Wir kamen nach der Grenze bis auf 340 m hinab und mussten dann in der Mittagshitze von 32°C wieder auf 672 m hinauf. Dies alles bereitete uns recht viel Mühe und wir merkten auch, dass die vielen Höhenmeter in Armenien viel Kraft gefordert hatten. Zu allem Übel zogen auch noch dunkle Gewitterwolken auf und wir mussten uns beeilen, um trocken anzukommen. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich recht schwierig bis sich ein Taxifahrer anbot, uns ein gutes und günstiges Hotel zu besorgen. So fuhren wir ihm 4 km durch die Stadt nach, bis wir außerhalb des Zentrums waren. Hier kamen wir zwar ordentlich unter, waren aber weit abseits des Zentrums. Außerdem zockte uns der Taxifahrer noch ab. So macht man manchmal auch seine schlechten Erfahrungen.


Abschied vom Guesthouse in Alaverdi


Kinder begleiten uns auf dem Feldweg


Grenze Armenien - Georgien

31.05.12 Ruhetag in Tiflis

Tiflis mit seinen ca. 1,3 Mio. Einwohnern ist eine recht lebendige und durchaus sehenswerte Stadt. Viele kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt es zu besichtigen und überall wird renoviert oder neu gebaut. Es ist einiges in Bewegung. Da wir weit außerhalb des Zentrums untergebracht sind nahmen wir heute das Fahrrad und erkundeten so die Stadt. Hier gibt es endlich auch wieder gemütliche Cafes und man kann im Freien sitzen und dem lebhaften Treiben auf den Straßen zusehen. Dies haben wir in den letzten Wochen unserer Reise doch sehr vermisst. Der Himmel war heute meist bedeckt und es war schwül warm. Morgen werden wir auch noch hier verbringen aber mehr dazu im nächsten Bericht.


Schwefelbäder in Tiflis


Tiflis


Ausblick von der Burg

01.06.12 Fahrt mit dem Bus nach Kasbegi

Den 2. Ruhetag nutzten wir dazu, einen Ausflug nach Kasbegi im Kaukasus zu machen. Zuerst fuhren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof. Von dort ging es in einem Minibus zunächst auf guter, später aber recht abenteuerlicher Strecke auf der alten Heerstraße bis auf mehr als 2400 m Höhe hinauf. Für die 155 km lange Strecke benötigte unser rasant fahrender Minibus 3 Stunden. Diese alte Heerstraße verbindet Georgien mit Russland. Der Grenzübergang ist aber nur für bestimmte Nationen geöffnet. Unterwegs behinderten immer wieder riesige Schaf- und Ziegenherden den Verkehr auf der Straße, da die Herden auf die Sommerweiden des Großen Kaukasus getrieben wurden. Von Kasbegi aus hatten wir mächtige Berge vor uns aber leider war der Blick auf den Kasbek, den mit etwas mehr als 5000 m zweithöchsten Gipfel Armeniens, von Wolken verdeckt.
Nach 1 ½ Stunden Aufenthalt ging es auf der gleichen Strecke wieder zurück.
Vom Busbahnhof aus nahmen wir dann die Metro, um wieder in das Zentrum von Tiflis zu gelangen. Mit einem Abendessen im Freien ließen wir den Abend ausklingen und gingen dann zu Fuß zurück zum Hotel.


Schafe auf der Alten Heerstraße


Kasbek 5033 m

02.06.12 Tiflis – Gori 88 km – 738 Hm

Wir hatten am Vorabend noch den Wetterbericht abgerufen und freuten uns über die guten Aussichten. Kein Regen, viel Sonne aber Wind mit 60 bis 80 km pro Stunde. Wir wollten es nicht glauben und dachten, sie hätten sich bestimmt um eine Null vertan. Als wir aufstanden herrschte wolkenloser Himmel mit heftigem Wind. Wir frühstückten noch und dann ging es aus Tiflis hinaus. Von Beginn an herrschte stürmischer Gegenwind und wir kamen wieder nur mühsam vorwärts. Nach knapp 25 km hatten wir Tiflis hinter uns und es ging auf einer ruhigen Landstraße mit viel auf und ab weiter. Landschaftlich war es wunderschön aber der Wind machte uns das Vorwärtskommen unglaublich schwer.
Zur Mittagszeit trafen wir in einem kleinen Dorf zwei Franzosen, die mit ihren Rädern auf der Heimfahrt von Thailand nach Frankreich sind. Sie hatten bereits schon 11000 km hinter sich aber auch ihnen machte der Wind sehr zu schaffen. Dann kämpften wir uns mühsam weiter und erreichten nach mehr als 7 Stunden Gori, den Geburtsort Stalins. Hier fanden wir schnell ein Hotel und machten uns dann auf um noch die in der Stadt befindliche Festungsruine sowie das Geburtshaus Stalins zu besichtigen.


Mtskheta


Auf der Straße nach Gori


Unterwegs nach Gori


Geburtshaus von Stalin in Gori

03.06.12 Gori – Surami 68 km 630 Hm

Um der Autobahn zu entgehen suchten wir uns eine schöne Nebenstrecke aus.
Doch schon bald endete diese in der Wildnis. Nach einigem Suchen fanden wir einen steilen Pfad, der nach oben führte von wo Autogeräusche zu vernehmen waren. Oben angekommen stellten wir fest, dass wir auf der falschen Seite der Autobahn standen. Wie sollten wir über die Mittelleitplanke aus Beton kommen? Da entdeckte Frieda eine Lücke, die etwa 400 m entfernt war. Wir fuhren also bis dahin zurück, wendeten dann und setzten unsere Fahrt auf der richtigen Fahrbahnseite fort. Nach wenigen Kilometern endete die Autobahn und die Straße, die viel befahren war, ging zweispurig mit Gegenverkehr weiter. An der nächstmöglichen Stelle verließen wir wieder diese Hauptstraße, um auf ruhiger Nebenstrecke übers Land zu fahren. Auf übler Straße fuhren wir 4 km zum nächsten Ort und wurden dann von den Einheimischen wieder zurück zur Hauptstraße geschickt. Also wieder zurück und auf der Hauptstraße weiter nach Khashuri, wo es ein Hotel geben sollte.
Dort angekommen erkundigten wir uns nach dem Hotel und mussten hören dass es kein Hotel gäbe. Inzwischen waren wir skeptisch, was die Aussagen der Einheimischen betraf. Wir fragten nach, ob auf der weiteren Strecke ein Hotel zu finden sei, was bejaht wurde. Allerdings schwankten die Angaben zwischen 4 und 10 Kilometern. Nach mehrmaligem Nachfragen unterwegs fanden wir dann nach 7 Kilometern ein „Hotel“ an der Straße.
Obwohl es nicht immer so lief wie wir es uns vorstellten war es ein herrlicher Tag. Der extreme Gegenwind vom Vortag hatte nachgelassen. Zwar hatten wir auch heute den ganzen Tag über Gegenwind, aber dieser war zu verkraften. Dafür aber hatten wir traumhaftes Wetter mit einer sehr guten Fernsicht. Unsere Strecke zieht sich in einem breiten Tal zwischen dem Kleinen Kaukasus und dem Großen Kaukasus dahin. Heute konnten wir die leuchtenden Eisgipfel der Vier- und Fünftausender erkennen und davor die herrlich blühenden und duftenden Wiesen genießen.


Autobahnzubringer


Der Große Kaukasus


Es geht uns nach wie vor gut


Der Kleine Kaukasus

04.06.12 Surami – Kutaisi 103 km 748 Hm

Schon um 7 Uhr starteten wir heute, um etwa zur Mittagszeit in Kutaisi zu sein. Nach 2 Kilometern bogen wir von der Hauptstraße auf eine Nebenstrecke ab, um dem Verkehr zu entgehen. Dafür handelten wir uns ein anderes Problem ein. Nach 200 Metern endete der geteerte Weg und mündete in eine Piste aus groben Steinen, Wasserläufen und tiefen Wasserpfützen. Einmal mussten wir die Schuhe ausziehen und durch eine riesige schlammige Wasserpfütze die Räder durchschieben. Bis über die Knöchel standen wir im Schlamm und die Räder waren total verdreckt und mit Schlamm überzogen. Zum Glück kam kurze Zeit später ein Brunnen, an dem wir uns und die Räder wieder einigermaßen säubern konnten. So ging es über eine Strecke von 40 Kilometern, für die wir mehr als 5 Stunden benötigten. Als wir dann nach 50 Kilometern wieder die Hauptstraße erreichten waren wir froh, wieder auf einer vernünftigen Straße fahren zu dürfen. Kurz hinter Zestaponi trafen wir zwei Fernradler, ein Pärchen aus Bremen und Mexico, die Richtung Osten unterwegs waren. Wir unterhielten uns längere Zeit und tauschten Erfahrungen aus, bevor es weiter ging nach Kutuaisi, das wir erst kurz nach 17 Uhr erreichten. Da Kutaisi und seine Umgebung einiges zu bieten hat, werden wir hier 2 Nächte verbringen.


Abseits der Autobahn auf ausgewiesener Landstraße


Barfuß durch den Schlamm


Anschließende Reinigung von Mensch...


und Material


2 Fernradler aus Bremen und Mexico


Blick zum Kleinen Kaukasus

05.06.12 Ruhetag in Kutaisi

Das Hotel, in dem wir die Nacht verbrachten lag weit außerhalb und so packten wir unsere Sachen, um in der Innenstadt nach einem Hotel zu suchen.
Fast der ganze Vormittag verging, bevor wir Unterkunft in einem Privatquartier fanden, das wieder weit weg vom Stadtzentrum lag. Aber wir waren froh, überhaupt eine Unterkunft gefunden zu haben. Dann ging es in die interessante Innenstadt und per Taxi wollten wir eine Höhle besuchen, aber diese war an diesem Tag geschlossen. So fuhren wir weiter zum Kloster Gelati, ein Weltkulturerbe der Unesco und anschließend noch zum herrlich gelegenen Kloster Motsameta. Nach der Rückkehr nach Kutaisi besichtigten wir noch die restlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und beendeten den Tag mit einem prima Abendessen in einer Brauereigaststätte. Wieder war es sehr warm und schwül und wir merken, dass wir uns nur noch auf einer Höhe von 135 m befinden.


Kloster Gelati


Taufe im Kloster Motsamenta


Brunnen in Kutaisi


Fluss durch Kutaisi

06.06.12 Kutaisi – Ureki 127 km 116 Hm

Schon in Armenien war es ein Problem, morgens früh los zu kommen. Dies hat sich auch in Georgien fort gesetzt. Wenn es überhaupt ein Frühstück gibt, dann bekommt man es ab 9 Uhr oder später. Wir sind daher froh, wenn gar kein Frühstück angeboten wird. So war es auch heute. Wir saßen um 6:30 Uhr reisefertig da aber die Hausherren standen erst kurz nach 7:30 Uhr auf und das Eingangstor war mit einem massiven Schloss abgesperrt. So ging es also kurz vor acht los und da wir keine Steigungen und keinen Wind hatten kamen wir flott voran und genehmigten uns nach den ersten 40 Kilometern ein kleines Frühstück. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel und es wurde immer wärmer. Plötzlich rief ein Mann aus einem vorbei fahrenden Auto uns etwas zu und reichte Frieda eine Tüte, wendete auf der Straße und war weg. Als wir die Tüte aufmachten sahen wir, dass 6 verschiedene Sorten Eis am Stiel in der Tüte waren. Welch eine Überraschung. Um 13 Uhr erreichten wir Poti, eine Hafenstadt am Schwarzen Meer. Bis hierher hatten wir gerade 100 Kilometer zurück gelegt und legten eine längere Mittagspause ein.
Eigentlich wollten wir hier übernachten, aber der Ort gefiel uns nicht und so beschlossen wir, noch bis Ureki weiter zu fahren und dort nach einem Hotel an der Schwarzmeerküste zu schauen. Wir fanden ein tolles Hotel direkt am Strand und erhielten ein Zimmer mit Meerblick. Die verbleibende Zeit nutzten wir zu einem Strandspaziergang im schwarzen Sand.


Das Schwarze Meer ist erreicht


Am schwarzen Sandstrand von Ureki

07.06.12 Ureki – Hopa 95 km 319 Hm

Zwar hatte es heute beim Start gegen 9 Uhr schon ein paar Wolken am Himmel aber dies war uns gerade recht, da es schon 27°C warm war und dazu recht schwül. So ging es der Schwarzmeerküste entlang, wo noch ein letzter kurzer aber giftiger Anstieg mit 11% Steigung auf uns wartete, bevor wir zur Mittagszeit Batumi erreichten, eine sehr schöne Hafenstadt, wo wir uns einige Zeit aufhielten. Dann ging es weiter zur Georgisch – Türkischen Grenze. Nach 572 in Georgien zurück gelegten Kilometern hatten wir schnell die entsprechenden Aus- und Einreisestempel in unserem Pass. Dann wurden die Uhren noch um eine Stunde zurück gestellt, bevor wir unsere Fahrt nach Hopa fortsetzten. Wenige Kilometer vor Hopa begann es ganz leicht zu regnen, was uns aber nichts mehr anhaben konnte und wir suchten dasselbe Hotel auf, in dem wir schon im vergangenen Jahr bei unserer Türkeireise nächtigten. Ab hier meldete sich wieder mehrmals täglich in entsprechender Lautstärke der Muezzin.


Hafenstadt Batumi


Strandpromenade in Batumi


Grenze Georgien - Türkei


Frieda und Norbert haben die Türkei erreicht


08.06.12 Hopa – Ardesen 47 km 60 Hm

Die ganze Nacht über regnete es. Als wir nach dem Frühstück starteten nieselte es nur noch leicht aber bald setzte der Regen wieder ein und erstmals bei unserer diesjährigen Tour kam die Regenbekleidung zum Einsatz. Zum Glück war auf der 4-spurig ausgebauten Strecke entlang der Schwarzmeerküste kaum Verkehr. Bei stärker werdendem Regen legten wir eine etwa 2-stündige Pause ein, in der Hoffnung, dass der Regen nachlasse. Dies war auch der Fall und so entschlossen wir, noch bis Ardesen zu fahren. Dort waren wir bei der Hotelsuche bald fündig. Froh, die nassen und kalten Klamotten ausziehen zu können und uns unter der warmen Dusche wieder aufzuwärmen verbrachten wir die restliche Zeit im Hotel. Die nassen Sachen trocknen nur sehr schlecht bzw. gar nicht und wir werden sehen, wie es morgen früh weiter geht.


Erster Regentag unserer Reise erwischte uns an der Schwarzmeerküst

09.06.12 Ardesen – Trabzon 124 km 456 Hm

Unsere letzte Etappe nach Trabzon stand an. Das Wetter hatte sich wieder gebessert und nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen. Die vierspurige Straße führte relativ flach an der Schwarzmeerküste entlang. Zu unserer Rechten war das Schwarze Meer und zur Linken die bergige Landschaft mit Teeanbau zu sehen. Wir legten einen kurzen Stopp ein und schauten den Teepflückern bei ihrer Ernte zu. Dreimal pro Jahr wird hier Tee geerntet.
Schon kurz vor Batumi in Georgien wird Tee angebaut und dies ändert sich erst etwa 30 Kilometer vor Trabzon, denn ab hier sieht man Haselnuss- und Mandelbäume. Es waren einige lange Tunnel zu durchfahren aber sie waren gut beleuchtet und so konnte uns nichts mehr aufhalten. So erreichten wir glücklich Trabzon und kamen im selben Hotel wie im vergangenen Jahr unter. Wir genossen es, durch die 400000 Einwohner zählende Stadt zu schlendern und bei zwischenzeitlich wolkenlosem Himmel im Freien zu essen.


Teeanbau bei Rize


Besuch bei den Teepflückern


Küstenstraße

10.06.12 Ruhetag in Trabzon

Bei wolkenlosem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen genossen wir den letzten Tag vor der Heimreise in Trabzon. Seit dem vergangenen Jahr hat sich hier im Zentrum einiges sehr positiv verändert. Das Leben pulsiert und überall sitzen die Leute in Straßencafes oder vor Lokalen im Freien, wo vor einem Jahr noch eine riesige Baustelle war.


Park in Trabzon

11.06.12 Rückflug von Trabzon nach Stuttgart 6 km 53 Hm

Von Eriwan aus hatten wir per Internet den Rückflug von Trabzon nach Stuttgart gebucht. Heute war es dann so weit. Genau 7 Wochen nach unserem Start in Shiraz ging unsere Radreise zu Ende. Nach 3416 km und gut 20000 Höhenmetern traten wir von Trabzon aus den Rückflug an. Nach einem letzten Frühstück nahmen wir die letzten 6 km zum Flughafen bei 27°C in Angriff. Bald war dieser erreicht und wir richteten unsere Räder für den Rückflug her und gaben dann das Gepäck und die Räder auf. Alles lief routiniert ab und war bald erledigt. Der Abflug verzögerte sich um eine Stunde aber um 12:30 Uhr hob unsere Maschine ab und landete nach 3:40 Stunden in Stuttgart. Dort holten uns Silke, Christian und Timo ab und brachten uns sicher wieder nach Hause.
Ohne gesundheitliche Probleme und ohne Pannen aber mit vielen neuen Erkenntnissen und Eindrücken kehrt nun der Alltag wieder ein. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis wir alles verarbeitet haben.


Es geht zurück in die Heimat