Morgen (30.04.) geht es los. Die Reise führt uns in diesem Jahr in die nordöstlichen Staaten Europas. Zunächst geht es an der Donau entlang nach Regensburg und über den Bayrischen Wald in die Tschechische Republik nach Prag. Weiter geht es von dort nach Krakau im Süden Polens und über Warschau hinauf zur Ostsee. Dann folgt der erste Übergang in die Russische Föderation nach Kaliningrad.
Es folgen die Baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland, bevor wir erneut in die Russische Föderation einreisen wollen, um nach Sankt Petersburg zu gelangen.
Von hier aus geht es zur letzten Station unserer diesjährigen Reise, der finnischen Hauptstadt Helsinki. Zurück geht es von Helsinki am 11.06. mit dem Flugzeug nach Memmingen, von wo aus wir die letzten Kilometer bis Laupheim nochmals mit dem Rad zurücklegen wollen.
Die Visa Anträge für die Russische Föderation sind da. Benötigt wurden dazu:
eine von Russland anerkannte Auslandsreisekrankenversicherung
eine Einladung für die 2-malige Einreise in die Russische Föderation
Unsere Visa für Russland gelten vom 10.05. – 08.06.2010.
Wir hoffen, dass wir ohne Pannen, gesund und mit vielen neuen Eindrücken zurückkehren werden. Über unsere Erlebnisse werden wir Euch, soweit dies möglich ist, auf dem Laufenden halten.
Liebe Grüße
Norbert und Frieda
Tagesberichte:
30.04.2010:
Um 5:30 Uhr standen wir auf und um 7:00 Uhr wollten wir zu unserer Tour starten. Doch das Wetter spielte nicht mit, denn im Gegensatz zu den Prognosen regnete es und so starteten wir bei leichtem Nieselregen erst um 8:00 Uhr. Silke, Timo, Christian, und Carmen hatten sich zu unserer Verabschiedung eingefunden.
Schon nach wenigen Kilometern hörte der leichte Regen auf und bei günstigem Wind fuhren wir über Ulm nach Günzburg und auf dem Donauradweg weiter bis Donauwörth. Da wir zeitig dran waren ging es nach einer Pause noch weiter bis Neuburg an der Donau, wo wir nach 154 km eine gute Unterkunft fanden. Unterwegs waren die Leute fast in jedem Ort mit dem Herrichten von Maibäumen beschäftigt.
01.05.2010:
Bei starker Bewölkung, die den ganzen Tag über anhielt, ging es über Ingolstadt an vielen riesigen Spargelfeldern entlang. Diese wechselten sich mit Hopfenplantagen ab und überall blühten Obstbäume und gelbe Rapsfelder leuchteten in den wenigen Sonnenstrahlen. Weiter ging es über Neustadt an der Donau zum Kloster Weltenburg, wo wir eine längere Mittagspause einlegten. Die nächsten 6 km durch den Donaudurchbruch bis Kelheim legten wir per Schiff zurück. Danach folgte noch die Etappe bis Regensburg, das wir gegen 17 Uhr erreichten.
Der Donauradweg, dem wir bisher überwiegend folgten, ist immer dann schlecht ausgeschildert, wenn man in eine der vielen Städte abbiegt, um diese zu besichtigen. Auf dem ausgewiesenen Donauradweg muss man immer wieder längere Strecken auf Schotter zurücklegen, was das Vorwärtskommen etwas erschwert.
Was uns wunderte war die Tatsache, dass wir kaum Radler auf der bisherigen Strecke antrafen.
Gesundheitlich haben wir beide seit Reisebeginn mit heftigem Husten zu kämpfen, was uns überwiegend die Nachtruhe raubt. Wir hoffen, dass dies bald besser wird, denn ausgeschlafen fährt es sich besser.
Ansonsten geht es uns ausgezeichnet und wir freuen uns auf die weiteren Reiseziele.
02.05.2010:
Bei wiederum starker Bewölkung starteten wir von Regensburg aus zum Regentalradweg. Auf idyllischer Strecke kamen wir bis Cham gut voran. Dort verließen wir den Regentalradweg und wurden immer wieder auf andere Radwege gelotst. Jeder Kirche, auch die die auf den Bergen standen, wurde angesteuert und so kamen viele unsinnige Höhenmeter zusammen. Bei den Wegen handelte es sich vielfach um Forst- und Wanderwege, die teilweise kaum befahrbar waren. So gelangten wir nach einigen Umwegen nach Furth im Walde, dem letzten Ort im Bayrischen Wald. Hier wurden wir kilometerweise den Berg hochgeschickt, bis wir plötzlich vor dem verlassenen Grenzhäuschen in die Tschechische Republik standen. Hier endete der Radweg abrupt und wir standen zunächst auf einem grasigen Wanderpfad, der in eine unbefahrbare Schotterpiste mündete. Da sich keine Alternative bot, schoben wir unsere Räder, bis sich eine Gelegenheit zur Weiterfahrt bot. Mit 25° bis 30° Neigung ging es auf einem ca. 20 cm breiten Betonband bergab und wir waren froh, dass wir gesund unten ankamen. Zu allem Überfluss hatte es ab der Grenze auch noch zu regnen begonnen, was das Ganze nicht einfacher gestaltete. Schließlich erreichten wir die Hauptstraße und legten dort die restlichen Kilometer bis zu unserem Quartier in Babylon zurück.
Soviel zu unserem Empfang durch die Tschechen.
Morgen soll es nun nach Pilsen weiter gehen und wir werden uns bei nächster Gelegenheit wieder melden.
Tachostand: 371 km
03.05.2010:
Schon bei Nacht regnete es immer wieder heftig und auch bei der Abfahrt zur heutigen Kurzetappe regnete es. Zum Glück hörte der Regen schon nach wenigen Kilometern auf aber den ganzen Tag über blieb es recht kühl. Wir versuchten so gut als möglich dem München – Regensburg – Prag Radweg zu folgen, was uns nur zeitweise gelang. Auf kleinen, kaum befahrenen Nebenstrecken bewegten wir uns in Richtung Pilsen. Die Landschaft ähnelte anfangs stark der Schwäbischen Alb, was für uns bedeutete, dass es häufig Auf und Ab ging. Um 14 Uhr erreichten wir Pilsen und so blieb uns noch Zeit die Stadt anzusehen und landestypisches Essen mit verschiedenen Knödeln auszuprobieren.
Tachostand: 442 km
04.05.2010:
Ein Tag, an dem vieles anders verlief als geplant. Zunächst wurden wir auf der Frage nach dem Weg hinaus aus Pilsen von den Einheimischen immer wieder in eine andere Richtung geschickt. Die Ausschilderung auf den kleinen Nebenstrecken war sehr dürftig und verursachte fast an jeder Kreuzung einen Halt, um sich neu zu orientieren. Außerdem war es unangenehm kalt und zeitweiliger Gegenwind erschwerte das Vorwärtskommen. Die Landschaft ähnelte wieder vielfach der Schwäbischen Alb und dies zeigte am Ende der Tagesetappe auch der Tacho an, der es auf 1150 Höhenmeter brachte. Zudem waren die Straßenverhältnisse vielfach sehr schlecht und der wolkenverhangene Himmel ließ die vielen kleinen Orte recht trostlos erscheinen. Aber wir wollen uns nicht beklagen, denn abgesehen von wenigen Regentropfen, kamen wir trocken durch den Tag und erreichten gegen 18 Uhr unser Hotel in Prag. Auf Nachfrage, wo wir unser Rad abstellen könnten wurde uns gesagt, dass wir diese im Zimmer abstellen könnten. Dies war das erste Hotel, in dem wir unser Rad bis in unser Zimmer im IV. Stock mitnehmen konnten und eine kleine Entschädigung für die Mühen, die uns dieser Tag abverlangte. Zum Glück ist morgen Ruhetag und wir werden diesen Tag trotz der schlechten Wetterprognosen genießen.
05.05.2010:
Langsam wird unser Husten besser und so konnten wir auch deutlich besser schlafen. Nach einem ausgedehnten Frühstück in unserem Zimmer machten wir uns auf den Weg, um die Sehenswürdigkeiten Prags zu erkunden. Leider ist es immer noch sehr kalt, so dass man keine Pausen im Freien verbringen kann. Prag selbst ist ein wirklich lohnendes und sehenswertes Ziel.
06.05.2010:
Wir brachen von Prag gegen 8 Uhr bei wolkenverhangenem Himmel auf. Es gelang uns, ohne Umwege die 19 km bis zum Stadtrand von Prag zu finden, als es zu regnen begann. Wegen der kalten Temperaturen hatten wir schon 3 Lagen warme Kleidung übereinander angezogen und nun kam noch die Regenbekleidung darüber. Von den vorbeifahrenden Fahrzeugen, insbesondere von den zahlreichen LKW`s, wurden wir regelmäßig besprüht aber wir waren ja schon froh, dass es nicht schneite. So fuhren wir bis zur Mittagszeit im Regen und wärmten uns in einem Cafe auf. Danach hörte der Regen auf, doch dafür setzte teilweise heftiger Wind ein. Außerdem schien es so, als seien alle LKW in Richtung Polen auf unserer kleinen und schmalen Straße unterwegs und wir mussten höllisch aufpassen, dass wir ungeschoren davon kamen. So erreichten wir um 17 Uhr Hradec Kralove, wo es noch einmal böhmische Knödel und Pilsner Urquell zur Stärkung gab, bevor es morgen nach Polen weitergehen soll.
Tachostand: 677 km
07.05.2010:
Schon früh um 6 Uhr stehen wir auf und erstmals sehen wir die Sonne. Als wir nach dem Frühstück losfahren ist es zwar noch kühl, aber es macht Freude durch die blühende Landschaft zu radeln und auf Nebenstrecken kommen wir ganz gut vorwärts. Nach ca. 50 km fahren wir über die Grenze nach Polen und sind gespannt, was uns hier erwartet. Die Gegend bleibt, wie in den letzten Tagen recht hügelig aber bei Sonnenschein ist die Anstrengung nur halb so groß. Wir fahren durch ein schönes Naturschutzgebiet und kommen immer wieder durch schöne kleine Orte. Bis Klodsko lief es gut, doch dann machten uns viele Baustellen und schlechte Straßen das Leben schwer. Die Aufstiege zogen sich und das Tagesziel Nysa war noch weit entfernt. Um 17 Uhr erreichten wir dann nach 135 km und 1230 Höhenmetern wir das schöne Städtchen Nysa.
Tachostand: 812 km
08.05.2010:
Leider zeigte sich die Sonne nur am gestrigen Tag immer wieder. Heute dagegen begleitet uns in den ersten 2 Stunden dichter Nebel mit Sichtweiten um 50 Meter. Es war sehr kühl und unangenehm feucht. Zur Mittagszeit löste sich der Nebel zwar auf aber dafür verhüllten dichte Wolken den Himmel. Unterwegs mussten wir wegen eines Gewitters eine 2 ½ stündige Zwangspause einlegen, bevor wir gegen Abend noch bis Rybnik weiterfuhren. Auch auf dieser Strecke nieselte es immer wieder und wir waren froh, dass wir schnell ein Hotel fanden und unter die warme Dusche stehen konnten. Die Landschaft war wiederum hügelig aber wegen der teilweise schlechten Straßenverhältnisse und des widrigen Wetters mussten wir uns sehr auf die Straße konzentrieren und es blieb nur wenig Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern.
Tachostand: 940 km
09.05.2010:
Es gibt wenig Neues. Bei der Abfahrt von Rybnik nieselt es wieder und die Felder und Wiesen stehen vielfach unter Wasser. Die Landschaft bleibt nahezu unverändert und so radeln wir ohne rechte Freude, denn bei diesem Wetter kann man sich nirgends hinsetzen, denn überall ist es nass und kalt. Am Nachmittag erreichen wir Krakau und zum Glück kommt zur Begrüßung ab und zu die Sonne etwas durch. Wir sind froh, dass wir morgen hier einen Ruhetag verbringen.
11.05.2010:
Wir hatten beschlossen, unsere geplante Reiseroute, die über Szestochowa und Lodsch nach Warschau gehen sollte, zu ändern. Wir wollten, da die letzten Tage doch recht anstrengend waren und wegen des unsicheren Wetters einiges abverlangten, eine andere Route nach Warschau einschlagen. So verließen wir Krakau mit der Absicht, ca. 80 km in nördlicher Richtung bis Jedrzejowzu fahren. So der Plan. Aber, wie so oft, kam es ganz anders. Wir verließen Krakau bei nebligem und kühlem Wetter und der Nebel hielt sich bis gegen 11:00 Uhr. Dann riss es auf, die Sonne kam durch und man konnte die Umgebung endlich erkennen. Es machte wieder Spaß zu fahren und wir kamen trotz der vielen Steigungen ganz ordentlich vorwärts. So erreichten wir das angestrebte Etappenziel früher als erwartet und beschlossen, bis Kielce weiter zu fahren. Als wir dort nach 120 km ankamen suchten wir nach einer Unterkunft, wurden aber überall wegen voller Belegung abgewiesen. Wir wandten uns an eine Information und auch dort gab es nur Absagen wegen eines Festivals. Nach langem Suchen fand sich dann doch noch ein Hotel in 23 km Entfernung. Wir buchten das Hotel und verließen Kielce und nach 10 km standen wir vor der Autobahn. Da sich für uns keine Alternative anbot, setzten wir die Fahrt auf der Autobahn fort, verließen diese jedoch nach ca. 5 km wieder, da es uns doch nicht ganz wohl war. Bei der Abfahrt von der Autobahn fragten wir einen Straßenarbeiter nach dem Weiterweg zu dem Ort, in dem sich unser Hotel befand. Dieser schickte uns wieder zurück auf die Autobahn und so gelangten wir nach insgesamt 143 km und 1303 Höhenmetern kurz vor 20 Uhr in unser Hotel.
Manchmal ist es doch gut, wenn man morgens noch nicht weiß, was auf einen zu kommt.
Tachostand: 1212 km
12.05.2010:
Nach dem langen Tag von gestern ließen wir es heute ruhig angehen. Erst um 9 Uhr fuhren wir los und das Wetter war ganz ordentlich. Wir kamen gut voran und erreichten schon zur Mittagszeit die Stadt Radom. Bei der Ausfahrt aus Radom mussten wir wegen einer Umleitung die geplante Route verlassen und so steuerten wir auf Warka zu. Auf den letzten 20 km begann es immer wieder leicht zu regnen aber gerade noch rechtzeitig erreichten wir nach rasanter Fahrt ein Hotel.
Landschaftlich ging es heute überwiegend durch flaches Gelände. Felder, Wiesen und Wälder sorgten für Abwechslung. Der Himmel war wolkig bedeckt und erst am Nachmittag bildeten sich Regenwolken. Die Straßenverhältnisse spiegelten die ganze Bandbreite von prima bis nur sehr schwer befahrbar.
Tachostand: 1335 km
13.05.2010:
Nach einem ausgezeichneten Frühstück nahmen wir die letzten 60 km bis Warschau in Angriff. Durch riesige Obstplantagen führte die Straße Richtung Warschau, wobei wir kräftig durchgeschüttelt wurden. Alles verlief zunächst planmäßig, doch dann wurden wir wieder einmal von einem Regenschauer geduscht, bevor wir die letzten Kilometer ins Zentrum von Warschau radelten. Recht schnell fanden wir das Appartement, das wir am Vortag übers Internet gebucht hatten, aber dort wusste zunächst niemand Bescheid. Es bedurfte einiger Anrufe und der Hilfe von Angestellten aus dem Bürogebäude, bis alles geklärt war. So konnten wir im 5. Stock eines neuen Hochhauses ein nagelneues und wunderschönes Appartement für die nächsten beiden Nächte beziehen. Den Nachmittag verbrachten wir mit der Besichtigung von Warschau.
15.05.2010:
Bei regenverhangenem Himmel fuhren wir um 7:30 Uhr in Warschau los. Besser als erwartet fanden wir aus der polnischen Metropole hinaus und erreichten nach 20 km die Stadtgrenze. Weiter ging es auf regennassen Straßen mit zunächst viel Verkehr bis Pultusk. Dort wärmten wir uns beim Mittagessen wieder etwas auf, denn die Temperaturen waren nach wie vor sehr niedrig und lagen bei etwa 10°C. Danach fuhren wir weiter und entschieden uns, als um 15:30 Uhr kurzfristig die Sonne durch kam, noch bis Mlawa weiter zu fahren. Dort gelangten wir erst nach mehrfachem Nachfragen zum einzigen Hotel im Ort und waren froh, diese wieder recht lange Etappe ohne Regen überstanden zu haben.
Tachostand: 1544 km
Warschau von der Weichselbrücke aus gesehen
Vor Mlawa
16.05.2010:
Zur Abwechslung starteten wir heute mal bei leichtem Regen, der bis 13 Uhr dauerte. Es war kalt wie immer und dazu gesellte sich noch ein heftiger Gegenwind. Dies erhöhte den Spaß nicht besonders und wir waren froh, dass wir nach sehr anstrengenden 92 km in einem netten Hotel in Osterode unterkamen. Unterweges besuchten wir noch den Geburtsort meines Vaters, Hohenstein. Leider war mir die Straße nicht bekannt, in der mein Vater aufwuchs. Ein netter Herr hätte mir sonst weitergeholfen.
Tachostand: 1636 km
Hohenstein
Ostroda
17.05.2010:
Eigentlich wollten wir heute die ersten Kilometer per Schiff auf dem Oberländer Kanal zurücklegen. Dies war jedoch wegen des schlechten Wetters und der daher fehlenden Gäste nicht möglich (Schiff fährt erst ab 20 Personen). So starteten wir auch heute wieder bei kaltem aber trockenem Wetter. Dafür blies uns ein heftiger Wind ins Gesicht und wir kamen nur mühsam vorwärts. Nach 10 km ging die Straße als Autobahn weiter und vorsichtshalber verließen wir die Straße. In einem kleinen Ort wurde uns ein Radweg angezeigt, der über Umwege in Richtung Elblag wies. Wir folgten, doch schon nach wenigen Kilometern standen wir auf sandigen und verschlammten Wegen und waren froh, als wir wieder einer befestigten Straße folgen konnten. Wir hatten keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden. Nach ca. 40 km erreichten wir erstmals wieder eine Kreuzung mit Hinweisschildern. Völlig überrascht mussten wir feststellen, dass wir uns südlicher als unser morgendlicher Ausgangspunkt befanden. So waren wir in den Genuss einer landschaftlich sehr schönen Strecke mit Wälder, Wiesen und Seen gekommen, aber leider hatten wir uns in die falsche Richtung bewegt. Wir entschlossen uns daher, den nächsten größeren Ort, Ilawa, anzufahren. Dort begaben wir uns zum Bahnhof und kauften uns Tickets für die Weiterfahrt nach Elblag (war gar nicht so leicht, mit unseren Polnischkenntnissen). Völlig durchgefroren erreichten wir eine nette Pension in der Altstadt von Elblag. Die Temperaturen stiegen heute nie über 8 °C und die gefühlte Temperatur lag nahe am Gefrierpunkt.
Tachostand: 1695 km
Sand- und Schlammpiste
Masurische Seen
Bürgerhäuser von Elblag
18.05.2010:
Der Tag begann, wie sollte es auch anders sein, mit Regen. Da wir jedoch bis zu unserem Tagesziel, Braniewo, nur 56 km zurück zu legen hatten, warteten wir, bis es um 9 Uhr aufhörte zu regnen. Die Temperaturen waren wieder sehr frostig und mit 4 Lagen Bekleidung übereinander und Handschuhen ging es los. Auf sehr ruhiger und meist guter aber hügeliger Straße ging es zunächst nach Frombork am Frischen Haff, einer Bucht der Ostsee. Dort besichtigten wir den Dom, ein Bauwerk des Deutschen Ordens und hatten das Glück, einem Orgelkonzert zuhören zu können. Anschließend legten wir noch die restlichen Kilometer bis Braniewo zurück und bezogen schon um 15 Uhr das Hotel. Es blieb zwar während der Fahrt trocken aber gegen 16 Uhr zog dichter Nebel herein und draußen fühlte man sich wie an einem tristen Novembertag.
Nach 12 Tagen, an denen wir nun durch Polen radelten, soll es morgen nach Rußland, Kaliningrad, weiter gehen. Von der Grenze sind wir nur noch 8 km entfernt und wir sind gespannt, was uns dort erwarten wird.
Tachostand: 1751 km
Frombork, Burg des Deutschen Ritterordens
19.05.2010:
Der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen, als wir in Richtung russischer Grenze los fuhren, aber es war deutlich wärmer als an den vorangegangenen Tagen. Um 8:20 Uhr erreichten wir die Grenze zwischen Polen und Russland und waren sehr gespannt, was uns hier erwarten würde. Langsam durften wir immer wieder etwas weiter vorrücken, bis wir die erste Kontrollstelle erreichten. Hier wurde uns ein Formular gereicht, das wir ausfüllen mussten und die Pässe und Visa wurden kontrolliert. Wir erhielten die Genehmigung zur Weiterfahrt bis zur Zollstelle. Freundlich wurden wir empfangen und nur gefragt, ob wir besondere Waren mit uns führten oder über größere Bargeldmengen verfügten. Nachdem wir dies verneinten wurden wir freundlich weiter gewunken und nach genau 30 Minuten hatten wir die Ausreise aus Polen und die Einreise in die Russische Föderation überstanden. So radelten wir glücklich und frohen Mutes weiter und freuten uns, wenn sich zumindest zwischendurch ein paar Sonnenstrahlen zeigten. Was uns sofort auffiel war die Freundlichkeit der Leute. Es wurde uns zugewunken und die Autos hupten beim Vorbeifahren. Dies hatten wir in Tschechien und Polen sehr vermisst. Wenn wir dort grüßten wurde unser Gruß nur ganz selten erwidert. Die Uhren wurden noch um 1 Stunde vorgestellt und zur Mittagszeit erreichten wir Kaliningrad. Wir suchten uns ein Hotel und wurden bald fündig. Im 7. Stock des Neubaus fanden wir Unterkunft in einem ca. 80 m² Appartement mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad zu einem für hiesige Verhältnisse günstigen Preis. Bevor wir uns zur Besichtigung der Stadt auf machten wechselten wir noch einige Rubel. Wir waren sehr angenehm überrascht, was Kaliningrad alles zu bieten hatte. Zwischendurch gingen wir in ein Cafe und stärkten und mit Cappuccino und feinem Kuchen. Da wir wegen der kyrillischen Schrift nichts lesen konnten hatten wir etwas Bammel vor dem Abendessen. Die Angst war unbegründet, da die Speisekarte nicht nur in verschiedenen Sprachen (russisch und englisch) verfasst war, sondern auch mit Bildern der einzelnen Gerichte versehen war. Also muss man auch in Russland nicht verhungern und die Speisen schmeckten ganz hervorragend.
Morgen soll es über die Kurische Nehrung nach Litauen weiter gehen.
Tachostand: 1813 km
Grenzformalitäten an der russischen Grenze
Ankunft in Kaliningrad
Russisch-Orthodoxe Kirche in Kaliningrad
Altstadt von Kaliningrad
20.05.2010:
Auch aus Kaliningrad fanden wir prima hinaus und fuhren auf einer 4-spurigen Schnellstraße mit ganz wenig Verkehr bis zur Kurischen Nehrung. Leider war es wieder sehr neblig und die Sichtweite betrug zeitweise kaum 50 m. Die Kurische Nehrung ist ein 98 Kilometer langer Landstreifen, der das Kurische Haff und die Ostsee trennt. Davon gehören 46 km zu Russland und 52 km zu Litauen. Die Straße verläuft fast durchwegs durch urwaldähnliche Regionen und immer wieder gibt es Stege, die über die Dünen zu Stränden an der Ostsee oder das Haff führen. Unterwegs begegneten wir zweimal Deutschen Radlern, die Richtung Kaliningrad unterwegs waren. Gegen 14:45 Uhr kam für eine ½ Stunde sogar die Sonne zeitweise durch, was das ganze wesentlich angenehmer machte. Wir erreichten am frühen Mittag die Grenze zwischen Russland und Litauen und konnten ohne die geringsten Probleme diese passieren. Danach hatten wir nur noch 5 km bis Nida, einem kleinen und ausgesprochen hübschen Ort, zu radeln. Hier fanden wir eine reizende Unterkunft in einem privaten Häuschen und auch das Wetter belohnte uns mit Sonnenschein. So nutzten wir den Rest des Tages dazu, die bis zu 60 m hohen Dünen zu besteigen, den reizenden Ort anzusehen und gut zu Essen.
Kurische Nehrung
Düne von Nida
Typische Häuser in Nida
21.05.2010:
Heute konnten wir erstmals bei sonnigem Wetter starten. Es ging weiter auf dem Ostseeradweg über die Kurische Nehrung. Die Strecke war sehr reizvoll und abwechslungsreich. Nach 50 Kilometern erreichten wir das Ende der Kurischen Nehrung und mit der Fähre setzten wir nach Klaipeda über. Dort legten wir eine Mittagsrast ein, bevor es auf dem Küstenradweg weiter ging bis Palanga. Schnell hatten wir eine schöne private Unterkunft gefunden und genossen es, den Mittag bummelnd im Städtchen zu verbringen. Das Abendessen war wieder großartig und auch sprachlich kann man sich ganz gut arrangieren. Nun hatten wir doch einige Tage, an denen die Streckenabschnitte nicht so lang waren aber die nächsten Tage werden wieder etwas länger ausfallen. Wir werden sehen.
Tachostand: 1986 km
Ostseeradweg Kurische Nehrung
Strand von Palanga
22.05.2010:
Die ersten 20 km ging es auf dem Ostseeradweg durch waldreiches Gebiet auf sehr guter Strecke weiter. Abrupt hörte der Teerweg auf und wir blieben im Sand stecken und mussten eine kurze Strecke schieben, bis wir zur Hauptstraße gelangten. Kurz darauf ging es über die Grenze nach Lettland. Zunächst herrschte kaum Verkehr, aber die Straße wurde zusehends schlechter. Der Belag war meist sehr rau und viele Schlaglöcher erforderten erhöhte Aufmerksamkeit. So ging es bis Liepaja, das wir zur Mittagszeit erreichten. Die weitere Strecke nach Pavilosta war landschaftlich sehr schön, aber durch den schlechten Fahrbahnbelage und den zunehmenden Gegenwind auch recht anstrengend. Interessant war für uns zu sehen, dass hier die Apfelbäume in voller Blüte standen und auch die Rapsfelder leuchteten in grellem Gelb. In Pavilosta fanden wir wieder eine hübsche private Unterkunft und auch die Verköstigung im örtlichen Restaurant war wieder vorzüglich.
Suppe serviert in Brot
Abendstimmung bei Pavilosta
23.05.2010:
Bei Sonnenschein starteten wir und fuhren zunächst nach Jürkalne, wo wir die Steilküste besichtigten. Dann ging es weg von der Ostsee und weiter nach Kuldiga. Landschaftlich war es durch das viele Grün der Wälder und Wiesen sehr schön. Das Land ist jedoch kaum besiedelt und die wenigen Häuser, die man sieht, sind meist grau und machen keinen sehr guten Eindruck. Überall sieht man Störche, die hier ein ideales Revier vorfinden. Vor Kuldiga wurde zu unserer Überraschung das Gelände wieder buckliger und auch die Wolken türmten sich bedrohlich auf. So ging es auf ordentlichen Straßen bis zu unserem Zielpunkt, Talsi. Immer wieder fing es leicht zu nieseln an aber heute hatten wir dafür den Wind auf unserer Seite und so erreichten wir schon um 15:15 Uhr ein nettes Gästehaus in Talsi. Unmittelbar nach unserer Ankunft begann es zu regnen und hörte erst nachts wieder auf. Morgen geht es dann weiter in die lettische Hauptstadt, Riga.
Tachostand: 2243 km
Triste Häuser
Kinder beim Angeln in Talsi
Abendessen in Talsi
24.05.2010:
Wieder einmal starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel und kalten 9° C. Aber auch heute hatten wir den Wind auf unserer Seite und so kamen wir gut vorwärts. Die Strecke verlief bis zur Rigaer Bucht vielfach durch Wald und der Blick auf die Bucht wurde durch Dünen und Bäume verhindert. So gelangten wir nach Jürmala, einer Stadt die sich fast über 20 km hinzieht. Von dort aus legten wir die restlichen 20 km bis Riga auf der Autobahn zurück, wurden jedoch durch einen kurzen aber heftigen Regenschauer noch zu einer kurzen Rast an einer Tankstelle gezwungen. In Riga erreichten wir bald unser Hotel und hatten am Mittag noch viel Zeit, uns einige Sehenswürdigkeiten der lettischen Hauptstadt anzusehen. Wir genossen die langen Abendstunden und kehrten erst gegen 22:30 Uhr noch bei Tageslicht zum Hotel zurück.
Tachostand: 2354 km
Unterwegs nach Riga
Riga
Orthodoxe Kathedrale in Riga
Prost
25.05.2010:
Ruhetag in Riga. Wir waren am Vortag bis in die Nacht hinein unterwegs und schauten uns viele interessante Ecken der Altstadt von Riga an. Wir wussten, dass das Wetter am Ruhetag nicht besonders gut sein sollte. Schon als wir aufstanden prasselte der Regen und dies setzte sich bis in die folgende Nacht fort. So besuchten wir zunächst die Markthallen von Riga und fuhren anschließend mit dem Lift auf das Kulturzentrum, um die Stadt von oben anzusehen. Das Kulturzentrum sieht gleich aus wie das von Warschau, ist allerdings um einiges niedriger. Nach dem Mittagessen ging es für einige Zeit zurück ins Hotel und erst am Nachmittag, als es nicht mehr ganz so heftig regnete, starteten wir nochmals zu einer Runde durch Riga.
26.05.2010:
Nach dem Frühstück ging es bei leichtem Nieselregen und kühlen 7 °C weiter. Wir fanden den direkten Weg aus Riga hinaus und kamen trotz des stärker werdenden Regens recht gut voran. Die ersten 50 km der heutigen Strecke regnete es immer mehr oder weniger stark. In Saulkrasti legten wir eine Pause ein und danach hörte es auf zu regnen. Die A1, auf der wir fuhren war gut ausgebaut und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Die Route führte zwar vielfach ganz nahe an der Ostsee entlang, aber diese war wegen des Waldes nur selten zu sehen. Wir kamen gut vorwärts und zwischendurch blinzelte am Mittag immer wieder die Sonne durch die Wolkendecke. Schon um 15:30 Uhr waren wir an unserem Zielort Ainazi, wo wir in einem neuen Hotel unterkamen. Hier sind wir nur noch etwa 2 km von der Grenze nach Estland entfernt, wo es morgen weiter gehen soll.
Tachostand: 2469 km
Küstenstraße
Landidylle
Einladung zur Mittagsrast
Strand von Ainazi (Lettland)
27.05.2010:
Es sollte ein gemütlicher Tag auf dem Rad werden. Geplant war eine Strecke bis Halinga (98 km) oder auch nur bis Pärnu (70 km). Zunächst erreichten wir nach 2 km die Grenze nach Estland, wo ebenfalls keine Grenzkontrollen mehr stattfanden. So fuhren wir gemütlich weiter auf der A1 durch viele Wälder und nur sehr selten war die nahe Ostsee zu sehen. Durch guten Wind und eine flache Strecke kamen wir flott vorwärts und waren zur Mittagszeit in Pärnu. Wir schauten uns in dem schönen Städtchen um, aßen etwas und Frieda ging dann noch zur Information. Strahlend kam sie zurück und erzählte mir, dass sie im einzigen Hotel in Halinga gebucht hätte. So nahmen wir ganz gemütlich die vermeintlich letzten 28 km in Angriff. Als wir im Hotel ankamen war dieses geschlossen und man verwies uns auf das daneben befindliche Restaurant. Frieda ging ins Lokal, während ich bei den Rädern wartete. Ich hörte neben mir Leute, die sich auf schwäbisch unterhielten und sprach sie an. Es war eine Reisegesellschaft aus dem süddeutschen Raum, bei der auch eine Dame aus Laupheim dabei war. Zwischenzeitlich kam Frieda aus dem Lokal und erzählte mir, dass das Hotel erst ab 1.6. wieder öffnen würde und wir nicht übernachten könnten. Weitere Hotels gebe es im weiteren Umkreis keine und es wäre am besten, nach Pärnu zurück zu radeln, da es dort genügend Unterkünfte gäbe. Zurück wollten wir aber nicht und der Busfahrer der Reisegruppe sagte uns, dass in etwa 30 km Entfernung ein Hotel käme. So machten wir uns auf in der Hoffnung, dort unter zu kommen. Zum Glück regnete es nicht aber es war wieder sehr kühl und trüb. Nach 36 km erreichten wir den Ort, in dem das Hotel sein sollte und wir fragten eine junge Frau, die uns aber mitteilte, dass es kein Hotel oder sonstige Unterkünfte gäbe und bis zum nächsten Hotel nahe Tallinn seien es noch etwa 50 km. Was tun? Wir wendeten uns an einen Mann, der mit einem Hund unterwegs war doch auch er bestätigte, dass es hier keine Unterkunft gäbe. Ratlos standen wir da. Dann kam der Mann nochmals zurück denn es war ihm eingefallen, dass in etwa 8 km Entfernung auf einem Bauernhof Zimmer vermietet würden. Er rief dort für uns an und reservierte auch gleich ein Zimmer für die Nacht und als wir um 19:30 Uhr dort ankamen, wurden wir schon erwartet. Eine halbe Stunde später wurde uns das Abendessen samt 1,5 Liter selbstgebrautem Bier aufs Zimmer serviert. So nahm auch dieser Tag doch noch ein versöhnliches Ende.
Tachostand: 2613 km
Bunte Häuser in Estland
Übernachtung auf dem Bauernhof
28.05.2010:
Kalt und wolkenverhangen starteten wir in den Tag. Der Wind war günstig und so kamen wir wieder gut vorwärts. Die letzten 30 km nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands, legten wir wieder auf der Autobahn zurück. Schon um 13:30 Uhr waren wir an unserem Hotel und zwischenzeitlich war auch die Sonne durch gekommen. So nutzten wir den Nachmittag dazu, uns einen ersten Überblick über Tallinn zu verschaffen. Die Nächte sind hier zur Zeit sehr kurz, denn um 3:00 Uhr morgens beginnt bereits die Dämmerung und nachts wird es erst um 23:30 Uhr dunkel. Leider ist es aber immer sehr kühl. Den morgigen Tag werden wir noch hier in Tallinn zubringen, bevor es dann wieder weiter geht.
Tachostand: 2683 km
Autobahn nach Tallinn (Via Baltica A1)
Mittelalterliches Tallinn
Altstadt von Tallinn
Alt und Neu in Tallinn
29.05.2010:
Ruhetag in Tallinn. Leider ging es uns in Tallinn ähnlich wie an den letzten Ruhetagen auch. Es regnete immer wieder und die Temperaturen waren sehr niedrig. Aber wir hatten ja das Glück, dass wir am Vortag schon früh ankamen und so schon viele schöne Plätze bei gutem Wetter anschauen konnten.
Tallinn gefiel uns trotz der widrigen Umstände sehr gut. Besonders interessant und sehenswert ist die mittelalterliche Altstadt mit vielen Türmen, Stadtmauern, sehenswerten Kirchen und vielen schönen Plätzen.
Interessant war für uns auch die Tatsache, dass am Wochenende die Fähren mit ganzen Massen von Finnen ankamen, die sich hier mit reichlich Alkohol versorgten und die die ganze Nacht hindurch grölend durch die Altstadt zogen. Es ging zu wie am Ballermann.
Noch eine Anmerkung zur Verständigung in den bislang bereisten Ländern:
In Tschechien und Polen kamen wir gut mit Deutsch und Englisch zurecht.
In Kaliningrad klappte es mit Englisch
In Litauen sprachen viele Deutsch
In Lettland ging es mit Deutsch und Englisch und
In Estland klappte es überwiegend mit Englisch
Altstadt von Tallinn
30.05.2010:
Bei zunächst sonnigem Wetter verließen wir Tallinn. Die ersten 70 km ging es flott und mit gutem Wind auf der Autobahn weiter in Richtung Rakvere. Es herrschte kaum Verkehr und wir konnten meist nebeneinander auf dem Standstreifen fahren. Ca. 10 km hatten wir wegen einer Baustelle unsere Fahrbahnseite ganz für uns alleine. Nach Verlassen der Autobahn machten wir eine kurze Mittagspause an einer Raststätte. Kaum hatten wir Platz genommen, ging draußen ein kurzer aber heftiger Regenschauer nieder.
Eigentlich wären wir froh gewesen, wenn man die Straße für uns nicht schon wieder nass gereinigt und die Pfützen frisch aufgefüllt hätte. Zu allem Überfluss kamen nun auch noch ca. 10 km Baustellen, auf denen der Belag abgehobelt war, und der wieder einsetzende Regen verwandelte diese in Schlammpisten. Zu guter Letzt entwich am Hinterrad von Norbert langsam die Luft und in immer kürzeren Abständen musste der Reifen wieder aufgepumpt werden.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir unser Gästehaus in Rakvere und nach dem Duschen ging es zur Besichtigung der nahegelegenen Burg aus dem 15. Jahrhundert. Dies war wirklich einer der Höhepunkte unserer bisherigen Reise. Die Führung war hochinteressant und sehr anschaulich. Auch der Ort bot einige nette Ecken und nach der Stadtbesichtigung wechselten wir noch den Schlauch am Hinterrad, damit es morgen wieder weiter gehen kann.
Tachostand: 2783 km
Unsere nächsten Ziele
Burg von Rakvere
31.05.2010:
Heute ging es nach Narva, der drittgrößten Stadt Estlands. Es handelt sich um eine durch den Fluss Narva geteilte Stadt, die auf der einen Seite des Flusses zu Estland und auf der anderen zu Russland gehört. Auf beiden Seiten des Flusses stehen mächtige Burganlagen. Die Fahrt nach Narva war etwas abwechslungsreicher, da man immer wieder die Ostsee zu sehen bekam und wir nur wenig durch Waldgebiete fuhren. Ein Streckenabschnitt von ca. 30 km verlief nahe der felsigen Steilküste und bot immer wieder imposante Ausblicke. Außerdem hatten wir heute das Glück bei Sonnenschein starten zu können und das gute Wetter hielt den ganzen Tag über und zeitweise konnte man sogar kurzärmlig fahren. Morgen geht es dann zunächst zur nur einen Kilometer entfernten Grenze nach Russland und dann soll es nach St. Petersburg weiter gehen. Von dort aus werden wir uns dann nach Möglichkeit wieder melden.
Steilküste an der Ostsee
Grenzbrücke nach Russland
Burg von Narva
01.06.2010:
Beim Frühstück im Hotel sprach uns ein Amerikaner an und fragte uns, ob wir mit dem Rad unterwegs seien. Wir bejahten dies und er erzählte uns, dass er vor 2 Monaten in Amsterdam gestartet war und heute, ebenso wie wir, nach St. Petersburg fahren wollte. Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise und wir machten uns auf den Weg zur Grenze. Wir mussten uns bei den Fußgängern einreihen. Die Ausreise aus Estland war schnell erledigt und zur Einreise nach Russland mussten wir zunächst die Brücke überqueren und uns dann in eine längere Menschenschlange einreihen. Es dauerte eine Stunde bis wir am Abfertigungsschalter unser Einreiseformular zum Ausfüllen erhielten und schon nach weiteren 10 Minuten waren wir in Russland. Die Uhr wurde nochmals um eine Stunde vorgestellt und so war es schon 9:45 Uhr Ortszeit, als wir endlich starten konnten. Die ersten 20 km hatten wir noch eine gute Straße aber dann wandelte sich dies schlagartig. Über eine Distanz von 30 km war die Strecke in einem jämmerlichen Zustand und ein Schlagloch reihte sich an das nächste. Dazu blies und ein heftiger Wind entgegen und wir kamen nur sehr mühsam und mit erheblichem Kraftaufwand voran. Nach diesen ersten 50 km – ein Drittel der zu fahrenden Strecke – legten wir eine kurze Rast ein und sahen, wie sich ein Radler uns näherte. Es war der Amerikaner, den wir beim Frühstück getroffen hatten. Er schloss sich uns an und so fuhren wir fortan gemeinsam weiter. Dabei erzählte er uns, dass er 1 Jahr lang mit dem Rad unterwegs sein werde und nach Afghanistan wolle. Er war ein netter und unterhaltsamer Begleiter. Zum Glück hatten sich die Straßenverhältnisse wieder gebessert aber der Wind blies uns weiterhin ins Gesicht. Nach 120 km erreichten wir das Ortsschild von St. Petersburg und nach weiteren 27 km durch zum Teil dichten Verkehr kamen wir um 20:30 Uhr an unserem Hotel an. Es dauerte noch eine halbe Stunde bis wir alle Formalitäten im Hotel erledigt hatten und unsere Fahrräder untergebracht waren. Um 22 Uhr gingen wir schließlich zum Abendessen und danach machten wir, da es immer noch hell war, noch einen Gang ums Haus. Es war immer noch angenehm warm und wir waren glücklich, unser Ziel erreicht zu haben. Es war dies der bislang anstrengendste Tag unserer diesjährigen Reise. Aber wir hatten wenigstens das Glück, dass heute überwiegend die Sonne schien und angenehme Temperaturen herrschten. Erst um 0:00 Uhr gingen wir ins Bett und draußen war es immer noch nicht vollständig dunkel. Es folgen nun 2 Ruhetage in St. Petersburg, bevor es wieder weiter geht.
Tachostand: 3056 km
Wir sind in Russland
Ländliches Russland
Üble Strassen
Strassenverkauf
St. Petersburg ist erreicht
02.06.2010:
Wie an fast allen Ruhetagen unserer diesjährigen Radreise regnete es zunächst. Als es aufhörte zu regnen machten wir uns auf, um wenigstens einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten der 4,5 Mio. Metropole zu erkunden. Mehrere Stunden, während derer es draußen schüttete, verbrachten wir in der Eremitage, dem größten und bedeutendsten Museum in St. Petersburg. Danach ging es weiter durch die Stadt doch bei kühlen 10°C und regnerischem Wetter macht es nicht den größten Spaß, sich im Freien auf zu halten. Wir hoffen morgen auf besseres Wetter.
Eremitage (Museum)
03.06.2010:
Zumindest war es am Vormittag trocken jedoch sehr kühl und wolkenverhangen. So zogen wir wieder los, um weitere Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg zu besichtigen. Gegen Mittag lockerte der Himmel immer mehr auf und so sah man die vielen goldenen Kuppeln und Türme der Stadt in einem ganz anderen Licht. Wir unternahmen noch eine Fahrt mit dem Schiff durch die zahlreichen Kanäle St. Petersburgs und kamen uns vor wie bei einer Fahrt durch Venedig. Erst um 23 Uhr kehrten wir noch bei Tageslicht ins Hotel zurück und verbrachten die folgenden 1 ½ Std. im Cafe des 18. Stocks unseres Hotels, um die hereinbrechende Dunkelheit zu beobachten, was uns aber nicht gelang, da es gar nicht richtig dunkel wurde. So gingen wir erst um 1 Uhr ins Bett, da wir uns für den nächsten Tag nur eine kurze Etappe vorgenommen hatten.
Bootsfahrt
Für uns die schönste Kirche in St. Petersburg
Ausblick vom 18. Stock um 23:30 Uhr
04.06.2010:
Es war zwar noch kühl aber die Sonne schien und erst kurz vor 9 Uhr starteten wir. Wir waren gerade in eine Seitenstraße abgebogen um dem starken Verkehr etwas zu entgehen, als uns unser amerikanischer Mitradler zu Fuß entgegen kam. Er war dabei, weitere Visaanträge abzuholen und wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise. Für uns ging es weiter durch die Stadt und nochmals vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die wir endlich im Sonnenlicht genießen konnten. Wir ließen uns viel Zeit, denn wir wollten nur etwa 50 km weit fahren und dann nochmals an der Ostsee übernachten. Nach 24 km erreichten wir die Stadtgrenze von St. Petersburg und fuhren an der Ostsee entlang. Nach ca. 50 km machten wir uns daran, ein Hotel zu suchen aber die Preise schreckten uns ab, denn wir wollten diese ja nicht kaufen. Wir versuchten es in verschiedenen Hotels immer mit dem gleichen Erfolg, entweder einen Preis zwischen 200,-- € und 260,-- € pro Nacht zu bezahlen oder weiter zu fahren. Da wir viel Zeit vertrödelt hatten standen wir um 17 Uhr vor der Entscheidung, wieder zurück zu fahren zu einem der teuren Hotels oder nach Vyborg weiter zu fahren, das noch rund 90 km entfernt war. Den ganzen Tag über wehte uns ein kräftiger Wind entgegen was uns bis dahin nicht besonders störte, da wir ja nicht unter Zeitdruck standen. Doch jetzt änderte sich dies und um die Situation noch etwas zu verschärfen ging auch noch ein heftiger Regenschauer nieder. Wir entschieden uns trotzdem zur Weiterfahrt in der Hoffnung, doch noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Wir fragten eine Frau, die am Straßenrand getrocknete Fische verkaufte nach einer Übernachtungsmöglichkeit und sie schrieb uns auf Russisch eine Adresse auf einen Zettel, nach der wir suchen sollten. Es klingt unwahrscheinlich, aber wir fanden die Adresse tatsächlich doch leider wurden wir mit einem „njet“ abgewiesen. Nach weiteren 22 km erreichten wir einen kleinen Ort in dem wir etwas aßen und tranken, bevor es wieder weiter ging. Zu allem Überfluss verfuhren wir uns auch noch und machten einen Umweg von etwa 15 km. Wir stellten uns langsam darauf ein, die Nacht evtl. im Biwaksack zu verbringen und fuhren im nächsten Ort einen kleinen Laden an, um uns noch mit Getränken für die Nacht zu rüsten. Um uns nicht nochmals zu verfahren fragten wir einen Mann nach dem Weiterweg und ob er evtl. eine Übernachtungsmöglichkeit wisse. Er telefonierte kurz und bejahte die Frage. Er gab uns zu verstehen, dass wir 3 bis 4 km weiter radeln sollten und er komme dann nach. Glücklich und in der Hoffnung, die Nacht doch nicht im Freien verbringen zu müssen, fuhren wir weiter und bald schon überholte uns der Mann mit seinem Mercedes und wartete an der nächsten Kreuzung auf uns. Er winkte uns, ihm weiter zu folgen und er fuhr zu unserer Überraschung in eine Kaserne. Scheinbar hatte er großen Einfluss, denn der Schlagbaum ging hoch und ohne jegliche Kontrolle konnten wir ihm mit unseren Rädern folgen. Wir fuhren zu einer Unterkunft und brachten Gepäck und Räder in einen Vorraum. Dann telefonierte der Mann wieder und gab uns zu verstehen, dass es nur ein kleines Problem gäbe, aber er werde dies schon regeln. Nach mehreren Telefonaten musste er eingestehen, dass das Problem doch groß sei und er erklärte uns, dass wir mit ihm zum Kommandeur fahren sollten. Er nahm uns in seinem Mercedes mit, während das Gepäck und die Räder zurück blieben. Als wir beim Kommandeur ankamen wurden unsere Reisepässe überprüft und es wurde uns vermittelt, dass wir nicht übernachten können. Wir gaben zu verstehen, dass wir die noch verbleibende Strecke bis Vyborg nicht mehr vor Hereinbrechen der Dunkelheit schaffen würden und Kommandeur und Mercedesfahrer unterhielten sich wieder, was man wohl mit uns anfangen könne. Auf Russisch redeten sie auf uns ein und wir konnten nur mit den Achseln zucken. Da wir nichts verstanden holte der Kommandeur einen Zettel, malte den Ausgangspunkt (Kaserne) darauf, malte den Zielpunkt Vyborg darauf und 5 km davor einen Polizeiposten. Dann malte er zwei Strichmännchen (damit waren wir gemeint) und ein Fahrrad in einem Kasten. Dann gab er uns zu verstehen, dass der Mercedesfahrer uns und das Gepäck bis zur Polizeistation fahren würde und die Fahrräder als Cargo mit einem Militärfahrzeug dorthin befördert würden. Die restlichen Kilometer nach Vyborg sollten wir dann wieder mit dem Rad zurück legen. Frieda und ich schauten uns nur ungläubig an und sie sagte zu mir: Zwick mich, damit ich weiß, dass ich nicht träume.
Dann wurde unser Gepäck in den Mercedes verladen und die Fahrräder wurden auf einen LKW verladen und wie besprochen, wurden wir zu einer verfallenen Polizeistation gebracht. Dort verabschiedeten sich der Mercedesfahrer, der Kommandeur und die Soldaten per Handschlag und ohne etwas von uns anzunehmen fuhren sie zurück.
Wir sattelten unsere Räder wieder und fuhren die restlichen Kilometer nach Vyborg wo wir um 22:45 Uhr in einem Hotel unterkamen. Nach dem Duschen bekamen wir kurz vor 24 Uhr noch ein Abendessen und um 1 Uhr, immer noch während der Dämmerung, ging dieser ereignisreiche Tag zu Ende.
Tachostand: 3198 km
Abschied von St. Petersburg
Dampfende Strasse nach dem Regenschauer
Unser Fahrradtransporter
05.06.2010:
Da wir noch einen Puffertag übrig hatten beschlossen wir, diesen, nach dem ereignisreichen gestrigen Tag, hier in Vyborg einzulegen. Da wir in dem Hotel, in dem wir die Nacht verbracht hatten, nicht länger bleiben konnten, zogen wir in ein anderes um. Danach machten wir uns auf, die durchaus interessante Stadt zu erkunden. Wir besichtigten unter Anderem die mittelalterliche Burg, auf der ein Fest gefeiert wurde und es war recht unterhaltsam. Danach bummelten wir durch die Altstadt bevor es zum Abendessen zurück ins Hotel ging. Morgen geht es dann weiter nach Finnland.
Burg von Vyborg
06.06.2010:
Bei sonnigem aber kühlem Wetter ging es nach dem gestrigen Ruhetag zunächst zur Russischen Grenze. Die Strecke war sehr abwechslungsreich und zahlreiche Seen sowie der Saimaa-Kanal, der Vyborg mit der Finnischen Seenplatte verbindet, waren von der Straße aus zu sehen. Zweimal wurden wir unterwegs von Polizeiposten angehalten und mussten unsere Reisepässe zeigen, konnten aber jeweils ohne Beanstandungen weiter fahren. Nach 35 km begann die Russische Grenze, doch unmittelbar davor bogen wir noch in ein Cafe ab, um unsere restlichen Rubel los zu werden. Danach ging es zum ersten Grenzposten der die Visa prüfte und den Pass durchleuchtete. Dann erhielten wir den Ausreisestempel und weiter ging es zum Zoll, wo wieder der Pass geprüft wurde, bevor wir durchgewunken wurden. Hier bemerkte ich, dass ich an meinem Hinterrad einen Platten hatte. Schon am Vortag war mir aufgefallen, dass vermutlich beim Transport unserer Räder meine Luftpumpe verloren gegangen war. In Vyborg gab es zwar einen Radladen, aber dieser hatte keine Luftpumpe die auf mein Ventil passte. Um das Hinterrad zu entlasten fuhr ich die nächsten 4 km bis zum letzten Kontrollpunkt auf russischer Seite im Stehen und dann ging es zur Finnischen Grenze. Hier trafen wir auf sehr freundliche und hilfsbereite Grenzbeamte, denen wir unser Problem schilderten. Sie besorgten uns eine Luftpumpe und ich legte einen neuen Mantel ein und bald war das Problem behoben und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Zuvor aber stellten wir noch unsere Uhren um eine Stunde zurück, denn in Finnland beträgt der Zeitunterschied zu uns nur noch eine Stunde. In Lappeenranta legten wir eine Pause ein, da die Fahrerei wegen des heftigen Gegenwindes doch wieder recht anstrengend war. So erreichten wir um 17:30 Uhr unser Hotel, das sehr schön an einem der unendlichen Seen der finnischen Seenplatte lag.
Tachostand: 3291 km
Saimaa-Kanal
Plattfußreparatur
Abendstimmung
07.06.2010:
Nach einem ausgezeichneten Frühstück und bei sonnigem Wetter ging es zunächst nach Kouvola, einer Stadt mit 90000 Einwohnern. Dort kauften wir uns eine neue Luftpumpe und fuhren dann doch recht erleichtert weiter, denn die Gegend war doch nur sehr spärlich besiedelt und ein weiterer Plattfuß hätte sicherlich erhebliche Probleme bereitet. Die Strecke verlief recht wellig und vielfach konnten wir auf guten Radwegen neben der Hauptstraße fahren. Überhaupt fiel uns auf, dass sehr viele Finnen in den Städten aber auch auf den Radwegen mit dem Rad unterwegs waren. Für uns ging es dann weiter nach Lahti, was uns noch einiges abverlangte, da es ständig Auf und Ab ging und wir auch heute auf der gesamten Strecke mit mehr oder weniger starkem Gegenwind zu kämpfen hatten. Da es ja lange Tag war hatten wir noch ausreichend Zeit, um zu den bekannten Flugschanzen und dem herrlichen Lahtisee zu gehen.
Tachostand: 3418 km
Fahrt nach Kouvola
Sprungschanzen von Lahti
Der einzige Elch, der uns vor die Linse kam
08.06.2010:
Unser Ziel, Helsinki, vor Augen starteten wir früh und kamen wegen des Rückenwindes auch flott vorwärts. 30 km vor Lahti trafen wir kurz nach 11 Uhr einen Schweizer, mit dem wir uns eine ¾ Stunde unterhielten. Wir hatten ja viel Zeit und die Unterkunft in Helsinki hatten wir schon von zu Haus gebucht. Wir fuhren auf überwiegend ruhiger Strecke und vielfach auf Radwegen bis wir die ersten Vororte Helsinkis erreichten. Und hier standen wir vor einem Problem, denn es gab überall Radwege mit Ortsnamen, die wir auf unserer Karte nicht fanden. Da die Strecke nach Helsinki immer wieder von Schnellstraßen und Autobahnen gekreuzt wurde, die man über Brücken überqueren oder Tunnel durchfahren musste standen wir häufig vor der Frage, wo wir weiter fahren sollten. Immer wieder mussten wir fragen, standen dann aber an der nächsten Kreuzung wieder ahnungslos da. Einmal half uns eine Frau weiter und begleitete uns mit dem Rad einige Kilometer und von da an war der Rest dann einfacher. Schließlich erreichten wir um 16:20 Uhr unsere Unterkunft, nur dort wusste niemand etwas von unserer Buchung und das Haus war voll. Sie besorgten uns aber eine andere Unterkunft in einem anderen Stadtteil Helsinkis und schon ging die Sucherei aufs Neue los. Aber um 17:35 Uhr hatten wir es endlich geschafft und konnten unser Zimmer beziehen. Etwas Sorge bereitet uns nach den heutigen Erkenntnissen noch die Fahrt zum Flughafen aber auch dafür werden wir hoffentlich eine Lösung finden.
Tachostand: 3534 km
Schweizer Alleinradler
Straßengewirr nach Helsinki
Helsinki ist erreicht
09.06.2010:
Bei teils heiterem, teils bedecktem Himmel ging es heute zum Bummeln in die finnische Hauptstadt. Zunächst versuchten wir, Informationen über die Strecke zum Flughafen zu bekommen, da wir bei der Fahrt nach Helsinki hinein doch erhebliche Probleme hatten. Mit dem Auto ist das alles kein Problem. Wir erhielten verschiedene Karten und hoffen, dass wir am Freitag rechtzeitig den Flughafen erreichen werden.
Ansonsten besichtigten wir verschiedene Sehenswürdigkeiten, die verschiedenen Schiffs- und Fähranlegestellen und stellten fest, dass Helsinki eine sehr saubere und quirlige Großstadt ist, die viel zu bieten hat.
10.06.2010:
Von verschiedenen Informationen erhielten wir Kartenmaterial, an Hand derer wir uns eine Route zum Flughafen zusammen bastelten. Um sicher zu gehen, dass wir die richtige Route finden, beschlossen wir, die Strecke mit dem Rad zu versuchen und so sahen wir auch ganz neue Bezirke von Helsinki. Die Streckenführung war recht kompliziert aber wunderschön, denn sie führte vielfach kreuzungsfrei durch Parks und Wälder zum Flughafen. Das Naherholungsgebiet wird von vielen Einheimischen zu Fuß und mit dem Rad genutzt.
Am Mittag ging es zunächst ins Zentrum und anschließend nutzten wir den herrlichen Sonnentag mit warmen Temperaturen von mehr als 20°C zu einer 1 ½ stündigen Bootstour durch die Kanäle und Inseln, die Helsinki vorgelagert sind. Es war die der wettermäßig schönste Tag unserer gesamten Tour und somit ein würdiger Abschluss. Auch die Einheimischen genossen diesen herrlichen Tag denn nicht nur die Fußgängerzonen sondern auch alle Parks waren voller Leute, die feierten.
Tachostand: 3590 km
11.06.2010:
Bei sonnigem Wetter starteten wir heute zu unserer letzten Kurzetappe zum Flughafen von Helsinki. Da wir die Strecke schon gestern besichtigt hatten fanden wir gut aus Helsinki hinaus und genossen die letzte Fahrt durch die Parks und Wälder. Ohne Probleme erreichten wir den Flughafen, wo wir unsere Räder für den Rückflug herrichteten. Dann gaben wir unsere Räder sowie das Gepäck auf und alles verlief reibungslos. Um 13:10 Uhr starteten wir zum Rückflug zunächst nach Berlin-Tegel, wo wir 2 Stunden später ankamen. Dort hatten wir durch die Zeitverschiebung (wir bekamen wieder 1 Std. zurück) noch gut 3 Stunden Aufenthalt, bevor es nach Memmingen weiter ging, wo uns Thomas am Flughafen erwartete und nach Hause fuhr.
Insgesamt hatten wir eine erlebnisreiche Tour mit vielen neuen Eindrücken, sind nun aber auch froh, wieder gesund die Heimat erreicht zu haben.
Tachostand: 3615 km
Iran, Armenien und Georgien
20.04.12 Flug von Stuttgart nach Doha (Qatar)
Um 7:15 Uhr trafen wir am Stuttgarter Flughafen ein und schon nach kurzer Zeit waren alle Formalitäten erledigt. Unsere Räder wurden kostenlos mitgenommen und so erfolgte 9:40 Uhr der Start nach Zürich und von dort ging es nach einstündigem Aufenthalt in weiteren 5 ½ Stunden nach Doha. Der Flug verlief ruhig und der Service an Bord war hervorragend. Leider war es schon dunkel, als wir dort ankamen und so gab es nichts zu sehen Nach weiteren 7 ½ Stunden Aufenthalt im recht lebhaften Transitraum ging es weiter zu unserem Ziel Shiraz.
Flughafen Qatar
Flughafen Qatar Nachts gegen 24:00 Uhr
21.04.12 Shiraz 12,2 km
Um 4:30 Uhr landeten wir in Shiraz und völlig problemlos konnten wir ohne weitere Formalitäten im Iran einreisen. Kurze Zeit später konnten wir unser Gepäck sowie unsere Räder in Empfang nehmen. Leider gab es an den Rädern einige Schäden, die wir zu Großteil selbst beheben konnten. Wir werden uns hier noch nach einem Fahrradladen umsehen, der die Schaltung an Norberts Rad wieder in Ordnung bringt. Natürlich waren auch am Flughafen sofort wieder Helfer da, die uns das Montieren an den Rädern abnehmen wollten, aber es fehlte ihnen jegliches fachliche Verständnis hierfür. Schließlich waren wir die einzigen Fremden, die sich noch im Gepäckausgaberaum befanden und der Zollabfertigungsbeamte drängte darauf, dass wir zu ihm kamen. Das Gepäck wurde durchleuchtet und der Beamte wollte wohl Schluss machen, denn ohne weitere Beanstandung oder Nachfrage war auch diese vermeintliche Hürde genommen und wir konnten unsere Reise beginnen.
Es war 10 Minuten nach 6 Uhr Ortszeit (die Zeitverschiebung beträgt 2 ½ Stunden), als es so hell war, dass wir das Flughafengelände verlassen konnten und noch bei kühlen Temperaturen Richtung Shiraz (2 Mio. Einwohner) fuhren. Vor der Melli Bank sahen wir viele Leute stehen und wir warteten mit diesen, bis die Bank öffnete, um Euros in Rial umzutauschen. Dies wurde abgelehnt und wir wurden auf Geldwechsler verwiesen. Auch ein weiterer Versuch in einer Bank schlug fehl. So suchten wir uns zunächst ein Hotel und wurden auch schnell fündig. Dort konnten wir später auch Geld umtauschen. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, ging es in die Stadt, um die zahlreichen Moscheen, Gärten und den Bazar zu besichtigen. Schon nach kurzer Zeit wurden wir von Reza, einem Iraner, auf Deutsch angesprochen, und er bot sich an, uns die wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen. So verbrachten wir den Vormittag und den frühen Nachmittag gemeinsam mit ihm und erfuhren so viel Wissenswertes und interessantes über Land und Leute. Inzwischen war es sehr warm (ca. 25°) und so kehrten wir gegen 15 Uhr zum Hotel zurück. Wir legten uns für eine Stunde hin, denn wir waren ja schon mehr als 36 Stunden ohne Schlaf unterwegs. Danach ging es bei angenehmen Temperaturen nochmals in die Stadt wo reges Treiben herrschte. So endete unser erster Tag im Iran mit vielen neuen Eindrücken und es ist gut, dass wir morgen noch einen weiteren Tag zur Eingewöhnung hier in Shiraz verbringen können.
Saraye Moschee, Shiraz
Nasir al-Molk Moschee
Koran Tor
Gartenanlage Shiraz
Iranisches Outfit
23.04.12 Shiraz – Persepolis 62 km 433 Hm
Bei wolkenlosem Himmel und angenehmer Temperatur starteten wir kurz vor 8 Uhr. Wir fanden gut aus Shiraz hinaus und auf den ersten 25 Kilometern ging es überwiegend bergauf. Die Autobahn ist die einzige Verkehrsverbindung nach Persepolis. Der Verkehr war recht heftig aber dank des Seitenstreifens konnten wir meist unbedrängt fahren.
So erreichten wir um 12 Uhr ein Motel, das in einer grünen Parkanlage gelegen ist. Dort wurde uns ein Ferienhäuschen zugewiesen, in dem wir uns nieder ließen. Wir machten nur eine kurze Rast und fuhren dann noch die 2 km nach Persepolis, wo wir uns einige Stunden aufhielten. Persepolis (Stadt der Perser) wurde 518 vor Christus von König Darius I. gegründet. 190 Jahre später wurde es von Alexander dem Großen zerstört. Noch heute können hier alte Reste von Mauern und Säulen sowie viele recht gut erhaltene Reliefs besichtigt werden.
Persepolis
Persepolis
24.04.12 Persepolis – Dehbid 131 km 1032 Hm
Von Persepolis ging es zunächst noch 7 km auf der Autobahn weiter, bevor wir auf eine Landstraße abbiegen konnten. Dort begegneten und viele Ziegen- und Schafherden. Bauarbeiter und Schafhirten sprachen uns ebenso an wie Auto und Mopedfahrer. Blieben wir irgendwo stehen, so scharten sich immer gleich alle umstehenden um uns. Alle wollen wissen, woher wir kommen, wie es uns im Iran gefällt, ob sie uns helfen können, wie wir heißen, ob wir verheiratet sind und ob wir Kinder hätten.
Die Landschaft war zunächst sehr abwechslungsreich und die Täler waren grün und saftig. Je höher wir kamen, umso karger wurde das Land nach knapp 60 km mündete unsere Landstraße wieder in der Autobahn und wir gewannen kontinuierlich an Höhe, bis wir unseren ersten Pass mit 2281 m erreichten. Wir verloren wieder gut 200 Höhenmeter, bevor es wieder aufwärts ging. Bis dahin hatten wir häufig günstigen Wind und wir kamen gut vorwärts. Die Temperatur lag bei 31°C als urplötzlich auf den letzten 17 km der Wind drehte und uns schier vom Rad blies. Kritisch wurde es immer, wenn ein LKW an uns vorbei fuhr, denn im Windschatten wurde man magisch angezogen. Da es auch noch stetig bergauf ging kamen wir kaum mehr vorwärts und benötigten für diese letzte Strecke mehr als 2 Stunden. Die Temperatur war in wenigen Minuten auf 13 °C abgesunken und zu allem Überdruss begann es auch noch zu regnen. An einem Polizeiposten bei der Abfahrt nach Dehbid (2320 m hoch) wurden wir angehalten. Sie wollten nur wissen, woher wir sind und wir nutzten die Gelegenheit, sie nach einem Hotel zu fragen. Nach langem Hin und Her setzte sich einer der Polizisten in sein Auto und brachte uns zu einem 4 Kilometer entfernten Hotel in Dehbid. Wir hätten dieses einzige Hotel wohl nie gefunden, da es für uns als Hotel nicht erkennbar war.
Gleich bei der Ankunft bot sich ein Einheimischer an, uns um 20 Uhr abzuholen und uns den Ort zu zeigen. Wir stimmten zu und so holte er uns ab und fuhr uns zu einem einsamen Haus weit außerhalb der Stadt, wo uns Tee serviert wurde und ein anderer Mann auf einem Instrument Lieder spielte. Dann ging es wieder zurück in die Stadt, wo wir uns noch ein Sandwich zulegten und dann ins Hotel zurückkehrten.
Ziegenherde
Unterhaltung mit Bauarbeitern
25.04.12 Dehbid - Abarkuh 109 km 315 Hm
Von Dehbid aus ging es gleich wieder mit Gegenwind bergauf, bis wir nach 17 Kilometern die Passhöhe auf 2565 m erreichten. Mit Erreichen der Passhöhe drehte der Wind und in flotter Fahrt ging es hinunter nach Surmaq, wo wir nach 60 Kilometern die Autobahn wieder verlassen konnten und auf guter Fahrbahn Richtung Abarkuh weiter fuhren. In einem kleinen Ort wurden wir von einem Mann aus dem fahrenden Auto angesprochen. Er lud uns in sein Haus ein und wir sollten seine Gäste sein. Wir lehnten das Angebot zunächst 2 Mal ab, konnten seinem dritten Versuch aber nicht widerstehen und fuhren ihm bis zu seinem Haus, das etwas abseits der Hauptstraße lag, nach. Dort wurden wir von den übrigen Familienangehörigen zunächst herzlich begrüßt. Danach wurde uns das Haus gezeigt, bevor es in den riesigen Garten mit vielen verschiedenen Obstbäumen ging. Zum Anwesen gehörte eine Hühnerfarm und die Familie war recht wohlhabend. Nachdem wir ins Haus zurückgekehrt waren wurden wir mit Trinken versorgt und 2 Männer waren damit beschäftigt, Grillspieße her zu richten. Die Leute waren so entspannt und freundlich und wollten viel über uns und Deutschland wissen und wie es uns im Iran gefällt. Es wurden jede Menge Fotos gemacht und die Frauen waren genau so locker wie die Männer. Zwischenzeitlich waren mindestens 20 Familienmitglieder anwesend und das Essen wurde serviert. Bis auf 2 ältere Personen saßen alle auf den Teppichen auf dem Boden. Ein Plastiktuch wurde über den Teppich gelegt und dann wurde serviert. Es gab Unmengen an gegrilltem Fleisch mit Reis und Soßen sowie Salaten. Wir wurden regelrecht gemästet und erst nach 3 Stunden konnten wir uns wieder reisefertig machen. Sie bedauerten sehr, dass wir ihre Einladung zum Übernachten nicht annahmen, aber wir wollten weiter nach Abarkuh, da uns am nächsten Tag eine lange Etappe bevor stand. Unterkunft fanden wir in einem Hotel in Abarkuh, das sich gerade im Umbau befand. Wir wollten am nächsten Morgen früh starten und nach einigem Verhandeln erklärte sich der Mann an der Rezeption bereit, das Frühstück wenigstens 7:30 zu richten.
Pass 2565 m
Essen mit der Großfamilie
26.04.12 Abarkuh - Yazd 74,77 km 396 Hm
Wir standen mit fertig gepackten Rädern kurz vor halb acht vor dem Frühstücksraum. Außer uns war niemand zu sehen. Kurz vor acht bemerkten wir in einem Raum, unter einem Knäuel von Decken, jemanden liegen. Wir klopften und es erhob sich unser Rezeptionist, der verschlafen hatte. Er telefonierte noch kurz um uns dann zu erklären, dass es doch kein Frühstück gäbe. So fuhren wir also ohne Frühstück, mit 2 Keksen, die wir noch hatten und einem Schluck Wasser im Magen, los. Direkt nach dem Ortsausgang - Abarkuh liegt auf 1500 m Höhe und ist eine Oase - ging es in die Wüste. Die Straße war gut aber fast die ganze Strecke bis zum nächsten Ort verlief pfeilgerade durch die Sand- und Steinwüste. Endlose Weite breitete sich um uns aus und das Thermometer stieg auf 31°C an. Die letzten Kilometer zum ersten und einzigen Ort nach 60 Kilometern ging es auf 1900 Meter hinauf und die Steigung samt Gegenwind machte uns sehr zu schaffen. Der Ort war trostlos aber zumindest gab es etwas zu trinken. Sofort scharten sich wieder einige Männer um uns mit den üblichen Fragen. Mit unserem „Ohne Wörter“ Wörterbuch versuchten wir zu erfahren, ob wir evtl. mit dem Bus nach Yazd weiter fahren könnten. Wir erfuhren, dass zwar ein Bus fahre, dieser aber unser Gepäck samt Fahrrädern nicht mitnehmen werde. So fuhren wir mit den Rädern zum Ortsausgang und stellten uns an die Straße, um von einem Pickup oder LKW mitgenommen zu werden. Wieder gesellten sich einige Männer zu uns und gleich der erste Truck, der mit 2 schweren Marmorblöcken beladen war, wurde angehalten. Es klappte, und der Fahrer nahm uns mit bis nach Yazd. So fuhren wir 75 Kilometer über das beeindruckend schöne Shirkuh- Gebirge mit tollen Felsformationen und dem 4075 m hohen Shir Kuh.
Gegen 15:30 Uhr erreichten wir den Ortsanfang von Yazd, wo er uns aussteigen ließ. Mit den Rädern ging es nun ins Zentrum, wo wir Unterkunft im Hotel Oasis, einem traditionellen Lehmhaus fanden. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Besichtigung der Altstadt. Yazd liegt auf 1200 m Höhe und ist mit 430000 Einwohnern Provinzhauptstadt und gilt als die interessanteste Wüsten-Großstadt
Endlose Gerade durch die Wüste
Unsere Räder werden beladen
27.04.12 Yazd
Heute war Ruhetag in Yazd. Wir nutzten den Tag, um noch verschiedene Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Außerdem konnten wir unsere ersten E-Mails versenden. Am Morgen machten wir uns auf, verschiedene Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Das sehr interessante Wassermuseum war sehr lehrreich. Von den Bergen wird über Qanate Wasser unterirdisch in Zisternen in die Oasen geleitet und die Windtürme halten das Wasser kühl. Wasser hat hier eine große Bedeutung. Unterwegs kauften wir Brot und Gebäck, durften aber nichts dafür bezahlen. Es wurde uns alles geschenkt. Auch heute hatten wir wieder verschiedene nette Begegnungen mit Iranern, die sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Land besuchen. Heute ist Freitag was gleich bedeutend mit dem Sonntag bei uns ist. Die meisten Geschäfte sind geschlossen und nur die Bäckereien und Lebensmittelläden haben geöffnet. Auch in den Straßen und Gassen ist nur wenig Betrieb.
Windtürme in Yazd
Minarette der Jame Moschee
Im historischen Viertel von Yazd
28.04.12 Yazd – Aradakan 68 km 41 Hm
Da es in unserem Hotel kein Frühstück gab starteten wir schon um 7:20 Uhr und erst nach etwas mehr als 20 Kilometern kauften wir uns etwas zum Frühstück. Die heutige Strecke ging fast ausschließlich leicht bergab aber ein störender Gegenwind erschwerte das Vorwärtskommen. Die Autobahn war von LKW`s stark frequentiert und auf dem Seitenstreifen, auf dem wir fuhren, war der Belag sehr schlecht. Gegen 11 Uhr erreichten wir Meybod, eine Kleinstadt mit etlichen Sehenswürdigkeiten. Da wir von hier aus nur noch 13 Kilometer bis zu unserm Etappenort Ardakan (1036 m) hatten, blieb uns ausreichend Zeit, verschiedene traditionelle Lehmziegelbauwerke zu besichtigen. Darunter eine alte Festungsanlage, sowie verschiedene Karawansereien. Am Ortsausgang wurden wir, wie immer wenn wir irgendwo stehen blieben, von Leuten angesprochen, die die üblichen Fragen nach woher und wohin stellten. Als wir sagten, dass wir in Ardakan ein Hotel suchten fuhr uns mehrere Kilometer einer mit dem PKW voraus und zeigte uns an einer Kreuzung die Richtung an, in der wir abbiegen mussten. Kurze Zeit später brachten uns zwei Mopedfahrer weiter bis zum Hotel, das wir um 13:30 Uhr erreichten. Endlich wieder ein Hotel mit weichen Matratzen, denn in den letzten Tagen waren unsere Betten immer bretthart.
Festung Narin Qaleh in Meybod
Unser Lieblingsbrot ganz ofenfrisch
Oase in der Wüste
29.04.12 Ardakan – Nain 125 km 604 Hm
Nach dem Ortsausgang von Ardakan ging es bis Nain, das wieder auf 1562 m Höhe liegt, durch die Geröll- und Salzwüste Dasht-e Kavir. Begünstigt durch etwas Rückenwind kamen wir auf der teilweise recht schlechten Straße trotzdem gut voran. Die ersten 60 km waren flach, danach ging es in leichter Steigung weiter. Die letzten 25 Kilometer drehte der Wind wieder und blies uns als Gegenwind ins Gesicht. Auch der permanente LKW Verkehr und der meist fehlende oder sehr schlechte Standstreifen erforderte hohe Konzentration. So gelangten wir gegen 14:30 Uhr zu unserem Hotel in Nain, das außerhalb der Stadt lag.
In der Geröll und Salzwüste
Einsame Karawanserei in der Wüste
30.04.12 Nain – Esfahan 145 km 857 Hm
Auch die heutigen 145 km ging es weiter durch die Dasht-e Kavir Wüste. Es begann mit einem 33 Kilometer langen Anstieg zum 2426 m hohen Pass. Auch hier hatten wir wieder mit Gegenwind zu kämpfen. Schließlich war es jedoch geschafft und auf der anderen Seite ging es nun bei nachlassendem Wind auf die Ausgangshöhe hinunter. Unterwegs wurden wir erstmals von der Polizei kontrolliert. Gleich 4 Polizisten, 2 davon mit Schnellfeuerwaffen, schauten unsere Pässe an und wunderten sich über die vielen verschiedenen Stempel und Visa der vergangenen Jahre. Zum Schluss fragten sie uns, aus welchem Land wir kämen. Dies zeigt, dass sie mit unserem Pass, außer mit dem Iranvisum, nichts anfangen konnten, da sie die Schrift und evtl. auch die Zahlen nicht lesen konnten. So konnten wir unsere Fahrt schon nach kurzer Zeit wieder fort setzen und gelangten nach einem langen Tourentag gegen 17 Uhr nach Esfahan (2,5 Mio. Einwohner und auf 1560 m Höhe gelegen). Der Verkehr war für uns wieder absolut chaotisch. Trotz allem fanden wir gut in den Innenstadtbereich und schnell war ein schönes und zentral gelegenes Hotel erreicht. Das Wetter war heute nur anfangs sonnig, später war es so diesig, dass die Sichtweite nur wenige Kilometer betrug. Trotzdem lag der Tageshöchstwert noch bei 27°C. Gegen Abend machten wir uns auf, den weltweit größten und schönsten Platz, den Imam Platz zu besuchen. Er ist großartig und wir konnten den Abend mit einem Bummel um den Platz ausklingen lassen.
Ankunft auf der Passhöhe 2426 m im Dunst
Mittagspause mit frischem Brot
01.05.12 Ruhetag in Esfahan
Wir ließen den Tag ruhig angehen. Nach einem sehr guten er Frühstück besichtigten wir heute das Zentrum und den südlichen Teil der Stadt mit den herrlichen Brücken über den Fluss Zayanderud. Kilometerlange, wunderschöne Parkanlagen ziehen sich auf beiden Seiten des Flussufers entlang. Im Süden der Stadt stehen auf engstem Raum zahlreiche Mausoleen und Friedhöfe. Auch in der Innenstadt gibt es zahlreiche Parkanlagen mit sattem Grün und alten Baumbeständen. Dazwischen befinden sich zahlreiche Moscheen und alte Paläste.
Auch heute wurden wir immer wieder von Einheimischen angesprochen, die sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Land besuchen und uns herzlich willkommen heißen. Bedingt durch die derzeit angespannte Lage sind zur Zeit nur wenige Touristen im Lande. Wir fühlen uns jedoch sehr wohl und sicher.
Imam-Platz in Esfahan
Zayande Fluss mit Pol-e Khaju Brücke
Lotfullah Moschee am Imam Platz
02.0 5.12 Ruhetag in Esfahan
Esfahan bietet so viel an Sehenswertem, so dass wir noch einen weiteren Tag hier verbrachten. Wir besuchten noch einige weitere Moscheen und hielten uns lange Zeit im Bazar auf. Hier gibt es alles, was man brauchen oder auch nicht brauchen kann. Es geht sehr eng zu und zwischen dem Menschengetümmel sind auch noch ständig Mopedfahrer unterwegs. Als Lastenschlepper werden vielfach Leute aus Afghanistan beschäftigt.
Noch etwas zur Kleidung: Die Männer sind überwiegend westlich gekleidet. Die Frauen sind entweder im traditionellen Chador unterwegs oder aber sie tragen Kleidung, die den ganzen Körper bedeckt. Das heißt, lange Kleider oder lange Hosen sowie langärmlige Oberbekleidung sowie ein Kopftuch. Jüngere Frauen sieht man, vor allem in den Großstädten, in Figur betonten Oberteilen. Für Frieda bedeutet dies, dass sie beim Radfahren unter dem Helm ein Kopftuch trägt, sowie eine lange Hose und ein Oberteil, das die Arme bedeckt. Ich selbst trage natürlich ebenfalls immer eine lange Hose, da kurze Hosen auch bei Männern verpöhnt sind. Allerdings können Männer kurzärmlige Hemden bzw. T-Shirts tragen.
Esfahan Imam-Platz
Musterwerkstatt eines Handwerkers?
03.05.12 Esfahan – Meymeh 110 km 498 Hm
Nach den 2 Besichtigungstagen in Esfahan ging es heute wieder in die Wüste. Zunächst jedoch mussten wir im Verkehrschaos von Esfahan die richtige Straße aus der Stadt hinaus finden. Dies gelang schließlich wie fast immer am besten auf der Autobahn. Als wir an den Industriegebieten am Stadtrand vorbei waren, tauchten Straßenschilder auf, die ein benutzen der Autobahn für Traktoren, Motorräder, Fußgänger und Radfahrer untersagte. Brav verließen wir die Autobahn und fuhren einige Kilometer übers Land. In der nächsten Kleinstadt erkundigten wir uns nach dem Weiterweg und wurden prompt wieder auf die Autobahn geschickt. Diesmal ließen wir uns von der Beschilderung nicht mehr abhalten und nutzten den breiten Seitenstreifen und kamen gut voran. Niemand hielt uns auf und nach der halben Wegstrecke endete die Autobahn und wurde als Schnellstraße weitergeführt, auf der wir nun auch offiziell wieder fahren durften. Schon bei der Abfahrt in Esfahan war der Himmel wolkenverhangen und nach 55 km begann es leicht zu regnen. Bald entdeckten wir neben der Straße einen Laden mit einem überdachten Sitzplatz. Wir fuhren hin, kauften uns etwas süßes Gebäck und etwas zu Trinken. Als wir zahlen wollten nahm der Besitzer unser Geld nicht an. Wir versuchten noch zweimal zu bezahlen aber ohne Erfolg. So bedanken wir uns und fuhren, nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, weiter. Mit Windunterstützung kamen wir gut voran und erreichten gegen 15 Uhr unser Tagesziel Meymeh, das auf 2026 m Höhe liegt. Die Hotelsuche gelang wieder nur mit Hilfe von Einheimischen, denn auch hier hätten wir das Hotel ohne ihre Hilfe nicht gefunden, da alles nur auf Farsi angeschrieben ist.
Noch eine Anmerkung zu Geschenken oder Einladungen. Man sollte diese mindestens 2 Mal ablehnen, um zu prüfen, ob sie ernst gemeint sind. Die Gastfreundschaft der Iraner ist sehr groß und manch einer wäre überfordert, wenn man sein Geschenk oder die Einladung sofort annehmen würde.
Zum Abendessen gingen wir in einen Imbiss. Niemand konnte Englisch und die Inhaber waren ganz aufgeregt, weil sie nicht wussten, was wir wollten. Mit Zeichensprache und Bildern konnten wir uns schließlich verständigen und es gab zuerst eine Suppe und dann einen Fleischspieß mit Beilagen und dazu für jeden einen Teller Reis. Zu Trinken bekamen wir je eine Fanta und das ganze zum Preis von umgerechnet 6 €. Geschmeckt hat es uns ganz ausgezeichnet.
Was kümmert uns das große Schild
Fahrt durch die Wüste
Unser Hotel in Meymeh - Alles nur in Farsi
Abendessen im Imbiss
04.05.12 Meymeh – Delijan 86 km 206 Hm
Ohne Frühstück ging wieder auf die Straße. Zunächst ging es mit geringer Steigung und etwas Gegenwind bis zur Passhöhe auf 2199 m, die 20 Kilometer entfernt war. Mit dem gleichen geringen Gefälle ging es auf der anderen Seite wieder bergab. Nach 25 km war eine Raststätte angekündigt, die wir anfuhren. Das einzige was hier jedoch geöffnet hatte war ein Polizeiposten und eine Station des Roten Halbmondes (Rotes Kreuz). Frieda fragte einen Polizisten nach der Möglichkeit eines Frühstücks und wurde an den Roten Halbmond verwiesen. Von dort kamen uns auch schon einige Sanitäter entgegen und luden uns in ihre Station ein. Es begann das übliche Frage- und Antwortspiel und wir bekamen Tee sowie Brot, Butter, Marmelade und Käse serviert. Auf die Frage nach unserem Heimatort geben wir meist „Nähe München“ an. München kennen alle, auch wegen des FC Bayern München. Immer wieder werden wir auf das Finale zwischen Chelsea und Bayern angesprochen. So wurde hier in einem Nebenraum mit Tischfußball das Finale schon vorweg gespielt. Ich spielte zusammen mit einem Bayern Fan gegen zwei Chelsea Fans und das Spiel endete 10:9 für Bayern. Wenn das kein gutes Omen ist. Nach einer knappen Stunde verabschiedeten wir uns wieder und bedankten uns mit einer Spende bei unseren Gastgebern. Die Weiterfahrt war sehr abwechslungsreich, da das Gestein der neben der Straße befindlichen Berge in allen möglichen Farben leuchtete. Außerdem kamen wir flott voran, da es immer leicht bergab ging und so konnten wir uns schon um 13:30 Uhr im Hotel einquartieren.
Den Mittag verbrachten wir damit, das Städtchen zu erkunden, das aber nicht viel zu bieten hatte. Außerdem war Freitag und die meisten Läden außer den Lebensmittelgeschäften waren geschlossen. So landeten wir noch in einem Eiscafe, wo wir noch ein paar Kugeln Eis aßen und als Zugabe noch frisch gepressten Karottensaft geschenkt bekamen.
Was uns seit gestern auffällt sind die vielen Menschen mit mongolischem Einschlag, die hier leben. Ob es Nachkommen der Mongolen sind, die vor 1600 das Land teilweise zerstörten, wissen wir nicht.
Sanitäter des Roten Halbmondes
Bayern gegen Chelsea
Frühstück bei den Sanis
Bunte Felsenlandschaft in der Wüste
05.05.12 Delijan – Qom 89 km 215 Hm
Bei gutem und warmem Wetter (21°C um 8:30 Uhr) starteten wir heute zur nächsten Etappe durch die Dasht-e Kavir. Auf den ersten 40 Kilometern hatten wir Gegenwind, so dass wir, trotz des leichten Gefälles, ganz schön in die Pedale treten mussten. Hier konnten wir von der Schnellstraße abbiegen und über eine Landstraße ging es Richtung Qom weiter. Die Strecke führte durch einen Gebirgszug und war zunächst zwar hügelig und der Straßenbelag war nicht besonders gut aber dafür war es landschaftlich sehr eindrucksvoll. Immer wieder tauchten kleine Oasen auf, die mit ihrem satten Grün auf sich aufmerksam machten. Bald ging es nur noch leicht bergab, die Straße wurde wieder 4-spurig mit gutem Belag und dann blies uns auch noch der Wind in den Rücken. So gelangten wir nach 1027 km (seit dem Start unserer Reise) früher als erwarte nach Qom und hatten schon um 12:30 Uhr ein Hotel im Zentrum gefunden.
Qom ist eine Großstadt mit 1 Mio. Einwohner und liegt auf 930 m Höhe (erstmals sind wir unter 1000 m Höhe). Der Verkehr ist genauso chaotisch wie in den anderen iranischen Großstädten. Hier gibt es über 50 Hochschulen und Seminare mit 100000 Studenten aus 90 Nationen. Qom besitzt nach Mashhad das zweitwichtigste schiitische Heiligtum Irans. Leider wurde uns der Eintritt in den ganzen Bereich verwehrt, da wir keine Moslems sind. Als wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal Richtung Heiligem Schrein gingen, sprach uns ein Einheimischer an. Wir teilten ihm mit, dass der Bereich für uns Tabu sei, worauf er es ermöglichte, dass wir mit ihm den Innenbereich betreten und auch fotografieren durften. Frieda bekam einen Chador verpasst und dann konnte die Besichtigung beginnen. Unser Führer erklärte uns viel und auf Grund seiner Beziehungen wurden wir in das internationale Büro eingeladen und von einem Gelehrten empfangen. Es wurden Getränke serviert und wir erfuhren vieles über den Islam und den Iran. So nahm es schließlich doch noch ein gutes Ende. Waren wir schon von Esfahan begeistert so waren wir von der Pracht dieser Gebäude überwältigt.
Da wir die Weiterfahrt nach Teheran mit dem Zug planten, gingen wir zum Bahnhof, um uns nach den Zugverbindungen zu erkundigen. Zunächst wurden von der Polizei unsere Pässe kontrolliert, erst dann konnten wir zum Schalter. Hier scheiterten wir kläglich, denn die Dame konnte kein Wort Englisch. So gingen wir zurück zur Polizei und erbaten dort Hilfe. Hier erfuhren wir, dass zwar Züge nach Teheran verkehrten, diese aber keine Fahrräder mitnehmen würden.
So ergibt sich eine neue Situation. Wir werden Morgen mit dem Rad zum Busbahnhof fahren und dort unser Glück versuchen und sollte dies nicht möglich sein, so werden wir wohl oder übel die 150 Kilometer mit unseren Rädern zurück legen müssen. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Oase in der Dasht-e Kavir
Qom
Einladung ins internationale Zentrum von Qom
Frieda im Chador
Qom bei Nacht
Qom bei Nacht
06.05.12 Qom – Teheran 81 km 606 Hm
Schon kurz nach 7 Uhr verließen wir das Hotel und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof. Mehrfach fragten wir nach dem Weg, wurden immer in dieselbe Richtung geschickt, bis wir schließlich weit außerhalb der Stadt waren und weit und breit war von einem Busbahnhof nichts zu sehen. Dies bedeutete, dass wir die Strecke von ca. 145 Kilometer aus eigener Kraft in Angriff nahmen. Wie so oft herrschte Gegenwind und schon in der Frühe hatten wir 24°C bei wolkenlosem Himmel. 2 lange Aufstiege verlangten uns einiges an Schweiß ab und nach 55 Kilometer sprachen wir einen Lieferwagenfahrer an, der gerade auf einem Parkplatz stand, ob er uns ein Stück weit mitnehmen würde. Er stimmte sofort zu, die Räder uns das Gepäck wurden verladen und die nächsten ca. 45 Kilometer legten wir so zurück. Dann ging es wieder mit dem Rad weiter. Es folgte ein erneuter langer Anstieg und unser Thermometer zeigte zwischenzeitlich 38°C in der Sonne an. Wir hatten gerade 3 km des Anstiegs bewältigt, als ein weiterer Lieferwagenfahrer anhielt und uns bis zum Stadtrand von Teheran mitnahm. Dann hieß es für uns, den richtigen Weg in das Zentrum von Teheran zu finden. Immerhin leben in der Hauptstadt Irans geschätzte 14 bis 15 Mio. Einwohner. Das Verkehrsaufkommen ist immens. Wir waren ja durch die vorherigen Millionenstädte schon einiges gewohnt, aber was sich hier abspielte übertraf alles, was wir bisher erlebt hatten. Was aber bei allem Chaos bleibt ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Iraner. Sie ermöglichten es uns auch, unser gewünschtes Hotel zu finden, wo wir uns für die nächsten 3 Nächte einquartierten.
Salzsee
Richtung Teheran unterwegs
Teheran
Verkehr in Teheran
Teheran mit Elburz-Gebirge
07.05.12 Teheran
Den heutigen Tag nutzten wir, um uns etwas in Teheran umzusehen. Unter anderem besichtigten wir den Golestan-Palast, der einst Regierungssitz der qajarischen Könige war. Mit der Metro fuhren wir in den Norden der Stadt. Männer und Frauen fahren getrennt. In unserem Hotel treffen sich internationale Traveller, auch zwei Deutsche sind dabei. Außerdem sind zwei Spanier hier um sich ihre Visa für ihre Weiterreise zu besorgen. Sie sind ebenfalls mit den Rädern unterwegs, sind aber in Valencia gestartet und wollen über Turkmenistan und den Pamir- und Karakorum Highway weiter bis Nepal. Dagegen ist das war wir machen nur ein Sonntagsausflug.
08. 05.12 Ruhetag in Teheran
Nach dem Frühstück im Hotel fuhren wir mit dem Taxi in den Norden Teherans.
Auf ca. 1800 stiegen wir aus und wanderten in 30 Minuten gemütlich bis zur Talstation der Seilbahn zum Tochal. Diese 7,5 km lange Kabinenbahn brachte uns dann hinauf ins Skigebiet von Teheran auf 3680 m Höhe. Oben angekommen empfing uns ein kräftiger Wind mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Einige Ski- und Snowboardfahrer frönten ihrem Hobby. Leider war die Sicht durch Wolken beschränkt und für die Besteigung des Tochal 3965 m fehlte uns die nötige Ausrüstung. So ging es nach einer Weile zurück zur Mittelstation auf 2942 m und später zurück zum Ausgangspunkt. Die Rückfahrt ins Stadtzentrum erfolgte wiederum mit dem Taxi. Es folgte ein Besuch des Juwelenmuseums in dem die ehemaligen Kronjuwelen der persischen Könige ausgestellt sind. Hier trafen wir zum 3. Mal Johannes und Rolf aus Sachsen, die wir zuvor schon in Shiraz und Abarkuh getroffen hatten. Zusammen mit ihnen fuhren wir wieder mit dem Taxi zum Milad-Turm, dem mit 435 m Höhe vierthöchsten Fernsehturm der Welt. Wir genossen es, die Abendstimmung und später das endlose Lichtermeer aus der Höhe zu betrachten. Nach diesem Highlight ging es erneut mit dem Taxi zurück ins Zentrum, wo wir uns von den Beiden gegen 22:30 Uhr verabschiedeten und zu unserem Hotel zurück marschierten. Dort wurden noch Mails verschickt und um 0:30 legten wir uns nach einem langen Tag zur Ruhe.
Skigebiet Tochal
Blick hinunter nach Teheran
Gemeinsames Essen mit den Sachsen
Häusermeer vom Milad-Tower
Blick bei Nacht vom Milad-Tower
09.05.12 Teheran – Karay 50 km 324 Hm
Es begann wie erwartet. Die rund 30 Kilometer aus Teheran hinaus nagten sehr an unseren Nerven, denn es war wieder der ungleiche Kampf von 2 einsamen Radlern gegen die Übermacht an Mopeds, Autos, Bussen, Taxen und LKW`s sowie Fußgängern. In diesem Chaos war es nicht einfach, den richtigen Weg zu finden, da man meist nichts lesen kann, sich auf den Verkehr zu konzentrieren hat und mit einem Auge im Rückspiegel den Partner zu beobachten muss, damit dieser dieselbe Strecke fährt. Es gelang uns heil durch zu kommen. Nur eine kurze Strecke landeten wir auf der 8-spurigen Autobahn, konnten diese jedoch bald wieder unversehrt verlassen. Am Ortsanfang von Karaj wurden wir am Straßenrand bei heißen 28°C zu einem Eis eingeladen, bevor es zu einem Hotel in die City ging. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem Bummel durch die recht moderne Stadt.
Azadi-Monument
10.05.12 Karaj - Qazvin 109 km 278 Hm
Die Landschaft veränderte sich heute völlig. Auf einer Höhe von 1300 m ging es heute flach durch ein grünes Tal. Eine Wohltat für unsere Augen. Die rechte Talseite wurde überragt von hohen Bergen, deren Gipfel noch vielfach weiß leuchteten. Ansonsten verlief mit etwas Rückenwind alles reibungslos und schon um 13 Uhr waren wir in Qazvin, unserem Zielort. So blieb uns noch ausreichend Zeit, um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der 400000 Einwohner zählenden Stadt zu besichtigen. Ab Morgen geht es dann Richtung Norden weiter. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Landschaft Richtung Kaspisches Meer verändert.
Immer am Elburzgebirge entlang
Eingangstor nach Qazvin
11.05.12 Qatvin – Rudbar 112 km 535 Hm
Von Beginn an hatten wir heute mit Gegenwind zu kämpfen. Zunächst ging es von Qazvin über die Ausläufer des Elburz-Gebirges bis zur Passhöhe von 1582 m. Auf landschaftlich sehr schöner Strecke schlängelte sich die Straße an einem Fluss entlang hinunter. Bis Lowshan auf 350 m ging es nur noch bergab. Dort legten wir eine Mittagspause ein, bevor wir die letzten 30 Kilometer, frisch gestärkt, in Angriff nahmen. Der Weiterweg führte im Auf und Ab an einem Stausee entlang. Immer heftiger wurde nun der Gegenwind und auf den letzten 20 Kilometern mussten wir mehrfach absteigen und schieben, um nicht von der Straße geweht zu werden. Hier kamen uns 2 Franzosen entgegen, die von Nizza nach Peking unterwegs sind. Nach kurzer Unterhaltung hieß es für uns zunächst, sicher in Rudbar an zu kommen und nach einigem Suchen gelang es uns auch, ein Hotel zu finden. Rudbar ist das Zentrum des größten Olivenanbaugebiets im Iran. Die Temperaturen lagen heute zwischen 21°C am Morgen und 32°C am Mittag. Am Abend ging noch ein Gewitter mit Hagel nieder und wir waren froh, ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben. Wir hoffen, dass der Wind morgen nachlässt, denn sonst werden wir unser Ziel, das Kaspische Meer, nicht erreichen. Zeitlich sind wir etwas in Verzug und unsere 30 Tage Visa laufen am 20.05.12 ab. Bis dahin schaffen wir es aber nicht, wenn wir unsere vorgesehene Route weiter verfolgen, den Iran zu verlassen. Wir müssen also schauen, wo und bei welcher Behörde wir eine Verlängerung beantragen können. Es wird schon irgendwie klappen.
Nicht der einzige rußende LKW
Es geht über das Elburz-Gebirge
2 Franzosen auf dem Weg nach Peking
Blick von unserem Hotel in Rudbar
12.05.12 Rudbad – Bandar-e Anzali 112 km 203 Hm
Wieder einmal gab es kein Frühstück und so starteten wir um 7:20 Uhr Richtung Rasht. Der Wind hatte sich zum Glück wieder beruhigt und so konnten wir die Landschaft genießen. Kurz hinter Rudbar wurden die ersten Reisfelder sichtbar und sie erfreuten uns mit ihren unterschiedlichen Grüntönen. Gegen 11 Uhr erreichten wir Rasht. Hier wollten wir Geld in einem Wechselbüro umtauschen, da die Wechselkurse bei den Banken deutlich schlechter sind. Es war nicht ganz einfach, ein entsprechendes Büro zu finden aber mit Hilfe der Einheimischen gelang es schließlich. Dann gingen wir zur Polizeizentrale, um unsere Visa zu verlängern, wurden jedoch nach Ardabil verwiesen, da unsere derzeitigen Visa ja noch 8 Tage gelten. Wir werden es dann aufs Neue versuchen. Danach suchten wir ein Restaurant auf um endlich Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Mit vollem Bauch ging es dann weiter nach Bandar-Anzali, wo wir um 15:45 Uhr im Hotel Iran, direkt am Hafen, unterkamen. Wir haben es also geschafft, unser nächstes Ziel, das Kaspische Meer, zu erreichen. Bandar-Anzali ist die bedeutendste iranische Hafenstadt am Kaspischen Meer und wir genießen den Ausblick von unserem Hotelzimmer auf den Hafen und das Kaspische Meer.
Reisfelder
Reisfelder
Ausblick vom Hotel aufs Kaspische Meer
13.05.12 Bandar Anzali - Choobar 122 km 377 Hm
Heute klappte es mit dem Frühstück und gut gestärkt konnten wir den Tag angehen. Geplant war die Strecke nach Astara mit 149 Kilometern. Es lief zunächst alles wie geplant. Die Strecke verlief zwischen dem Kaspischen Meer und den nahen Bergen. Überwiegend wurde Reis angebaut, dazwischen aber auch Kiwi und anderes Obst. Auf der Strecke herrschte lebhafter Verkehr und die Straße war nicht immer im besten Zustand. Oft fehlte der Seitenstreifen und so ging es vielfach recht eng zu. Nach 115 Kilometern wurden wir von einem Autofahrer mit 3 Kindern angesprochen. Er lud uns zur Übernachtung in sein Haus ein. Zunächst lehnten wir ab, weil wir eigentlich nach Astara wollten und sein Haus etwa 30 Kilometer vor Astara lag. Es bot sich aber auch für uns die Chance, das Leben einer iranischen Familie kennen zu lernen und so sagten wir zu. Er ist Hochschullehrer und bietet ausländischen Gästen Couchsurfing an. Nach unserer Ankunft wurden wir mit Tee begrüßt. Es wurde uns ein Raum zugewiesen, in dem wir auf dem Boden auf Polstermatten schlafen konnten. Nach dem Duschen, gingen wir mit dem ältesten der 3 Söhne, er ist 13, noch zum Kaspischen Meer, das nur unweit entfernt war. Nach der Rückkehr wurde das Abendessen gerichtet, aber es dauerte noch bis 21:30 Uhr, da der Hausherr noch unterwegs war, bis das Essen serviert wurde. So lange unterhielten wir uns mit dem 13. Jährigen, der recht ordentlich Englisch sprach, und wir erfuhren einiges über die iranische Lebensweise. Um 23:30 Uhr konnten wir uns endlich Schlafen legen, denn die letzten Tage waren doch recht anstrengend.
Arbeit im Reisfeld
Strand am Kaspischen Meer
Azims Haus
Abendessen bei Azim
14.05.12 Choobar – Ardabil 60 km 360 Hm
Nach einer kurzen Nacht standen wir um 6 Uhr auf. Um 7:30 Uhr gab es Frühstück, das ziemlich schnell beendet war, da alle um 8:00 Uhr in der Schule bzw. bei der Arbeit sein mussten. Wir hätten zwar noch alleine im Haus bleiben können aber wir wollten dies nicht und starteten kurz vor 8 Uhr. Flach ginge es zunächst auf den ersten 35 Kilometern bis Astara, dem Grenzort zwischen dem Iran und Aserbaidschan. Dann bogen wir nach wenigen Kilometern in Richtung Ardabil ab und schon bald wurde es bergig. Wir wussten, dass es von -27 m auf über 1500 hoch ging. Nach den Erfahrungen der bisherigen Tour spekulierten wir darauf, dass uns jemand mitnehmen würde.
Nach 55 Kilometern war es so weit. Ein Kastenwagen hielt auf unser Winken an, Räder und Gepäck wurden verladen und wir setzten uns auf den Radkasten des offenen Pritschwagens. Und los ging die wilde Jagd. Das Fahrzeug wurde gejagt, bis es nicht mehr konnte und stehen blieb. Fahrer und Beifahrer stiegen aus, schauten sich den Motor an, gaben im Leerlauf ordentlich Gas und dann ging es wieder ein paar Kurven weiter, bis wir erneut standen. Dies wiederholte sich mehrmals aber am Ende ging doch alles gut und wir wurden gut durchgeschüttelt am Ortsrand von Ardabil abgesetzt. Gleich stand eine ganze Meute um unsere Räder und unser Gepäck und sie beobachteten, wie wir unsere Drahtesel beluden. Natürlich wollten sie alle wieder wissen woher, wohin, wie alt, ob das meine Frau sei usw. Dann fuhren wir in die Stadt, um ein Hotel zu suchen und kamen schließlich in einem recht schäbigen Laden unter. Ardabil hat ca. 400000 Einwohner und liegt auf 1350 m. Die Sehenswürdigkeiten, die wir hier besichtigen wollten, waren entweder geschlossen oder wegen Bauarbeiten nicht zu besichtigen. Auch unsere Visa konnten wir nicht verlängern, da die zuständige Behörde nur vormittags geöffnet hat. In den letzten Tagen am Kaspischen Meer herrschte feucht warmes Klima und unsere Wäsche trocknete nicht, obwohl sie im Freien hing.
Jeden Nachmittag gab es Gewitter.
Auf dem Pritschenwagen- fast 1200 Höhenmeter und 50 km gespart!
Aussicht auf die Berge vom Fahrzeug
Sheikh-Safi-Heiligtum in Ardabil
15.05.12 Ardabil – Sarab 85 km 847 Hm
Schon kurz nach 7 Uhr starteten wir heute bei kühlen 12°C. Verwöhnt durch die hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen empfanden wir es als empfindlich kalt. Dazu blies uns wieder ein scharfer Wind entgegen und es ging stets bergauf bis zur Passhöhe auf 2055 m. Auch bei bergab Fahrten mussten wir kräftig in die Pedale treten, um wenigstens auf eine Geschwindigkeit von 15 km zu kommen. Auf der Strecke wunderten wir uns, dass so viele Polizeifahrzeuge fuhren und an allen Kreuzungen Polizeibeamte standen. Den Grund erfuhren wir in der ersten größeren Stadt. Dort sahen wir ein Transparent, das auf ein internationales Radrennen von Aserbaidschan nach Täbris im Iran aufmerksam machte. Auf Nachfrage unsererseits erfuhren wir, dass die Fahrer in ca. 1 Stunde den Ort passieren würden. So fuhren wir weiter Richtung Pass und an einer geeigneten Stelle, an der sich einige Polizisten und ein Kameramann sowie 6 Einheimische befanden, warteten wir dann auf das Fahrerfeld. Bevor dieses kam wurden wir vom Kameramann in Stellung gebracht und gefilmt. 2 Ausreisergruppen fuhren mit großem Abstand voraus, bevor das Hauptfeld folgte. Ein Fahrzeug mit der Aufschrift „Freistaat Bayern“ sah uns und hielt an. Sie waren begeistert, als wir sie über unsere Tour informierten und wir erfuhren, dass 2 deutsche Teams im Feld mitfuhren. Als der Spuk um war, folgte ein großer Tross von LKW, der sich hinter dem Fahrerfeld angesammelt hatte. Dann waren wieder mit dem Gegenwind fast alleine unterwegs. Mühsam kämpften wir uns voran. Leider war die Sicht den ganzen Tag über durch Nebel stark eingeschränkt, so dass wir von der herrlichen Landschaft des Sabalan Gebirges (der höchste Berg, der Sabalan ist 4811 m hoch) nicht viel sahen. Plötzlich, 5 Kilometer vor Sarab drehte der Wind und wir hörten Donnergrollen. Wegen des nun günstigen Rückenwindes schafften wir es gerade mit den ersten dicken Regentropfen das Hotel zu erreichen. Unmittelbar danach ging ein heftiger Schauer nieder. Wir waren froh, dass es in Sarab, das auf 1696 m liegt, überhaupt ein Hotel zu finden war und waren sehr überrascht über die prima Qualität dieses Hauses nach der gestrigen Enttäuschung.
Alman - umringt von Einheimischen
Radrennen
Bergstrecke von Ardabil nach Sarab
16.05.12 Sarab – Täbris 133 km 804 Hm
Über Nacht hatte sich das Wetter wieder beruhigt und bei strahlendem Sonnenschein aber kühlen +8°C konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Nach 2 Tagen ohne Sicht zeigte sich heute die Landschaft von ihrer besten Seite und wir hatten viel Spaß beim Fahren. Nach 73 km legten wir eine Mittagsrast ein und als wir danach wieder auf unsere Räder saßen blies uns urplötzlich heftigster Wind entgegen. Außerdem ging es immer höher hinauf, bis wir schließlich die nächste Passhöhe mit 2122 m erklommen hatten. Danach ging es zwar bergab, aber wir mussten weiterhin kräftig in die Pedale treten, um Vorwärts zu kommen. So wie der Wind gekommen war, so ließ er auch wieder nach und so konnten wir die weitere Abfahrt mit herrlicher Aussicht auf die zum Teil schneebedeckten Berge zu unserer Linken genießen. Dann wurden wir von einem LKW-Fahrer, der auf dem Weg nach Triest war, zu einem Kaffee eingeladen. Danach ging es in flotter Fahrt weiter bergab und auf der rechten Seite der Straße leuchteten die Berge in allen möglichen Farben, so dass wir immer wieder staunend stehen blieben. So erreichten wir schließlich Täbris, das auf 1400 m liegt und 1,5 Mio. Einwohner hat. Vom Stadtrand bis zum Hotel waren noch 18 Kilometer zu bewältigen, wobei uns auf den letzten 3,5 km ein junger Mann mit dem Rad den Weg zum Hotel zeigte. Hier quartierten wir uns für 3 Nächte ein. Am Abend trafen wir noch 2 Schweizer im Hotel, die mit dem Rad von Istanbul nach Singapur unterwegs sind (http://www.zentralbiker.ch).
Unterwegs nach Täbris
Einladung zum Kaffee
Fahrt nach Täbris
17.05.12 Ruhetag in Täbis
Trotz Ruhetag standen wir wieder um 6:30 Uhr auf und gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Passbehörde, um unsere Visa zu verlängern. Bevor wir zur Passbehörde im 1. Stock des Gebäudes kamen wurden wir von der Polizei im Erdgeschoss einer Leibesvisitation unterzogen und unsere Fotoapparate wurden einbehalten. Dann ging es nach Oben. Dort mussten wir zunächst erklären, warum wir überhaupt eine Verlängerung bräuchten. Als wir dies ausreichend erläutert hatten, wollten sie von jedem von uns 2 Passbilder, 2 ausgefüllte Fragebogen und wir sollten bei der Mellibank pro Person 300.000 Rial (ca. 15,-- €) einbezahlen. Mit Friedas Passbildern waren sie nicht einverstanden, da sie kein Kopftuch trug und sie sollte sich neue, mit Kopftuch, besorgen. Außerdem mussten wir noch Kopien des Reisepasses und der Visa besorgen und uns dann wieder bei ihnen melden. Zunächst wurden also neue Passbilder von Frieda gemacht und die nötigen Kopien angefertigt. Dann ging es zur Bank, wo wir das Geld einbezahlten und dafür eine Quittung erhielten. Da nun alle Unterlagen beisammen waren ging es wieder zurück ins Büro der Passbehörde. Ich wurde noch in ein weiteres Büro geschickt, wo ich nochmals 20.000 Rial einbezahlen musste. Dann hieß es warten, bis alle Vorgänge von mehreren Beamten geprüft und bestätigt waren. Die im Raum anwesenden 3 Beamten waren sehr freundlich und unterhielten sich immer wieder mit uns. Nach etwa 2 Stunden folgte noch das Finale. Jeder von uns musste 6 Unterschriften leisten und ebenso viele Fingerabdrücke auf verschiedenen Dokumenten anbringen. Damit war der unglaubliche Papierkrieg erledigt. Unsere Visa sind um 10 Tage verlängert und wir müssen nicht fluchtartig das Land verlassen. So gingen wir anschließend gut gelaunt durch den riesigen Basar und besuchten noch die Blaue Moschee und informierten uns über die Möglichkeit, nach Kandovan zu kommen, das wir morgen besuchen wollen.
Backstube
Bazar von Täbris
Blaue Moschee in Täbris
18.05.12 Ruhetag in Täbris und Fahrt nach Kandovan
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit den beiden Schweizer Radlern und einem iranischen Diplom Ingenieur. der 17 Jahre in Deutschland lebte und uns beim Geldwechseln behilflich war, wurden wir um 9 Uhr am Hotel von einem Taxi abgeholt. Mit ihm fuhren wir die 60 Kilometer nach Kandovan, einem noch bewohnten Felsendorf in schöner Umgebung. Dort hatten wir 2 Stunden Zeit, um uns umzusehen. Durch verwinkelte Gassen und über steile Treppen konnte man den Einwohnern bei ihrer täglichen Arbeit zusehen und die Felsenwohnungen, in denen sie leben, erinnern sehr stark an Kappadokien in der Türkei. Da der Ort relativ klein ist reichte die Zeit gut aus, bevor uns unser Taxifahrer wieder zum Hotel in Täbris zurück fuhr. Die ganze Aktion kostete uns beide gerade mal 20 €. Taxifahren kann man sich hier wirklich noch leisten. Am Nachmittag nutzten wir die Zeit noch, um unsere Räder mal wieder gründlich zu reinigen und auf Vordermann zu bringen. Morgen geht es wieder in den Sattel und wir rechnen noch mit 3 Tagen Fahrt im Iran, bevor es nach Armenien weiter geht.
Gemeinsames Frühstück
Kandovan
Kandovan
Kandovan
Kandovan
Wir in Kandovan
19.05.12 Täbris – Marand 77 km 533 Hm
Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir unsere Reise fort. Die 15 Kilometer aus Täbris hinaus fanden wir ganz gut und schon bald fuhren wir wieder durch eine grüne Landschaft mit rot leuchtenden Bergen auf unserer rechten Seite. So ging es ca. 40 Kilometer fast eben dahin, bevor es zum wahrscheinlich letzten kleinen Pass im Iran anstieg. Von knapp 1300 m Höhe ging es nochmals auf 1806 m hinauf. Während dieser Auffahrt wurden wir von Landarbeitern zum Tee eingeladen, was für uns eine willkommene Pause bedeutete. Bald danach war die Passhöhe erreicht und in rasanter Abfahrt ging es hinunter nach Marand, das auf 1337 m liegt und 110000 Einwohner zählt. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich schwierig aber dank der Mithilfe der Einheimischen wurden wir schließlich fündig. Äußerlich machte es einen sehr guten Eindruck aber im Innern sah es leider nicht mehr gut aus. Es dient unter anderem auch als Lehrerwohnheim. Was solls, wenn es an Alternativen mangelt ist man froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Leider hatte auch die Stadt nichts Besonderes zu bieten.
Zum Abendessen ließen wir uns von einem Taxifahrer, der uns bei der Hotelsuche behilflich war, abholen. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit ihm in einem guten Restaurant gingen wir noch zusammen mit ihm in seinen Laden in der Stadt. Er verkauft und näht Taschen und fährt noch 6 Stunden am Tag Taxi, um über die Runden zu kommen. Er lud uns noch zu sich nach Hause ein, wo wir Milchreis sowie Tee serviert bekamen. Dann fuhr er uns zurück ins Hotel, das wir gegen 23 Uhr erreichten.
Unterwegs nach Marand
Einladung zum Tee bei Landarbeitern
Einladung beim Taxifahrer
20.05.12 Marand – Jolfa 101 km 484 Hm
Im Hotel mussten wir zunächst den Mann an der Rezeption wecken, der dort schlief, um unsere Pässe zu bekommen und das Hotel verlassen zu können. Auf sehr schöner und abwechslungsreicher Strecke ging es weiter in den nördlichsten Teil des Irans. Auch heute wurden wir wieder von Straßenarbeitern zum Tee eingeladen. Flott ging es hinunter Richtung Jolfa, das wir nach 66 km zur Mittagszeit erreichten. Jolfa ist ein Grenzort mit etwa 20000 Einwohnern und liegt nur noch auf gut 700 m Höhe. Wir fanden ein gutes Hotel und machten uns dann nach kurzer Pause nochmals mit unseren Rädern auf, um in ein Naturschutzgebiet mit spektakulärer Landschaft und einigen Sehenswürdigkeiten zu fahren. Die Straße führte immer am Fluss Araz entlang, der hier die Grenze zwischen Iran und Aserbaidschan bildet. Diesem Fluss werden wir Morgen in die andere Richtung folgen, bis wir nach Armenien die Grenze überschreiten können.
Bei Jolfa
Wo geht es weiter?
Die Berge Aserbaidschans
21.05.12 Jolfa – Meghri (Armenien) 78 km 662 Hm
Der letzte Tag im Iran stand bevor. Es sollte eigentlich eine gemütliche und landschaftlich eindrucksvolle Tour werden. Aber so richtig gemütlich wurde es nicht. Der Iran wollte uns nicht gehen lassen. Nach den ersten 10 Kilometern, auf denen wir gut voran kamen, war es aus mit lustig. Schlagartig setzte wieder heftigster Gegenwind ein. Immer wieder mussten wir nach wenigen Kilometern kleine Pausen einlegen, denn der Kampf gegen den Wind war echt zermürbend und gefährlich, denn mehrfach kamen durch Windböen von der Straße ab oder mussten absteigen, um nicht vom Rad zu fallen. Nach 5 ½ Stunden, die wir für die 65 Kilometer bis zur Grenze benötigten, erfolgte die Abfertigung durch die iranischen Grenzbeamten. Nach 30 Minuten waren alle Formalitäten erledigt und wir durften ausreisen.
Frieda konnte nach 2136 km, die wir im Iran zurückgelegt haben, endlich ihr Kopftuch ablegen und wieder eine kurzärmlige Bluse anziehen.
Dann erfolgte die Einreise nach Armenien. Da wir für Armenien noch keine Visa hatten mussten wir einen Antrag ausfüllen und zusammen 6000,-- Armenische Dram bezahlen (12,-- €). Während wir auf die weitere Abfertigung warteten, gesellten sich 2 Franzosen dazu, die mit ihren Rädern nach China unterwegs sind. Die ca. 1 ½ stündige Wartezeit wurde durch Austausch der gegenseitigen Reiseerlebnisse verkürzt. Zusammen machten wir uns auf den Weg nach Meghri, unserem ersten Tagesziel in Armenien. Der steile Anstieg war ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen in den Bergen Armeniens erwartet. Die Quartiersuche erfolgte unter Mithilfe der Bevölkerung, die uns ein Privatquartier vermittelten. Am Abend suchten wir ein Restaurant. Artur, ein Soldat, fuhr uns in ein einige Kilometer entferntes Lokal, da es im Ort nichts gab. Dafür luden wir ihn zum Essen ein, das ganz vorzüglich angerichtet war und auch prima schmeckte. Erstmals gab es wieder ein Bier zum Essen und Artur trank Wodka. Wir waren die einzigen Gäste in einem riesigen Saal und kaum hatten wir zu essen begonnen, spielte eine 4 Mann Band für uns auf. Einen solchen Empfang hätten wir nicht erwartet. Wir wollten nach dem Essen eigentlich gleich zurück in unser Quartier aber Artur war mit seiner Karaffe Wodka noch nicht fertig, wurde dafür aber immer lustiger und wäre gerne noch länger geblieben. Mit reichlich Alkohol im Blut setzte er sich dann ans Steuer und wir waren froh, dass wir wieder heil ankamen.
Gegenverkehr
Unterwegs nach Armenien
Die ersten Kilometer in Armenien
22.05.12 Meghri – Goris 19 km 653 Hm
Schon um 4:30 Uhr standen wir auf. Am Vortag wurde uns gesagt, dass um 5:30 Uhr ein Bus nach Kavan fahren würde und wir wegen der Verladung der Räder um 5:10 Uhr da sein sollten. Um 5 Uhr standen wir an der verabredeten Stelle und warteten bis kurz nach 6 Uhr. Was nicht kam war der Bus. Wir hatten noch nicht gefrühstückt und im Ort war noch kein Laden offen, wo wir etwas hätten einkaufen können. Auch zu Trinken hatten wir nur eine gefüllte Trinkflasche dabei. Aber was sollten wir machen. Wir wussten, dass wir über einen 2533 m hohen Pass mussten und deshalb hatten wir schon bei der Planung Bus oder Taxi für die Strecke vorgesehen. Nun waren alle Pläne dahin und so beschlossen wir, die Strecke in Angriff zu nehmen. Nach 2 Kilometern hörten wir erstes Donnergrollen und kurze Zeit später begann es leicht zu regnen. Wir flüchteten in ein unweit der Straße befindliches Hotel, um uns unter zu stellen. Dort saß gerade eine englische Reisegruppe am Frühstück und wir wurden dazu eingeladen, was uns nicht ganz ungelegen kam. Der Regen hörte wieder auf und wir setzten unseren Aufstieg fort. Kaum ein Auto war auf der schmalen Passstraße unterwegs und nach 7 Kilometern mussten wir erneut die Straße verlassen und erreichten gerade noch einen überdachten Picknickplatz, als ein heftiger Gewitterschauer mit Hagel nieder ging und die ganze Straße überflutete. Nach ca. 40 Minuten hörte es wieder auf zu regnen. Inzwischen war es empfindlich kühl geworden, als wir unseren Aufstieg wieder fort setzten. Nach 16,6 km und 653 Höhenmetern war es geschafft. Wieder hatte es zu regnen begonnen und ein LKW-Fahrer hatte Erbarmen mit uns und nahm uns mit bis nach Gori, einer Kleinstadt, die sich über mehrere Kilometer an steilen Berghängen hinzieht. Hier fanden wir ein nettes Hotel auf einer Höhe von 1349 m.
Wir sind froh, dass die Geschichte für uns so glücklich endete, denn unterwegs schüttete und gewitterte es so gnadenlos, dass die enge und zeitweise sehr schlechte Straße überflutet war und viel Geröll und Dreck darauf lag. Die Straßenränder waren teilweise weiß vom niedergegangenen Hagel. Allerdings haben unsere Räder doch sehr unter den extremen Bedingungen gelitten und es gibt einiges zu tun.
Regenfluten
Radtransport über 2 Pässe
Passstraße nach Goris
23.0 5.12 Goris – Tathev (Ruhetag)
Nach den Unwettern am Vortag entschieden wir uns für einen Ruhetag. Diesen nutzten wir, um mit dem Taxi nach Tathev zu fahren. Auf der Fahrt dorthin waren überall auf der Straße die Folgen der Unwetter vom Vortag zu sehen. Viel Geröll und teilweise mächtige Felsbrocken lagen auf der Straße. Unsere ursprünglich geplante Route hätte über nicht geteerte Wege geführt und wir wären im tiefen Schlamm stecken geblieben. So besichtigten wir also die Klosteranlage in Tathev und konnten die Aussicht auf die grüne Gebirgslandschaft genießen. Leider jedoch regnete es auch hier immer wieder was den Spaß etwas trübte. Auf der Rückfahrt schauten wir uns noch die Satansbrücke in der Vorotanschlucht an und wurden dann in unser Hotel zurück gebracht. Für die 37 km lange Fahrtstrecke benötigte unser Taxifahrer, der so schnell er nur konnte fuhr, 1 Stunde. Die sehr kurvenreiche und schlecht ausgebaute Straße war übersät mit tiefen Schlaglöchern. Als ich beim Einsteigen ins Taxi den Sicherheitsgurt anlegen wollte, wies mich der Fahrer darauf hin, dass dies nicht nötig sei.
Am Nachmittag unternahmen wir noch eine längere Wanderung durch die schöne Felsenlandschaft um Goris, bevor es wieder zu regnen begann.
Kloster Tathev
Auswirkungen des Unwetters vom Vortag
Vorotanschlucht
24.05.12 Goris – Sarnakunk 55 km 1316 Hm
Da es erst nach 8 Uhr Frühstück gab starteten wir um 9 Uhr. Die für heute vorgesehene Etappe sollte uns nach Sisian führen, das nur 39 Kilometer entfernt lag. Von Anfang an hatten wir wieder mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Außerdem ging es zur Passhöhe von 2191 m immer wieder recht steil auf und ab. Daher kamen wir nur langsam vorwärts. Unterwegs trafen wir ein tschechisches Radler Pärchen, das eine Radtour durch Armenien unternimmt. Da wir nicht unter Zeitdruck standen unterhielten wir uns lange. Nach der Passhöhe ging es wieder auf ca. 1700 m hinunter. Unterwegs standen in kurzen Abständen Leute, die eimerweise Pilze verkauften, die sie in der Gegend gesammelt hatten. Ein an der Straße gelegenes Hotel ignorierten wir und auch am nächsten fuhren wir vorbei, da man uns sagte, dass 4 km später ein weiteres käme. Es ging weiterhin steil in Wellen bergauf und bergab und wir waren wieder auf einer Höhe von 2130 m, als wir uns entschieden, an einer Raststätte in Sarnakunk für heute Schluss zu machen, da kein Hotel mehr zu finden war. Neben der Tankstelle stellten wir unser Zelt auf einer nicht gemähten Wiese auf. Essen und Trinken gab es in der Raststätte. Kaum war das Zelt aufgebaut, setzte ein Gewitterregen alles unter Wasser. Wir hatten jedoch Glück, dass wir in der Raststätte im Trockenen saßen und als das Unwetter gegen 9 Uhr nach ließ, legten wir uns schlafen.
Pilzeverkauf am Straßenrand
Frisch verschneite Gipfel
Unser Nachtlager im hohen Gras
25.05.12 Sarnakunk – Arpi 73 km 520 Hm
Die Nacht im Zelt war recht unruhig und so standen wir schon um 5:30 Uhr auf und gingen zum Frühstück in die Raststätte. Das Wetter sah recht schlecht aus. Dunkle Gewitterwolken standen am Himmel aber als wir das Frühstück beendet hatten waren fast alle Wolken wie weg geblasen und ein herrlicher Tag erwartete uns. Also packten wir unsere Sachen zusammen, bauten das nasse Zelt ab und um 7:30 Uhr waren wir wieder unterwegs. Da wir am Vortag weiter als geplant gefahren waren, waren es bis zur nächsten Passhöhe 2359 m nur noch 19 km. Dann erfolgte eine lange Abfahrt mit einigen ruppigen Gegenanstiegen bis nach Arpi auf 1052 m, wo wir Unterkunft in einem Hotel fanden. Landschaftlich war es bislang unser schönster Tag. Die Fahrt durch die herrlich grüne Gebirgslandschaft mit den noch verschneiten Bergen im Hintergrund bildete eine großartige Kulisse. Nach der Ankunft im Hotel wurden zunächst die nassen Schlafsäcke und das Zelt getrocknet und wir genossen die verbleibende Freizeit am Nachmittag.
Fahrt von Sarnakunk zum Pass
Abfahrt nach Vajkh
26.05.12 Arpi – Eriwan 114 km 1157 Hm
Erst um 8 Uhr sollte es Frühstück geben. Wir waren fertig, die Räder beladen, aber der Wirtschaftsraum war verschlossen und auch sonst gab es keine Möglichkeit, das Hotel zu verlassen. So warteten wir bis kurz vor 8:30 Uhr, bis die Inhaber endlich mit dem Auto ankamen. Wir nahmen noch schnell das Frühstück zu uns und dann ging es kurz vor 9 Uhr endlich los. Durch eine herrliche Schlucht führte die Straße noch 5 Km bis auf 1000 m hinunter, bevor der 16 km lange Anstieg zum nächsten Pass auf 1805 m erfolgte. Die Aussicht war herrlich und auch das Wetter spielte wieder mit. Von der Passhöhe ging es zunächst wieder 170 Höhenmeter bergab und dann nochmals auf 1803 m hinauf. Dann folgte die viele Kilometer lange Abfahrt in die Araratebene bis auf 818 m hinunter. Auch hier boten sich wunderschöne Landschaftsbilder aber der Ararat blieb hinter einer drohenden Gewitterwand verborgen. Bei der Abfahrt mussten wir permanent bremsen, da die Straße in einem recht schlechten Zustand war. Nach einer kurzen Mittagspause in Yerakh, einem Grenzort zwischen Armenien und Aserbaidschan ging es weiter zur trostlosen Stadt Ararat. Inzwischen drohten von allen Seiten Unwetter und hier warteten wir unter den Vordächern verschiedenen kleiner Läden den einsetzenden Regen ab. Da wir aber nur noch etwas Kleingeld in Armenischen Ram im Geldbeutel hatten mussten wir weiter in die armenische Hauptstadt Eriwan, um uns neues Geld aus dem Automaten zu besorgen. Der Regen ließ nach und so bewältigten wir die verbleibende Strecke in flottem Tempo. Als wir uns dem Stadtzentrum näherten fragten wir einen Taxifahrer nach dem Weiterweg zu einem Hotel im Zentrum. Er deutete uns an, dass er gegen eine Gebühr von 1000 Ram (2 €) bereit wäre, uns den Weg zu zeigen. So fuhren wir noch weitere 5 km hinter dem Taxi durch die Stadt und quartierten uns dann gegen 19 Uhr im 11. Stock eines Hotels ein. Nach dem Duschen ging es dann noch in die Stadt zum Abendessen und um 23:30 Uhr ging ein langer und ereignisreicher Tag für uns zu Ende.
Fahrt durch die Schlucht des Arpha
Weinverkauf am Straßenrand in allen möglichen Flaschen
Die Passhöhe befindet sich beim Mast in der Bildmitte
Abfahrt in die Araratebene
27.05.12 Ruhetag in Eriwan
Trotz Ruhetag standen wir schon um 7 Uhr auf, da draußen kein Wölkchen die herrliche Sicht auf den Ararat 5165 m trübte. Vom Bett aus konnten wir zum höchsten Berg der Türkei schauen. Diese Aussicht war uns gestern bei der Fahrt durch die Araratebene verwehrt geblieben. Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg, um die 1,5 Millionenstadt, die auf einer Höhe zwischen 800 m und 1200 m liegt, zu erkunden.
Der Ararat 5165 m vom Hotelbalkon
Eriwan
Wasserorgel am Platz der Republik in Eriwan
28.05.12 Eriwan - Sevansee 85 km 1260 Hm
Am Vortag hatten wir beim Frühstück Eva aus Deutschland kennen gelernt. Sie arbeitet als Hubschrauberpilotin in Dubai und macht hier in Armenien ein paar Tage Urlaub. Am Abend verabredeten wir uns zum gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant mit armenischer Küche. Das Essen war nicht nur gut zubereitet sondern es schmeckte auch ganz vorzüglich. Der Wirt spendierte uns Wein dazu und zum Abschied gab es für jeden noch einen Wodka. Danach gingen wir noch zum Platz der Republik wo eine Wasserorgel für eine tolle Atmosphäre sorgte. Nach der Rückkehr ins Hotel setzten wir uns noch auf dem Balkon zusammen und Eva spendierte noch eine Flasche Wein. Die Zeit verging wie im Flug und wir bemerkten gar nicht, dass es schon weit nach Mitternacht war, als wir uns eine gute Nacht wünschten. Da wir noch einiges für den kommenden Tag vorbereiten mussten war es fast 2 Uhr, als wir uns hinlegten.
Nach der kurzen Nacht folgte ein gutes Frühstück und gut gestärkt ging es immer bergauf aus Eriwan hinaus. Verglichen mit den iranischen Großstädten ging es in Eriwan viel geruhsamer zu. Nach einer Stunde hatten wir die Stadt hinter uns gelassen aber es ging weiterhin stetig bergauf bis wir auf 1800 m ankamen. Dann ging es in Wellen weiter und schließlich folgten noch die letzten Meter hinauf zum Sevansee auf 1930 m Höhe. Der Sevansee ist 78 km lang und 56 km breit und das größte Gewässer in Armenien. Trotz der vielen Höhenmeter kamen wir heute gut voran, da uns ein angenehmer Rückenwind unterstützte und auch die Straße fast über die gesamte Länge in einem guten Zustand war. Am nördlichen Ende des Sevansee fanden wir ein Hotel, in dem wir sehr freundlich aufgenommen wurden. Es wurde uns gleich noch etwas zu Essen spendiert und als Zugabe gab es Rotwein. Vom Zimmer aus können wir direkt auf den herrlichen Sevansee blicken. Zum Abendessen wurden uns Krabben und verschiedene Fische aus dem Sevansee zubereitet und man muss sagen, dass wir in Armenien bestens versorgt werden. Allerdings sind die Preise teilweise ähnlich hoch wie in Deutschland und wir können uns nicht vorstellen, wie die Leute über die Runden kommen.
Fahrt zum Sevansee
Ausblick von unserem Hotel am Sevansee
29.05.12 Sevansee - Alaverdi 111 km 1196 Hm
Kurz vor 8 Uhr verließen wir unser Hotel. Wieder waren wir die einzigen Personen im Haus aber zum Glück fanden wir einen unverschlossenen Ausgang und konnten unsere Tour fortsetzten. Wir nutzten die erste Gelegenheit, um in einem kleinen Laden etwas einzukaufen, so dass wir den Sevanpass 2158 m, zu dem es hinauf ging, nicht ganz ohne Frühstück in Angriff nehmen mussten. Bald war der erste Pass des Tages geschafft und auf miserabler Straße ging es auf 1259 m hinunter nach Dilijan. Dort gab es eine kurze Mittagspause, bevor wir den 2. Pass mit 1873 m in Angriff nahmen. Wieder ging es 24 km bergauf und auf der anderen Seite hinunter nach Vanadzor auf 1328 m. Von hier aus ging es durch die zeitweise recht eindrucksvolle Debedschlucht hinunter, natürlich nicht ohne einige Gegenanstiege. So erreichten wir gegen 17:30 Uhr Alaverdi und fanden Unterkunft bei netten Leuten in einem Guesthouse. Für 10,-- € pro Person bekamen wir Unterkunft, ein prima Abendessen sowie ein ebenso gutes Frühstück.
Abfahrt vom Sevanpass
Wir fahren auf der armenischen Seidenstraße
Durch die Debedschlucht
30.05.12 Alaverdi – Tiflis 122 km 753 Hm
Gut gestärkt machten wir uns also wieder auf den Weg. Wir dachten eigentlich, dass es eher ein gemütlicher Tag werden würde. Aber wie meist kam es ganz anders. Schon am Morgen hatte es 22°C und es ging zunächst immer weiter bergab Richtung georgischer Grenze. Dadurch wurde es immer heißer uns schwüler und die Straße war in einem Ort verschüttet. Daher mussten wir eine Umleitung fahren. Es ging so steil bergauf, dass ich Frieda selbst beim Schieben des Rades behilflich sein musste. Außerdem handelte es sich um einen Feldweg übelster Art. Nach diesem Kraftakt war es nicht mehr weit bis zur Grenze wo alles ganz reibungslos und schnell ablief. So verließen wir nach 512 km Armenien. Ab der Grenze waren es dann noch 80 Kilometer bis Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Die Unterschiede zu Armenien fielen sofort auf. Die Leute waren sehr freundlich und winkten uns wieder zu. Die Straßen sind deutlich besser und auch die Bausubstanz der Häuser sieht wesentlich besser aus als in Armenien. Wir kamen nach der Grenze bis auf 340 m hinab und mussten dann in der Mittagshitze von 32°C wieder auf 672 m hinauf. Dies alles bereitete uns recht viel Mühe und wir merkten auch, dass die vielen Höhenmeter in Armenien viel Kraft gefordert hatten. Zu allem Übel zogen auch noch dunkle Gewitterwolken auf und wir mussten uns beeilen, um trocken anzukommen. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich recht schwierig bis sich ein Taxifahrer anbot, uns ein gutes und günstiges Hotel zu besorgen. So fuhren wir ihm 4 km durch die Stadt nach, bis wir außerhalb des Zentrums waren. Hier kamen wir zwar ordentlich unter, waren aber weit abseits des Zentrums. Außerdem zockte uns der Taxifahrer noch ab. So macht man manchmal auch seine schlechten Erfahrungen.
Abschied vom Guesthouse in Alaverdi
Kinder begleiten uns auf dem Feldweg
Grenze Armenien - Georgien
31.05.12 Ruhetag in Tiflis
Tiflis mit seinen ca. 1,3 Mio. Einwohnern ist eine recht lebendige und durchaus sehenswerte Stadt. Viele kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt es zu besichtigen und überall wird renoviert oder neu gebaut. Es ist einiges in Bewegung. Da wir weit außerhalb des Zentrums untergebracht sind nahmen wir heute das Fahrrad und erkundeten so die Stadt. Hier gibt es endlich auch wieder gemütliche Cafes und man kann im Freien sitzen und dem lebhaften Treiben auf den Straßen zusehen. Dies haben wir in den letzten Wochen unserer Reise doch sehr vermisst. Der Himmel war heute meist bedeckt und es war schwül warm. Morgen werden wir auch noch hier verbringen aber mehr dazu im nächsten Bericht.
Schwefelbäder in Tiflis
Tiflis
Ausblick von der Burg
01.06.12 Fahrt mit dem Bus nach Kasbegi
Den 2. Ruhetag nutzten wir dazu, einen Ausflug nach Kasbegi im Kaukasus zu machen. Zuerst fuhren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof. Von dort ging es in einem Minibus zunächst auf guter, später aber recht abenteuerlicher Strecke auf der alten Heerstraße bis auf mehr als 2400 m Höhe hinauf. Für die 155 km lange Strecke benötigte unser rasant fahrender Minibus 3 Stunden. Diese alte Heerstraße verbindet Georgien mit Russland. Der Grenzübergang ist aber nur für bestimmte Nationen geöffnet. Unterwegs behinderten immer wieder riesige Schaf- und Ziegenherden den Verkehr auf der Straße, da die Herden auf die Sommerweiden des Großen Kaukasus getrieben wurden. Von Kasbegi aus hatten wir mächtige Berge vor uns aber leider war der Blick auf den Kasbek, den mit etwas mehr als 5000 m zweithöchsten Gipfel Armeniens, von Wolken verdeckt.
Nach 1 ½ Stunden Aufenthalt ging es auf der gleichen Strecke wieder zurück.
Vom Busbahnhof aus nahmen wir dann die Metro, um wieder in das Zentrum von Tiflis zu gelangen. Mit einem Abendessen im Freien ließen wir den Abend ausklingen und gingen dann zu Fuß zurück zum Hotel.
Schafe auf der Alten Heerstraße
Kasbek 5033 m
02.06.12 Tiflis – Gori 88 km – 738 Hm
Wir hatten am Vorabend noch den Wetterbericht abgerufen und freuten uns über die guten Aussichten. Kein Regen, viel Sonne aber Wind mit 60 bis 80 km pro Stunde. Wir wollten es nicht glauben und dachten, sie hätten sich bestimmt um eine Null vertan. Als wir aufstanden herrschte wolkenloser Himmel mit heftigem Wind. Wir frühstückten noch und dann ging es aus Tiflis hinaus. Von Beginn an herrschte stürmischer Gegenwind und wir kamen wieder nur mühsam vorwärts. Nach knapp 25 km hatten wir Tiflis hinter uns und es ging auf einer ruhigen Landstraße mit viel auf und ab weiter. Landschaftlich war es wunderschön aber der Wind machte uns das Vorwärtskommen unglaublich schwer.
Zur Mittagszeit trafen wir in einem kleinen Dorf zwei Franzosen, die mit ihren Rädern auf der Heimfahrt von Thailand nach Frankreich sind. Sie hatten bereits schon 11000 km hinter sich aber auch ihnen machte der Wind sehr zu schaffen. Dann kämpften wir uns mühsam weiter und erreichten nach mehr als 7 Stunden Gori, den Geburtsort Stalins. Hier fanden wir schnell ein Hotel und machten uns dann auf um noch die in der Stadt befindliche Festungsruine sowie das Geburtshaus Stalins zu besichtigen.
Mtskheta
Auf der Straße nach Gori
Unterwegs nach Gori
Geburtshaus von Stalin in Gori
03.06.12 Gori – Surami 68 km 630 Hm
Um der Autobahn zu entgehen suchten wir uns eine schöne Nebenstrecke aus.
Doch schon bald endete diese in der Wildnis. Nach einigem Suchen fanden wir einen steilen Pfad, der nach oben führte von wo Autogeräusche zu vernehmen waren. Oben angekommen stellten wir fest, dass wir auf der falschen Seite der Autobahn standen. Wie sollten wir über die Mittelleitplanke aus Beton kommen? Da entdeckte Frieda eine Lücke, die etwa 400 m entfernt war. Wir fuhren also bis dahin zurück, wendeten dann und setzten unsere Fahrt auf der richtigen Fahrbahnseite fort. Nach wenigen Kilometern endete die Autobahn und die Straße, die viel befahren war, ging zweispurig mit Gegenverkehr weiter. An der nächstmöglichen Stelle verließen wir wieder diese Hauptstraße, um auf ruhiger Nebenstrecke übers Land zu fahren. Auf übler Straße fuhren wir 4 km zum nächsten Ort und wurden dann von den Einheimischen wieder zurück zur Hauptstraße geschickt. Also wieder zurück und auf der Hauptstraße weiter nach Khashuri, wo es ein Hotel geben sollte.
Dort angekommen erkundigten wir uns nach dem Hotel und mussten hören dass es kein Hotel gäbe. Inzwischen waren wir skeptisch, was die Aussagen der Einheimischen betraf. Wir fragten nach, ob auf der weiteren Strecke ein Hotel zu finden sei, was bejaht wurde. Allerdings schwankten die Angaben zwischen 4 und 10 Kilometern. Nach mehrmaligem Nachfragen unterwegs fanden wir dann nach 7 Kilometern ein „Hotel“ an der Straße.
Obwohl es nicht immer so lief wie wir es uns vorstellten war es ein herrlicher Tag. Der extreme Gegenwind vom Vortag hatte nachgelassen. Zwar hatten wir auch heute den ganzen Tag über Gegenwind, aber dieser war zu verkraften. Dafür aber hatten wir traumhaftes Wetter mit einer sehr guten Fernsicht. Unsere Strecke zieht sich in einem breiten Tal zwischen dem Kleinen Kaukasus und dem Großen Kaukasus dahin. Heute konnten wir die leuchtenden Eisgipfel der Vier- und Fünftausender erkennen und davor die herrlich blühenden und duftenden Wiesen genießen.
Autobahnzubringer
Der Große Kaukasus
Es geht uns nach wie vor gut
Der Kleine Kaukasus
04.06.12 Surami – Kutaisi 103 km 748 Hm
Schon um 7 Uhr starteten wir heute, um etwa zur Mittagszeit in Kutaisi zu sein. Nach 2 Kilometern bogen wir von der Hauptstraße auf eine Nebenstrecke ab, um dem Verkehr zu entgehen. Dafür handelten wir uns ein anderes Problem ein. Nach 200 Metern endete der geteerte Weg und mündete in eine Piste aus groben Steinen, Wasserläufen und tiefen Wasserpfützen. Einmal mussten wir die Schuhe ausziehen und durch eine riesige schlammige Wasserpfütze die Räder durchschieben. Bis über die Knöchel standen wir im Schlamm und die Räder waren total verdreckt und mit Schlamm überzogen. Zum Glück kam kurze Zeit später ein Brunnen, an dem wir uns und die Räder wieder einigermaßen säubern konnten. So ging es über eine Strecke von 40 Kilometern, für die wir mehr als 5 Stunden benötigten. Als wir dann nach 50 Kilometern wieder die Hauptstraße erreichten waren wir froh, wieder auf einer vernünftigen Straße fahren zu dürfen. Kurz hinter Zestaponi trafen wir zwei Fernradler, ein Pärchen aus Bremen und Mexico, die Richtung Osten unterwegs waren. Wir unterhielten uns längere Zeit und tauschten Erfahrungen aus, bevor es weiter ging nach Kutuaisi, das wir erst kurz nach 17 Uhr erreichten. Da Kutaisi und seine Umgebung einiges zu bieten hat, werden wir hier 2 Nächte verbringen.
Abseits der Autobahn auf ausgewiesener Landstraße
Barfuß durch den Schlamm
Anschließende Reinigung von Mensch...
und Material
2 Fernradler aus Bremen und Mexico
Blick zum Kleinen Kaukasus
05.06.12 Ruhetag in Kutaisi
Das Hotel, in dem wir die Nacht verbrachten lag weit außerhalb und so packten wir unsere Sachen, um in der Innenstadt nach einem Hotel zu suchen.
Fast der ganze Vormittag verging, bevor wir Unterkunft in einem Privatquartier fanden, das wieder weit weg vom Stadtzentrum lag. Aber wir waren froh, überhaupt eine Unterkunft gefunden zu haben. Dann ging es in die interessante Innenstadt und per Taxi wollten wir eine Höhle besuchen, aber diese war an diesem Tag geschlossen. So fuhren wir weiter zum Kloster Gelati, ein Weltkulturerbe der Unesco und anschließend noch zum herrlich gelegenen Kloster Motsameta. Nach der Rückkehr nach Kutaisi besichtigten wir noch die restlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und beendeten den Tag mit einem prima Abendessen in einer Brauereigaststätte. Wieder war es sehr warm und schwül und wir merken, dass wir uns nur noch auf einer Höhe von 135 m befinden.
Kloster Gelati
Taufe im Kloster Motsamenta
Brunnen in Kutaisi
Fluss durch Kutaisi
06.06.12 Kutaisi – Ureki 127 km 116 Hm
Schon in Armenien war es ein Problem, morgens früh los zu kommen. Dies hat sich auch in Georgien fort gesetzt. Wenn es überhaupt ein Frühstück gibt, dann bekommt man es ab 9 Uhr oder später. Wir sind daher froh, wenn gar kein Frühstück angeboten wird. So war es auch heute. Wir saßen um 6:30 Uhr reisefertig da aber die Hausherren standen erst kurz nach 7:30 Uhr auf und das Eingangstor war mit einem massiven Schloss abgesperrt. So ging es also kurz vor acht los und da wir keine Steigungen und keinen Wind hatten kamen wir flott voran und genehmigten uns nach den ersten 40 Kilometern ein kleines Frühstück. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel und es wurde immer wärmer. Plötzlich rief ein Mann aus einem vorbei fahrenden Auto uns etwas zu und reichte Frieda eine Tüte, wendete auf der Straße und war weg. Als wir die Tüte aufmachten sahen wir, dass 6 verschiedene Sorten Eis am Stiel in der Tüte waren. Welch eine Überraschung. Um 13 Uhr erreichten wir Poti, eine Hafenstadt am Schwarzen Meer. Bis hierher hatten wir gerade 100 Kilometer zurück gelegt und legten eine längere Mittagspause ein.
Eigentlich wollten wir hier übernachten, aber der Ort gefiel uns nicht und so beschlossen wir, noch bis Ureki weiter zu fahren und dort nach einem Hotel an der Schwarzmeerküste zu schauen. Wir fanden ein tolles Hotel direkt am Strand und erhielten ein Zimmer mit Meerblick. Die verbleibende Zeit nutzten wir zu einem Strandspaziergang im schwarzen Sand.
Das Schwarze Meer ist erreicht
Am schwarzen Sandstrand von Ureki
07.06.12 Ureki – Hopa 95 km 319 Hm
Zwar hatte es heute beim Start gegen 9 Uhr schon ein paar Wolken am Himmel aber dies war uns gerade recht, da es schon 27°C warm war und dazu recht schwül. So ging es der Schwarzmeerküste entlang, wo noch ein letzter kurzer aber giftiger Anstieg mit 11% Steigung auf uns wartete, bevor wir zur Mittagszeit Batumi erreichten, eine sehr schöne Hafenstadt, wo wir uns einige Zeit aufhielten. Dann ging es weiter zur Georgisch – Türkischen Grenze. Nach 572 in Georgien zurück gelegten Kilometern hatten wir schnell die entsprechenden Aus- und Einreisestempel in unserem Pass. Dann wurden die Uhren noch um eine Stunde zurück gestellt, bevor wir unsere Fahrt nach Hopa fortsetzten. Wenige Kilometer vor Hopa begann es ganz leicht zu regnen, was uns aber nichts mehr anhaben konnte und wir suchten dasselbe Hotel auf, in dem wir schon im vergangenen Jahr bei unserer Türkeireise nächtigten. Ab hier meldete sich wieder mehrmals täglich in entsprechender Lautstärke der Muezzin.
Hafenstadt Batumi
Strandpromenade in Batumi
Grenze Georgien - Türkei
Frieda und Norbert haben die Türkei erreicht
08.06.12 Hopa – Ardesen 47 km 60 Hm
Die ganze Nacht über regnete es. Als wir nach dem Frühstück starteten nieselte es nur noch leicht aber bald setzte der Regen wieder ein und erstmals bei unserer diesjährigen Tour kam die Regenbekleidung zum Einsatz. Zum Glück war auf der 4-spurig ausgebauten Strecke entlang der Schwarzmeerküste kaum Verkehr. Bei stärker werdendem Regen legten wir eine etwa 2-stündige Pause ein, in der Hoffnung, dass der Regen nachlasse. Dies war auch der Fall und so entschlossen wir, noch bis Ardesen zu fahren. Dort waren wir bei der Hotelsuche bald fündig. Froh, die nassen und kalten Klamotten ausziehen zu können und uns unter der warmen Dusche wieder aufzuwärmen verbrachten wir die restliche Zeit im Hotel. Die nassen Sachen trocknen nur sehr schlecht bzw. gar nicht und wir werden sehen, wie es morgen früh weiter geht.
Erster Regentag unserer Reise erwischte uns an der Schwarzmeerküst
09.06.12 Ardesen – Trabzon 124 km 456 Hm
Unsere letzte Etappe nach Trabzon stand an. Das Wetter hatte sich wieder gebessert und nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen. Die vierspurige Straße führte relativ flach an der Schwarzmeerküste entlang. Zu unserer Rechten war das Schwarze Meer und zur Linken die bergige Landschaft mit Teeanbau zu sehen. Wir legten einen kurzen Stopp ein und schauten den Teepflückern bei ihrer Ernte zu. Dreimal pro Jahr wird hier Tee geerntet.
Schon kurz vor Batumi in Georgien wird Tee angebaut und dies ändert sich erst etwa 30 Kilometer vor Trabzon, denn ab hier sieht man Haselnuss- und Mandelbäume. Es waren einige lange Tunnel zu durchfahren aber sie waren gut beleuchtet und so konnte uns nichts mehr aufhalten. So erreichten wir glücklich Trabzon und kamen im selben Hotel wie im vergangenen Jahr unter. Wir genossen es, durch die 400000 Einwohner zählende Stadt zu schlendern und bei zwischenzeitlich wolkenlosem Himmel im Freien zu essen.
Teeanbau bei Rize
Besuch bei den Teepflückern
Küstenstraße
10.06.12 Ruhetag in Trabzon
Bei wolkenlosem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen genossen wir den letzten Tag vor der Heimreise in Trabzon. Seit dem vergangenen Jahr hat sich hier im Zentrum einiges sehr positiv verändert. Das Leben pulsiert und überall sitzen die Leute in Straßencafes oder vor Lokalen im Freien, wo vor einem Jahr noch eine riesige Baustelle war.
Park in Trabzon
11.06.12 Rückflug von Trabzon nach Stuttgart 6 km 53 Hm
Von Eriwan aus hatten wir per Internet den Rückflug von Trabzon nach Stuttgart gebucht. Heute war es dann so weit. Genau 7 Wochen nach unserem Start in Shiraz ging unsere Radreise zu Ende. Nach 3416 km und gut 20000 Höhenmetern traten wir von Trabzon aus den Rückflug an. Nach einem letzten Frühstück nahmen wir die letzten 6 km zum Flughafen bei 27°C in Angriff. Bald war dieser erreicht und wir richteten unsere Räder für den Rückflug her und gaben dann das Gepäck und die Räder auf. Alles lief routiniert ab und war bald erledigt. Der Abflug verzögerte sich um eine Stunde aber um 12:30 Uhr hob unsere Maschine ab und landete nach 3:40 Stunden in Stuttgart. Dort holten uns Silke, Christian und Timo ab und brachten uns sicher wieder nach Hause.
Ohne gesundheitliche Probleme und ohne Pannen aber mit vielen neuen Erkenntnissen und Eindrücken kehrt nun der Alltag wieder ein. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis wir alles verarbeitet haben.
Es geht zurück in die Heimat